platon hat geschrieben:quark hat geschrieben: Die "Feindesliebe" ist eine kausale Schlussfolgerung aus der "Nächstenliebe". "Liebe deinen Nächsten, denn er ist wie du." Ist eine bessere Übersetzung.
"Liebe deinen Feind, denn er ist wie du." Soll heißen: ein Mensch (wie auch du selbst)...
Ja, aber "ein Mensch, wie auch du selbst" kann und konnte nur ein Christ sein.
Das ist einer der großen Irrtümer der Religionsgeschichte. Dieses Gebot - in abgewandelter Form - taucht es auch im Islam auf. Es gilt nur
Glaubensgenossen gegenüber. Ungläubigen gegenüber ist Toleranz oder Nächstenliebe nicht angebracht. Die Päpste des Mittelalters haben das ganz klar gestellt, als sie zu den Kreuzzügen aufriefen.
platon hat geschrieben:Und was sagt uns das?
Niemanden hat je interessiert, was sich irgendwelche Exegeten, Talmud- und Schriftgelehrte aus den jeweiligen heiligen Büchern zusammengereimt haben. Alle diese Machwerke sind heißer Schmelzkäse und für jeden gewünschten Zweck beliebig uminterpretierbar, Das macht ja ihren unschätzbaren Charme für alle diejenigen aus, die die religiöse Karte für ihre eigenen Zwecke ausspielen wollen.
In dem Fall empfehle ich doch einfach mal das Selber-Lesen der Bibel. Nicht zu glaubenszwecken, sondern nur um mal - völlig interpretationsfrei - zu erfahren, was da drin steht. In dem Fall kann man es tatsächlich auch ganz leicht verstehen - man braucht gar nichts zu interpretieren oder in den historischen Kontext der Entstehung zu setzen oder so. Hier ist alles ganz eindeutig - so eindeutig, dass heute in dem Punkt sogar Einigkeit unter den Christen herrscht:
Das Gebot der Feindesliebe rührt von Jesus selbst aus der Bergpredigt - es wird allerdings oft verwechselt mit dem Gebot der Nächstenliebe aus den 10 Geboten des AT.
Matthäus 5, Satz 43-48 hat geschrieben:Von der Feindesliebe
43 Ihr habt gehört, dass gesagt ist: »Du sollst deinen Nächsten lieben« (3.Mose 19,18) und deinen Feind hassen. 44 Ich aber sage euch: Liebt eure Feinde und bittet für die, die euch verfolgen2, 45 damit ihr Kinder seid eures Vaters im Himmel. Denn er lässt seine Sonne aufgehen über Böse und Gute und lässt regnen über Gerechte und Ungerechte. 46 Denn wenn ihr liebt, die euch lieben, was werdet ihr für Lohn haben? Tun nicht dasselbe auch die Zöllner? 47 Und wenn ihr nur zu euren Brüdern freundlich seid, was tut ihr Besonderes? Tun nicht dasselbe auch die Heiden? 48 Darum sollt ihr vollkommen sein, wie euer Vater im Himmel vollkommen ist. "
Wenn man völlig unvoreingenommen Satz 47 liest, ist eigentlich klar, dass genau dass der entscheidente Unterschied zwischen "Nächstenliebe" (10 Gebote des AT) und "Feindesliebe" = Ergänzung durch Jesus (NT) ist: Die Feindesliebe gilt insbesondere auch für alle Menschen, die nicht "Brüder" sind - sondern Ungläubige - "Heiden". Sie gilt ganz einfach für JEDEN Menschen, den man so als seinen Feind betrachtet.
Was sagt Jesus jedoch überhaupt zu der Frage, für wen denn das Gebot der Nächstenliebe aus dem AT gilt?
Diese Frage stellt auch im Gleichnis vom barmherzigen Samariter ein Pharisäer an Jesus.
Die Antwort ist eindeutig: Der der Barmherzigkeit übt - dass ist "der Nächste", den es nach diesem Gebot zu lieben gilt - (Un)Glaubensrichtung = sch** egal.
In diesem Beispiel sind die 2 Juden eindeutig NICHT "die Nächsten" (der Priester und der Levit). Sondern der Ungläubige (Samariter sind KEINE Juden!):
Lukas 10, Satz 25-37 hat geschrieben:Der barmherzige Samariter
25 Und siehe, da stand ein Schriftgelehrter auf, versuchte ihn und sprach: Meister, was muss ich tun, dass ich das ewige Leben ererbe? 26 Er aber sprach zu ihm: Was steht im Gesetz geschrieben? Was liest du? 27 Er antwortete und sprach: »Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele, von allen Kräften und von ganzem Gemüt3, und deinen Nächsten wie dich selbst« (5.Mose 6,5; 3.Mose 19,18). 28 Er aber sprach zu ihm: Du hast recht geantwortet; tu das, so wirst du leben. 29 Er aber wollte sich selbst rechtfertigen und sprach zu Jesus: Wer ist denn mein Nächster? 30 Da antwortete Jesus und sprach: Es war ein Mensch, der ging von Jerusalem hinab nach Jericho und fiel unter die Räuber; die zogen ihn aus und schlugen ihn und machten sich davon und ließen ihn halb tot liegen. 31 Es traf sich aber, dass ein Priester dieselbe Straße hinabzog; und als er ihn sah, ging er vorüber. 32 Desgleichen auch ein Levit: Als er zu der Stelle kam und ihn sah, ging er vorüber. 33 Ein Samariter aber, der auf der Reise war, kam dahin; und als er ihn sah, jammerte er ihn; 34 und er ging zu ihm, goss Öl und Wein auf seine Wunden und verband sie ihm, hob ihn auf sein Tier und brachte ihn in eine Herberge und pflegte ihn. 35 Am nächsten Tag zog er zwei Silbergroschen heraus, gab sie dem Wirt und sprach: Pflege ihn; und wenn du mehr ausgibst, will ich dir's bezahlen, wenn ich wiederkomme. 36 Wer von diesen dreien, meinst du, ist der Nächste gewesen dem, der unter die Räuber gefallen war? 37 Er sprach: Der die Barmherzigkeit an ihm tat. Da sprach Jesus zu ihm: So geh hin und tu desgleichen!
Da braucht man nicht mal was zu interpretieren. Das Gebot der Nächstenliebe aus dem AT ohne das NT zu kennen, wird so verstanden, dass "die nächsten" die Gleich-Gläubigen sein sollen. Aber Jesus hat im NT dieses Gebot a) anders interpretiert: "Die Nächsten", dass sind die, die Barmherzigkeit üben - egal woran sie (nicht) glauben. Und b) durch das Gebot der Feindesliebe ergänzt - was ausdrücklich alle Anders-/Nicht-gläubigen mit einschliesst. Obwohl ich mich - zumindest über das Internet viel auch mit sehr strengen Christen unterschiedlicher Konfessionen und Kirchen unterhalte. Alle waren sich bisher durch die Bank weg einig, dass das Gebot der Feindesliebe sich auf ALLE Menschen bezieht, die man so als Feinde betrachtet - egal welchen (Nicht)Glaubens und ebenso egal, wieviele schreckliche Fehler jemand begangen hat.
Einen Schönen Sonntag allen!
PW_