Haben Brights weniger Phantasie?

Haben Brights weniger Phantasie?

Beitragvon PW_ » Fr 17. Apr 2009, 00:15

Angeregt durch den Thread viewtopic.php?f=13&t=2879. Ich weiss, dass ich sehr wohl noch Kuscheltiere "zum Leben erwecken kann". Durch meine Phantasie.

Wahn oder Schizophrenie kann es aber nicht sein - denn ich bin mir jederzeit bewusst, dass das Tier in meiner Vorstellung wirklich lebt - aber in der materiellen, mit naturwissenschaftlichen Mitteln beweisbaren Welt bleibt es ein totes Stück Stoff.
Und ich kann mich jederzeit entscheiden, ob ich mich in irgendeine Phantasiewelt begebe, oder nur in der realen, matieriellen Welt bin. Oder ob ich beides miteinander verbinde - was ich ausgesprochen gerne tue...

Meine Phantasie kann mindestes genau so lebendig und "wahr" sein, wie die materielle Welt (wenn ich das möchte!). Und hat deshalb auch mit Sicherheit naturwissenschaftlich beweisbare, messbare Auswirkungen auf mein Leben in der materiellen Welt. V.a. auf mein Verhalten und mein Wohlbefinden.

Ist das bei Brights nicht so? Habt ihr weniger Phantasie?

„Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.“ Was ist für Euch dann "Das wesentliche"?

Wenn es meine Phantasie nicht wirklich(!!) gäbe, könnte ich wahrscheinlich nicht nur nicht glauben, sondern z.B. auch keine Bilder malen , die es vorher dann zwar sehr deutlich in meinem Inneren - aber noch nicht in der materiellen Welt gab, ... Aber die Bilder sind da, manchmal schon sehr lange, bevor ich sie male - genau so, wie Gott da ist, und lebendige, sprechende Kuscheltiere. Und manchmal, wenn ich das möchte, lebt dort auch ein fliegendes Spaghettimonster und winzig kleine Gieskannen fliegen um den Mars.

Gute Nacht,
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Re: Haben Brights weniger Phantasie?

Beitragvon Sabrist » Fr 17. Apr 2009, 00:23

Wo ist das Problem?
Selbstverständlich hat ein Mensch seine Fantasie. Und ebenso selbstverständlich kann auch ein noch so skeptischer und noch so logischer Mensch äußerst fantasievoll denken und handeln. Ja, auch spielen.
Wer allerdings zwischen Fantasie und Realität nicht unterscheidet, der oder die hat ein echtes Problem.
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Re: Haben Brights weniger Phantasie?

Beitragvon PW_ » Fr 17. Apr 2009, 00:36

Sabrist hat geschrieben:Wo ist das Problem?
Selbstverständlich hat ein Mensch seine Fantasie. Und ebenso selbstverständlich kann auch ein noch so skeptischer und noch so logischer Mensch äußerst fantasievoll denken und handeln. Ja, auch spielen.
Wer allerdings zwischen Fantasie und Realität nicht unterscheidet, der oder die hat ein echtes Problem.


Das tue ich durchaus. Aber:
1) Das meine Fantasie da ist, ist real.
2) alles was in meiner Phantasie ist, kann sehr reale Auswirkungen auf mein reales Leben haben. Und Gott hat da Auswirkungen, die mir sehr gefallen und weiter helfen. Ohne Gott, würde ich mich anders verhalten und anders fühlen - schlechter.
3) Mein reales Leben hat - auch sehr reale - Auswirkungen auf meine Phantasie.
4) Das irgendeine Vorstellung von Gott oder Feen oder fliegenden Spagetthimonstern und sprechenden Teddybären nicht doch wahr ist, ist wirklich schwer zu beweisen. (Das der christliche Glaube generell falsch ist, da könnten einige Dinge vielleicht tatsächlich irgendwann mal bewiesen werden.)

