Mut zur Lücke

Mut zur Lücke

Beitragvon stine » Mo 6. Jan 2014, 12:12

Ich frage mich immer wieder: Muss man eigentlich alles Nichtwissen entweder mit wissenschaftlicher Neugier oder mit Glauben füllen?
Ich persönlich bin inzwischen zu der Meinung gelangt, dass weder ein Gott im Sinne der Religionen existiert, noch die Welt so begrenzt sein kann, wie unser Verstand in der Lage ist, sie zu begreifen. Mit der Lücke dazwischen ist die Welt am Größten!

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Re: Mut zur Lücke

Beitragvon Vollbreit » Mo 6. Jan 2014, 12:38

Da wir nach Erkenntnis strebende Tiere sind, man nicht den ganzen Tag saufen kann, ohne doof zu werden, fressen, ohne fett zu werden und m.E. selbst die Popperei nicht alles ist, ist das einfach auch ein netter Zeitvertreib.
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Re: Mut zur Lücke

Beitragvon Dr Fraggles » Mo 6. Jan 2014, 13:13

stine hat geschrieben:Ich frage mich immer wieder: Muss man eigentlich alles Nichtwissen entweder mit wissenschaftlicher Neugier oder mit Glauben füllen?
Ich persönlich bin inzwischen zu der Meinung gelangt, dass weder ein Gott im Sinne der Religionen existiert, noch die Welt so begrenzt sein kann, wie unser Verstand in der Lage ist, sie zu begreifen. Mit der Lücke dazwischen ist die Welt am Größten!

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Am grössten im Sinne von Vielfältigkeit, vielleicht. Aber was interessiert den Menschen z.B. die Biodiversität? Doch nur wenn es auf eigene Interessen bezogen werden kann und solche existieren doch diesbezüglich nur als sehr abstrakt-allgemeine. Biodiversität um ihrer selbst willen, die Welt um ihrer selbst willen...uninteressant.
Man kann die Existenz z.B. von Ausserirdischen oder UFO als möglich erachten (zum Bereich des nicht Wissens/Wissbaren gehörig), nur: wozu? Die Faszination die solche "Dinge" ausstrahlen können, wird meiner Meinung nach hineinprojiziert. Motive: Langeweile, Sensationslust, Abgestumpftheit...als edlere('?) kämen in Frage: Neugier, Bedürfnis nach Gewissheit, Bedürfnis seine Feindesliebe ausweiten zu können :2thumbs: etc.
Am grössten im Sinne von Rätselhaftigkeit: ja, nur, sind wir uns nicht selbst Rätsel (über-)genug? Aber wie oft sind wirklich verblüfft angesichts unseres selbst...was möglicher Weise aber auch recht dienlichen Mechanismen geschuldet ist . Interessant sind doch vor allem eine gewisse Sorte von Rätseln welche gewisse Funktionen erfüllen.
Am grössten im Sinne von Sinnhaftigkeit: dies nun überhaupt nicht, es sei denn, man Interpretiert sinnhaft als auf die Sinne bezogen. Selbst ein existierender Gott könnte für stur Fragende nur eine weitere Enttäuschung sein.
Am grössten im Sinne von Redlichkeit: ja, das Eingestehen, dass wir Menschen (vermutlich) nur einen Wissenszipfel in den Händen halten, könnte zu etwas mehr Bescheidenheit führen, andere würden eine solche Desillusionierung als schwer verdaulich empfinden...Wissen/Eingeständnis um nicht-Wissen muss nicht notwendig (für alle) segensreich sein.
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Re: Mut zur Lücke

Beitragvon ujmp » Mo 6. Jan 2014, 14:47

stine hat geschrieben:Ich frage mich immer wieder: Muss man eigentlich alles Nichtwissen entweder mit wissenschaftlicher Neugier oder mit Glauben füllen?

Nein, muss man nicht!
stine hat geschrieben:Mit der Lücke dazwischen ist die Welt am Größten!

