Atheist, Agnostiker - Wie lange?

Atheist, Agnostiker - Wie lange?

Beitragvon Max » Mi 10. Jan 2007, 22:09

Wie lange seit ihr schon Atheisten oder Agnostiker? Was war der Beweggrund dafür? Wie war euer Verhältnis zur Religion? Wie hat sich das mit dem Jahren entwickelt?

Ich habe noch nie an Gott geglaubt. Zwar wurde ich getauft und musste auch zahlreiche christliche Riten durchmachen, doch hielt sich die Doktrination des Glaubens bei mir in Grenzen, sodass sich eine Form von Gottesglauben einfach nie entwickelte. Dadurch, dass ich nicht direkt dazu erzogen wurde, machte ich, der kleine, bornierte Sprößling, mir damals auch nie Gedanken um Religion, Wahrheit oder das Universum. Es war einfach alles so, wie es war. Einmal führte ich mit dem Leiter des Hortes, den ich damals - ich denke, es war in der dritten Klasse- besuchte, ein Gespräch über Gott und die Welt. Als er mich fragte, ob ich an Gott glaube, sagte ich "Nein". Er war etwas verwundert und fragte mich, wie es dazu käme. Meine Antwort war, dass ich nirgendswo einen Grund für Gott sehe. Daraufhin meinte er etwas überrascht, ja fast schockiert:"Aber wer soll denn das alles hier dann geschaffen haben?" Meine Antwort war: "Es war einfach schon immer so." :lol:
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Beitragvon Ogion » Mi 10. Jan 2007, 23:11

[Klauen wir etwa beim FGH? :D ]

Meine Eltern sind atheistisch, ich bins (nunja, eigentlich müsste ich sagen atheistischer Agnostiker). Kann mich nicht erinnern je Jemanden/Etwas angebetet oder ähnliches zu haben.

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Beitragvon Klaus » Mi 10. Jan 2007, 23:15

Obwohl ich aus einer evangelischen Familie stamme, bin ich noch nicht mal getauft, ich glaube das haben die schlichtweg vergessen. Wir haben nur einen Katholiken in der Familie, der kam aus Schlesien und ist mittlerweile schon fast ungläubig zu nennen.
An der ganzen Sache ist glaube ich mein Urgossvater schuld, ein Hesse, der den ersten WK in voller Länge mit gemacht hat, in Frankreich und Galizien, er meinte immer, dort ist sein Glaube, wie er ihn anerzogen wurde, zerschossen wurden, sein Regiment hatte 1300 Mann, nach 4 Jahren sind ganze 6 nach hause gekommen, wenn der Kirche gehört hat ist er aggressiv geworden.
Mit 14 habe ich angefangen alte, antiquarische Bibeln zu sammeln und getreu meinem Motto, Bücher die ich besitze auch gelesen zu haben, habe ich mir dieses Ding auch reingezogen. War für mich ein Märchen, nicht mehr und nicht weniger. Am Anfang sind mir jede Menge Widersprüche aufgefallen, die aber die Gläubigen nicht sonderlich interessiert haben, die wurden völlig unkritisch hingenommen. In meiner Jugend hat man mich machen lassen, keine Diskussion über Kirche, Religion nichts dergleichen. insofern hatte ich es einfach.
Diese Areligiosität habe ich mir bis heute erhalten, tendenziell bin ich ein Anhänger des Transhumanismus, dort sehe ich für die Evolution des Menschen die grössten Perspektiven. so isses.
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Re: Atheist, Agnostiker - Wie lange?

Beitragvon musikdusche » Do 11. Jan 2007, 00:36

Max hat geschrieben:Wie lange seit ihr schon Atheisten oder Agnostiker? Was war der Beweggrund dafür? Wie war euer Verhältnis zur Religion? Wie hat sich das mit dem Jahren entwickelt?


Als 7jähriger Knirps oder so habe ich mal bei einem Preisausschreiben mitgemacht, hab drum gebetet, dass ich gewinne - und habe GEWONNEN! :lol: Na, wenn das mal kein Beweis ist!