Weshalb entscheiden sich Brights, ausgerechnet diese aus ihrer Phantasiewelt kategorisch auszuschliessen?
Zuletzt geändert von PW_ am Fr 17. Apr 2009, 00:50, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Haben Brights weniger Phantasie?

Beitragvon Sabrist » Fr 17. Apr 2009, 00:42

Ach so, ich verstehe dich jetzt.
Du möchtest also wissen:
"wieso glaubt ihr nicht an Gott?"
Sag das doch gleich.
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Re: Haben Brights weniger Phantasie?

Beitragvon PW_ » Fr 17. Apr 2009, 01:08

Ich möchte wissen, wieso schliesst ihr es für Euch kategorisch aus, irgendeine Phantasie von Gott zu entwickeln. Warum finden viele von Euch anscheinend ausgerechnet diese Phantasien blöd? Oder mögt ihr generell keine Phantasie? Kommen in Eurer Phantasie nur Dinge vor, die auch in der matieriellen Welt naturwissenschaftlich nachweisbar sind?

Warum keine Feen? Keine Elfen? Keine Hexen? Keine Vorstellungen von Wiedergeburt? Kein Prinzip oder Handlung, die Euch in jeder denkbaren Situation jeden Tag hilft? Sondern halt nur das, was man in der matieriellen Welt nachweisen kann.

Oder glaubt ihr eben - Eure Grundsätze ganz streng genommen - gar nicht, dass ihr Eure Phantasie habt? Denn alles, was sich in der Phantasie abspielt, ist in seiner Existenz mit Naturwissenschaft nicht beweisbar.
Ich würde jedenfalls sagen: In meiner Vorstellung sind GOTT und Achtsamkeit als "höheres Prinzip" wirklich vorhanden. Und beides hat sehr reale Auswirkungen auf mein Leben. Und ich finde, das ist eine wirklich gute Sache und werde das deshalb wohl nie mehr (dauerhaft...) ändern.

Oder ihr stellt möglichst keine Verbinung her zwischen Phantasie und materieller Welt... Schon gar nicht, wenn die Phantasie doch so Dinge enthält, die es in der materiellen Welt eventuell nicht gibt. Ihr sprecht eben aus welchem Grund auch immer, nicht mit jemandem, der "nur" in Eurer Phantasie existieren könnte, und schon gar nicht - wenn es vielleicht ein Hund mit Schwimmflossen ist oder ein (ansonsten) toter Freund.
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Re: Haben Brights weniger Phantasie?

Beitragvon blauregen » Fr 17. Apr 2009, 06:33

Ein paar Gründe für die Ablehnung von 'Phantasien' fallen mir schon ein, auch wenn ich das Ganze eher entspannt sehe.

Ich hatte bisher den Eindruck, dass die meisten Naturalisten sich einer Art objektiv erkennbaren Realität verpflichtet fühlen, und in der wissenschaftlichen Methode und der naturalistischen Weltanschauung das Mittel und die Betrachtungsweise sehen um deren Wesen zu erkennen.

Ich selber bin mir nicht so sicher darüber, ob diese ultimative Realität tatsächlich erkennbar ist, und seit vor langer Zeit im Gymnasium mein Physiklehrer meinte es hinge wirklich davon ab was wir mit Licht anstellen wollten, ob wir es lieber als Welle oder als Teilchen betrachten sollten, bin ich damit zufrieden wenn ein Modell in seinem Anwendungsbereich nutzbar ist, ohne dass ich vom Modell verlange dass es eine theoretische ultimative Realität in allen Aspekten zutreffend beschreibt.