Das wird dir bald langweilig werden! :^^:

Es muss ja nicht gleich die ganz große Wissenschaft sein! Mich frustriert es auch oft, dass ich mit dem vielen, bequem zugänglichen Wissen im Internet leider, leider nichts anfangen kann. Aber ich find doch immer wieder was, wofür es bei mir langt. ;-)
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Re: Mut zur Lücke

Beitragvon fopa » Mo 6. Jan 2014, 15:52

stine hat geschrieben:Ich frage mich immer wieder: Muss man eigentlich alles Nichtwissen entweder mit wissenschaftlicher Neugier oder mit Glauben füllen?
Nur entweder, nicht oder. :wink:
Was man noch nicht weiß, aber prinzipiell zu erfahren in der Lage ist, sollte man neugierig erforschen. Was das, was außerhalb dessen liegt, braucht man keinen Glauben. Man kann auch einfach feststellen, dass man es nicht weiß. Was nicht bedeutet, dass man sich damit zufrieden geben muss.
stine hat geschrieben:Ich persönlich bin inzwischen zu der Meinung gelangt, dass weder ein Gott im Sinne der Religionen existiert, noch die Welt so begrenzt sein kann, wie unser Verstand in der Lage ist, sie zu begreifen.
Mit der Lücke dazwischen ist die Welt am Größten!
Was meinst du damit? Das dir das Unwissen über eine unbekannte Welt lieber ist als eine "entzauberte Wirklichkeit"?
Solch ein bewusster Wissensverzicht wäre eine Todsünde der naturwissenschaftlichen Forschung. (Ich meine, das Zitat ist von Konrad Lorenz.)
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Re: Mut zur Lücke

Beitragvon Nanna » Mo 6. Jan 2014, 16:43

stine hat geschrieben:Muss man eigentlich alles Nichtwissen entweder mit wissenschaftlicher Neugier oder mit Glauben füllen?

Wenn man gerne segelt: Muss man jeden Winkel des Ozeans bereist haben? Ich würde sagen, nein - aber es ist doch jedes Mal wieder faszinierend, in unbekannte Gewässer auszulaufen, oder?

Solange es Neugier auf der Welt gibt, werden Leute sich fragen, was sich hinter der nächsten Ecke verbirgt, und schließlich wird sich irgendeiner entscheiden, einfach mal nachsehen zu gehen. Von den ganzen angenehmen Nebenwirkungen wie Krebsmedikamenten, Automotoren und Wäschetrocknern, die uns das Streben nach Verstehen beschert hat, ist es letzter Konsequenz einfach ein Selbstzweck, so wie die Existenz des Menschen an sich ein Selbstzweck ist.
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Re: Mut zur Lücke

Beitragvon fopa » Mo 6. Jan 2014, 18:15

Hm, kann ich meinen vorherigen Beitrag nicht bearbeiten? Da sind ja lauter FEHLER drin! :oops2:

Außerdem wollte ich noch mal differenziert wissen zwischen der Einzelperson und der Gesellschaft/Menschheit.
Als einzelner Mensch kann man natürlich nicht alle Lücken schließen und kann sich auch mal für den Moment mit dem "Wissen" zufrieden geben, das man hat.
Die Menschheit aber als Ganzes jedoch sollte keinesfalls auf irgendwelches prinzipiell erlangbares Wissen verzichten.
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Re: Mut zur Lücke

Beitragvon ujmp » Mo 6. Jan 2014, 18:40

Nichtwissen ist außerdem auch eine Leistung, denn meistens kann man sich ja eine Meinung trotzdem nicht verkneifen. ;-)
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Re: Mut zur Lücke

Beitragvon stine » Mo 6. Jan 2014, 19:04

Klar, die Neugier wird uns Menschen auch weiterhin lenken und die Erkenntnisse über die Welt werden deswegen auch immer mehr werden. Wissenschaft und Philosophie oder das philosophieren über die Wissenschaft - zielgerichtetes Forschen und das Weitergeben von unendlich viel Wissen über immer größere Netzwerke - von Generation zu Generation aufbauend - wir werden uns weiterhin antreiben, um unser Wissen zu vervollständigen.

