Biologisch-Dynamische Landwirtschaft

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Beitragvon mat-in » Do 13. Okt 2011, 16:27

Ich habe jetzt eine Gemüsekiste im Abo... einfach weil ich dann gezwungen bin mehr Gemüse zu essen und im Supermarkt nicht mehr dran vorbei gehe. Es ist Regional :up: und Öko :up: auch wenn man über den "nutzen" von Öko streiten kann, ich schneide lieber mal eine faule Stelle aus dem Apfel, anstatt mich auf die Sicherheit von Grenzwerten für Multi-Pestizidmix zu verlassen. Mir ist dann aufgefallen, daß auch einige "Demeter" Produkte mit auf der Liste stehen, von Dingen die man da geliefert bekommen kann. Ich hatte ja im Hinterkopf, daß die es etwas übertreiben und neben "Öko" auch auf den "Lebensenergiegehalt" und sowas abzielen, nach Mondphase ernten. Meine Freundin kannte das - für sie positiv besetzt - durch einen Hof, der zur Rehabilitation von Drogenabhängigen Öko Landwirtschaft betreibt und "Demeter zertifiziert" ist. Daraus entstand eine Recherche, um unser nicht vereinbares Bild das wir hatten aufzuklären und ich muß sagen: Au Weia! :explodieren:

Auf Esowatch.com (nicht .de !) findet man wenig zu Demeter, aber dann über Rudolf Steiner zur biologisch dynamischen Landwirtschaft http://esowatch.com/ge/index.php?title= ... wirtschaft was ich da so zu lesen bekam übertraf meine schlimmsten Befürchtungen: Man düngt nicht nur wegen der positiven Strahlung mit Bergkristall, nein, der wird vorher in einem Horn im Wald vergraben und zur richtigen Mondphase... ach, und "Eurythmisch betanzten" Weizen (hilft gegen Arthrose?) gibt es auch (ich fürchte die Kinder in der Waldorfschule lernen nicht ihren Namen tanzen, sondern tanzen eigentlich ein Ritual das ihnen Lebensenergie entzieht und auf Weizen überträgt ;) und es gibt Demeter-Bienenpatenschaften und was weiß ich was noch für - ich muß es wieder sagen das böse Wort - Esokacke.

Das ganze ist noch viel schlimmer als ich dachte und wird dem Verbraucher als "Bio" untergejubelt. Mag sein das es Bio ist, aber das was man da mehr bezahlt, bezahlt man nicht nur für Bio, sondern dafür das es von "Elfischen Jungfrauen im Mondlicht betanzt" wurde. Also nur für den Fall, daß es euch nicht bewußt war...

Ich werde dann bei Sonderwünschen meines Bio-Lieferservice wohl mal äußern "keine Demeterprodukte bitte". :down:
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Re: Biologisch-Dynamische Landwirtschaft

Beitragvon 1von6,5Milliarden » Fr 14. Okt 2011, 08:45

mat-in hat geschrieben: Esokacke.
Hmm ja. Aber keine Angst, durch den Verzehr von Demeterprodukten wirst du nicht kontaminiert. :mg:
AFAIK muss nicht jeder Demeterbetrieb wirklich dies alles "hardcore-mäßig" durchziehen, bei Geld erwacht auch in Esoterikern gerne wirtschaftliches denken. Pestizide lassen sich nachweisen, eine "Düngung" mit rechtdrehendem Vollmondwasser nicht.
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Re: Biologisch-Dynamische Landwirtschaft

Beitragvon miranda » Fr 14. Okt 2011, 10:26

Hallo,
ich bin hier neu und möchte mich zum Thema äußern.
Man muss ja nicht Demeter - Produkte kaufen, Bioland usw. tun es auch. Ich nehme zum Brot backen Bio - Weizen. In meiner Umgebung gibt es viele kleine bäuerliche Betriebe, bei denen ich Gemüse usw. kaufe. Bei mir gilt: frisch vor Bio, außer bei betimmten Produkten, die ich sehr oft ( täglich), esse.