Von daher stimme ich zu, dass religiöse Phantasien nützlich sein können. Eine gütige imaginäre Elternfigur die alles über dich weiss und dich trotzdem immer noch mag, kann z.B. je nach deiner psychologischen Disposition eine sehr nützliche Stütze sein, und die Idee von blockierten oder fliessenden, feinstofflichen Energien, ist als einfaches Modell oft geeignet um Verspannungen oder Hemmungen infolge psychologischer Vorgänge zu beschreiben. Ich nehme an aus naturalistischer Sicht wäre zumindest das Erstere analog zu einer Krücke, aber -um die Analogie mal weiter zu spinnen - möchte ich zu bedenken geben dass eine Krücke eine Gehhilfe ist, also ein Werkzeug um die Funktionalität zu erhöhen, und dass ein Verweis auf Millionen Menschen die hervorragend ohne Gehhilfe laufen können kein guter Grund ist um Anderen, die mit der Gehhilfe besser vorwärts kommen, die Krücke wegzunehmen.

Das Problem das sich aus den religiösen Hilfsideen ergibt, und auf dem viele Naturalisten begeistert herumreiten, entsteht denke ich ,wenn - um den guten alten Korzybski mal wieder auszugraben - die Landkarte mit dem Gelände verwechselt wird, wenn also die religiöse Vorstellung als eine in allen Aspekten zutreffende und vollständige Beschreibung der Realität verstanden wird und versucht wird sie außerhalb des Bereichs ihrer Nützlichkeit anzuwenden. Das kann dann dazu führen dass du versuchst allen Leuten die Vorlieben deiner imaginären Elternfigur aufs Auge zu drücken oder versuchst deinen Darmkrebs per Stimulation deines Chi in den Griff zu bekommen, was im ersten Fall ärgerlich für Leute die ein anderes Modell verwenden, und im zweiten Fall schlecht für deine Gesundheit ist.

Natürlich sind Naturalisten auch nur Menschen und leiden daher auch oft unter diesem Absolutheitsanspruch ihrer Modelle und unter Problemen wie selektiver Wahrnehmung. was meiner Meinung nach dazu führt, dass sie die Gefährlichkeit anderer Vorstellungen überschätzen, und deshalb ab und zu (von meiner Warte aus) überreagieren. Ich kenne sogar eine nette Anekdotensammlung im Netz, die die Gefährlichkeit supernaturalistischer Vorstellungen belegen soll (http://www.whatstheharm.net/). Und schliesslich gibt es noch Leitfiguren der Brightsbewegung die von ihrer ideologischen Vorarbeit recht gut profitieren ( Dawkins, Randi , Hitchens, etc. ) und die - wie viele Ideologen - eine begeisterte Anhängerschaft nach sich ziehen, die ihre Anschauung manchmal eher unkritisch übernimmt. Was das angeht versuche ich mich an den Rat von Michael Shermer zu halten, der als er gefragt wurde 'Why should I believe you?' geantwortet hat: 'You shouldn't. Think for yourself.'

Weltanschaulich muss ich den Anhängern der wissenschaftlich Methode außerdem zu Gute halten, dass ihre Erkenntnismethode einen Korrekturmechanismus enthält. Wird in einem Anwendungsbereich ein besseres Modell entdeckt, dass zum Beispiel bessere Vorhersagen oder effizientere Ansätze erlaubt, dauert es nur etwa ein bis zwei Generationen ( bis die meisten Vertreter der vorherrschenden wissenschaftlichen Lehrmeinung gestorben sind ) bis es sich durchsetzt.

Die meisten religiös oder ideologisch basierten Weltanschauungen scheinen einmal gewonnene Erkenntnisse dagegen möglichst unverändert weitergeben zu wollen, und vermeiden Prüfungen ihrer Nützlichkeit oder versuchen gar ihre Wahrnehmung an das Modell anzupassen. Ich erinnere da nur an Diskussionen mit Marxisten und an den famosen Begriff der 'relativen Verelendung' , der eingeführt wurde um zu erklären warum die Mehrheit des Proletariats in einer Marktwirtschaft nicht zwingend am Existenzminimum herumkrebst. :lachtot:

Das scheint mir langfristig nachteilig.

Alles in Allem denke ich Phantasien und religiöse oder supernaturalistische Vorstellungen sind nicht schlecht. Man muss nur aufpassen wo man sie einsetzt.
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Re: Haben Brights weniger Phantasie?

