Re: Illusionen
Verfasst: Di 16. Okt 2012, 18:59
Mir ist das zu sehr zerfleddert, daher zitiere ich nichts, antworte so.
Um Verantwortung berechtigt zuweisen zu können, bedarf es einiger Voraussetzungen: derjenige ist hinreichend fähig zur Handlungssteuerung, er kann verstehen, was Du willst, Du bist berechtigt dazu, die Verantwortung zuzuweisen, (abstrakt gesagt: Du würdest im Gegenzuge an seiner Stelle die Verantwortung ebenfalls akzeptieren). "Verantwortung zuweisen" bedeutet nun nicht, dass daduch eine übernatürliche Macht ins Leben gerufen würde, die denjenigen, der die zugewiesene verantwortung hat, zwingen würde, das zu tun, was von ihm erwartet wird.
Erwartungen können enttäuscht, Ansprüchen kann widersprochen und Rechte können verletzt werden. Meiner Ansicht nach ergibt es keinen Sinn, zu sagen, Verantwortung existiert nicht. Verantwortung ist kein Ding in dieser Welt, das unabhängig von sozialen Beziehungen existiert, es ist eine Beschreibung von sozialen Beziehungen zwischen Menschen. Diese Beschreibungen können zwar falsch sein, aber dann wäre es gut, wenn man stattdessen bessere Beschreibungen hätte.
"Askriptiv" verwende ich synonym zu "zugeschrieben". Das Gegenteil von "askriptiv" ist "deskriptiv".
Ob Eltern ihr Kind lieben, hat nichts mit der Verantwortung für das Kind zu tun. Wenn sie es nicht lieben, sondern hassen, (was vorkommen kann), dann haben sie die Verantwortung, (= wird von ihnen erwartet), dass sie es an andere abgeben. Diese verantwortung ist sehr wohl bindend, weil, wenn sie es nicht tun, statt dessen ihr Kind erschlagen, sie dafür bestraft werden.
Was ist für Dich der Unterschied zwischen "Moral" und "Moralismus"? Oder gibt es keinen? Und falls so: was genau ist für Dich Moral/Moralismus?
Meine Definition von "Moral" ist noch unvollständig, das stimmt. Mal so versucht: "moralisch" nennen ich diejenigen Handlungen, die in Wohl und Wehe Dritter eingreifen, diese betreffen.
Ich glaube nicht, dass mein Anspruch an die Erzieher, mein Kind gut zu behandeln, eine Unverschämtheit von mir ist. Außerdem wird in diesem Falle übrigens die Verantwortung nicht explizit, sondern implizit übertragen. Es wäre ziemlich anstrengend, wenn man jedem, dem man begegnet, erklären müsste, dass man nicht geschlagen, vergewaltigt, beleidigt etc. wollen will. Oder wenn man bei jedem Vertrag hinzufügen müsste, dass man erwartet, dass der Vertrag eingehalten wird.
Würden die Erzieher mein Kind misshandeln, dann würde ich ihnen eine Schuld daran zusprechen, das ist richtig.
Vertrauen ist nicht naiv, sondern die Voraussetzung für soziale Beziehungen. Jemand, der nur misstrauen kann, der keinerlei Vertrauensvorschuss leisten kann, wird mE keine erfolgreichen sozialen Beziehungen knüpfen können. Man kann nicht alles von Vorneherein komplett absichern, also muss man vertrauen können. Dieses Vertrauen kann zweifellos auch enttäuscht werden, aber daraus folgt nicht, dass man jedem Misstrauen entgegenbringen sollte bis zum unfehlbaren Beweis des Gegenteiles, (denn den kann es nicht geben).
Behauptungen und Annahmen sind nicht per se moralisch in meinem Sinne. Wenn Du davon ausgehst, dass morgen schlechtes Wetter wird, ist das keine moralische Annahme.