Aber ernsthaft: Ich hatte es in der katholischen Kirche bis zum Messdienerleiter gebracht, habe diesen ganzen Zirkus bis zu einem gewissen Zeitpunkt auch recht unkritisch mitgemacht. In unserem Dorf war halt jeder katholisch.
Und katholisch zu sein war auch gar nicht schwierig, denn man musste sich nicht großartig mit wirklich problematischen Glaubensthemen auseinandersetzen. Z.B. hat der Pfarrer meist so langweilig gepredigt, dass man eh nix davon mitbekommen hat. Also mit dem wirklich unlogischem Krempel wurde man so direkt gar nicht konfrontiert. Es reichte, wenn man seinen Katholizismus spielte.
Ich bin daher ziemlich spät auf den Trichter gekommen, dass die ganze Sache doch mehr als einen Haken hat, so ca. mit 18 Jahren. Ab da war ich ein wischi-waschi-pantheist, mit mitte 20 zum Agnostiker, mittlerweile Atheist.

Aber ich muss sagen - Die katholische Sozialisation hat bei mir ihre Spuren hinterlassen: Ich habe nach wie vor ein unterschwellig ungutes Gefühl, mich zum Atheismus zu bekennen....

Beste Grüße - MD
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Beitragvon Klaus » Do 11. Jan 2007, 00:43

Kann man das religiöse Konditionierung nennen?
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Beitragvon musikdusche » Do 11. Jan 2007, 01:19

Klaus hat geschrieben:Kann man das religiöse Konditionierung nennen?


Franz Buggle nennt es "frühkindliche Indoktrination" .... nicht ganz unzutreffend bei mir...
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Beitragvon Nox » Do 11. Jan 2007, 09:32

Tja, gute Frage...

Ich bin Atheist solange wie ich zurückdenken kann.
Aus erzählungen weiß ich, dass ich diversen Religionslehrern ziemlich auf die Nerven gegangen bin. :)

Als ich ganz klein war habe ich wohl ähnlich wie an den Weihnachtsmann und Osterhasen auch
"geglaubt" (im Sinne von gehört und gelesen, für möglich befunden aber nicht kritisch drüber nachgedacht?),
dass es einen (christlichen?) Gott gibt.

Was mich dann letztendlich Überzeugt hat weiß ich nicht.

Dass es soviele Religionen gibt und gab, dass zumindest fast alle falsch sein müssen?
Dass sie nicht Überprüft werden können?
Dass sie nichts erklären?

Ein erstes Oberflächliches Verständnis von Biologie und Physik war sicherlich hilfreich.

Jedenfalls sollte es hierauf hinauslaufen:
Intelligenz, kritisches Denken und Bildung sind die natürlichen Feinde alter Mythen.
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Beitragvon HF******* » Do 11. Jan 2007, 13:07

Hallo,

aufgewachsen bin ich in einem evangelischen Elternhaus, wobei meine Mutter tatsächlich wohl an den Christengott glaubt, mein Vater nicht - obwol er es nicht sagt.

War eigentlich schon immer Atheist, seit ich denken kann. Als kleines Kind habe ich mir auch keine besonderen Gedanken dazu gemacht und hatte keine reale Gottesvorstellung. Im Grundschulalter wurden wir dann häufig zum Kindergottesdienst geschickt (evangelisch).

Zu der Zeit etwa habe ich mir dann auch Gedanken gemacht, ob andere das wirklich für wahr halten, dass es einen Gott gibt. Im Kindergottesdienst habe ich dann auch mal gefragt, ob Gott nicht nur bildlich gemeint sei: Da wurde dann die Frau aber recht böse und wich der Frage aus. Ich habe dann nie eine brauchbare Antwort erhalten, wobei ich mir immer klar war, dass das eine menschliche Erfindung ist und dass auch die Jesus-Wunder von Menschen ausgedacht waren.

Konformieren lassen habe ich mich wegen des Geldes und wegen meiner Mutter, die das gerne wollte. Irgendwann wurde im Konfirmandenuntrerricht auch gefragt, ob man denn an Gott glaube, wobei gleich eingeräumt wurde, dass man als Gott ja auch „die Liebe“ ansehen könne, die es ja nun unzweifelhaft gibt: Danach haben alle gesagt, dass sie dran glauben, obwohl etwa 5 von 15 sich ausdrücklich auf die Liebe bezogen haben :roll: Es wurde dann auch gefragt, ob wir an ein Leben nach dem Tode glauben. Die Frage ging reihum und ich war zuletzt dran. Alle haben ja gesagt, ich nein... konfirmiert wurde ich trotzdem.