Beitragvon Julia » Fr 17. Apr 2009, 09:38

Zum Thema Gottesphantasien fällt mir immer das Gedicht "Die Krücken" von B. Brecht ein, ich weiß nicht ob ich das hier posten darf also lass ich das mal lieber sein. Bei dem letzten Missionsversuch dessen Opfer ich wurde hat man mir auch einen Link zu einem Video geschickt, in dem sich jemand darüber gefreut hat von Gott geliebt zu werden. Ich meine das ist ja eventuell eine angenehme Vorstellung, aber richtiger wird das dadurch nicht.
Ich meine ich bin zum Beispiel auch manchmal sehr verstrickt in eine Situation und denke, dass ich für einen Moment etwas Abstand gebrauchen könnte und ich glaube, dass gläubige Menschen dann die Gottesvorstellung benützen um ihre aktuelle Situation zu relativieren, ich habe dafür andere Vorstellungen. Etwas was mich zum Beispiel immer aus dem Alltagstrott reißt ist die Vorstellung, dass ich gerade auf einem Planeten um die Sonne kreise, einem von vielen Sternen in der Milchstraße... Ich kann mir das auch sehr phantasievoll ausmalen und es hilft. Ganz ohne Rauschebart.
Es fehlt mir glaube ich nicht an Phantasie nur an der Bereitschaft meinen Verstand für ein bisschen flauschig wattiges Wohlfühlen in den Ruhestand zu schicken, mal ganz abgesehen von der ganzen Arbeit die es kostet, sich täglich neu von Gott zu überzeugen.

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Re: Haben Brights weniger Phantasie?

Beitragvon PW_ » Fr 17. Apr 2009, 16:27

:2thumbs:
Julia hat geschrieben:ich glaube, dass gläubige Menschen dann die Gottesvorstellung benützen um ihre aktuelle Situation zu relativieren,

So ist es. Aber nicht nur. Ich hole mir z.B. auch Rat bei Gott ein. Oder danke ihm.

Julia hat geschrieben:die Vorstellung, dass ich gerade auf einem Planeten um die Sonne kreise, einem von vielen Sternen in der Milchstraße... Ich kann mir das auch sehr phantasievoll ausmalen und es hilft.

:applaus: Dann sind wir uns wohl einig. Mir ist es auch egal, was sich jemand für eine Vorstellung macht. Solange es dazu führt, dass es mit der Vorstellung besser geht als ohne.

Mich würde ja brennend interessieren - wie fühlt sich das eigentlich an, wenn man nackt als Mensch durch die verschiedenen Schichten der Erdatmosphäre fliegt? Merkt man das überhaupt? Sehen die Farben und das Licht dort oben anders aus? Siehst du dort oben mehr oder weniger Farben als auf der Erde? Wie hört sich die vermutlich unendliche Stille an? Sind dir schon mal Ausserirdische begegnet?

Es fehlt mir glaube ich nicht an Phantasie nur an der Bereitschaft meinen Verstand für ein bisschen flauschig wattiges Wohlfühlen in den Ruhestand zu schicken,

Ich glaube, daran fehlt es den allermeisten Otto-Normal-Religösen in Deutschland. Mir auch.

mal ganz abgesehen von der ganzen Arbeit die es kostet, sich täglich neu von Gott zu überzeugen.

Ich schätze mal, genauso viel, wie sich davon zu überzeugen, dass man durch die Milchstrasse fliegt.
Was es mir aber einfacher macht - ich bin nicht die einzige Person, die die Vorstellung "christlicher Gott" oder noch genauer "lutheranischer Gott" bevorzugt.
Und es gibt sogar jede Woche eine feste Zeit, da treffen hier um die Ecke viele Menschen aus dem gesamten Umkreis gemeinsam mit diesen Gott.