Viele Grüße Miranda
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Re: Biologisch-Dynamische Landwirtschaft

Beitragvon Myron » Fr 14. Okt 2011, 16:16

miranda hat geschrieben:Hallo,
ich bin hier neu…


Herzlich willkommen!
:brights:
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Re: Biologisch-Dynamische Landwirtschaft

Beitragvon mat-in » Fr 14. Okt 2011, 18:48

Wilkommen Miranda :)

Danke für den Tip, ich werde die Demetersachen von meiner Liste streichen, es gibt genug "öko" auswahl. Und ich muß wohl mal den Bauernhof in der Nebenstraße besuchen, die haben wohl einen Hofverkauf...

Eigentlich ging es mir ja drum, mal anzusprechen was da getrieben wird, denn zu mindest ich wußte nicht, was die da (zum Teil?) für ein arges Zeug treiben. Dennoch gut zu wissen, das die Demeterenergien den Darm einfach passieren ohne einen zu schädigen :up: Danke 1.
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Re: Biologisch-Dynamische Landwirtschaft

Beitragvon Zappa » Sa 15. Okt 2011, 13:25

Soweit ich die Fakten kenne, muss man sich da nicht zuviel Gedanken machen. Rudolf Steiner war ein fast schon gescheitertere Intellektueller, der sich im späteren Leben sein Geld damit verdiente in esoterischen Zirkeln Vorträge zu halten und Theoreme zu basteln. Darin war er ziemlich gut und erfolgreich.

Irgendwann hat ihn mal eine landwirtschaftliche Vereinigung zu einem Vortrag eingeladen und er dann dort die biologisch dynamische Landwirtschaft propagiert. Vielleicht ist das Ganze auch in einer Stunden nach ein paar Flachen Weine entstanden, wer weiß.

Möglicherweise was Steiner nur eine subversive Sau und lacht sich im Jenseits immer wieder tot :lachtot:
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Re: Biologisch-Dynamische Landwirtschaft

Beitragvon Teh Asphyx » Sa 19. Nov 2011, 20:48

Zappa hat geschrieben:Soweit ich die Fakten kenne, muss man sich da nicht zuviel Gedanken machen. Rudolf Steiner war ein fast schon gescheitertere Intellektueller, der sich im späteren Leben sein Geld damit verdiente in esoterischen Zirkeln Vorträge zu halten und Theoreme zu basteln. Darin war er ziemlich gut und erfolgreich.


So einfach stand es um ihn dann wohl auch nicht: http://www.fkpsych.de/psycho/anthroposophie.html
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Re: Biologisch-Dynamische Landwirtschaft

Beitragvon Darth Nefarius » Mo 28. Nov 2011, 20:16

Also, ich denke, und das meine ich ernst, dass man der grünen Gentechnologie eine Chance geben muss. Sie ist in den amerikanischen Produkten sowieso schon in der Mehrheit und bietet theoretisch viele Möglichkeiten. Klar, Monsanto missbraucht die Technologie, aber das ist kein Fehler der selbigen. Die Angst vor pestiziden ist durchaus gerechtfertigt, aber wenn ich "genfrei" lese oder höre, dann :explodieren:
Die Angst von speziell dieser ungewaschenen Gestalten, die momentan auf den Gleisen vor dem Kastor sitzen sind selten durch Wissen fundiert, oder glaubt ihr, dass sie alle wissen, was horizontaler Gentransfer ist? Nein, es hat nichts mit Bienchen und Blümchen zu tun. :mg:
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Re: Biologisch-Dynamische Landwirtschaft

Beitragvon Teh Asphyx » Mo 28. Nov 2011, 20:46

Es ist doch eh so, dass schon lange in der Landwirtschaft Gen-Manipulationen stattfinden. Oder was sonst ist die Züchtung neuer Sorten und Rassen? Nur weil es jetzt mit Technik gemacht wird, die nicht mehr so leicht zu verstehen ist, soll das auf einmal schlecht sein. Wichtig fänd ich da eine Transparenz, was die Informationen angeht. Es sollten alle Informationen öffentlich zugänglich sein, die Gen-Manipulation betreffen, sodass jeder die Möglichkeit hat nachzuvollziehen, was da genau gemacht wird.
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Re: Biologisch-Dynamische Landwirtschaft

Beitragvon Nanna » Mo 28. Nov 2011, 21:36

Ich bezweifle, dass unzureichende Information immer Ursache irrationaler Ängste ist. Flugangst oder Höhenangst haben auch Leute, die ganz genau wissen, dass das Besteigen eines Flugzeugs oder Turms mit einer geringeren Wahrscheinlichkeit des damit verbundenen eigenen Ablebens verbunden ist, als das Besteigen eines Taxis. Trotzdem, was werden die Leute unbesorgter tun? Genauso sind auch Leute gegen Windräder, obwohl die eigentlich schlank, elegant und sauber sind oder gegen Impfungen, obwohl die Risiken der Masernimpfung lächerlich gegen die Risiken einer Maserninfektion sind - und die Leute wissen das im Prinzip oder haben es im Allermindesten schonmal gehört!