Der Mensch scheint wie kein anderes Lebewesen auf dieser Welt angetrieben zu sein, seinen Verstand bewusst einzusetzen und damit erlangtes Wissen weiter zu geben. Aber auch der wissenschaftlich denkende Mensch könnte sich irren, wenn er auf die physikalische Welt begrenzt das Ende aller Möglichkeiten in den herrschenden Naturgesetzen sieht.
So wie wir heute die Geschichtenschreiber religiöser Machwerke belächeln, so könnten unsere eigenen Erkenntnisse vielleicht auch einmal belächelt werden. Werden wir wirklich irgendwann einmal das Wissen über uns und die Welt als vollständig betrachten können? Und würden wir überhaupt erkennen, ab wann wir alles wissen? Und wäre das für uns wirklich so erstrebenswert?

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Re: Mut zur Lücke

Beitragvon ice » Mo 6. Jan 2014, 21:36

stine hat geschrieben:Werden wir wirklich irgendwann einmal das Wissen über uns und die Welt als vollständig betrachten können?


Ich denke, dass ist ein völlig aussichtsloses Unterfangen. Das wäre ja die potentielle Möglichkeit einer 1:1 Simulation der Welt - ein für mich absurder Gedanke...

stine hat geschrieben:Und wäre das für uns wirklich so erstrebenswert?


Es ist für mich eine fortschrittsgläubige Utopie, ein vollständiges Ende des Wissens überhaupt anzustreben.

Die Welt erscheint uns seit jeher als ein Rätsel. Wer dieses Rätsel lösen will, geht so ähnlich vor wie bei einem Puzzle, bei dem versucht wird, einzelne Puzzleteile wieder zu einem Ganzen zusammenzusetzen. Wir spüren intuitiv, dass es so ein Ganzes geben muss und irgendwie alles zusammenhängt. Dieses Ganze nennen wir dann Weltbild, das sich im Laufe der Zeit immer wieder radikal ändern kann.

Mythen und Religionen bauten vor sehr langer Zeit komplette einfache Puzzle mit wenigen Teilen, wo es nichts mehr zu suchen oder zu finden gibt. Kritik an diesen Bildern hat wenig Sinn - sie stehen wie ein "Kunstwerk" für sich selbst. Sie haben aber nur annäherungsweise oder gar nichts mit dem realen Bild der Wirklichkeit zu tun. Die Teile und das fertige Bild an sich werden nicht mehr hinterfragt - sie stammen angeblich von einem Schöpfergott. Vorteile dieses Bildes sind seine Einfachheit, der Überblick und die Sicherheit, die es bietet. Nachteil ist, dass es mit der sich dynamisch veränderten Wirklichkeit nicht mehr übereinstimmt - und noch nie übereingestimmt hat.

Die Wissenschaft vervollständigt ein vorerst unbekanntes Bild mit einzelnen gefundenen Puzzleteilen und sagt gelegentlich das Aussehen eines Bildausschnitts und das Finden von bestimmten Puzzleteilen voraus. Wissenschaftler haben sich in spezialisierte Gruppen organisiert, um bestimmte Puzzleteile in Teilbereichen des Gesamtbildes besser zu finden. Manche Wissenschaftler untersuchen sogar die einzelnen Puzzleteile, um herauszufinden, wie sie entstanden sind und aus was sie bestehen. Einer von ihnen entdeckte sogar, dass es ein raumzeitliches 3D-Puzzle in kosmischen Dimensionen ist. Vorteil dieser Methode ist, dass das sichtbar werdende Bild sehr exakt der Wirklichkeit entspricht. Nachteil ist, dass der umfassende Rahmen und das konkrete Bildmotiv weitgehend fehlt. Es ist nicht abzuschätzen, wie groß das Bild werden oder ob es je erkennbar wird. Es bietet zunächst keinen Überblick und gibt keine Sicherheit. Es überwiegt die Neugierde und der Spaß am Puzzlespielen. :smoker:
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Re: Mut zur Lücke