So mit 25 bin ich aus der Kirche ausgetreten, weil ich festgestellt habe, dass die Auslegung des Gottes im bildlichen oder übertragenen Sinne allgemein nicht akzeptiert wird und dass Viele an einen persönlichen Gott glauben, wobei ich keinen Sinn darin gesehen habe, mit denen einer Religion anzugehören. Auch hat mich dieses devote Gehabe bei Gottesdiensten genervt und immer wieder unverschämte Anmerkungen von Pastoren, sowohl moralisch als auch hinsichtlich der Personifikation der Gottheit. Seit meinem 19. Lebensjahr war ich eigentlich nur noch zu Beerdigungen oder Hochzeiten bei Predigten.

Gruß
HFRudolph
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Beitragvon Nox » Do 11. Jan 2007, 17:02

HFRudolph hat geschrieben:Konformieren lassen habe ich mich wegen des Geldes und wegen meiner Mutter, die das gerne wollte. Irgendwann wurde im Konfirmandenuntrerricht auch gefragt, ob man denn an Gott glaube, wobei gleich eingeräumt wurde, dass man als Gott ja auch „die Liebe“ ansehen könne, die es ja nun unzweifelhaft gibt: Danach haben alle gesagt, dass sie dran glauben, obwohl etwa 5 von 15 sich ausdrücklich auf die Liebe bezogen haben :roll: Es wurde dann auch gefragt, ob wir an ein Leben nach dem Tode glauben. Die Frage ging reihum und ich war zuletzt dran. Alle haben ja gesagt, ich nein... konfirmiert wurde ich trotzdem.


Unglaublich.
"Ich glaube an die Liebe" -- und dafür braucht man ne Kirche? :roll:
Bin nicht Konfirmiert (nicht mal getauft) -- hätte den Unterricht nicht überlebt glaub ich -- oder alternativ die Lehrer in den Wahnsinn getrieben. *hust*
Aber soetwas wenigstens gelegentlich aus Erzählungen zu hören liefert immer mal wieder eine gewisse Bestätigung für die Entscheidung damals.
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Beitragvon Andersdenker » Do 11. Jan 2007, 17:41

Seit meiner Geburt.
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Beitragvon Andreas Müller » Do 11. Jan 2007, 18:41

Dazu habe ich neulich was im FGH geschrieben. Hier die Geschichte meines Atheismus:


Mein erster Gottesdienst
Damals besuchte ich einen katholischen Kindergarten. Ich erinnere mich vermutlich auch deshalb daran, weil meine Freunde mich des öfteren an diese Begebenheit erinnerten. Also diejenigen, die in den selben Kindergarten und darauf in die selbe Grundschule mit mir gingen. Es muss besonders einprägsam gewesen sein, weil mein Verhalten im krassen Gegensatz zu meinem damaligen Charakter stand. Ich war nämlich ein besonders schüchternes, schweigsames Kind (im krassen Gegensatz zu heute). Das hat mich offenbar nicht davon abgehalten, während der Predigt zunächst einmal mit dem Lachen anzufangen. Meine Freunde wiesen mich darauf hin, ruhig zu sein, weil sie offenbar zuhören wollten - mir nach wie vor gänzlich unverständlich. Das hat mich ein wenig ärgerlich gemacht, weshalb ich mich über die Predigt lustig gemacht habe. Als dann meine Betreuerin auch noch sagte, dass ich ruhig sein soll, muss mir der Gedultsfaden gerissen sein. Ich habe mir die Liedblätter geschnappt und sie auf den Boden geworfen, dann bin ich nach draußen gerannt. Leider hat mich die Betreuerin zurück geholt.

Die drei Weisen aus dem Morgenland
So der Titel eines Schattenspiels, das zu Weihnachten in meiner Vorschule aufgeführt wurde. Ich fand die Handlung schon in der Probe unlogisch und die Geschichte blöd. Deshalb habe ich meiner Lehrerin (das waren so Mischwesen aus Betreuern und Lehrern) einige Fragen gestellt. Daran erinnere ich mich, weil sie ziemlich komisch geworden ist, als sie die nicht beantworten konnte und meinen Eltern von meinem seltsamen Betragen meinte erzählen zu müssen. Der Aufführung bin ich an Weihnachten trotzdem fern geblieben und habe mich irgendwo versteckt, leider weiß ich nicht mehr, wo.

