von Andreas Müller » Do 11. Jan 2007, 18:41
Dazu habe ich neulich was im FGH geschrieben. Hier die Geschichte meines Atheismus:
Mein erster Gottesdienst
Damals besuchte ich einen katholischen Kindergarten. Ich erinnere mich vermutlich auch deshalb daran, weil meine Freunde mich des öfteren an diese Begebenheit erinnerten. Also diejenigen, die in den selben Kindergarten und darauf in die selbe Grundschule mit mir gingen. Es muss besonders einprägsam gewesen sein, weil mein Verhalten im krassen Gegensatz zu meinem damaligen Charakter stand. Ich war nämlich ein besonders schüchternes, schweigsames Kind (im krassen Gegensatz zu heute). Das hat mich offenbar nicht davon abgehalten, während der Predigt zunächst einmal mit dem Lachen anzufangen. Meine Freunde wiesen mich darauf hin, ruhig zu sein, weil sie offenbar zuhören wollten - mir nach wie vor gänzlich unverständlich. Das hat mich ein wenig ärgerlich gemacht, weshalb ich mich über die Predigt lustig gemacht habe. Als dann meine Betreuerin auch noch sagte, dass ich ruhig sein soll, muss mir der Gedultsfaden gerissen sein. Ich habe mir die Liedblätter geschnappt und sie auf den Boden geworfen, dann bin ich nach draußen gerannt. Leider hat mich die Betreuerin zurück geholt.
Die drei Weisen aus dem Morgenland
So der Titel eines Schattenspiels, das zu Weihnachten in meiner Vorschule aufgeführt wurde. Ich fand die Handlung schon in der Probe unlogisch und die Geschichte blöd. Deshalb habe ich meiner Lehrerin (das waren so Mischwesen aus Betreuern und Lehrern) einige Fragen gestellt. Daran erinnere ich mich, weil sie ziemlich komisch geworden ist, als sie die nicht beantworten konnte und meinen Eltern von meinem seltsamen Betragen meinte erzählen zu müssen. Der Aufführung bin ich an Weihnachten trotzdem fern geblieben und habe mich irgendwo versteckt, leider weiß ich nicht mehr, wo.
Der heilige Ofen
Das Geschehnis ist mir noch aus Grundschulzeiten in Erinnerung geblieben, wahrscheinlich, weil es recht obskur war. Wir haben Wahrheit oder Pflicht gespielt (ich hasse dieses Spiel!) und ich habe "Pflicht" gewählt. Ein Mitschüler meinte, dass ich als Pflicht den Ofen anbeten soll (er meinte die Heizung, Kinder und Definitionen...). Die Lehrerin hat das verboten. Ich habe trotzdem die Heizung angebetet, was zumindest die anderen Kinder sehr witzig fanden. Trotzdem tauchte in meinem Zeugnis die merkwürdige Zeile auf, ich würde die Ideen meiner Mitschüler nicht respektieren. Wohl eher die Idee meiner Lehrerin, mir das Anbeten der Heizung zu verbieten...
Meine Kommunion
Nicht ganz so absonderlich wie meine Firmung, aber schon wieder meinte ich, im Kommunionsunterricht seltsame Fragen über die Bibelgeschichten stellen zu müssen. Vor allem die Opfergeschichte um Abraham und Isaak fand ich äußerst seltsam. Ich hatte Angst davor, dass mich mein Vater auch opfern würde. Die Erklärung, dass Abraham seinen Sohn ja nicht wirlich geopfert hat, konnte mich auch nicht beruhigen. Allein der Gedanke war schon grässlich genug. An die Kommunion selbst kann ich mich nicht mehr erinnern, muss wohl sehr uninteressant gewesen sein.
Meine Firmung
Damals war ich bereits überzeugter Atheist, kannte also auch diese Bezeichnung und wusste konkret, woran ich da eigentlich die ganze Zeit nicht geglaubt habe. Die Firmung habe ich vor allem wegen dem Geld und wegen meiner religiösen Verwandtschaft durchgezogen, außerdem wegen der Vorstellung, dass ich zwar nicht religiös bin, die Kirche aber trotzdem "Gutes tut". Immerhin das haben sie mir erfolgreich einimpfen können. Hat sich leider nicht rentiert, dieses seltsame Ritual. Trotzdem habe ich es irgendwie geschafft, beim Glaubensbekenntnis "nein" zu sagen und die Hostie nicht essen zu wollen. Vielleicht war das der Grund, weshalb die Firmung so unrentabel ausgefallen ist...
Weg mit den Kreuzen
Das dürfte wohl zu meinem letzten großen Bruch mit der Religion geführt haben: (Ausgerechnet) im Abiturjahr hatte ich genug von der schulinternen Sekte (heute würde ich sie als evangelikal einstufen) und habe mit allen Mitteln und mit der Hilfe einiger Freunde versucht, die Kreuze von den Wänden entfernen zu lassen und den Bibel-Bus zu abzuschaffen (so ein Missionierung-Bus, der jährlich vor unserer Schule aufgekreuzt ist). Das war ein Aufstand. Die haben nur die Kreuze aus den Zimmern entfernt, in denen wir Unterricht hatten! Die ganze Schule war total sauer auf uns, weil sich dadurch auch unser Stundenplan geändert hat, damit wir nicht in die falschen Klassenzimmer kommen etc. (Als ob es darum gegangen wäre!). Die Eltern und einige Lehrer sind natürlich Amok gelaufen und wollten den Muslimen lieber ihre Kopftücher verbieten. Wir haben uns mit den Muslimen zusammen gerafft, um die Religionsfreiheit zu gewährleisten. Die wurden sich aber nicht einig, weil sie zu verängstigt waren. Wenigstens ein paar von ihnen haben uns unterstützt. Dann hat diese Sekte weiße Kreuze an die Stellen gepinselt, wo vorher die Holzkreuze hingen. Die konnte man nicht entfernen, wäre zu teuer gewesen. Tja, dann war die Schule zu Ende und wenn sie nicht vernünftig geworden sind, missionieren sie noch heute.