Sicherlich, mangelhaftes Verständnis ist sicherlich das Kernproblem mangelnder Akzeptanz von Gen-Technik. Es kommen aber meiner Meinung nach zwei verstärkende Faktoren hinzu:
a) "Monkey see, monkey do!" Verkürzte Schlussfolgerungen mit dem "gesunden Menschenverstand" sind weithin akzeptiert. Es kokettieren zwar gerade selbsternannte Wissenschaftskritiker mit ihrer angeblich kritizistischen Grundhaltung, dabei geht es aber letztlich nur um imitierte Billigmunition zur Selbstimmunisierung charismatischer Persönlichkeiten. Unzureichende Argumente werden mit wissenschaftlicher Ornamentik umgeben, in der sich leider häufig erfüllenden Erwartung, dass dann schon keiner genauer nachfragen wird.
Dummerweise wirken solche Esoteriker auf das erlösungsheischende Publikum als starke Multiplikatoren, und je mehr Menschen sich gegenseitig anstacheln, desto akzeptierter wird eine esoterische Sichtweise in der Bevölkerung. Ich möchte in dem Zusammenhang auf das Konformitätsexperiment von Salomon Asch verweisen, das belegt hat, wie extrem offensichtlich falsch eine Behauptung sein kann und trotzdem durch den Gruppenzwang am Leben erhalten wird. Gentechnik kann also so offensichtlich nützlich sein wie sie will, wenn das gesellschaftliche Klima feindlich ist, braucht es viel Überzeugungsarbeit, um sogar eine banale Wahrheit zum Mainstream zu machen. Man kann sich ausrechnen, wie viel schwieriger es wird, wenn die Indizien uneindeutiger sind oder die Fragestellung die Bildung des Großteils der Bevölkerung übersteigt.

b) Mehr Information, selbst mehr Erklärung, hilft nicht immer weiter, wenn Informationen in den falschen Kontext eingeordnet werden. Im Grunde knüpfe ich da an a) an. Wenn jemand wegen seiner mangelnden Schulbildung oder eines ideologisierten Umfeldes (in dem z.B. aus Scheingegensätzen wie "natürlich" und "künstlich" dichotomische Gut-Böse-Begriffspaare gebildet werden) Information falsch kontextualisiert, dann kann man ihn mit Lexika erschlagen, es hilft nicht. Ich erinnere mich da z.B. an eine ausnahmsweise sogar gebildete Zeugin Jehovas, die ich mal getroffen habe, die die Zurückhaltung des Ameisenbären beim Plündern von Ameisennestern als Beweis für intelligent design anführte und einfach nicht verstand, dass eine derart eingespielte Symbiose sogar ein gutes Beispiel für Evolution darstellt (für alle hier trivial: alle Ameisenbären, die sich nicht so verhalten haben, sind aus naheliegenden Gründen ausgestorben). Da die Grundlagen ihres Denkens kompromisslos in einer Weltsicht angesiedelt waren, in der Evolution nicht wahr sein durfte, verrenkte sie sich hunderte Synapsen, um am Ende doch wieder ein scheinbar konsistentes Bild zu erzeugen. Ich gehe davon aus, dass derartige Fehlkontextualisierungen häufige Ursachen esoterischer Sichtweisen sind. Dem kann man nicht mit einer quantitativen Erhöhrung der bereitstehenden Information begegnen, man muss die Information samt ihres Umfeldes qualitativ besser erklären und dafür braucht man im Grunde schon wieder eine mittelgroße Bildungsreform. So gut der Transparenzgedanke gemeint ist, Information hilft niemandem weiter, der sie nicht prozessieren kann. Sicherlich spricht vieles für derartige Aufklärungskampagnen und ich wäre auch unbedingt dafür, aber man darf sich das nicht als Selbstläufer oder intellektuellen Spaziergang vorstellen.
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Re: Biologisch-Dynamische Landwirtschaft

Beitragvon Teh Asphyx » Di 29. Nov 2011, 00:29

@ Nanna

Du hast natürlich recht. Ich finde die Transparenz aber erstmal für die ethische Legitimierung an erster Stelle wichtig, sodass jeder zumindest schonmal überhaupt den Zugang zu Informationen hat.
Darüber hinaus denke ich schon, dass ein Spiel mit offenen Karten zwar nicht jeden, aber zumindest einige durchaus schon beruhigen kann.