Wo die Grenze ist, zwischen reliösem Fundamentalismus und Wahn, frage ich mich schon auch manchmal.
Aber, umgekehrt genauso. Welche Krankheitsbezeichnung gibt es, wenn ein Mensch in seinem Alltag keine Phantasie hat oder glaubt, sie auszuleben, zu nutzen und mit anderen zu teilen, sei schädlich?

Für mich haben Phantasie und Wissen exakt den selben Wert. Beides hat ganz unterschiedlichen Einfluss auf mein alltägliches Leben. Phantasie könnte niemals Wissen ersetzen - und umgekehrt auch nicht.
Und es gibt sehr nützliche Phantasievorstellungen, von denen man zum Glück nicht beweisen kann, ob sie nicht doch auch real sind.

Liebe Grüsse, PW_
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Re: Haben Brights weniger Phantasie?

Beitragvon PW_ » Fr 17. Apr 2009, 16:45

Weltanschaulich muss ich den Anhängern der wissenschaftlich Methode außerdem zu Gute halten, dass ihre Erkenntnismethode einen Korrekturmechanismus enthält. Wird in einem Anwendungsbereich ein besseres Modell entdeckt, dass zum Beispiel bessere Vorhersagen oder effizientere Ansätze erlaubt, dauert es nur etwa ein bis zwei Generationen ( bis die meisten Vertreter der vorherrschenden wissenschaftlichen Lehrmeinung gestorben sind ) bis es sich durchsetzt.

Solche Mechanismen gibt es in der Theologie aber auch. Aber das wird dann als Beweis genommen, dass Theologie beliebig sein - weil die Anschauungen heute nicht mehr die selben sind, wie vor 500 oder 2000 Jahren.

Was das angeht versuche ich mich an den Rat von Michael Shermer zu halten, der als er gefragt wurde 'Why should I believe you?' geantwortet hat: 'You shouldn't. Think for yourself.'

Ich glaube, mein "Gott" nickt dazu gerade mit mir mit. :mg:
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Re: Haben Brights weniger Phantasie?

Beitragvon HF******* » Fr 17. Apr 2009, 16:59

@PW_: Wenn Du in der Lage bist, den Gottesglauben in den Unterpunkt Phantasie einzuordnen, dann bist Du eigentlich Atheist/in. Das wird aber auch unter Lutheranern normalerweise nicht geduldet! (Ausnahme: Bremen…).

Wer jetzt glücklich ist, von Gott geliebt zu werden, ist später vielleicht nicht so glücklich, von Satan geliebt zu werden oder von Dämonen besessen: Und das gilt auch für Lutheraner - zumindest ist lt. Bischöfin Dr. Käßmann die Hölle nicht so ganz entbehrlich… Man munkelt, dass einem von dieser Überzeugung so ein Halslappen wächst:
Bild
(Anm.: Lt. Wikipedia „gemeinfreies“ Bild)
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Re: Haben Brights weniger Phantasie?

Beitragvon Julia » Fr 17. Apr 2009, 17:17

PW_ hat geschrieben:So ist es. Aber nicht nur. Ich hole mir z.B. auch Rat bei Gott ein. Oder danke ihm.

Das würde mich jetzt mal interessieren, wie gibt Gott Rat? Also ich dachte immer diese Kommunikation mit Gott wäre relativ einseitig. ;)

PW_ hat geschrieben:
mal ganz abgesehen von der ganzen Arbeit die es kostet, sich täglich neu von Gott zu überzeugen.

Ich schätze mal, genauso viel, wie sich davon zu überzeugen, dass man durch die Milchstrasse fliegt.
Was es mir aber einfacher macht - ich bin nicht die einzige Person, die die Vorstellung "christlicher Gott" oder noch genauer "lutheranischer Gott" bevorzugt.

Ich glaube auch nicht, dass ich die einzige Person bin, die der Meinung ist, dass die Erde um die Sonne kreist...
Ich glaube da stimmen mir sogar mehr Leute zu.

