fopa hat geschrieben:Nanna hat geschrieben:Wir erklären ja nicht die "Amis" für hirnverbrannt, weil wir eine andere Aufassung gegenüber Waffen haben, sondern haben eine andere Auffassung und erklären auf dieser Grundlage die "Amis" für hirnverbrannt realitätsverschoben bezüglich ihrer Waffenpolitik.
Das habe ich nicht verstanden.
Ok, das war wirklich nicht glänzend formuliert. Warte, das kann ich besser:
Wir erklären die amerikanische Wahrnehmung von Waffen nicht für hirnverbrannt, weil sie
anders als unsere ist, sondern weil wir auf der Grundlage unserer anderen Auffassung - und ich glaube, es ist hier sehr wichtig, zu ergänzen, dass wir diese mit universal anwendbaren Argumenten theoretisch zu begründen versuchen wie uns bemühen selbige mit empirischen Daten zu unterfüttern - keine andere Wahl haben, als selbst unter tolerantester Auslegung unserer eigenen Prinzipien diese Wahrnehmung für... naja... nicht mehr mit der Realität verbunden bezeichnen müssen. Mir ging es darum, dass wir nicht automatisch auf das Thema anspringen, nur weil es eben eine abweichende Meinung darstellt, sondern weil Grundvoraussetzungen dessen, was eine gute Argumentation ist, durch die Darstellungen von NRA und Co. verletzt werden. Das hat eine andere Qualität und unsere Kritik daran hat Substanz, sie ist nicht einfach nur unwilliges Angstbeißen gegen alles, was irgendwie anders ist. Dass solche Töne sich auch immer zu solchen Debatten mischen, ist klar und erwartbar, aber von Idioten kann und sollte man sich distanzieren. Dass die Waffengewalt in den USA verrückt ist, ist natürlich eine Position, bei der man eine große Schnittmenge auch mit plumpen Antiamerikanisten hat, aber mit denen muss man sich ja nicht gemein machen.
fopa hat geschrieben:Mit geht es darum, dass es häufig genug passiert (insbesondere in den Medien), dass Menschen mit einer diametral anderen Auffassung als schwachsinnig oder verbohrt dargestellt werden. Solch eine Sichtweise entmenschlicht sie meiner Ansicht nach. Dabei sind sie - genau wie wir - überzeugt von ihren derzeitigen Auffassungen. Diese Einsicht bedeutet aber doch keinen Kulturrelativismus. Wir können sie, gerade weil wir sie als vernunftfähige Menschen ansehen, versuchen von unseren eigenen Vorstellungen zu überzeugen und für unsere Vorstellungen mit guten Argumenten werben.
D'accord.
fopa hat geschrieben:Ein Wort wie "hirnverbrannt" erzeugt nur eine Blockadehaltung beim Gegenüber, und damit ist genau das Gegenteil erreicht von dem, was man vor hatte, nämlich argumentative Überzeugungsarbeit zu leisten.
Da sind wir uns prinzipiell einig, wobei man nicht mit jedem Gegner diskutieren kann. Man muss es immer und bis an die Schmerzgrenze versuchen, aber ich bin - nicht wie du, wie ich anderswo gelesen habe - kein Pazifist. Es gibt einen Punkt, wo man einen Diskurs auch eskalieren darf, wenn der Gegner eine kompromisslose Blockadehaltung einnimmt, zumindest wenn es um derart konkrete, gefährliche Fragen wie Waffenverbreitung geht; in einem theoretischen Diskurs sollte man den Dialog im Zweifel einfach beenden, da zwingt einen keiner zum Paukenschlag.
fopa hat geschrieben:Mag es sein, dass DU von unseren "aufklärerischen", "humanistischen" Werten
indoktriniert bist?!
Absolut! UNd stolz drauf! *Unser Banner reck*
Ne warte... das war das falsche oder? Nochmal:
fopa hat geschrieben:Nein, ich heiße die Vorschläge der NRA auch nicht gut. Ich möchte nur dazu anregen, zwischendurch etwas Abstand von den eigenen, eingeprägten Wertesystemen zu nehmen mit dem Ziel, den Anderen besser zu verstehen. Um das zu tun muss man, wie gesagt, die eigenen Überzeugungen weder aufgeben, noch aufhören sich für sie zu engagieren.
Völlig richtig, das ist ja im Wesentlichen das, was ich immer versuche zu sagen, wenn ich "Habermas" krähe. Es ist eine Gratwanderung zwischen zu diplomatisch und zu aggressiv zu sein. Man muss den Mund aufkriegen, aber man darf keine Türen zuschlagen.