Religiöses Vakuum

Re: Religiöses Vakuum

Beitragvon mat-in » Fr 24. Sep 2010, 16:52

Kann ich nachvollziehen, aber nicht nachfühlen. Ich bin eigentlich ganz froh das Gefühl los zu sein und habe kein bedürftniss da irgend was zu füllen.
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Re: Religiöses Vakuum

Beitragvon ganimed » Fr 24. Sep 2010, 19:23

spacetime hat geschrieben:Also habe ich es mir angewöhnt, jeden Sonntag den Sonnenaufgang zu beobachten und dabei in mich zu gehen, auch wenn es bewölkt ist.

Ich hasse Rituale, die meisten jedenfalls. Ostern und Weihnachten kriege ich jedesmal eine Krise. Aber selbstgemachte, individuelle Rituale sind was anderes, die finde ich gut. Die oben genannte Idee finde ich sogar sehr gut. Ein paar nach eigenen Regeln verordnete Minuten der Besinnung sind bestimmt sehr gesund. Ist vielleicht entfernt verwandt mit der Meditation. Das Gehirn einfach mal, in regelmäßigen Abständen, auf bestimmte Gedanken bringen oder in bestimmte Zustände versetzen.
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Re: Religiöses Vakuum

Beitragvon F:Taxi » So 30. Okt 2011, 22:41

Die Menschen brauchen eigentlich keine Religion, zumindest eher weniger und einen Gott brauchen sie, meines Erachtens, noch viel weniger (auch wenn ich im Theismus, solange er alleine darsteht, überhaupt kein Problem sehe).
Was die Leute eigentlich suchen ist der Sinn, die Sinnfrage taucht wieder auf, wenn man seine Religion verlässt, weil diese Frage in den (hochkulturellen) Religionen bereits beantwortet ist. Wenn diese Frage für einen Nichttheisten oder Nichtbuddhisten ebenso beantwortet wäre, würde es dieses "Religiöse Vakuum" doch überhaupt nicht geben!
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Re: Religiöses Vakuum

Beitragvon stine » Mo 31. Okt 2011, 07:35

Richtig, F:Taxi!
Da ich eigentlich gar nicht mehr hier bin, nur am Rande:
Es gibt derzeit noch keine Alternative zur Religion. Also hier mitmachen und eine finden :wink:

LG stine
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Re: Religiöses Vakuum

Beitragvon 1von6,5Milliarden » Mo 31. Okt 2011, 07:59

stine hat geschrieben:Es gibt derzeit noch keine Alternative zur Religion.
Doch: Vernunft, Bildung, Märchen ...
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Re: Religiöses Vakuum

Beitragvon F:Taxi » Mo 31. Okt 2011, 12:06

Naja, aus der Gaia-Hypothese, also die Hypothese, die ja besagt, dass die Erde (oder Planeten generell) ein Organismus ist, könnte man vielleicht noch was Gutes machen. Wenn wir sowas Ähnliches als Religion gehabt hätten, hätten sich sicher viel mehr Menschen für den globalen Naturschutz eingesetzt - Und wer weiß, ob das nicht auch für viel weniger Krieg gesorgt hätte?
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Re: Religiöses Vakuum

Beitragvon mat-in » Mo 31. Okt 2011, 13:15

Ich weiß nicht, ob wir "aussterben für das Gesamtwohl des Planeten" zu einem religiösen Grundsatz machen können/sollen?
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Re: Religiöses Vakuum

Beitragvon xander1 » Mo 31. Okt 2011, 20:38

Die Gaia-Hypothese meint eigentlich nicht wirklich 100%ig einen richtigen Organismus, sondern nur in Teilen.

