laie hat geschrieben: Es macht nichts, wenn du das, was Vollbreit und ich über Loslassen, Heil, Ganzheitlichkeit usw. nicht verstehst.
Ich verstehe sogar sehr gut, was ihr meint. Aber gerade auch dich bezogen widert es mich an, wenn andere mir sagen, wie sie und nur sie den einzig wahren Weg hätten, soetwas wie Glück zu empfinden. Gerade aus deiner Position (nicht weil sie gläubig ist, sondern weil sie religiös ist), spricht eine widerwertige Arroganz, eine Ignorranz gegenüber Anders-/Nichtgläubigen, die kein bisschen begründet ist.
laie hat geschrieben: Man kann das an der Welt mit ihrer offenkundigen Brutalität auch nicht ablesen. Was man ihr ablesen kann, ist, dass der Mensch des Menschen Wolf ist.
Natürlich bereiten einem auch Christen die Hölle, sofern sie sich dem Heiligen Geist und damit dem heilenden Miteinander verweigern.
In Ranking der religiösen Aggressionen steht wohl das Christentum sehr weit oben, also spar dir das "auch"! Und komm mir nicht mit dem heiligen Geist! Man braucht nicht von einer Illusion besessen zu sein, um ein umgänglicher, freundlicher und glücklicher Mensch zu sein!
laie hat geschrieben:Darth Nefarius hat geschrieben: Sind sie dann nicht auch für dich Mittel zum Zweck? Dein Ziel ist doch nicht das Miteinander, sondern dein Heil!
Ja, ich bin keineswegs davon frei, andere als Mittel zu meinem Heil zu verwenden, also zu versuchen, andere zu manipulieren. Aber das wäre für mich kein Heil. Sondern: Heilen können mich nur die anderen,
freiwillig. Ich kann das nicht erzwingen. Ich kann nicht erzwingen, dass jemand ein aufmunterndes Wort für mich hat, wenn ich es brauche. Ich kann nicht erzwingen, dass mir jemand zuhört und mich dadurch ermutigt. Das gleiche gilt in umgekehrter Perspektive auch für mich. Es geht nicht um das eigene Heil, sondern immer
um das Heil der anderen.
Mein Heil hast du nicht, jedenfalls solange nicht, wie du mir diesen Mist verkaufen willst. Normale Menschen nennen das Freundlichkeiten, Empathie, Liebe. Das ist unabhängig vom Christentum oder deinem heiligen Geist existent. Abgesehen davon bist du meiner Frage ausgewichen: Ist das Heil (der anderen) nicht das Ziel für dich und nicht der Umgang mit ihnen? Würdest du ebenso (wie ich mal annehme) versuchen, deiner Umgebung nützlich zu sein, wenn du nicht glauben würdest, sie würden dir irgendein Heil verschaffen (aber dennoch Freude, Empathie, Liebe)? Wenn du mir damit kommen willst, dass diese Punkte doch der heilige Geist wären, dann kannst du dir das schenken.
laie hat geschrieben:Du hast eine wenig sonderbare Vorstellung davon, was die Bibel ist und wie man sie zu lesen habe.
Ich kann sie lesen wie ich will, wenn ich begründete Ansätze habe; es gibt immer Spielraum für Interpretationen, gerade wenn ein Machwerk wie die Bibel sich an jeder zweiten Stelle widerspricht.
laie hat geschrieben:Darth Nefarius hat geschrieben:... mit einem derartig Religiösen
Hmm, diese Bezeichnung ehrt mich beinahe. Aber ich sehe mich eigentlich nicht als verbohrt-religiös (das hast du ja vermutlich impliziert), nur weil ich versuche, bestimmte theologische Begriffe und Konzepte klarer zu sehen und zu machen. Ich selber finde die Unterscheidung in religiös und atheistisch eher unglücklich.
Ich unterscheide zunächst zwischen gläubig und nichtgläubig. Mit diffus Gläubigen spreche ich wesentlich lieber als mit Religiösen. Religion ist ein kultureller Rahmen für Glauben, für Riten. Aber das sind soziale Aspekte, die keine Relevanz für die eigentlichen Fragestellungen haben. Und Leute, die aber durch ihr Bekenntnis und ihre Missionierungsversuche gerade das meinen, sind für mich ein hoffnungsloser Fall. Also wenn du schon vom Glauben predigen willst, warum muss es der heilige Geist sein? Warum nicht Buddha oder Mohammed? Nur weil du in dem Christentum erzogen wurdest und über deine kulturelle Indoktrination nichtmal hinausblicken kannst.
laie hat geschrieben:Ich sehe mich mehr als Brückenbauer, ein Wanderer zwischen den Welten. Dazu muss ich übersetzen. Dazu muss ich aber verstehen, was im Glauben eigentlich gesagt wird. Das ist heutzutage nicht mehr selbstverständlich, wie die Äusserung des Papstes zeigt. (Vielleicht sollte der Papst mal darüber nachdenken, seine Wortwahl dem 21. Jahrhundert anzupassen
)
Und warum sollen der Papst und du als selbsternannter Pontifex mehr wissen und verstehen als wir Verdammten? Klar, du bist von deiner Sache überzeugt, aber wieder andere von einer anderen Sache ebenso. Und der Grad an Überzeugung (oder unschmeichelhaft Fanatismus) ist für mich kein Maß an Recht.
Zu stine: Die Letztbegründung ist für mich jedenfalls der eigene Wille (ich werde jetzt nicht für andere sprechen). Wenn ich jemandem gegenüber freundlich sein will, bin ich das auch. Ich brauche anders als ihr kein Versprechen von Heil, Unsterblichkeit und Segen für sowas.
laie hat geschrieben: Der falschen Vorstellung, christlicher Glaube sei eine Art persönliche, individuelle Heilstechnik, für die man die anderen nicht bräuchte, steht der Kreuzestod Jesu entgegen. Ginge es einfach umm persönliches Heil und wäre dies durch Leiden erreichbar, dann hätte es ausgereicht, wenn Jesus sich einfach möglichst schmerzhaft umgebracht hätte. Tatsächlich gibt es die asketische Tedenz, das so zu sehen. Auf den Phillippinen lassen sich christliche Fundamentalisten sogar kreuzigen. Damit verkennen sie, dass das Kreuz das Unrecht bedeutet, welches der Mensch von der Welt erfährt, nicht selbst verursachte Schmerzen. Man legt sich dieses Leid nicht mit Absicht auf. Sondern es ist Teil unserer Welt.
Nein, Jesus war eine fanatische Diva, es mussten möglichst viele mitansehen. Abgesehen davon fragt man sich als einfacher Atheist schonmal, wie ein Gott sich unbeabsichtigt kann kreuzigen lassen? Und warum ein/der Gott (oder sein Sohn oder sein Vetter zweiten Grades oder sein Zimmermann) Leid einfachso hinnimmt? Wieso überhaupt das Leid zulassen/erschaffen/als notwendig erachten? Als Mensch kann man natürlich nichts dagegen machen, aber als Gott doch bestimmt, oder nicht? Wenn mir ein Religiöser erklärt, dass der Sektenführer deswegen am Kreuz gestorben ist, weil es nunmal Teil der Welt sei, zu leiden, kommt es mir vor, als würde er genausowenig den Widerspruch erkennen, wenn Supermann die Straßenbahn zum nächsten Einsatz nehmen muss! Abgesehen davon spricht vieles dafür, dass dieses Ereignis pure Absicht gewesen ist (wie jedes dumme Märtyrertum). Die Menschen können wohl damals nur froh gewesen sein, dass es noch keine Bombengurte für Jesus gab!