Deutsches Brights-Forum 2006 - 2014 (ARCHIV)

Der Begriff Atheist escheint mir zu allgemein und wie ich schon in einem Nachbarfred angekündigt habe, möchte ich einige Gedanken dazu anbringen und eine Unterteilung in evtl nicht ganz bierenster Weise vorschlagen. Es würde mich interessiern wie sich die werten Foranten hier einordnen, bzw wo sie sich verorten würden, gerne auch in ganz anderen Kategorien.

1.Der gemeine Atheist (gemein nicht im Sinne von fies, hinterhältig, sondern im botanischen Sinn) als Grundform des Atheisten, der die Mindestanforderung an den Begriff erfüllt, der also glaubt dass es keinen Gott gibt, aber ansonsten erst einmal keine weiteren Forderungen daraus ableitet. Man findet ihn unter Philologen in Studierstuben genauso wie auf der Baustelle unter Baggerfahrern, er ist gesellschaftlich nicht eindeutig zu verorten und eher unauffällig.

2. Der radikale Atheist auch Fundiathi genannt, der ebenfalls glaubt dass es Gott nicht gibt, zusätzlich aber glaubt, die Welt wäre eine Bessere, wenn alle das glauben.
Er leitet eine Reihe von Forderungen aus seinem Glauben ab, die vom Abhängen von Kreuzen aus bayrischen Klassenzimmern, über ein Vermummungsverbot für katholische Nonnen, Abstellen des Kirchengeläuts, Redeverbot für den Papst im Bundestag und dessen sofortiger Verhaftung reichen, sollte er deutschen Boden betreten. Man findet ihn vornehmlich in einschlägigen Internetblogs und Foren, wo er gerne als Christenfresser unterwegs ist, im real life nicht selten auch in Aktivistenkreisen, wo er sich ohne Skrupel aber auch mit der Pastorentochter vom CGBA (Christliches Bündnis gegen Atomstrom) zusammetun kann und ganze Nächte mit ihr unter einer Decke verbringt - oft im Wald - wenn es hilft den Castor zu stoppen. Primäres Ziel ist und bleibt jedoch die Religion auszumerzen.

3. Der Schmuseatheist, wozu der Verfasser dieser Zeilen gehört,der sich schamlos mit Religiösen in der Öffentlichkeit zeigt und weder Christen noch Muslime noch sonstige religiöse Zeitgenossen im Verdacht hat, sich eine ganz gefährliche Droge reinzupfeifen oder womöglich die Zivilisation zu unterminieren. Natürlich kann auch der Schmuseatheist gewisse Bedenken gegen religiöse Besonderheiten haben, wie ZB der Verfasser kein Freund von Minaretten entlang der oberschwäbischen Barockstraße ist, seine Einwände aber hauptsächlich architektonischer Natur sind und er nichts dagegen hätte, am Freitag den Halbmond auf den Zwiebelturm zu schrauben um ihn am Sonntag wieder gegen das Kreuz zu tauschen, er dies sogar gerne sähe im Sinne des gegenseitigen Verständnisses und in diesem Sinne hier im Dorfe auch schon als Mediator zu Gange ist - ein Schmuseatheist eben.

Ich bedanke mich für das Interesse des geneigten Lesers und bin gespannnt ob sich weitere Einteilungen finden lassen.

musicman

Die drei beschriebenen Menschentypen könnten atheistisch oder religiös sein, jeder politischen Richtung angehören oder sonstwas vertreten, sie würden bei allem so sein, wie beschrieben.
Typ 2 wird, egal für was er einsteht, immer eine gewisse Verbissenheit an den Tag legen und wird sich über den harmoniesüchtigen Typ 3 immer ärgern müssen, weil ihm dieser zu schwammig ist und nichts "ernst" nimmt. Typ 3 wird sich über die Kampfbereitschaft von Typ 2 genauso ärgern, weil er oft nicht die ausnahmslose Notwendigkeit dahinter erkennen kann.

