Die Frage ist natürlich welche christliche Gruppe damit gemeint ist. Es gibt größere Unterschiede. Manche radikalere Protestanten scheinen bestimmte Stellen im AT wortwörtlich auszulegen und beziehen sich anscheinend stärker auf die Motive dort (Paradies, Teufel, Schöpfung, Moses). Wieder andere betonen die Rolle Jesus und seiner Predigen sehr stark, vor allem Jesus' Signature PEP Talks von Nächstenliebe und Gedöhns, dort tritt das AT dann sehr stark in den Hintergrund.
Das Christentum ist jedenfalls nicht auf Grundlage des AT entstanden, sondern ging aus einer Art jüdischer Jesus-Sekte hervor, daher auch der Name (Jesus Christus > Christentum). Als Crahskurs war es ungefähr so: es gab eine Sekte die Jesus verehrte und sich verbreitete. Die Anhänger der Sekte waren recht intolerant und schändeten die Zeichen anderer Kulte, wodurch sie ins Fadenkreuz der Obrigkeit gelangten. Die Römer hatten zu dieser Zeit das persische Modell einer weitgehenden Toleranz adaptiert (die Perser hatten ihr Imperium damit erfolgreich im Inneren zähmen können). Der christliche Glaube wurde verboten und die Christen wurden daraufhin verfolgt, was heute gerne verklärt wird. Ein paar Jahrhunderte später: Der römische Kaiser Konstantin leitete die Wende ein, als er das Christentum im frühen 4. Jahrhundert wieder erlaubte und später selbst zum Christentum konvertierte. Seine Söhne wurden christlich erzogen und machten sich recht bald daran die Toleranz gegenüber anderen Glaubensrichtungen einzuschränken und somit das Christentum (mittlerweile Staatsreligion) weiter zu befördern.
In gewisser Weise wichtig für die Herausbildung des christlich-katholischen Markenkerns waren von Anfang an vor allem Sektierer und Gegner, die die Kirchenväter dazu zwangen, ihre Glaubensinhalte stärker festzulegen (Manichäer, Arianismus usw.). Eine Schlüsselrolle fällt dabei (ausgerechnet) dem Teufel zu.
Anfänglich war er nicht viel mehr als der Staatsanwalt, der die Anklageschrift gegen den vor dem himmlischen Gericht stehenden Menschen verlas. Später war seine Rolle mehr die des »Anti-Menschen« (vgl. Anti-Christ), weil die Zeitgenossen Probleme hatten die Leiden und das Schlechte in ihrer Welt einzuordnen (und sich andere Ideen von Demiurgen bis Schlechte Laune Gottes nicht durchsetzen konnten), dazu Verhalf auch die Geschichte wo der Teufel mit Gott wettet, ob Hiob Glaubensfest ist. Im Mittelalter war der Teufelsglaube auf einem ersten Höhepunkt angekommen, als sich dualistische Vorstellungen ausbreiteten und so das messianische Reich (= das Reich Jesus) einen Gegenentwurf provozierte. Schon vorher hatten Kirchenväter behauptet, der Teufel sei ein »Affe Gottes« der die wahre Religion der Christen durch eigene Kulte und Religionen nachäffen würde. Somit sind zum einen vielfältige Inhalte anderer Religionen faktisch ins Christentum importiert worden und zum anderen entstand ein Anti-Gegenbild zu allem, wofür Jesus stand (also genug Möglichkeiten den Glauben in dieser Richtung auszubauen).
Das ganze hat sich eine Weile bis in die Moderne hinein hochgeschaukelt, wobei die Kirchenväter mit unseren Vorfahren auch häufiger mildtätig umgingen, wenn die dem »Teufelsglauben« aufgesessen waren. Sie ließen wichtige Feste intakt und verschoben ihre eigenen Feste auf dasselbe Datum, um die Umgewöhnung zu erleichtern — so kam es dazu, dass viele Leute (etwa) zur Wintersonnenwende Jesus Geburtstag feiern, dabei aber seltsamerweise Bäume schmücken. Das wird auch demnächst wieder so sein, wobei zum Glück das Christkind mittlerweile wieder recht weit in den Hintergrund tritt. Das Osterfest wimmelt nur so von heidnischen Fruchtbarkeitssymbolen von Hasen bis zu Eiern usw.
Man kann also sagen, dass der gemeine Wald- und Wiesenchrist glaubt an einen christlichen
Synkretismus, dessen Zentrale Achse eigentlich Jesus Christus ist (inkl. der Bereicherungen durch den Anti-Christ).