Nur so als Beispiel:
Ich war vor ziemlich genau einen Jahr im Krankenhaus wegen eines Pneumothorax. Was mir da echt negativ aufgefallen ist war, dass dort kaum jemand ordentlich mit mir kommunizieren wollte, weder Ärzte noch Schwestern. Da ging es dann irgendwann auch darum, dass ich mir Gedanken machen sollte, ob ich eine Operation möchte oder nicht, aber man hat sich nicht die Mühe gemacht, mir zu erklären, was da Vor- und Nachteile sind, es wurde mir einfach nur angeraten. Vor allem hatte ich die ganze Zeit das Gefühl, dass man mir das alles auch deswegen nicht erklärt, weil ich das als Nichtmediziner ja eh nicht verstehen würde (gerade der Chefarzt war seltsam, meine Stationsärztin war eigentlich ganz nett, hatte es aber immer recht eilig). Glücklicherweise habe ich mich gegen eine Operation entschieden, denn später erzählte mir eine Ärztin aus meinem Bekanntenkreis, dass diese Operationen recht neu sind und einfach jetzt gemacht werden, weil man es kann. Ich bin deswegen froh, weil ich danach aus Erfahrungsberichten erfahren habe, dass diese Operation mit lange andauernden Schmerzen hinterher verbunden ist und da es sich nicht um einen lebensnotwendigen Eingriff gehandelt hat, konnte ich mir das wirklich sparen. Schlimmstenfalls hätte ich bei einem nochmaligen Fall noch mal ins Krankenhaus für ein paar Tage gemusst (mir ist aber nichts mehr passiert, rauchen tu ich seitdem auch nicht mehr, vielleicht hilft das auch). Jedenfalls konnte ich in dem Moment gut verstehen, warum viele Menschen esoterische Heilmethoden bevorzugen, denn viele Quacksalber kommunizieren wenigstens. Wenn man es hinkriegen könnte, dass das Geld, was für Quacksalber ausgegeben wird, genutzt werden könnte, dass Ärzte in Krankenhäusern mehr Zeit zur Kommunikation mit ihren Patienten hätten, wäre wohl vielen geholfen.

So ähnlich denke ich auch, dass solche Wissenschaften wie Gentechnik für einige schon sympathischer wären, wenn sie nachvollziehen könnten, was da genau passiert. Aber die radikalen Gegner werden dadurch natürlich nicht neutralisiert.
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Re: Biologisch-Dynamische Landwirtschaft

Beitragvon Darth Nefarius » Di 29. Nov 2011, 11:31

Nanna hat geschrieben:Ich bezweifle, dass unzureichende Information immer Ursache irrationaler Ängste ist. Flugangst oder Höhenangst haben auch Leute, die ganz genau wissen, dass das Besteigen eines Flugzeugs oder Turms mit einer geringeren Wahrscheinlichkeit des damit verbundenen eigenen Ablebens verbunden ist, als das Besteigen eines Taxis. Trotzdem, was werden die Leute unbesorgter tun? Genauso sind auch Leute gegen Windräder, obwohl die eigentlich schlank, elegant und sauber sind oder gegen Impfungen, obwohl die Risiken der Masernimpfung lächerlich gegen die Risiken einer Maserninfektion sind - und die Leute wissen das im Prinzip oder haben es im Allermindesten schonmal gehört!