Typ 1 sieht die Welt so, wie sie ist ohne für sich bestimmte Ansprüche ableiten zu wollen, ärgert sich höchstens, wenn man ihn nicht in Ruhe lässt.

LG stine

stine hat geschrieben:Die drei beschriebenen Menschentypen könnten atheistisch oder religiös sein, jeder politischen Richtung angehören oder sonstwas vertreten, sie würden bei allem so sein, wie beschrieben.

LG stine

Ein wahres Wort stine, denn auch der Atheist ist ein Mensch, was aber und damit wären wir bei Typ 4 der Bashatheist bei Nichtatheisten gerne übersieht.

Der Bashatheist hat wie der Name schon sagt Gefallen am bashen Religiöser jedweder Coleur, muss sich aber hierzulande meistens mit dem bashen von Christen begnügen, da ihm das bashen von Muslimen aus Gründen der Political Correctness versagt ist und das bashen von Rastafaris mangels Masse nicht so recht Spaß macht.

Typ 5 der schwule Atheist, ein seltsames Wesen, einerseits Atheist durch und durch, andererseits findet man ihn aber auch unter den Anhängern der http://www.westh.de
und ist überzeugt, dass Jesus schwul war auch wenn es ihn weder gab noch gibt.

Typ 5 der Prollatheist fährt Manta seine Freundin heißt Monika und hat einen Ring am Daumen, er streitet sich gerne mit türkischen Mitbürgern, ob es zu oder nach Aldi heißt, meistens kann der Türke besser Deutsch als er und hat einen Job, weshalb er Ausländer nicht mag.

Jetzt hör ich aber auf, sonst sagt noch ein Atheist ich würde dissen.

musicman

Die Mindestanforderung an den Begriff ist aber nicht, dass einer glaubt, dass es keinen Gott gibt, sondern dass einer nicht glaubt, dass es einen Gott gibt.

Der gemeine Atheist (gemein im Sinne botanisch fies) glaubt dass es keinen Gott gibt, aber ansonsten erst einmal kaum weitere Forderungen daraus ableitet, außer dass Zwiebeln und Halbmonde zur Natur gehören (und Kreuze auch) und manchmal auch architektonisch im Dorfe wirken können. Er ist ein Schmuseatheist , der gerne auch mal ganze Nächte unter einer Decke mit einer Nonne verbringt, um ihre religiösen Besonderheiten auszumerzen.

Moment. Atheismus heißt noch lange nicht Naturalismus im Sinne von Nonsupernaturalismus. Ein Atheist kann durchaus auch Esoteriker sein und an Erdstrahlen und Reinkarnation glauben.

Nein, bitte nicht! Wie blöd ist denn das? Ich glaube an Reinkarnation aber nicht an Geistwesen?
Warum glaube ich an den einen Blödsinn und an den anderen nicht?
Das ist wie bei den Religiösen: An Allah glaub ich, aber Huitzipochtli ist eine Erfindung?

Ja nun, ich habe das nicht erfunden.

A-Theismus ist halt an den Gottesglauben gebunden. Wer nicht an Gott, aber an Horoskope glaubt, ist ein supernaturalistischer Atheist. Ist eine tragikomödiantische Daseinsform, durchaus.

Dagegen ist der Theist, der an nichts anderes als an einen göttlichen Ursprung glaubt schon wieder ein Realist.

LG stine

Es wird doch ernsthafter als ich dachte

musicman

Nanna hat geschrieben:A-Theismus ist halt an den Gottesglauben gebunden.

Keineswegs, die Verneinung eines irgendwie gearteten Gottes schließt natürlich die Verneinung sämtlicher übernatürlicher Phänomene aus. Demnächst kommst Du uns noch mit der Theorie, ein Atheist könne durchaus an Allah oder Zeus glauben, denn die hießen ja schließlich nicht "Gott" und haben ja tatsächlich - wenn man so die Beschreibungen liest - nichts mit diesem "Gott" der Christen zu tun.
Das erinnert mich an den irischen Witz, wo ein Ausländer von einem Nordiren gefragt wird, ob er katholisch oder protestantisch sei. Als der antwortet, er sei weder noch, sondern Atheist, fragt der Ire zurück: Ja, was nun, katholischer oder protestantischer Atheist?

platon hat geschrieben:Keineswegs, die Verneinung eines irgendwie gearteten Gottes schließt natürlich die Verneinung sämtlicher übernatürlicher Phänomene aus.