PW_ hat geschrieben:Welche Krankheitsbezeichnung gibt es, wenn ein Mensch in seinem Alltag keine Phantasie hat oder glaubt, sie auszuleben, zu nutzen und mit anderen zu teilen, sei schädlich?

Da stand eben noch statt dieser Frage etwas von Asperger-Autismus, das ist jedenfalls nicht die richtige Antwort.

PW_ hat geschrieben:Für mich haben Phantasie und Wissen exakt den selben Wert.

Ich weiß nicht inwiefern ich hier überhaupt einen Wert zuordnen würde und ob das überhaupt vergleichbar ist, aber ich stimme mit Carl Sagan überein, wenn er sagt:
"It is better to grasp the universe as it really is than to persist in delusion, however satisfying and reassuring."
Ich finde Vorstellungen, die ich als höchst unwahrscheinlich oder falsch betrachte auch nicht sonderlich befriedigend und Phantasie beschränkt sich ja nicht auf Feen und Götter, die Phantasie kann sich auch mit weniger unwahrscheinlichen Dingen beschäftigen.

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Re: Haben Brights weniger Phantasie?

Beitragvon platon » Fr 17. Apr 2009, 18:21

PW_ hat geschrieben: Ist das bei Brights nicht so? Habt ihr weniger Phantasie?

„Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.“ Was ist für Euch dann "Das wesentliche"?

Entschuldige, aber an einen nicht-existenten Gott zu glauben hat nichts mit Phantasie zu tun.
Und der Unsinn mit dem sehenden Herzen ist ein Schmarren.
Dein Herz ist eine Pumpe, die - möglichst lange und gut - Deinen Körper mit Blut bis in die äußersten Spitzen versorgen soll. Ein Sehorgan ist da nicht bekannt. Also kann Dein Herz auch nicht besser sehen als Deine Augen.
Was Du meinst, spielt sich in Deinem Hirn ab und das ist bei uns Brights nicht mit irgendwelchen Gottesvisionen verstopft und zugekleistert, so dass wir sehr viel mehr freie Kapazitäten haben, um Phantasie zu entwickeln als Gläubige.
Vor irgend einem Problem zu stehen, das man nicht durchschaut und dann einfach zu sagen, das hat Gott (egal welcher) gemacht, ist eine Kleinkinderreaktion und einfach.
Hinter unbekannte Dinge zu schauen erfordert eine Phantasie, die sich Gläubige in ihren schlichten Denkschemata nicht im Entferntesten vorstellen können.
Du meinst, sich einen Gott vorzustellen erfordert Phantasie? Das kann jedes Kind, Deshalb ist Glaube ja auch so weit verbreitet.
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Re: Haben Brights weniger Phantasie?

Beitragvon Sabrist » Fr 17. Apr 2009, 18:25

PW_ hat geschrieben:Ich möchte wissen, wieso schliesst ihr es für Euch kategorisch aus, irgendeine Phantasie von Gott zu entwickeln. Warum finden viele von Euch anscheinend ausgerechnet diese Phantasien blöd? ...

Weil wir dem Kindesalter, in dem man mit Teddybären und imaginären Freunden redet und bei ihnen Trost und Zuflucht sucht und findet, hinter uns gelassen haben und erwachsene Menschen sind.

Vielleicht nimmt der eine oder andere dennoch mal seinen alten Teddy in den Arm, mag sein, ist ja kein Verbrechen. Aber als erwachsener Mensch weiß man, dass der Teddy nicht wirklich real ist. So wie Gott nicht real ist.

edit: @platon (oben): volle Zustimmung, die Postings haben sich überschnitten.
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Re: Haben Brights weniger Phantasie?