Beitragvon ujmp » Mo 6. Jan 2014, 21:44

... aber keine Sorge, in den Kopf von Morgen passt auch nicht mehr rein, als in einen Kopf von heute - da tut sich hardwaretechnisch nämlich schon seit 100.000 Jahren nichts mehr. Es gibt nur immer mehr Menschen mit immer mehr Spezialwissen. Die Zahl der Fragen, die einen Kopf beschäftigen, wird bestimmt nicht abnehmen.
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Re: Mut zur Lücke

Beitragvon Nanna » Di 7. Jan 2014, 00:04

fopa hat geschrieben:Hm, kann ich meinen vorherigen Beitrag nicht bearbeiten? Da sind ja lauter FEHLER drin! :oops2:

DIe Bearbeitung und Löschung eines Beitrags ist für 60 min. nach dem Abschicken möglich. Danach nicht mehr, um zu vermeiden, dass in Streitsituationen die Inhalte früherer Beiträge verfälscht werden. Gabs alles schon...
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Re: Mut zur Lücke

Beitragvon xander1 » Di 7. Jan 2014, 02:01

Also ich wollte nur sagen, dass ich den ersten Beitrag von stine in diesem Thema sehr gut finde und ich da ganz ihrer Meinung bin. Mut zur Lücke! Ich find das ganz sehr wichtig, was sie da sagt! Das weicht vom strengen Naturalismus ab, aber es ist realistischer als ein reiner Naturalismus, der nur der etablierten Wissenschaft Recht gibt.
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Re: Mut zur Lücke

Beitragvon Darth Nefarius » Sa 11. Jan 2014, 12:08

stine hat geschrieben:Aber auch der wissenschaftlich denkende Mensch könnte sich irren, wenn er auf die physikalische Welt begrenzt das Ende aller Möglichkeiten in den herrschenden Naturgesetzen sieht.
So wie wir heute die Geschichtenschreiber religiöser Machwerke belächeln, so könnten unsere eigenen Erkenntnisse vielleicht auch einmal belächelt werden. Werden wir wirklich irgendwann einmal das Wissen über uns und die Welt als vollständig betrachten können? Und würden wir überhaupt erkennen, ab wann wir alles wissen? Und wäre das für uns wirklich so erstrebenswert?

Deine Unsicherheit, erwächst nicht aus der möglichen Problematik, falsch zu liegen, sondern einfach eine negative Resonanz zu erhalten - Angst vor Neugier, einer eigenen Position sind Gift für ein intelligentes und zielstrebiges Individuum. Auch hier im Forum zu schreiben bietet eine Angriffsfläche - hast du davor etwa keine Angst? Wieso sollte diese Angst dann ausgerechnet bei dem Drang nach Wissen eine Rolle spielen? Und was bedeutet schon erstrebenswert? Die Wissenschaftler (sagen wir mal die "Profis" unter den Wissensdurstigen) suchen nicht nach Wissen generell - das Wissen über den neuesten Klatsch der Boulevardpresse wird nicht berücksichtigt - es wird das betrachtet, was von Interesse ist. Wenn du dich weder für Biologie, noch für Geschichte, noch für Chemie oder sonstwas begeistern lässt, ist es für dich auch nicht erstrebenswert.
Den dämlichsten Einwand, den ich kenne, der kommen kann bei der Überlegung, unsterblich sein zu wollen, ist derjenige, dass einem doch irgendwann langweilig werden könne - das kann nur passieren, wenn man nicht die Vielfalt an potentiellem Wissen im Universum nicht wertschätzen kann und die Langeweile eine mitgebrachte Eigenschaft der entsprechenden Person ist! Keiner weiß alles; diejenigen, die wissen mehren tun das auch nicht generell, wenn sie wirklich zielstrebig sind, sondern nur in einem Teilbreich. Den größten Nutzen hat Wissen wenn es detailliert ist - diesen "Einwand", dass Wissen oft doch keinen wirklichen Nutzen hat, kenne ich noch aus der Schule von desinteressierten Blondinen, die sich lieber ihr Abitur erklagt als erarbeitet hätten - ob etwas später nützlich ist, hängt von deinen eigenen Fähigkeiten und Motiven ab: Wenn man nicht studieren will, sondern lieber einen reichen Popper heiratet, braucht man aber auch kein Abitur und hat dementsprechend keine Berechtigung, sich über vermeindlich unnützes Wissen zu beschweren, wenn man nur selbst keinen Nutzen davon hat, sich dem aber freiwillig aussetzt.
Es ist nicht mutig oder bewundernswert, wenn jemand eine Lücke hat und auch noch stolz darauf ist sondern kann nur belächelt werden.
Manche beschweren sich gern über die riesige Auswahl von irgendwas - nicht weil sie die Auswahl stört, sondern weil sie überfordert mit der Sortierung sind. Wenn du ein Problem mit Wissensdrang hast, ist es deines und nicht ein Problem, das Wissen mit sich bringt oder Wissensdurstige haben.
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Re: Mut zur Lücke