Moooooooooooment.

Das stimmt nur halb. Übernatürlich ist halt ein Wort, das sich wieder mal jeder selbst definiert. Ein Bekannter von mir denkt beispielsweise, dass Rutenlaufen (also zum Wasseradern finden) funktioniert. Er glaubt deshalb aber nicht an Gott und bezeichnet sich selbst als Atheisten. Er geht auch nicht davon aus, dass dieses Wünschelrutenlaufen auf übernatürlicher Basis geschieht - er denkt, dass der Mechanismus, der dahintersteckt, durchaus natürliche Ursachen hat, die wir nur noch nicht entdeckt haben.


Du siehst, platon: Man kann sich ziemlich viel einbilden und an den größten Scheiß glauben und dennoch Atheist sein.

(mit Geistern ist das genau das gleiche: Gibt sicher sehr viele Leute, die an Geister glauben, aber nicht an Gott. Du musst dir ja schließlich nur einbilden, dass das, woran du da glaubst, auf natürlichen Ursachen basiert, die die Wissenschaft lediglich noch [!] nicht erklären kann)

Aber dann glaubt der Bekannte doch nicht an Supernaturalismus sondern an Pseudo-Naturalismus.

Stimmt, das mit dem Wünschelrutengehen war kein perfektes Beispiel, drum hab ich ja das mit den Geistern hinterhergeschoben. Gibt sicherlich Leute, die nicht an Gott, aber an Geister glauben ...

Mark hat geschrieben:Aber dann glaubt der Bekannte doch nicht an Supernaturalismus sondern an Pseudo-Naturalismus.

Aha, ein neuer Typus ist entdeckt - der Wünschelrutenhatheist.

Aber wenn er wirklich Wasser findet, was dann ?

musicman

Arathas hat geschrieben:Übernatürlich ist halt ein Wort, das sich wieder mal jeder selbst definiert.

Das muss mit allerrr Macht unterrrbunden werrrden!!!

musicman hat geschrieben:Aber wenn er wirklich Wasser findet, was dann ?

Soll er's behalten, mir doch egal.

Ja, naübernatürlich!

Arathas hat geschrieben:Übernatürlich ist halt ein Wort, das sich wieder mal jeder selbst definiert. Ein Bekannter von mir denkt beispielsweise, dass Rutenlaufen (also zum Wasseradern finden) funktioniert. Er glaubt deshalb aber nicht an Gott und bezeichnet sich selbst als Atheisten. Er geht auch nicht davon aus, dass dieses Wünschelrutenlaufen auf übernatürlicher Basis geschieht - er denkt, dass der Mechanismus, der dahintersteckt, durchaus natürliche Ursachen hat, die wir nur noch nicht entdeckt haben.

Das ist doch genau die Glaubensbasis. Nichts anderes. Menschen glauben an vieles. Die einen an Gott, die anderen an esoterische Funktionalitäten.
Tschakka - alles ist möglich!

LG stine

Arathas hat geschrieben:Ein Bekannter von mir denkt beispielsweise, dass Rutenlaufen (also zum Wasseradern finden) funktioniert.

Wieso? Wenn es funktioniert, kann es nicht übernatürlich sein. Ich lese ständig in der Zeitung, dass Wünschelrutengehen funktioniert, nur wenn ich dabei bin funktioniert es offensichtlich nicht. Ich habe also keinen Beleg dafür, dass es klappt. Bisher nehme ich aber noch an, dass dieses Rutenlaufen eine natürliche Basis hat. So etwas sollte sich doch verifizieren/falsifizieren lassen, oder?