Ist das nicht die Paradedefinition von irrationaler Angst? Nur weil eine Angst, oder eine Unfähigkeit des Verstehens aus einem sozialen Umfeld stammen, sind sie noch lange nicht rational. Und gerade das Abschotten von Informationen ist der Verdienst eines entsprechenden Umfelds, also ist der mangel an Wissen durchaus mit dem Einfluss der Umgebung gleichzusetzen. Man könnte zwar behaupten, dass nicht nur der Mangel an Informationen, sondern auch noch emotionale Aspekte eine Rolle spielen, aber das kann man, wenn man will, mit einer dialektischen Erörterung vergleichen, die Kontras sind die Emotionen, die Pros, die Informationen fehlen trotzdem, um zu einer berechtigten Haltung zu kommen.
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Re: Biologisch-Dynamische Landwirtschaft

Beitragvon Nanna » Di 29. Nov 2011, 17:07

Teh Asphyx hat geschrieben:Ich finde die Transparenz aber erstmal für die ethische Legitimierung an erster Stelle wichtig, sodass jeder zumindest schonmal überhaupt den Zugang zu Informationen hat.
Darüber hinaus denke ich schon, dass ein Spiel mit offenen Karten zwar nicht jeden, aber zumindest einige durchaus schon beruhigen kann.

Da stimme ich auch absolut zu! Ich wollte nicht gegen Transparenz als solche argumentieren, nur darauf hinweisen, dass man keine übermäßigen Erwartungen formulieren sollte und vor allem will ich darauf hinweisen, dass in den Transparenzmodellen, wie sie ja auch z.B. von der Piratenpartei derzeit recht prominent vertreten werden, meinem Verständnis nach ein ganz wichtiger Schritt viel zu wenig beachtet wird, nämlich der vom Informationsgeber zum Rezipienten. Einige wenige wirklich fitte Leute kämpfen derzeit an vorderster Front für mehr Transparenz in Staat und Wirtschaft, aber es geht häufig vor allem darum, wie die bisherigen Geheimhaltungsstrukturen aufgebrochen werden und die Informationen technisch gesammelt werden können. Es geht leider relativ wenig um die Frage, wie der digital divide geschlossen werden kann, also wie die in Bildungsfragen abgehängten Gesellschaftsteile nicht nur technisch, sondern v.a. auch inhaltlich am Geschehen der intellektuellen Welt beteiligt werden können; wobei ich fairerweise anmerken muss, das Aberglaube nicht nur etwas schicht- und milieuspezifisches ist.

Was ich sagen will: Wer früher kein Lexikon im Wohnzimmerschrank hatte, wird heute wahrscheinlich auch Wikipedia seltener nutzen. Information muss nicht nur bereitgestellt werden, sie muss auch angenommen und prozessiert werden können. Letztlich will ich die Diskussion auf die Frage lenken, wie man die Information denn auch dahin kriegt, wo sie am dringendsten gebraucht wird, nämlich in die Hirne der Fanatiker. Da gehen mir persönlich nämlich die Ideen aus.

Darth Nefarius hat geschrieben:Man könnte zwar behaupten, dass nicht nur der Mangel an Informationen, sondern auch noch emotionale Aspekte eine Rolle spielen, aber das kann man, wenn man will, mit einer dialektischen Erörterung vergleichen, die Kontras sind die Emotionen, die Pros, die Informationen fehlen trotzdem, um zu einer berechtigten Haltung zu kommen.

Ja, richtig. Der Punkt ist eben nur, ein Mehr an rationaler Information, das z.B. auf Plakaten in Supermärkten oder auf Verpackungen gegeben würde, führt wahrscheinlich nur unmerklich zu einem Weniger an irrationaler Ablehnung. Rationales Prozessieren von Information ist halt nur dann möglich, wenn das Denken in rationalen Strukturen und Kategorien überhaupt schon erlernt wurde. Ich sage lediglich: "Viel hilft viel" funktioniert in dem Zusammenhang nicht, es bräuchte zudem noch eine gute Idee, wie man Leute in ihrer Irrationalität überhaupt mit der Information erreichen kann. Du kannst ja ein Haus mit Medizin bewerfen, das hilft nichts, wenn der Kranke nicht aufmachen will, um jetzt mal eine etwas despektierliche Metapher zu benutzen.
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Re: Biologisch-Dynamische Landwirtschaft

Beitragvon Darth Nefarius » Di 29. Nov 2011, 21:31

Die Metapher ist gut, allerdings habe ich, und das sage ich jetzt nochmal, die Information mit der Bildung gleichgesetzt. Das ist wohl nicht ganz zulässig, aber ich habe da im Muster des Programmierens gesprochen, denn wenn man ein Programm schreiben will, muss man ihm eine Information/Befehl geben, das ist vergleichbar mit der Erziehung (in diesem Fall eines Computers).
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Re: Biologisch-Dynamische Landwirtschaft