Der heilige Ofen
Das Geschehnis ist mir noch aus Grundschulzeiten in Erinnerung geblieben, wahrscheinlich, weil es recht obskur war. Wir haben Wahrheit oder Pflicht gespielt (ich hasse dieses Spiel!) und ich habe "Pflicht" gewählt. Ein Mitschüler meinte, dass ich als Pflicht den Ofen anbeten soll (er meinte die Heizung, Kinder und Definitionen...). Die Lehrerin hat das verboten. Ich habe trotzdem die Heizung angebetet, was zumindest die anderen Kinder sehr witzig fanden. Trotzdem tauchte in meinem Zeugnis die merkwürdige Zeile auf, ich würde die Ideen meiner Mitschüler nicht respektieren. Wohl eher die Idee meiner Lehrerin, mir das Anbeten der Heizung zu verbieten...

Meine Kommunion
Nicht ganz so absonderlich wie meine Firmung, aber schon wieder meinte ich, im Kommunionsunterricht seltsame Fragen über die Bibelgeschichten stellen zu müssen. Vor allem die Opfergeschichte um Abraham und Isaak fand ich äußerst seltsam. Ich hatte Angst davor, dass mich mein Vater auch opfern würde. Die Erklärung, dass Abraham seinen Sohn ja nicht wirlich geopfert hat, konnte mich auch nicht beruhigen. Allein der Gedanke war schon grässlich genug. An die Kommunion selbst kann ich mich nicht mehr erinnern, muss wohl sehr uninteressant gewesen sein.

Meine Firmung
Damals war ich bereits überzeugter Atheist, kannte also auch diese Bezeichnung und wusste konkret, woran ich da eigentlich die ganze Zeit nicht geglaubt habe. Die Firmung habe ich vor allem wegen dem Geld und wegen meiner religiösen Verwandtschaft durchgezogen, außerdem wegen der Vorstellung, dass ich zwar nicht religiös bin, die Kirche aber trotzdem "Gutes tut". Immerhin das haben sie mir erfolgreich einimpfen können. Hat sich leider nicht rentiert, dieses seltsame Ritual. Trotzdem habe ich es irgendwie geschafft, beim Glaubensbekenntnis "nein" zu sagen und die Hostie nicht essen zu wollen. Vielleicht war das der Grund, weshalb die Firmung so unrentabel ausgefallen ist...

Weg mit den Kreuzen
Das dürfte wohl zu meinem letzten großen Bruch mit der Religion geführt haben: (Ausgerechnet) im Abiturjahr hatte ich genug von der schulinternen Sekte (heute würde ich sie als evangelikal einstufen) und habe mit allen Mitteln und mit der Hilfe einiger Freunde versucht, die Kreuze von den Wänden entfernen zu lassen und den Bibel-Bus zu abzuschaffen (so ein Missionierung-Bus, der jährlich vor unserer Schule aufgekreuzt ist). Das war ein Aufstand. Die haben nur die Kreuze aus den Zimmern entfernt, in denen wir Unterricht hatten! Die ganze Schule war total sauer auf uns, weil sich dadurch auch unser Stundenplan geändert hat, damit wir nicht in die falschen Klassenzimmer kommen etc. (Als ob es darum gegangen wäre!). Die Eltern und einige Lehrer sind natürlich Amok gelaufen und wollten den Muslimen lieber ihre Kopftücher verbieten. Wir haben uns mit den Muslimen zusammen gerafft, um die Religionsfreiheit zu gewährleisten. Die wurden sich aber nicht einig, weil sie zu verängstigt waren. Wenigstens ein paar von ihnen haben uns unterstützt. Dann hat diese Sekte weiße Kreuze an die Stellen gepinselt, wo vorher die Holzkreuze hingen. Die konnte man nicht entfernen, wäre zu teuer gewesen. Tja, dann war die Schule zu Ende und wenn sie nicht vernünftig geworden sind, missionieren sie noch heute.
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Beitragvon Nox » Do 11. Jan 2007, 20:44

Der Autor hat geschrieben:und wenn sie nicht vernünftig geworden sind, missionieren sie noch heute.


Vielen Dank...
Schönes Ende für eine schöne Geschichte.

Wünschte ich könnte mich an mehr erinnern -- vielleicht sollte ich mal ein paar Menschen fragen,
die sich noch was wissen könnten...