Welche Konsequenzen drohen denn den Erziehern, wenn Dein Sprössling stirbt, wenn sie dabei sind? Du polierst ihnen die Fresse oder bringst sie um, oder was? Du bist das Recht, die Moral und überhaupt alles, Du brauchst keine Dritten, Du nimmst alles selber in die Hand oder wie jetzt? Superindividualismus, die Gesellschaft und überhaupt alle anderen kann/können mich mal? Und das auch, ohne den Erziehern eine Schuld am Tod Deines Sprösslings zuschreiben zu wollen? Falls sie gar nichts dafür könnten, dass Dein Sprössling gestorben ist, weil er einen Herzfehler hatte? Es gibt ja keine Schuld, also egal, also feste druff, eins in die Fresse und fertig?
Irgendwie geht bei Dir alles durcheinander. Es sei moralisch falsch, jemanden zu etwas zu nötigen, was er nicht will. Der Wille des Menschen sei heilig. Und niemand habe da etwas zu sagen, das sei eine Unverschämtheit. Aber wenn er Deinem Willen widerspricht: dann, ja, was dann? Was sind nun die Konsequenzen für die Erzieher dann? Und wieso soll es falsch sein, wenn bestimmte Dinge, Anforderungen institutionaliert werden, wäre das nicht insofern besser, um Willkür von Einzelnen zu vermeiden, Regeln festzulegen, die bekannt sind, nach denen man sich also richten kann? Oder ist es besser, wenn ich als Erzieher Dein Kind nicht misshandele, weil Du mir fünf-mal so stark in die Fresse hauen kannst als Frau Müller, die ziemlich schmächtig ist, von der man also nicht zu befürchten hat?
Habe immer noch nicht so recht Deine Ansicht verstanden. Es ist böse und eine Unverschämtheit, von anderen etwas zu erwarten, ihnen Verantwortung zuzuschreiben. Aber wenn Deine Erwartungen enttäuscht werden, dann ist das was völlig anderes, das geht gar nicht. Egal ist es nur, wenn es nicht Dich betrifft. Oder so. Da irgend eine Konsistenz hereinzubringen, finde ich schwierig.
Um Verantwortung berechtigt zuweisen zu können, bedarf es einiger Voraussetzungen: derjenige ist hinreichend fähig zur Handlungssteuerung, er kann verstehen, was Du willst, Du bist berechtigt dazu, die Verantwortung zuzuweisen, (abstrakt gesagt: Du würdest im Gegenzuge an seiner Stelle die Verantwortung ebenfalls akzeptieren). "Verantwortung zuweisen" bedeutet nun nicht, dass daduch eine übernatürliche Macht ins Leben gerufen würde, die denjenigen, der die zugewiesene verantwortung hat, zwingen würde, das zu tun, was von ihm erwartet wird.
Erwartungen können enttäuscht, Ansprüchen kann widersprochen und Rechte können verletzt werden. Meiner Ansicht nach ergibt es keinen Sinn, zu sagen, Verantwortung existiert nicht. Verantwortung ist kein Ding in dieser Welt, das unabhängig von sozialen Beziehungen existiert, es ist eine Beschreibung von sozialen Beziehungen zwischen Menschen. Diese Beschreibungen können zwar falsch sein, aber dann wäre es gut, wenn man stattdessen bessere Beschreibungen hätte.
"Askriptiv" verwende ich synonym zu "zugeschrieben". Das Gegenteil von "askriptiv" ist "deskriptiv".
Ob Eltern ihr Kind lieben, hat nichts mit der Verantwortung für das Kind zu tun. Wenn sie es nicht lieben, sondern hassen, (was vorkommen kann), dann haben sie die Verantwortung, (= wird von ihnen erwartet), dass sie es an andere abgeben. Diese verantwortung ist sehr wohl bindend, weil, wenn sie es nicht tun, statt dessen ihr Kind erschlagen, sie dafür bestraft werden.
Was ist für Dich der Unterschied zwischen "Moral" und "Moralismus"? Oder gibt es keinen? Und falls so: was genau ist für Dich Moral/Moralismus?