Beitragvon Darth Nefarius » Di 29. Nov 2011, 21:35

Die Irrationalität wäre meinem Wortbgebrauch gemäß mit einer weiteren Information zu bekämpfen. Denn was ist denn das, was wir sagen, wenn nicht eine Information? Man kann mit den Menschen reden und sie in manchen Fällen von der einen Oder anderen Sache überzeugen, es hat dann ein Informationstransfer stattgefunden. Man sollte "Information" nicht gleich mit "Zutaten" assoziieren.
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Re: Biologisch-Dynamische Landwirtschaft

Beitragvon Teh Asphyx » Di 29. Nov 2011, 22:22

Nanna hat geschrieben:Da stimme ich auch absolut zu! Ich wollte nicht gegen Transparenz als solche argumentieren, nur darauf hinweisen, dass man keine übermäßigen Erwartungen formulieren sollte und vor allem will ich darauf hinweisen, dass in den Transparenzmodellen, wie sie ja auch z.B. von der Piratenpartei derzeit recht prominent vertreten werden, meinem Verständnis nach ein ganz wichtiger Schritt viel zu wenig beachtet wird, nämlich der vom Informationsgeber zum Rezipienten. Einige wenige wirklich fitte Leute kämpfen derzeit an vorderster Front für mehr Transparenz in Staat und Wirtschaft, aber es geht häufig vor allem darum, wie die bisherigen Geheimhaltungsstrukturen aufgebrochen werden und die Informationen technisch gesammelt werden können. Es geht leider relativ wenig um die Frage, wie der digital divide geschlossen werden kann, also wie die in Bildungsfragen abgehängten Gesellschaftsteile nicht nur technisch, sondern v.a. auch inhaltlich am Geschehen der intellektuellen Welt beteiligt werden können; wobei ich fairerweise anmerken muss, das Aberglaube nicht nur etwas schicht- und milieuspezifisches ist.


Die Piratenpartei ist auch so ein Thema für sich. Die sehe ich sehr kritisch. Die Forderung nach Transparenz ist einerseits gut, aber andererseits von der Partei selbst schon kaum einzuhalten. Auch das ganze Parteiprogramm ist voller Selbstwidersprüche. Gut, da sind viele sehr junge Mitglieder, aber auch ältere dort habe ich teilweise als sehr naiv erlebt (ich hatte da schon so meine Diskussionen in deren Forum).
Was ich zum Beispiel bei der Informationsfreiheit, die sie fordern (die ich an sich begrüße) zu kurz gedacht finde, ist eben auch genau der Punkt, den Du nennst und dazu kommt noch das völlige Überangebot an nutzlosen Informationen, durch die man sich erstmal durchkämpfen muss. Ich schätze mal, dass das dazu führt, dass wiederum nur Menschen mit entweder den richtigen Kompetenzen oder den nötigen finanziellen Mitteln um Menschen mit den nötigen Kompetenzen in irgendeiner Form zu beauftragen dann wirklich an nützliche Informationen rankommen.
Außerdem wäre man keineswegs vor Manipulation sicher, denn das Internet beweist jetzt schon öfter, dass Falschinformationen wie ein Lauffeuer verbreitet werden können. Es wird dann schon Spezialisten geben, die wissen, wie man solche gut platziert, dass sie sich in kürzester Zeit multiplizieren.
Die Entwicklung des Internets an sich ist eine spannende Sache, aber es ist eine Illusion zu glauben, dass sich durch die freie Entwicklung alle solchen Probleme von selbst lösen.
Außerdem scheint mir die Piratenpartei eher aus Trittbrettfahrern zu bestehen, die einfach eine Entwicklung bejahen, die eh stattfindet und auch ohne sie schon stattgefunden hat.
Andererseits zeigt die Piratenpartei, dass dies Themen sind, die wichtig sind, dass man sich (auch politisch) damit befasst, was tatsächlich von vielen Politikern vernachlässigt wurde (vielen Politikern fehlt es da auch komplett an Kompetenz).
Mich betrifft deren Parteiprogramm ja auch als Musiker besonders. Ich finde die Urheberrechte bieten eigentlich sehr flexible Möglichkeiten, bedenklich finde ich nur die Quasiübertragbarkeit, sodass im seltensten Falle wirklich Künstler am Klagen sind, sondern meistens andere Rechteinhaber (es geht ja auch entgegen anderer Behauptungen meistens gar nicht ums Urheberrecht sondern ums Leistungsschutz- und Vervielfältigungsrecht). Aber gut, ich schweife ab …

