Darth Nefarius hat geschrieben:Dass wir alle diese Lücke haben, ist eine Selbstverständlichkeit, dies zu Erkennen sollte es auch sein und ich denke, keiner hier wird behaupten, alles zu wissen.
Aber am Anfang dieser Diskussion hast du doch eine andere Frage gestellt: Muss man diese Wissenslücke füllen? Nein, aber nur durch das Verlangen, sie zu füllen, wird die Lücke wertvoll.
Das würde implizieren, dass die Wissenssuche das Wertvolle ist und nichts das (erlangte) Wissen als solches...wäre vollkommenes Wissen also etwas Unerwünschtes?
Wenn du kein Verlangen hast, dein Wissen zu mehren, ist das Defizit für dich kein Defizit.
Genauer: "Wenn du kein Verlangen hast, dein Wissen zu mehren, erlebst du kein Defizit bzw. ist die Lücke für dich kein Defizit."
Das Konzept der "endgültigen Wahrheit" oder des "lückenlosen Verständnisses" ist keines der Naturwissenschaftler - sie beanspruchen dies nicht und halten es ohnehin für unmöglich.
Wenn allerdings z.B. der methodologische Physikalismus unter der Hand zu einem ontologisch-metaphysischen wird, wird Wissenschaft ideologisch.
Ja, was der Mensch ist, was sein Platz im Universum oder nur auf der Erde ist, ist durch Astronomie und Biologie stark revidiert worden - was Schöpfung ist durch Medizin und Gentechnik, ebenso wie die Frage, was man alles überleben kann.
Siehe oben: stark revidiert...sicher, aber solche Revision ist vorläufig, unvollständig, von endgültig kann keine Rede sein (insofern sind auch die metaphysisch-hermeneutischen Implikationen ("Stellung des Menschen im Kosmos") mit Vorsicht zu geniessen oder zumindest als ausdrücklich hermeneutische Interpretationen zu verstehen (siehe z.B. F.-J. Wetz "Lebenswelt und Weltall").
Wie ist das Universum beschaffen? Die Physiker sind auf einen beinahe unvorstellbaren Mikrokosmos vorgestoßen - und doch wird diese nahezu göttliche Macht (seien wir ehrlich, unsere Vorfahren haben die Fähigkeiten, die wir besitzen nur imaginären Göttern zugesprochen) nie bedeuten, dass wir auch schon alles wissen oder genug und dass wir am Zenit angekommen sind.
Gerade was die Mikrophysik betrifft, gibt es wohl nicht unbegründete Annahmen, dass ein Ende empirischer Verifizierbarkeit erreicht ist (Stringtheorie). Was wäre für dich im übrigen "genug wissen"?
Zu sehen, wieweit man mit diesem Wissen kommt, das man bereits besitzt, bedeutet nicht, dass man meint, man wüsste alles.
Wieviel man weiss ist ja schwer einzuschätzen. Nicht primär, dass man nicht alles weiss, ist gut zu wissen (das festzustellen ist trivial), sondern eine bescheidenere (und damit wohl realistischere) Einschätzung des Umfangs des Wissens (welches womöglich wegen des beschleunigten Wissenszuwachses und dessen technologische Verwertbarkeit tendenziell überschätzt wird).