Borderline und Exorzismus

Borderline und Exorzismus

Beitragvon xander1 » So 4. Mär 2012, 13:55

Ich habe mal in einem Bericht gesehen, dass Exorzisten erzählt haben, dass die Opfer, denen der Satan ausgetrieben werden soll, Rasierklingen ausspucken. Das klingt für mich danach, dass diese Menschen Borderline haben könnten. Allerdings erzeugt die Darstellung in Filmen von Menschen, denen Satan ausgetrieben werden soll nicht nach Borderline, aber das ist auch nicht Realitätsnah.

Ich kenne persönlich einen Fall, da hat eine sich geritzt weil sie vergewaltigt wurde, und deshalb wahrscheinlich Borderline bekommen.

Könnte es also sein, dass die Menschen, denen Satan ausgetrieben werden von den Priestern usw. vergewaltigt wurden? Könnte es sein, dass Exorzismus nur eine Folge von Vergewaltigung ist und damit die systematische Vergewaltigung der Kirche in der Geschichte des Christentums verschleiert werden sollte?
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Re: Borderline und Exorizismus

Beitragvon ujmp » So 4. Mär 2012, 14:10

Du hat schon besser durchdachte Beiträge abgeliefert - wassnlos? :/
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Re: Borderline und Exorizismus

Beitragvon stine » So 4. Mär 2012, 17:37

Ja, frag ich mich auch!
Was geht denn jetzt wieder in deinem Leben ab, @Xander? Wo warst du denn in der Zwischenzeit?

Also Exorzismus ist immer Ausübung von Macht, wenn einer so gar nicht will, wie die anderen wollen, dann muss er wohl vom Teufel besessen sein. Borderline ist eine ernstzunehmende psychische Krankheit, die viele Ursachen haben kann. Die Theorie, dass dieser Krankheit immer ein böswilliger Gewaltakt vorausgegangen sein soll, halte ich für sehr gewagt. Manche Borderlinier kommen ganz einfach nicht mit ihrem Leben zurecht und zwar ohne, dass andere daran schuld wären.

Und wenn in Filmen Rasierklingen aus dem Mund kommen, dann ist das der Wille des Drehbuchschreibers oder des Regisseurs und im besten Falle einfach nur gut getrickst.

LG stine
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Re: Borderline und Exorizismus

Beitragvon xander1 » Mo 5. Mär 2012, 13:15

stine hat geschrieben:Borderline ist eine ernstzunehmende psychische Krankheit, die viele Ursachen haben kann. Die Theorie, dass dieser Krankheit immer ein böswilliger Gewaltakt vorausgegangen sein soll, halte ich für sehr gewagt.

Ich kenne eine, die sich erst dann geritzt hat, als sie vergewaltigt wurde als junge Jugendliche.

stine hat geschrieben:Und wenn in Filmen Rasierklingen aus dem Mund kommen, dann ist das der Wille des Drehbuchschreibers oder des Regisseurs und im besten Falle einfach nur gut getrickst.


Nein, das hat ein echter italienischer Exorzist erzählt in einem Interview in einem öffentlich rechtlichem Sender.

Wikipedia:
Die Mehrheit der Psychoanalytiker meint, dass wesentliche Grundsteine der BPS schon in der frühen Kindheit gelegt werden. Ungünstige Umweltbedingungen im Kindesalter wie sexueller Missbrauch, Vernachlässigung und Gewalterfahrungen tragen zur Entwicklung der Borderline-Persönlichkeitsstörung bei.[12]
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Re: Borderline und Exorizismus

Beitragvon stine » Mo 5. Mär 2012, 13:32

xander1 hat geschrieben:
stine hat geschrieben:Und wenn in Filmen Rasierklingen aus dem Mund kommen, dann ist das der Wille des Drehbuchschreibers oder des Regisseurs und im besten Falle einfach nur gut getrickst.
Nein, das hat ein echter italienischer Exorzist erzählt in einem Interview in einem öffentlich rechtlichem Sender.
Da sag ich jetzt mal ganz lapidar: Das glaub ich ihm nicht. Der kann viel erzählen.
Also da müsste er jemanden direkt erwischt haben, der seine Rasierklingen schnell im Mund versteckt hat. Oder wo sollten die denn sonst herkommen?

Dass eine ungünstige Kindheit das Syndrom verstärken kann, mag ja sein, aber prinzipiell ist das Krankheitsbild davon unabhängig. http://www.borderline-borderliner.de/borderline/borderline-syndrom.htm

LG stine
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Re: Borderline und Exorzismus

Beitragvon mat-in » Mo 5. Mär 2012, 13:44

Ich denke daß "Borderline" eine Sammeldiagnose ist für eine ganze Menge unterschiedlicher Dinge.