Die Menschen brauchen keine Religion, jedoch machen Religionen und Sekten die Menschen glauben, dass sie sie bräuchten und deshalb funktioniert der Menschenfang in religionsleeren Gebieten so gut. Die Menschen dort wissen viel zu wenig über Religion und deshalb gibt es weniger Schutzmechanismen im Körper.
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Re: Religiöses Vakuum

Beitragvon ganimed » Mo 31. Okt 2011, 21:31

Vielleicht stimmen ja auch die Deutungen von Dawkins und Co, dass Religion im Wesentlichen ein Mem ist, das uns als Wirtskörper, ähnlich wie ein biologischer Virus, befällt. Bzw. die Kinder stecken sich bei ihren Eltern und dem sozialen Umfeld der frühen Jahre an.
Ich glaube, die so erkrankten Menschen können sich ein gesundes Leben nur gar nicht mehr vorstellen und glauben deshalb fest daran, dass sie den Virus Religion irgendwie ganz dringend brauchen.
Für Sinnfragen gibt es Sinnantworten. Für gesellschaftlich verbindende Rituale könnte man säkulare Rituale nehmen. Für Trost und Hilfe in schweren Zeiten könnte man Selbsthilfegruppen, psychologische Betreuung oder einen erholsamen Urlaub nehmen. Und und und. Mir fällt jedenfalls nichts ein, was bei der Religion nicht zu ersetzen wäre.
Ich folgere also: Religion braucht man nicht. Und ein Vakuum entsteht durch das Verschwinden von Religion deshalb auch nicht.
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Re: Religiöses Vakuum

Beitragvon F:Taxi » Mo 31. Okt 2011, 22:12

Die Gaia-Hypothese meint einen Organismus, aber kein emotional geprägtes Wesen, so beschreibt es auch die Urheberin dieser Hypothese.
Naturschutz hat für mich auch nichts mit "Sinnvollem Aussterben" zu tun.
Aber nun mal zurück zum eigentlichen Thema:
Wenn die Menschen so eine leichte Beute geworden sind, weil sie alle konfessionslos sind, dann hat Religion auch wieder ihre guten Seiten: Sie sichert gegen andere "Seelenfänger" ab. Ein Ungläubiger würde viel eher zu einer Sekte konvertieren als ein Katholik. Aus der Perspektive hat Religion ja dann auch wieder was Hilfreiches zu bieten.
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Re: Religiöses Vakuum

Beitragvon mat-in » Mo 31. Okt 2011, 22:35

@Religion = infektiöses Mem
Das Buch "Why we believe in God(s)" ließt sich da super, dort wird anschaulich Erklärt, auf welche Systeme im Kopf (zum Beispiel Familien/Gruppengefühl -> Heiliger Vater, Bruder Mönch, Schwester Nonne, etc.) ein super-natürlicher Reiz ausgeübt wird, der stärker ist als jeder natürliche und damit das System für die Religion kapert...
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Re: Religiöses Vakuum

Beitragvon F:Taxi » Fr 4. Nov 2011, 11:03

Wie soll so ein verankerter Reiz denn über Jahrtausende in Zukunft vermieden werden?
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Re: Religiöses Vakuum

Beitragvon mat-in » Fr 4. Nov 2011, 15:48

So wie es auch bei anderen Mißbräuchen diverser Systeme ist: nur ganz schwer und mit harter Arbeit. Ein Ausstiegsprogram, so ähnlich wie für Raucher oder Rechtsradikale wäre doch mal ein Anfang? Und dann gibt man den Leuten (milderen) Ersatz.
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Re: Religiöses Vakuum

Beitragvon stine » Fr 4. Nov 2011, 21:53

mat-in hat geschrieben:Und dann gibt man den Leuten (milderen) Ersatz.

Und das wäre?