Beitragvon stine » So 12. Jan 2014, 11:00

Darth Nefarius hat geschrieben: (... ) diesen "Einwand", dass Wissen oft doch keinen wirklichen Nutzen hat, kenne ich noch aus der Schule von desinteressierten Blondinen, die sich lieber ihr Abitur erklagt als erarbeitet hätten - ob etwas später nützlich ist, hängt von deinen eigenen Fähigkeiten und Motiven ab: Wenn man nicht studieren will, sondern lieber einen reichen Popper heiratet, braucht man aber auch kein Abitur und hat dementsprechend keine Berechtigung, sich über vermeindlich unnützes Wissen zu beschweren, wenn man nur selbst keinen Nutzen davon hat, sich dem aber freiwillig aussetzt.
Die habens geschnallt, wo der Hase langläuft! Da kannst du dir mal eine Scheibe von abschneiden. :wink:

Du kannst wissenschaftlich neugierig sein, wie du willst, @Darth, in der Wissenschaft werden immer nur Puzzlesteine erarbeitet und zusammengetragen und der Rückschluss wird immer Teil des Begreifens sein, weil Menschen nicht anders können. Wer über das Begreifen hinaus fantasiert, denkt schon nicht mehr wissenschaftlich. Die Lücke, die ich meine, wird uns Menschen immer begleiten.

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Re: Mut zur Lücke

Beitragvon Darth Nefarius » So 12. Jan 2014, 11:15

stine hat geschrieben:Du kannst wissenschaftlich neugierig sein, wie du willst, @Darth, in der Wissenschaft werden immer nur Puzzlesteine erarbeitet und zusammengetragen und der Rückschluss wird immer Teil des Begreifens sein, weil Menschen nicht anders können. Wer über das Begreifen hinaus fantasiert, denkt schon nicht mehr wissenschaftlich. Die Lücke, die ich meine, wird uns Menschen immer begleiten.