Ich denke, daß Rasierklingen Spucken nach Show-Magie und Scharlatanerie klingt. Nach "hat der Exorzist selbst da hin getan" oder "Exorzist und Opfer spielen eine Show". Das macht man um ins Fernsehen zu kommen...

Prinzipiell halte ich von einer traumatisierung durch Exorzismus um Traumata zu heilen noch etwas weniger als von der Idee des Bundes der katholischen Ärzte, daß man Homosexualität doch mit Homöopathischen Mitteln bekämpfen sollte, weil man da gute erfolge sieht..... :kopfwand:
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Re: Borderline und Exorzismus

Beitragvon Vollbreit » Mo 5. Mär 2012, 15:00

Hier geht aber gerade viel durcheinander.
Ich glaube, wenn man die Frage von xander1 ernsthaft überdenkt, bleibt nicht viel von ihr übrig, freundlich ausgedrückt.

In der Tat neigen Borderline-Patienten zu selbstverletzendem Verhalten, das ist eine Abreaktion extremer innerer Spannungen und chronischer, frei flottierender Angst.
Dazu zählt das bekannte Ritzen, aber auch das Trinken einer ganzen Flasche Tabasco, sich den Kopf an der Wand blutig schlagen und wohl auch Rasierklingen kauen, usw. oft „um sich zu spüren“.

Und richtig ist auch, dass bei allen schweren Persönlichkeitsstörungen, zu denen die Borderline-Störung (neuerdings: emotional-instabile Persönlichkeit vom Borderline-Typ) gehört, der Prozentsatz an vorherigem sexuellen Missbrauch größer ist, als bei allen anderen schweren Persönlichkeitsstörungen (ich glaube etwas 20% aller Borderliner und 10% bei den anderen schweren PST).

Borderline ist auch keine Sammeldiagnose, sondern eigentlich sehr gut bekannt und beschrieben.
Richtig ist auch, dass Borderline-Störungen in der frühen Kindheit angelegt werden, die Hauptursache ist in den meisten Fällen chronische Aggression, das kann heißen, Gewalt, sexueller Missbrauch oder Gewalt und sexuellen Missbrauch chronisch miterleben zu müssen.

Die Borderline-Störung ist auch nicht „ganz anders […] als andere psychische Störungen“, außer in dem banalsten Sinne, dass jede Störung anders ist als alle anderen.
ALLE schweren PST unterliegen dem fundamentalen Modus der Spaltung (zwischen nur guten und nur bösen „Objekten“) und alle bearbeiten sie das etwas anders, die Borderliner sind in ihrem Ausdruck nur sehr extrovertiert, die Schizoiden sind introvertiert.
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Re: Borderline und Exorzismus

Beitragvon xander1 » Di 6. Mär 2012, 00:00

Vollbreit hat geschrieben:Ich glaube, wenn man die Frage von xander1 ernsthaft überdenkt, bleibt nicht viel von ihr übrig, freundlich ausgedrückt.


Na und, man darf ja mal was vermuten. Wer hat sonst noch den Mut eine vage Vermutung zur Diskussion zu stellen, um Klarheit zu bekommen.

Aus Wikipedia, Exorzismus:
In der klinischen Psychologie und Psychiatrie wird das entsprechende Verhalten eines „Besessenen” als Symptom einer Psychischen Störung gewertet.
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Re: Borderline und Exorzismus

Beitragvon stine » Di 6. Mär 2012, 08:00

xander1 hat geschrieben:In der klinischen Psychologie und Psychiatrie wird das entsprechende Verhalten eines „Besessenen” als Symptom einer Psychischen Störung gewertet.
Ja das denke ich auch. Alle Süchte und alles was den Menschen ganz und gar in Besitz nimmt, ist die Folge einer einseitigen Fixierung, begünstigt durch die genetische Veranlagung.
Der gesunde Mensch kann erkennen, wann etwas genug ist, der Kranke nicht.
Auch kindliche Misshandlungen müssen nicht immer in Zwangsneurosen enden.
Früher war die "Zucht und Ordnung", das strenge Elternhaus und der mächtige Vater, der auch mal zulangte, wenn es genug war, keine Seltenheit. Es müsste heute jeder 1,5te einer Zwangsneurose aufsitzen, wenn dies immer Ursache dieser Krankheit wäre. Es ist lediglich ein Teilaspekt.
Ich trauere mit allen Kindern, die Opfer ihrer überstrengen Väter waren und deren Mütter den Kopf in den Sand steckten. Viele Frauen (auch Männer) sind noch heute traumatisiert, aber die meisten davon stecken ihren Frust in konstruktiven Fleiß. Auch das kann die Folge einer erschwerten Kindheit sein.