Beitragvon ujmp » Fr 17. Apr 2009, 19:33

Ich find, Fantasie ist etwas sehr wertvolles, man kann nicht genug davon haben. Ich find es aber nicht besonders fantasievoll, an einen Gott zu glauben oder gar an Dogmen, die zwei-, dreitausend Jahre alt sind. Fantasie haben bedeutet, eine Sache von vielen unterschiedlichen Seiten betrachten können oder in der Lage sein, unterschiedliche Sachen in einen Zusammenhang bringen können. Die Frage ist, was man aus seiner Fantasie macht. In der Wissenschaft ist Fantasie unendbehrlich. Man kann gar nicht genug verschiedene Ideen haben. Dabei ist es ganz gleich, wodurch man sich dabei inspirieren lässt. Es kommt nur darauf an, dass man diese Ideen zu Theorien macht, die sich prüfen lassen. Das ist der entscheidende Punkt: was wir für wahr halten.

Natürlich kann die Fantasie einfach der Unterhaltung dienen, zB. Filme, Musik, Malerei usw.
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Re: Haben Brights weniger Phantasie?

Beitragvon PW_ » Fr 17. Apr 2009, 22:58

ujmp hat geschrieben:. Es kommt nur darauf an, dass man diese Ideen zu Theorien macht, die sich prüfen lassen.

Aber warum?
Phantasie ist zunächst erstmal bei mir gar nichts, was an irgendwelche Zwecke gebundenen sein muss. Im Gegenteil, gerade dann, wenn eine gute Idee für einen bestimmten Zweck kommen sollte, wirds komplizerter.

Und "Gott" bietet seeeehr viel Spielraum für Phantasie...
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Re: Haben Brights weniger Phantasie?

Beitragvon platon » Fr 17. Apr 2009, 23:21

PW_ hat geschrieben: Das meine Fantasie da ist, ist real.

Jetzt verwechselst Du etwas oder meinst Du datsächlich, dass Du real phantasierst?

PW_ hat geschrieben:Ohne Gott, würde ich mich anders verhalten und anders fühlen - schlechter.

Das ist natürlich nicht richtig, Da es keinen Gott gibt, kannst Du Dich ohne ihn auch nicht schlechter fühlen.
Du meinst nur es gäbe einen, und behauptest, wenn Du nicht meintest, es gäbe einen Gott, würdest Du Dich schlechter fühlen.
Das ist so schräg, wie es klingt, aber wenn Du meinst, Du brauchst es, bitte ...

PW_ hat geschrieben: Das(s) der christliche Glaube generell falsch ist, da könnten einige Dinge vielleicht tatsächlich irgendwann mal bewiesen werden.

Das ist offensichtlich. Du hast aber Recht, es ist schwierig, die Nichtexistenz etwas nicht Existierenden zu beweisen.

PW_ hat geschrieben:Weshalb entscheiden sich Brights, ausgerechnet diese aus ihrer Phantasiewelt kategorisch auszuschliessen?

Welche diese?
Brights entscheiden sich nicht, irgend etwas aus ihrer Phantasiewelt auszuschließen, sondern, weil sie mit diesem Gottesunsinn nichts anfangen können und er deswegen auch nicht in ihrer Phantasiewelt vorkommt, sind sie Brights! Das ist ein kleiner aber feiner Unterschied.
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Re: Haben Brights weniger Phantasie?

Beitragvon stine » Sa 18. Apr 2009, 08:37

Als Rationalist braucht man die gleiche Fantasie, wie als Gottglaubender.
Nur hält man sich ein stückweit mehr an Tatsachen.
Die Natur zu betrachten heißt, sich vorstellen zu können, dass man selbst ein Teil davon ist. Und das bedeutet, leben und sterben und neu geboren werden. Lebende Materie ist praktisch unvernichtbar. Die Form ändert sich, das Leben bleibt.
Und wenn das so ist, dann wäre es für den denkenden Menschen durchaus von Vorteil, wenn er sein jetziges, momentanes, bewußtes Leben so verlassen würde, wie er es gerne wieder vorfände. Da sehe ich aber momentan bei den meisten keine Chance zur Verwirklichung. (Beispiel: Rasthaustoilette)

Das Fazit ist also das selbe: Lebe so, dass du am Ende mit Freude gehen kannst!