Klingt aber grad so als könnte man aus dem ganzen hier ein paar wahre und sehr amüsante Kurzgeschichten basteln :)
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Beitragvon Joe » Do 11. Jan 2007, 21:07

Auch ich komme aus einer katholischen Familie und habe, ähnlich wie Musikdusche, aus meiner Jugend eine kirchliche "Karriere" aufzuweisen. Daher kann ich seine Schilderungen des katholischen Alltags nur bestätigen.

Ich war seit jeher ein introvertierter und nachdenklicher Typ. Ich tu mich schwer damit, Dinge einfach zu akzeptieren. Hinzu kommt mein starkes Interesse an naturwissenschaftlichen Themen und meine Angewohnheit, ständig alles zu beweifeln. Da ich aber bedingt durch meine Erziehung lange an einen Gott glaubte, fühlte ich mich innerlich total zerrissen.

Es ist nicht so, dass man seinen Glauben von heute auf morgen verliert, das geht schrittweise. Zuerst streicht man Einzelheiten aus seiner persönlichen Glaubenswelt, dann bezweifelt man generell einen Gott, schließlich wird man Agnostiker bzw. Atheist. Ich persönlich habe diesen Prozess nachträglich als eine innere Befreiung empfunden und habe jetzt ein sehr gutes Gefühl dabei.

Nun kam der "Kampf" mit meinem Umfeld, Eltern und Verwandtschaft. Mir war es wichtig, aus der Kirche auszutreten, da ich keiner Organisation mehr angehören wollte, deren Inhalte ich nicht teile (ich geb zu, dass ich eigensinnig bin). Das war ein Drama!!! Doch mittlerweile (bin seit 2 Jahren ausgetreten) haben das alle akzeptiert.

Was die "Ehrbarkeit" meines Dorfes und der Kirche davon hält, ist mir wurst!
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Re: Atheist, Agnostiker - Wie lange?

Beitragvon Tapuak » So 14. Jan 2007, 13:09

Max hat geschrieben:Wie lange seit ihr schon Atheisten oder Agnostiker? Was war der Beweggrund dafür? Wie war euer Verhältnis zur Religion? Wie hat sich das mit dem Jahren entwickelt?

Ich war nie religiös, was vielleicht auch damit zusammenhängt, dass Religion in meiner Familie überhaupt keine Rolle gespielt hat. Deswegen wurde ich weder getauft noch konfirmiert oder musste sonstige obskure Riten über mich ergehen lassen. In meiner Kindheit und Jugend war das alles nie ein Thema, auch nicht bei Leuten aus meinem Umfeld außerhalb der Familie. Einige von meinen Freunden wurden konfirmiert, aber das waren, soweit ich das beurteilen kann, reine Geld- und Traditionsgeschäfte ohne jeglichen inhaltlichen Hintergrund. Ich kann mich auch nicht daran erinnern, in dieser Zeit überhaupt mit irgendwem über religiöse Themen diskutiert zu haben. Meine Kontakte zur Kirche beschränkten sich - abgesehen vom Religionsunterricht in der Grundschule - auf je einen evangelischen und einen katholischen Gottesdienst. In meinem ganzen Leben habe ich meine Areligiosität auch nie als "Mangel" empfunden, sondern als Normalzustand.

Kritisch mit der Religion auseinandergesetzt habe ich mich erst so ab Anfang 20, vor allem was die Inhalte angeht, aber auch mit den sozialen Auswirkungen der Religion. Und je mehr ich mich damit beschäftigte, desto bewusster wurde mir die partielle Absurdität religiöser Lehren und die Diskrepanz zwischen aufgeklärten/wissenschaftlichen und religiösen/esoterischen Weltbildern. Auch wenn ich vorher nie an "Gott" o.ä. geglaubt habe, bin ich reflektierter Atheist eigentlich erst, seitdem ich mich eingehender mit dem Thema befasst habe.
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Beitragvon [C]Arrowman » Mo 15. Jan 2007, 23:06

Ich wollte schon immer viel über die Welt wissen. Das fing schon mit den Was ist Was-Büchern an als ich 5-6 Jahre alt war. Mein Vater ist Doktor der Chemie, also sicher nicht unschuldig :-). Je mehr ich über die Welt herausfand desto weniger war Platz für übernatürliches. Ich konnte entweder das erworbene Wissen verleugnen oder akzeptiren, das es genauso wenig einen Gott, wie den Weihnachtsmann gibt, was ich ziemlich früh feststellte. Mein IQ ist auch nicht unschuldig. Er liegt, wenn man den Internettests trauen darf etwa bei 127 Punkten. Ja, ich gebe gerne damit an.
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Beitragvon Andreas Müller » Mo 15. Jan 2007, 23:10

Er liegt, wenn man den Internettests trauen darf etwa bei 127 Punkten.