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Re: Borderline und Exorzismus

Beitragvon mat-in » Di 6. Mär 2012, 08:21

@Sammeldiagnose
Ich dachte es faßt nach Symptomen allerlei zusammen, daß man im Moment diskutiert zu trennen? Post Traumatic stress Disorder, Impulse Disorder, Emotional Regulation Disorder, ...? Aber ich hab keinen "Patienten" mehr im Umfeld und bin nicht mehr "up to date".

Um das Thema sinnvoll zu nutzen: Ich finde es ganz lustig, das es bei Pflegediagnosen sowas wie "abgefallen vom Glauben und getrennt von der eigenen Religion" und "energetische Disbalance" als Diagnosen gibt...
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Re: Borderline und Exorzismus

Beitragvon Vollbreit » Di 6. Mär 2012, 13:37

@ xander1:

xander1 hat geschrieben:
Vollbreit hat geschrieben:Ich glaube, wenn man die Frage von xander1 ernsthaft überdenkt, bleibt nicht viel von ihr übrig, freundlich ausgedrückt.


Na und, man darf ja mal was vermuten. Wer hat sonst noch den Mut eine vage Vermutung zur Diskussion zu stellen, um Klarheit zu bekommen.

Aus Wikipedia, Exorzismus:
In der klinischen Psychologie und Psychiatrie wird das entsprechende Verhalten eines „Besessenen” als Symptom einer Psychischen Störung gewertet.


Du legst ja immer noch nach. Wenn Du wirklich nicht siehst, was da alles schief gelaufen ist:

Natürlich wird „Besessenheit“ heute als Symptom einer psychischen Störung gewertet, als was auch sonst?

Davon mal abgesehen, dass auch die meisten Borderline-Patienten in ihrer Ätiologie keinen sexuellen Missbrauch haben, gibt es durchaus andere Formen des sexuellen Missbrauchs, als den durch einzelne Mitglieder der Kirchen, der, soweit man dem was gesagt wird glauben darf, dort sogar statistisch unterrepräsentiert ist.

Ganz krude wird es allerdings da, wo Du suggerierst dem Exorzismus sei eine bewusste Verschleierungstaktik der Kirche, um Missbrauchsfälle zu vertuschen.


@ Stine:

Eine Borderline-Störung, eine narzisstische Störung auf offenem Borderline-Niveau oder bestimmte Formen eine schizophrenen, schizoaffektiven oder manischen Psychose, deren Krankheitsbilder am ehesten einer „Besessenheit“ ähneln dürften sind etwas anderes als Zwangs-Neurosen und kommen auch nicht durch pedantische Eltern zustande.

Gleichwohl sind alle Kinder zu bedauern, deren Eltern psychisch in einer Art und Weise erkrankt sind, dass die Kinder darunter leiden müssen.


@ mat-in:

mat-in hat geschrieben:@Sammeldiagnose
Ich dachte es faßt nach Symptomen allerlei zusammen, daß man im Moment diskutiert zu trennen? Post Traumatic stress Disorder, Impulse Disorder, Emotional Regulation Disorder, ...? Aber ich hab keinen "Patienten" mehr im Umfeld und bin nicht mehr "up to date".


Vereinzelte Symptome kommen natürlich bei allen möglicher Erkrankungen parallel vor, die Kunst der Diagnose besteht ja darin, zuzuordnen um was für ein Krankheitsbild es sich letzten Endes handelt. Früher gab es noch die sogenannte „explosive Persönlichkeitsstörung“, die passt eigtnlcih auch ganz gut.
Alles in allem ist die Terminologie in diesem Bereich aber ein Irrgarten, der obendrein sein Aussehen ständig verändert.

Wichtig ist an erster Stelle zu differenzieren, ob es sich bei einer Erkrankung um eine Psychose, eine schwere Persönlichkeitsstörung oder eine Neurose handelt, dass sind von unten nach oben aufsteigend, die immer weniger pathologischen Organisationsebenen der Psyche.
Es ist deshalb wichtig, weil das die Therapie leitet.

mat-in hat geschrieben:Um das Thema sinnvoll zu nutzen: Ich finde es ganz lustig, das es bei Pflegediagnosen sowas wie "abgefallen vom Glauben und getrennt von der eigenen Religion" und "energetische Disbalance" als Diagnosen gibt...


Ist ja gar nicht so dumm, da es sich ja um eine emotionale Dysregulation handelt, wie etwa eine Scheidung oder den Verlust einer Arbeitsstelle.
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