Was heißt schon "nur"? Einzelne Puzzlesteine zu erarbeiten ist der Weg, um ein Gesamtbild zu erkennen. Ich erkenne auch nicht, woher die Berechtigung für die unterschwellige Geringschätzung dieser Methodik kommt. Was meinst du mit Rückschlüssen in diesem Kontext? Wissen scheinst du auch nicht wirklich zu meinen, sondern wohl "Begreifen". Mir ist jetzt weniger als zuvor klar, worauf du hinauswillst - plädierst du dafür, weniger zu wissen oder mehr zu phantasieren?
Vielleicht denkst du, dass bei zunehmendem Wissen abnehmender Spielraum für Phantasie bleibt - das ist völlig falsch. Wie bereits gesagt, ist deine (Un-)Fähigkeit entscheidend für deinen Umgang mit Wissen. Kreativität und Erfindungsgeist verlangt Wissen - Tagträumerei vielleicht nicht. Wenn du mit Begeisterung und zielstrebig Wissen erwerbst, wird es dir nicht schwer fallen, das Wissen zu nutzen - auch um über mögliche Anwendungen zu phantasieren. Je mehr ich lerne, desto mehr Ideen habe ich, an denen geforscht werden könnte - und meine Phantasie ist durch das Wissen bereichert und nicht geschmälert. Ich glaube, dass du so wenig vom kreativen Umgang mit Wissen verstehst, wie vom wissenschaftlichen Denken.
Die Lücke, die du meinst - welche auch immer es sein soll - ist nicht die Quelle der nützlichen Kreativität, sondern die Quelle für Tagträumerei, Glaube und vieles nutzlose.
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Re: Mut zur Lücke

Beitragvon stine » So 12. Jan 2014, 15:54

Ich weiß zwar nicht, woher du die unterschwellige Geringschätzung nimmst, aber denkt halt jeder, wie er gestrickt ist.
Darth Nefarius hat geschrieben:Die Lücke, die du meinst - welche auch immer es sein soll - ist nicht die Quelle der nützlichen Kreativität, sondern die Quelle für Tagträumerei, Glaube und vieles nutzlose.
Die Lücke dient beidem: Der Fantasie ebenso, wie der Neugier Neues zu erforschen.
Mir geht es nur darum diese Lücke zu erkennen und den Mut zu haben, sie sich einzugestehen.
Und es geht darum, dass weder der Gläubige der Wahrheit auf der Spur ist, wenn er sich diese Lücke mit Geschichten füllt, noch die Wissenschaft zu Recht behaupten kann, sie könne mit dem jetzt Bekanntem schon mal hochrechnen auf alles was ist.

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Re: Mut zur Lücke

Beitragvon Darth Nefarius » So 12. Jan 2014, 20:25

stine hat geschrieben:Die Lücke dient beidem: Der Fantasie ebenso, wie der Neugier Neues zu erforschen.
Mir geht es nur darum diese Lücke zu erkennen und den Mut zu haben, sie sich einzugestehen.
Und es geht darum, dass weder der Gläubige der Wahrheit auf der Spur ist, wenn er sich diese Lücke mit Geschichten füllt, noch die Wissenschaft zu Recht behaupten kann, sie könne mit dem jetzt Bekanntem schon mal hochrechnen auf alles was ist.