Nanna hat geschrieben:Was ich sagen will: Wer früher kein Lexikon im Wohnzimmerschrank hatte, wird heute wahrscheinlich auch Wikipedia seltener nutzen. Information muss nicht nur bereitgestellt werden, sie muss auch angenommen und prozessiert werden können. Letztlich will ich die Diskussion auf die Frage lenken, wie man die Information denn auch dahin kriegt, wo sie am dringendsten gebraucht wird, nämlich in die Hirne der Fanatiker. Da gehen mir persönlich nämlich die Ideen aus.


Ich glaube nicht, dass man das erzwingen kann. Ich denke, wir müssen uns einfach weiter um Aufklärung bemühen und hoffen, dass sich das langfristig durchsetzt und dafür sorgen, dass Fanatiker so wenig Schaden wie möglich in Bezug auf andere anrichten können (wer sich nur selbst schaden möchte, darf das meinetwegen gerne tun).
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Re: Biologisch-Dynamische Landwirtschaft

Beitragvon mat-in » Mi 30. Nov 2011, 00:06

Darth Nefarius hat geschrieben:Also, ich denke, und das meine ich ernst, dass man der grünen Gentechnologie eine Chance geben muss.

Auch wenn es jetzt ein ziemlicher Sprung von düngen mit Bergkristallwasser zu Monsanto ist: Ich finde auch, das Gentechnik was wunderbares ist. Was aber aus Profitgier so alles übersehen, unter den Tisch gekehrt und vertuscht wird macht unsere aktuelle Anwendung des ganzen das Risiko nicht wert. Wenn sich nach 10 Wochen füttern mit Gen-Mais bei Ratten unfruchtbarkeit einstellt, die Studie aber nur auf 8 Wochen geplant war und aus versehen (oder neugier) weiter gefüttert wurde, dann ist das kein Grund zu sagen, daß Produkt sei sicher, denn die 8 Wochen Studie habe nichts statistisch signifikantes ergeben und wenn der Wissenschaftler der zwei Wochen länger das Mistzeug gefüttert hat ein Interview gibt oder es publizieren will ist er gleich mal den Job los und wird Mundtot gemacht... das ist einfach falsch. Wenn solche Dinge eine 10 Jahre Sicherheitsstudie brauchen, der Konzern nach 3 Jahren aber damit den Weltmarkt überschwemmen möchte und man ihn das machen läßt, dann läuft da einfach aus niedersten Wirtschaftsinteressen was ganz gewaltig falsch.
Der Vergleich mit heutiger Landwirtschaft hinkt dahingehend auf einem Bein, als daß grüne gentechnik Erbgut aus ganz, ganz anderen Lebewesen nimmt und dann per zufallsgenerator in die Pflanze einbaut. Was da im Stoffwechsel der Pflanze kaputt geht, das andere Substanzen erzeugt werden und welche auswirkungen die vielleicht haben... das ist eine ganz andere Kategorie als zwei Sorten Mais zu kreuzen.
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Re: Biologisch-Dynamische Landwirtschaft

Beitragvon Darth Nefarius » Mi 30. Nov 2011, 16:20

Darth Nefarius hat geschrieben:Also, ich denke, und das meine ich ernst, dass man der grünen Gentechnologie eine Chance geben muss. Sie ist in den amerikanischen Produkten sowieso schon in der Mehrheit und bietet theoretisch viele Möglichkeiten. Klar, Monsanto missbraucht die Technologie, aber das ist kein Fehler der selbigen. Die Angst vor pestiziden ist durchaus gerechtfertigt, aber wenn ich "genfrei" lese oder höre, dann :explodieren:
Die Angst von speziell dieser ungewaschenen Gestalten, die momentan auf den Gleisen vor dem Kastor sitzen sind selten durch Wissen fundiert, oder glaubt ihr, dass sie alle wissen, was horizontaler Gentransfer ist? Nein, es hat nichts mit Bienchen und Blümchen zu tun. :mg:

Ich merke, dass du auch bei den anderen Themen nicht besonders genau liest, was? Du siehst doch, dass ich auch schon Monsanto kritisiert habe. :kopfwand:
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Re: Biologisch-Dynamische Landwirtschaft

Beitragvon Darth Nefarius » Mi 30. Nov 2011, 16:28

mat-in hat geschrieben:Was aber aus Profitgier so alles übersehen, unter den Tisch gekehrt und vertuscht wird macht unsere aktuelle Anwendung des ganzen das Risiko nicht wert. Wenn sich nach 10 Wochen füttern mit Gen-Mais bei Ratten unfruchtbarkeit einstellt, die Studie aber nur auf 8 Wochen geplant war und aus versehen (oder neugier) weiter gefüttert wurde, dann ist das kein Grund zu sagen, daß Produkt sei sicher, denn die 8 Wochen Studie habe nichts statistisch signifikantes ergeben und wenn der Wissenschaftler der zwei Wochen länger das Mistzeug gefüttert hat ein Interview gibt oder es publizieren will ist er gleich mal den Job los und wird Mundtot gemacht... das ist einfach falsch. Wenn solche Dinge eine 10 Jahre Sicherheitsstudie brauchen, der Konzern nach 3 Jahren aber damit den Weltmarkt überschwemmen möchte und man ihn das machen läßt, dann läuft da einfach aus niedersten Wirtschaftsinteressen was ganz gewaltig falsch.
Der Vergleich mit heutiger Landwirtschaft hinkt dahingehend auf einem Bein, als daß grüne gentechnik Erbgut aus ganz, ganz anderen Lebewesen nimmt und dann per zufallsgenerator in die Pflanze einbaut. Was da im Stoffwechsel der Pflanze kaputt geht, das andere Substanzen erzeugt werden und welche auswirkungen die vielleicht haben... das ist eine ganz andere Kategorie als zwei Sorten Mais zu kreuzen.

Kannst du mir ein solches Beispiel konkret nennen? Das mit den Mäusen klingt ziemlich abenteuerlich. Und was soll bitte Zufallsgenerator heissen? Hast du überhaupt Ahnung von der Gentechnik? Es gibt spezifische Restriktionsenzyme, die an ausgewählten Stellen schneiden (ja, die Basensequenzen sind bekannt), in transgenen Modellorganismen wird mit Markern idiotensicher überwacht, ob ein Gen in der richtigen Stelle eingesetzt wurde, oder nicht. Auch die Gene selbst, die man einfügt, sind bekannt.. Kennst du den begriff der KO-Mäuse? das lässt sich in verschiedensten Organismen nachstellen, und durch die spezifischen Defizite kann man bis auf die Base genau bestimmen, welches Gen wofür verantwortlich ist. Abgesehen davon, kann man solche Gene anhand der Struktur der benötigten Proteine synthetisieren (wenn man weiss, was Transkription, Translation sind, und was die machen). Du solltest dich genauer informieren. :book:
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Re: Biologisch-Dynamische Landwirtschaft

Beitragvon mat-in » Mi 30. Nov 2011, 17:46

Darth Nefarius hat geschrieben:Kannst du mir ein solches Beispiel konkret nennen? Das mit den Mäusen klingt ziemlich abenteuerlich. Und was soll bitte Zufallsgenerator heissen? Hast du überhaupt Ahnung von der Gentechnik? Es gibt spezifische Restriktionsenzyme, die an ausgewählten Stellen schneiden (ja, die Basensequenzen sind bekannt), ...

Hier ist ein guter Einstiegspunkt um weiter zu lesen, da findet man Links zu gleich mehreren Studien.
http://www.organicconsumers.org/article ... _15720.cfm
Greenpeace und Co mögen zwar "parteiisch" sein, aber von da kann man schön weiterlesen in die Originalartikel rein oder zu Interviews mit den betroffenen Wissenschaftlern finden.

Danke, ein wenig kenne ich mich schon mit Gentechnik aus. Was ich nicht ganz verstehe ist, wie du von Restriktionsenzymen in E.coli und Gendeletionen in der Maus auf Methoden der grünen Gentechnik wie Schwermetall Nanopartikel (Gene Gun) und A. tumefaciens (Bekterieninfektion) schließt? Davon ab, daß auch ein auf das BP gezielter Einbau noch lange keine Garantie ist, zu wissen, was der neue Stoff im Proteom der Pflanze anrichtet...
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