Meine Definition von "Moral" ist noch unvollständig, das stimmt. Mal so versucht: "moralisch" nennen ich diejenigen Handlungen, die in Wohl und Wehe Dritter eingreifen, diese betreffen.
Ich glaube nicht, dass mein Anspruch an die Erzieher, mein Kind gut zu behandeln, eine Unverschämtheit von mir ist. Außerdem wird in diesem Falle übrigens die Verantwortung nicht explizit, sondern implizit übertragen. Es wäre ziemlich anstrengend, wenn man jedem, dem man begegnet, erklären müsste, dass man nicht geschlagen, vergewaltigt, beleidigt etc. wollen will. Oder wenn man bei jedem Vertrag hinzufügen müsste, dass man erwartet, dass der Vertrag eingehalten wird.
Würden die Erzieher mein Kind misshandeln, dann würde ich ihnen eine Schuld daran zusprechen, das ist richtig.
Vertrauen ist nicht naiv, sondern die Voraussetzung für soziale Beziehungen. Jemand, der nur misstrauen kann, der keinerlei Vertrauensvorschuss leisten kann, wird mE keine erfolgreichen sozialen Beziehungen knüpfen können. Man kann nicht alles von Vorneherein komplett absichern, also muss man vertrauen können. Dieses Vertrauen kann zweifellos auch enttäuscht werden, aber daraus folgt nicht, dass man jedem Misstrauen entgegenbringen sollte bis zum unfehlbaren Beweis des Gegenteiles, (denn den kann es nicht geben).
Behauptungen und Annahmen sind nicht per se moralisch in meinem Sinne. Wenn Du davon ausgehst, dass morgen schlechtes Wetter wird, ist das keine moralische Annahme.
Welche Konsequenzen drohen denn den Erziehern, wenn Dein Sprössling stirbt, wenn sie dabei sind? Du polierst ihnen die Fresse oder bringst sie um, oder was? Du bist das Recht, die Moral und überhaupt alles, Du brauchst keine Dritten, Du nimmst alles selber in die Hand oder wie jetzt? Superindividualismus, die Gesellschaft und überhaupt alle anderen kann/können mich mal? Und das auch, ohne den Erziehern eine Schuld am Tod Deines Sprösslings zuschreiben zu wollen? Falls sie gar nichts dafür könnten, dass Dein Sprössling gestorben ist, weil er einen Herzfehler hatte? Es gibt ja keine Schuld, also egal, also feste druff, eins in die Fresse und fertig?
Irgendwie geht bei Dir alles durcheinander. Es sei moralisch falsch, jemanden zu etwas zu nötigen, was er nicht will. Der Wille des Menschen sei heilig. Und niemand habe da etwas zu sagen, das sei eine Unverschämtheit. Aber wenn er Deinem Willen widerspricht: dann, ja, was dann? Was sind nun die Konsequenzen für die Erzieher dann? Und wieso soll es falsch sein, wenn bestimmte Dinge, Anforderungen institutionaliert werden, wäre das nicht insofern besser, um Willkür von Einzelnen zu vermeiden, Regeln festzulegen, die bekannt sind, nach denen man sich also richten kann? Oder ist es besser, wenn ich als Erzieher Dein Kind nicht misshandele, weil Du mir fünf-mal so stark in die Fresse hauen kannst als Frau Müller, die ziemlich schmächtig ist, von der man also nicht zu befürchten hat?
Habe immer noch nicht so recht Deine Ansicht verstanden. Es ist böse und eine Unverschämtheit, von anderen etwas zu erwarten, ihnen Verantwortung zuzuschreiben. Aber wenn Deine Erwartungen enttäuscht werden, dann ist das was völlig anderes, das geht gar nicht. Egal ist es nur, wenn es nicht Dich betrifft. Oder so. Da irgend eine Konsistenz hereinzubringen, finde ich schwierig.