Meiner liegt angeblich bei 144. Allerdings halte ich nichts von Intelligenztests. Die können einen Menschen nur unzureichend erfassen. In Wirklichkeit bin ich nämlich noch viel besser. :wink:

das es genauso wenig einen Gott, wie den Weihnachtsmann gibt


Es gibt keinen Weihnachtsmann!? :shock:
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Beitragvon Nox » Di 16. Jan 2007, 16:35

[C]Arrowman hat geschrieben:Mein IQ ist auch nicht unschuldig. Er liegt, wenn man den Internettests trauen darf etwa bei 127 Punkten. Ja, ich gebe gerne damit an.


Hehe, ja ist schon nicht schlecht. Aber mit sowas anzugeben ist immer gefährlich.
Einige die schlechter abschneiden werden eifersüchtig -- und einige die drüber liegen haben nicht mehr für über als ein müdes lächeln und vielleicht einen hämischen Kommentar.

Was man auf jeden Fall im Hinterkopf behalten sollte ist das die Test unterschiedlich sind und zu unterschiedlichen Ergebnissen führen. Und insbesondere, dass wir noch nicht wissen wieviel und was genau man von dieser Nummer ableiten kann.
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Beitragvon [C]Arrowman » Di 16. Jan 2007, 19:59

keine Angst ich werde nicht darauf rumreiten :D
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Beitragvon Max » Di 16. Jan 2007, 21:32

wenn man den Internettests trauen darf etwa bei 127 Punkten.


Meiner liegt angeblich bei 144.


Meine Ergebnisse in diversen Internettests schwankten um etwas über 40 Punkte. Solche Tests im Internet sind allenfalls zur Unterhaltung geeignet, sind aber vollkommen unwissenschaftlich und besitzen keinerlei Aussagekraft.

Mit seriösen, wissenschaftlichen Tests bei Psychologen verhält es sich natürlich anders. Diese werden wissenschaftlich an sehr großen Gruppen normiert und mit anderen Tests verglichen, woraus sich eine Validität ergibt, und es wird penibel darauf geachtet, dass sie eine möglichst gute Reliabilität, was die Paralleltests anbelangt haben.
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Beitragvon Kurt » Fr 19. Jan 2007, 17:36

Bei mir war die Sache ziemlich genauso wie bei Musikdusche. Vom katholischen Ministranten, der aus Interesse sogar mal die Bibel gelesen hat, darin einen Haufen Unsinn gefunden hat usw. zum Atheisten und zum Religionsbekämpfer.

Allerdings will ich auch mal sagen, dass mir die ignorante Haltung vieler Wissenschaftler (Physiker v.a.) auch auf den Geist geht. Die Story mit dem "Urknall" ist doch genauso schwachsinnig wie die Schöpfung. "Von nix kommt nix" ist doch der Erste Hauptsatz der Physik. Vorher war nichts, mittendrin gabs einen Knall, und alles entstand. Wer oder was hat den Knall verursacht? Wir sollten zugeben, dass wir nicht viel mehr von der Welt verstehen als ein Karpfen im Teich, der über den Sinn des Lebens nachdenkt. Die Physik versucht, den Dingen auf die Spur zu kommen, eine sinnvolle und lobenswerte Sache. Aber schlaumeierisch zu behaupten, man könne alles erklären, ist arrogant. Ich halte es für durchaus legitim, den "ganzen Rest", den wir nicht verstehen, also die physikalischen Gesetze, nach der die Welt abläuft und die den Urknall (falls es ihn gegeben hat) verursacht haben, als Gott zu bezeichnen. Als Sammelbegriff für noch näher zu untersuchende Gesetzmäßigkeiten. Insofern glaube ich an Gott. ;-)

Viele Grüße,
Kurt
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