LG stine
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Re: Haben Brights weniger Phantasie?

Beitragvon ujmp » Sa 18. Apr 2009, 10:09

PW_ hat geschrieben:
ujmp hat geschrieben:. Es kommt nur darauf an, dass man diese Ideen zu Theorien macht, die sich prüfen lassen.

Aber warum?
Phantasie ist zunächst erstmal bei mir gar nichts, was an irgendwelche Zwecke gebundenen sein muss. Im Gegenteil, gerade dann, wenn eine gute Idee für einen bestimmten Zweck kommen sollte, wirds komplizerter.

Und "Gott" bietet seeeehr viel Spielraum für Phantasie...


Sicher kann man auch Vorstellungen haben, die nur ganz privat Spaß machen, z.B. sexuelle Wunschvorstellungen oder Gewaltfantasien oder Heldenfantasien, Erlösungsfantasien usw. Überhaupt kann ein Mensch u.U. recht selbstgenügsam sein. In dem Augenblick, wo du anfängst sozial zu interagieren wird dann schon irgendwie interessant, ob die Produktionen deines Denkens irgend einen Wert für andere haben. Wir sind dir vielleicht dankbar, wenn du uns an deinem Spaß teilhaben lässt, z.B. ein heiliges Buch schreibst oder einen schweinischen Roman. Aber wir freuen uns auch über Gedanken, die uns helfen, Probleme zu lösen.

Mein Problem mit dem Glauben an Gott war immer, dass er außer Fantasie überhaupt nichts bietet. Jesus bezeichnet sich zwar in der Bibel als das "Brot des Lebens", auf die Dauer hatte ich aber das Gefühl, dass dieses Brot absolut kalorienfrei ist und ich mich in Wirklichkeit immer aus anderen Quellen speisen muss.
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Re: Haben Brights weniger Phantasie?

Beitragvon Arathas » Di 21. Apr 2009, 08:48

Ich bin Atheist und ich quelle über von Fantasie. Da reicht dem Skeptiker ein kleiner Blick auf meine Homepage www.arathas.de, wo meine Kurzfilme und Filme, meine Romane und Kurzgeschichten rumstehen. Ein Blick auf die Sterne genügt bei mir, um in meinem Kopf eine komplette 400-Seiten-Science-Fiction-Story über Aliens und Raumfahrt entstehen zu lassen. Und dabei versuche ich dann auch noch, wissenschaftlich Fundiertes mit in die Geschichte einfließen zu lassen, so dass sie nicht "nur" Fantasie ist, sondern irgendwo auch ein Stück weit real sein könnte.

Aber ... was sollte ich mit Gott? Wozu bräuchte ich den? Zumal der meine Fantasie doch nur eingrenzen würde, da ich mich auf ein Fantasiegebilde beziehen würde, das bereits ausformuliert ist und zu dem es wasweißich wieviele Bücher gibt.

Nee, da lebe ich meine Fantasie doch lieber im Sci-Fi, Fantasy oder Horror-Genre aus. Die sind mir sympathischer als religiöse Genres. =)
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Re: Haben Brights weniger Phantasie?

Beitragvon apostat » Di 21. Apr 2009, 13:02

Ich halte mich auch für einen fantasievollen Menschen. Ich fantasiere und fabuliere gern herum, denke mir Geschichten aus, usw.

Der Unterschied ist aber, dass ich zu jedem Zeitpunkt weiß, dass es sich dabei um Fantasieprodukte meines Gehirns handelt. Ich würde weder eines meiner zusammenfantasierten Geschöpfe noch eine literarische Figur tatsächlich um Rat fragen.

So wie auch von anderen hier schon geschrieben wurde denke ich auch, dass Religiosität mit Fantasie nicht viel zu tun hat. Man kann religiös und fantasielos sein, oder ein fantasievoller Atheist...
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