Nanna hat geschrieben:Da stimme ich auch absolut zu! Ich wollte nicht gegen Transparenz als solche argumentieren, nur darauf hinweisen, dass man keine übermäßigen Erwartungen formulieren sollte und vor allem will ich darauf hinweisen, dass in den Transparenzmodellen, wie sie ja auch z.B. von der Piratenpartei derzeit recht prominent vertreten werden, meinem Verständnis nach ein ganz wichtiger Schritt viel zu wenig beachtet wird, nämlich der vom Informationsgeber zum Rezipienten. Einige wenige wirklich fitte Leute kämpfen derzeit an vorderster Front für mehr Transparenz in Staat und Wirtschaft, aber es geht häufig vor allem darum, wie die bisherigen Geheimhaltungsstrukturen aufgebrochen werden und die Informationen technisch gesammelt werden können. Es geht leider relativ wenig um die Frage, wie der digital divide geschlossen werden kann, also wie die in Bildungsfragen abgehängten Gesellschaftsteile nicht nur technisch, sondern v.a. auch inhaltlich am Geschehen der intellektuellen Welt beteiligt werden können; wobei ich fairerweise anmerken muss, das Aberglaube nicht nur etwas schicht- und milieuspezifisches ist.
Die Piratenpartei ist auch so ein Thema für sich. Die sehe ich sehr kritisch. Die Forderung nach Transparenz ist einerseits gut, aber andererseits von der Partei selbst schon kaum einzuhalten. Auch das ganze Parteiprogramm ist voller Selbstwidersprüche. Gut, da sind viele sehr junge Mitglieder, aber auch ältere dort habe ich teilweise als sehr naiv erlebt (ich hatte da schon so meine Diskussionen in deren Forum).
Was ich zum Beispiel bei der Informationsfreiheit, die sie fordern (die ich an sich begrüße) zu kurz gedacht finde, ist eben auch genau der Punkt, den Du nennst und dazu kommt noch das völlige Überangebot an nutzlosen Informationen, durch die man sich erstmal durchkämpfen muss. Ich schätze mal, dass das dazu führt, dass wiederum nur Menschen mit entweder den richtigen Kompetenzen oder den nötigen finanziellen Mitteln um Menschen mit den nötigen Kompetenzen in irgendeiner Form zu beauftragen dann wirklich an nützliche Informationen rankommen.
Außerdem wäre man keineswegs vor Manipulation sicher, denn das Internet beweist jetzt schon öfter, dass Falschinformationen wie ein Lauffeuer verbreitet werden können. Es wird dann schon Spezialisten geben, die wissen, wie man solche gut platziert, dass sie sich in kürzester Zeit multiplizieren.
Die Entwicklung des Internets an sich ist eine spannende Sache, aber es ist eine Illusion zu glauben, dass sich durch die freie Entwicklung alle solchen Probleme von selbst lösen.
Außerdem scheint mir die Piratenpartei eher aus Trittbrettfahrern zu bestehen, die einfach eine Entwicklung bejahen, die eh stattfindet und auch ohne sie schon stattgefunden hat.
Andererseits zeigt die Piratenpartei, dass dies Themen sind, die wichtig sind, dass man sich (auch politisch) damit befasst, was tatsächlich von vielen Politikern vernachlässigt wurde (vielen Politikern fehlt es da auch komplett an Kompetenz).
Mich betrifft deren Parteiprogramm ja auch als Musiker besonders. Ich finde die Urheberrechte bieten eigentlich sehr flexible Möglichkeiten, bedenklich finde ich nur die Quasiübertragbarkeit, sodass im seltensten Falle wirklich Künstler am Klagen sind, sondern meistens andere Rechteinhaber (es geht ja auch entgegen anderer Behauptungen meistens gar nicht ums Urheberrecht sondern ums Leistungsschutz- und Vervielfältigungsrecht). Aber gut, ich schweife ab …
Nanna hat geschrieben:Was ich sagen will: Wer früher kein Lexikon im Wohnzimmerschrank hatte, wird heute wahrscheinlich auch Wikipedia seltener nutzen. Information muss nicht nur bereitgestellt werden, sie muss auch angenommen und prozessiert werden können. Letztlich will ich die Diskussion auf die Frage lenken, wie man die Information denn auch dahin kriegt, wo sie am dringendsten gebraucht wird, nämlich in die Hirne der Fanatiker. Da gehen mir persönlich nämlich die Ideen aus.
Ich glaube nicht, dass man das erzwingen kann. Ich denke, wir müssen uns einfach weiter um Aufklärung bemühen und hoffen, dass sich das langfristig durchsetzt und dafür sorgen, dass Fanatiker so wenig Schaden wie möglich in Bezug auf andere anrichten können (wer sich nur selbst schaden möchte, darf das meinetwegen gerne tun).