Zugegeben, das Konzept entspricht auch meinem Verständnis von Motivation: Ein Verlangen, etwas zu erreichen; dieses Verlangen bedeutet, dass man auch ein Defizit hat - folglich erwächst Motivation aus einem Defizit - oder einer Lücke. Aber diese Lücke ist nicht erhaltenswert in dem Sinne, dass sie als Motivationsquelle irgendwann versiegen könnte - es wird nie alles bekannt sein und deswegen gibt es keinen Grund, sich bei seinem Wissensdrang zurückzuhalten oder ihn zu "genießen". Nein, die Lücke selbst verschafft keinen Genuss, nur das stückweite Schließen (was vollständig nie möglich sein wird).
Dass wir alle diese Lücke haben, ist eine Selbstverständlichkeit, dies zu Erkennen sollte es auch sein und ich denke, keiner hier wird behaupten, alles zu wissen.
Aber am Anfang dieser Diskussion hast du doch eine andere Frage gestellt: Muss man diese Wissenslücke füllen? Nein, aber nur durch das Verlangen, sie zu füllen, wird die Lücke wertvoll. Wenn du kein Verlangen hast, dein Wissen zu mehren, ist das Defizit für dich kein Defizit. Das Konzept der "endgültigen Wahrheit" oder des "lückenlosen Verständnisses" ist keines der Naturwissenschaftler - sie beanspruchen dies nicht und halten es ohnehin für unmöglich. Dein Eindruck erwächst vielleicht aber aus dem Fortschritt, den die Naturwissenschaften geleistet haben und vermeindlich alles erklären können - der Eindruck ist einfach falsch, auch wenn die Naturwissenschaften tatsächlich sehr weit gekommen sind und bereits wichtige Fragen beantworten konnten, die andere niemals beantwortet sehen wollten. Ja, was der Mensch ist, was sein Platz im Universum oder nur auf der Erde ist, ist durch Astronomie und Biologie stark revidiert worden - was Schöpfung ist durch Medizin und Gentechnik, ebenso wie die Frage, was man alles überleben kann. Wie ist das Universum beschaffen? Die Physiker sind auf einen beinahe unvorstellbaren Mikrokosmos vorgestoßen - und doch wird diese nahezu göttliche Macht (seien wir ehrlich, unsere Vorfahren haben die Fähigkeiten, die wir besitzen nur imaginären Göttern zugesprochen) nie bedeuten, dass wir auch schon alles wissen oder genug und dass wir am Zenit angekommen sind. Ich sehe keine Notwendigkeit, an die Naturwissenschaften zu appellieren, sie mögen nicht versuchen, alles hochzurechnen - warum nicht? Klar macht man in bestimmten Rahmen Fehler - durch diese wiederum erwirbt man neues Wissen usw.... Zu sehen, wieweit man mit diesem Wissen kommt, das man bereits besitzt, bedeutet nicht, dass man meint, man wüsste alles.
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Re: Mut zur Lücke

Beitragvon Dr Fraggles » Mo 13. Jan 2014, 21:53

Darth Nefarius hat geschrieben:Dass wir alle diese Lücke haben, ist eine Selbstverständlichkeit, dies zu Erkennen sollte es auch sein und ich denke, keiner hier wird behaupten, alles zu wissen.
Aber am Anfang dieser Diskussion hast du doch eine andere Frage gestellt: Muss man diese Wissenslücke füllen? Nein, aber nur durch das Verlangen, sie zu füllen, wird die Lücke wertvoll.

Das würde implizieren, dass die Wissenssuche das Wertvolle ist und nichts das (erlangte) Wissen als solches...wäre vollkommenes Wissen also etwas Unerwünschtes?
Wenn du kein Verlangen hast, dein Wissen zu mehren, ist das Defizit für dich kein Defizit.

Genauer: "Wenn du kein Verlangen hast, dein Wissen zu mehren, erlebst du kein Defizit bzw. ist die Lücke für dich kein Defizit."
Das Konzept der "endgültigen Wahrheit" oder des "lückenlosen Verständnisses" ist keines der Naturwissenschaftler - sie beanspruchen dies nicht und halten es ohnehin für unmöglich.

Wenn allerdings z.B. der methodologische Physikalismus unter der Hand zu einem ontologisch-metaphysischen wird, wird Wissenschaft ideologisch.
Ja, was der Mensch ist, was sein Platz im Universum oder nur auf der Erde ist, ist durch Astronomie und Biologie stark revidiert worden - was Schöpfung ist durch Medizin und Gentechnik, ebenso wie die Frage, was man alles überleben kann.

Siehe oben: stark revidiert...sicher, aber solche Revision ist vorläufig, unvollständig, von endgültig kann keine Rede sein (insofern sind auch die metaphysisch-hermeneutischen Implikationen ("Stellung des Menschen im Kosmos") mit Vorsicht zu geniessen oder zumindest als ausdrücklich hermeneutische Interpretationen zu verstehen (siehe z.B. F.-J. Wetz "Lebenswelt und Weltall").
Wie ist das Universum beschaffen? Die Physiker sind auf einen beinahe unvorstellbaren Mikrokosmos vorgestoßen - und doch wird diese nahezu göttliche Macht (seien wir ehrlich, unsere Vorfahren haben die Fähigkeiten, die wir besitzen nur imaginären Göttern zugesprochen) nie bedeuten, dass wir auch schon alles wissen oder genug und dass wir am Zenit angekommen sind.