:o0: stine
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Re: Religiöses Vakuum

Beitragvon mat-in » So 6. Nov 2011, 21:15

Fastfood und harte Drogen im Gruppenkonsum ;-)

Das thema "ersatz" und "entwöhnung" hatten wir ja schon das ist leider nicht ganz einfach.
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Re: Religiöses Vakuum

Beitragvon Teh Asphyx » Di 8. Nov 2011, 17:58

Typisch christlich. Nein, Europa hat kein spirituelles „Vakuum“ und gerade deswegen ist Europa anfällig für so vielen spirituellen, okkulten und religiösen Schwachsinn. Das eine wird halb durchschaut, schon macht sich das andere breit. Interessanterweise kann man eher einige fernöstliche Länder als spirituelles „Vakuum“ sehen, Japan zum Beispiel und gerade dort sind die Naturwissenschaften in einem Wahnsinnstempo akzeptiert und praktiziert worden. Missionen jeglicher Religionen sind dort hingegen gescheitert. Auch Zen-Buddhismus und Shintoismus spielen zwar in gewissen Volksfesten und Ritualen zwar eine Rolle, als spirituell oder gar religiös sehen sich aber in der Bevölkerung nur wenige.
Ich denke eher, dass Faktoren in der Erziehung eine Rolle spielen, die dort, wo es eine starke religiöse Kultur gibt, einfach mehr vorhanden sind, dass Menschen sozusagen offen für Übernatürliches werden.

Ach Mist, jetzt merke ich gerade, dass ich die Idee von Religion als Mem einfach in eigenen Worten beschrieben habe. Aber ja, genau das wollte ich mit diesem Beispiel zeigen.
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Re: Religiöses Vakuum

Beitragvon stine » Di 8. Nov 2011, 20:40

Teh Asphyx hat geschrieben:Interessanterweise kann man eher einige fernöstliche Länder als spirituelles „Vakuum“ sehen, Japan zum Beispiel und gerade dort sind die Naturwissenschaften in einem Wahnsinnstempo akzeptiert und praktiziert worden.

Was meinst du mit Naturwissenschaften praktizieren?
Bist du der Meinung, dass der Mensch keine Spiritualität, keine Philosophie über das (am Lenben)Sein braucht?
Findest du, dass die Japaner mit ihrer direkten, jedoch gefühlsneutralen Art und Weise für uns ein Vorbild sein könnten?

LG stine
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Re: Religiöses Vakuum

Beitragvon Teh Asphyx » Di 8. Nov 2011, 20:46

stine hat geschrieben:Was meinst du mit Naturwissenschaften praktizieren?

Ich meine damit, dass Naturwissenschaften auch im praktischen Leben angewendet werden (z.B. Technik).
stine hat geschrieben:Bist du der Meinung, dass der Mensch keine Spiritualität, keine Philosophie über das (am Lenben)Sein braucht?

In welchem Sinne brauchen? Wie Nahrung als Lebensgrundlage? Nein.
stine hat geschrieben:Findest du, dass die Japaner mit ihrer direkten, jedoch gefühlsneutralen Art und Weise für uns ein Vorbild sein könnten?

Was genau meinst Du mit gefühlsneutral? Ich bin mit Vorbildern immer etwas vorsichtig. Erst recht, wenn es nicht um individuelle, sondern kategorische Vorbilder geht, also tendiere ich hier zu einem Nein. Es ist aber zumindest interessant, ihre Art und Weise anzusehen und versuchen, nachzuvollziehen.
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Re: Religiöses Vakuum

Beitragvon ganimed » Di 8. Nov 2011, 23:16

stine hat geschrieben:Bist du der Meinung, dass der Mensch keine Spiritualität, keine Philosophie über das (am Lenben)Sein braucht?

Ist Spiritualität für dich dasselbe wie Philosophie? Oder meinst du hier zwei verschiedene Dinge? Nur mal so aus Neugierde gefragt.
Ich würde es als zwei unterschiedliche Dinge ansehen und denken, dass man Spiritualität nicht braucht, Philosophie aber schon.
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Re: Religiöses Vakuum

Beitragvon stine » Mi 9. Nov 2011, 08:11

Ich finde, dass das eine eine Folge des anderen ist. Wer anfängt, philosophisch über das Sein nachzudenken, wird automatisch spirituell.
Hat nicht Albert Schweitzer das so ausgedrückt:" Jede tiefere Religiosität wird denkend, jedes wahrhaft tiefe Denken wird religiös."

:ohm: stine
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