Gerade was die Mikrophysik betrifft, gibt es wohl nicht unbegründete Annahmen, dass ein Ende empirischer Verifizierbarkeit erreicht ist (Stringtheorie). Was wäre für dich im übrigen "genug wissen"?
Zu sehen, wieweit man mit diesem Wissen kommt, das man bereits besitzt, bedeutet nicht, dass man meint, man wüsste alles.

Wieviel man weiss ist ja schwer einzuschätzen. Nicht primär, dass man nicht alles weiss, ist gut zu wissen (das festzustellen ist trivial), sondern eine bescheidenere (und damit wohl realistischere) Einschätzung des Umfangs des Wissens (welches womöglich wegen des beschleunigten Wissenszuwachses und dessen technologische Verwertbarkeit tendenziell überschätzt wird).
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Re: Mut zur Lücke

Beitragvon fopa » Di 14. Jan 2014, 09:00

Dr Fraggles hat geschrieben:
Darth Nefarius hat geschrieben:Dass wir alle diese Lücke haben, ist eine Selbstverständlichkeit, dies zu Erkennen sollte es auch sein und ich denke, keiner hier wird behaupten, alles zu wissen.
Aber am Anfang dieser Diskussion hast du doch eine andere Frage gestellt: Muss man diese Wissenslücke füllen? Nein, aber nur durch das Verlangen, sie zu füllen, wird die Lücke wertvoll.
Das würde implizieren, dass die Wissenssuche das Wertvolle ist und nichts das (erlangte) Wissen als solches...wäre vollkommenes Wissen also etwas Unerwünschtes?
Ich verweise mal auf...
Darth Nefarius hat geschrieben:Kreativität und Erfindungsgeist verlangt Wissen [...] Je mehr ich lerne, desto mehr Ideen habe ich, an denen geforscht werden könnte - und meine Phantasie ist durch das Wissen bereichert und nicht geschmälert.

---
Dr Fraggles hat geschrieben:Wenn allerdings z.B. der methodologische Physikalismus unter der Hand zu einem ontologisch-metaphysischen wird, wird Wissenschaft ideologisch.
Was, wenn nicht ein ontologischer Physikalismus, bildet denn die Basis naturwissenschaftlicher Erkenntnisfähigkeit - und damit der angewandten Methoden?
Welche Grundlage hätten Wissenschaften, die keine Naturwissenschaften sind, wenn nicht dieselbe wie ebenjene? Es ist schlicht unwissenschaftlich, Arbeit in Angelegenheiten zu stecken, die sich nicht beobachten lassen. Und was sich beobachten lässt, hat eine physikalische Grundlage - auch Hirngespinste wie beispielsweise "göttliche Visionen", denn sie rühren schlicht aus körperlichen Zuständen und Prozessen des Visionärs her.

Dr Fraggles hat geschrieben:aber solche Revision ist vorläufig, unvollständig, von endgültig kann keine Rede sein (insofern sind auch die metaphysisch-hermeneutischen Implikationen ("Stellung des Menschen im Kosmos") mit Vorsicht zu geniessen oder zumindest als ausdrücklich hermeneutische Interpretationen zu verstehen (siehe z.B. F.-J. Wetz "Lebenswelt und Weltall").
Es bleibt dir unbenommen, dir irgendwelche Sonderstellungen oder Fähigkeiten des Menschen auszumalen. Eine solche Vorstellung entbehrt aber jeglicher Grundlage und darf daher als Hirngespinst bezeichnet werden.
Alles Wissen ist als vorläufig zu betrachten und muss stets kritisch überprüfbar und gegebenenfalls revidierbar sein. Ohne gute und nachvollziehbare Argumente - und möglichst eine bessere Alternative - kann eine solche Revision jedoch nicht erfolgen.
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