Warum gibt es überhaupt Religionen?

Re: Warum gibt es überhaupt Religionen?

Beitragvon laie » Do 10. Apr 2014, 19:10

Vollbreit hat geschrieben:Was meinst Du in diesem Zusammenhang mit „immer schon“?
Es muss ja doch beim Individuum eine Bereitschaft oder Voraussetzung da sein, die Tiere nicht haben.


Mit "immer schon" meine ich, dass Religiosität, Spiritualität usw. zum Wesen des Menschen dazugehören und ihn im gewissen Sinn ausmachen. Sie ist unhintergehbarer Bestandteil seiner Persönlichkeit.

ujmp hat geschrieben:Es gibt keinen vernünftigen Anlass zu diesen Annahmen, sie sind völlig aus der Luft gegriffen.
(da hatte ich doch fast den armen Lumen verdächtigt.. sorry)

Wäre es nicht so, dann hätte man vielleicht schon davon gehört, dass jemand einen Selbstmordkandidaten von seinem Vorhaben abgebracht hätte, indem er ihm erklärt hätte, wie die Welt ist. Haben wir aber nicht. Wohl aber, wenn auf Wünsche, Hoffnungen, Verständnis usw. des Suizidgefährdeten appelliert wurde. Jedenfalls würde ich mich nicht überzeugen lassen, von einem Suizid abzulassen, wenn jemand käme, und mir irgendwas davon erzählen würde, dass man jetzt wüsste, dass Schimpansen auch Walzer tanzen können.

Vollbreit hat geschrieben:Aber was kennzeichnet Deiner Meinung nach denn den Atheisten, der kann ja ohne?


Für mich hat der Atheist gleichfalls eine transzentale Ader, ein transzentales Gespür. Nur lebt er es nicht in Religionsgemeinschaften aus. Auch für den Atheisten sind Vertrauen, Anerkennung, Geborgenheit, Hoffnung essentiell wichtig, das sind auch für ihn nicht nur Begriffe, er macht schliesslich keine Statistik. Das zeigt sich schon daran, wie verletzend ein gebrochenes Vertrauen auch auf ihn wirkt. Dass er daneben behauptet, dass alle diese Dinge - Vertrauen, Hoffnung, Geborgenheit, Sinn usw. - natürlich erklärbar sind, befreit ihn nicht aus diesem Spinnennetz. Es betrifft ihn, unabhängig davon, ob er darüber eine schlüssige Theorie hat oder nicht.

Vollbreit hat geschrieben:Vielleicht weiß man auch gar nicht, wer man ist und wo man steht, wenn man nicht weiß, was man glaubt.


Das nenne ich die kausale Überzeugung eines Menschen. Das muss keineswegs alles völlig wissenschaftlich abgesichert sein. Es reicht aus, wenn der Mensch davon überzeugt ist, dass es für Ereignisse irgendwelche Gründe gibt.
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Re: Warum gibt es überhaupt Religionen?

Beitragvon ujmp » Do 10. Apr 2014, 19:36

ujmp hat geschrieben:
Vollbreit hat geschrieben:
laie hat geschrieben:Ich vermute eine mehr oder minder stark ausgeprägte Grundreligiosität im Menschen, gewissermassen eine "Universalie". Diese Universalie möchte ich gar nicht an bestimmte konkrete Religionen oder Bekenntnisse binden, sondern zunächst einfach annehmen, dass das blosse Wissen, wo man steht, wer man ist, und wie man etwas macht, also grundlegende kausale Überzeugungen, dem Menschen offenbar nicht ausreicht.
Vielleicht weiß man auch gar nicht, wer man ist und wo man steht, wenn man nicht weiß, was man glaubt.

Es gibt keinen vernünftigen Anlass zu diesen Annahmen, sie sind völlig aus der Luft gegriffen.

Darauf laie:
laie hat geschrieben:
Wäre es nicht so, dann hätte man vielleicht schon davon gehört, dass jemand einen Selbstmordkandidaten von seinem Vorhaben abgebracht hätte, indem er ihm erklärt hätte, wie die Welt ist. Haben wir aber nicht. Wohl aber, wenn auf Wünsche, Hoffnungen, Verständnis usw. des Suizidgefährdeten appelliert wurde. Jedenfalls würde ich mich nicht überzeugen lassen, von einem Suizid abzulassen, wenn jemand käme, und mir irgendwas davon erzählen würde, dass man jetzt wüsste, dass Schimpansen auch Walzer tanzen können.

Das ist ganz grober Unfug. - Es ist zwar schon spät am Abend, aber bissel Qulaität muss sein...
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Re: Warum gibt es überhaupt Religionen?

Beitragvon Vollbreit » Fr 11. Apr 2014, 07:59

laie hat geschrieben:Mit "immer schon" meine ich, dass Religiosität, Spiritualität usw. zum Wesen des Menschen dazugehören und ihn im gewissen Sinn ausmachen. Sie ist unhintergehbarer Bestandteil seiner Persönlichkeit.
Aber da Tiere den nicht haben, muss die ja irgendwo herkommen..

laie hat geschrieben:Für mich hat der Atheist gleichfalls eine transzentale Ader, ein transzentales Gespür.
Du meinst transzendent, nicht transzendental, oder?

laie hat geschrieben:Nur lebt er es nicht in Religionsgemeinschaften aus. Auch für den Atheisten sind Vertrauen, Anerkennung, Geborgenheit, Hoffnung essentiell wichtig, das sind auch für ihn nicht nur Begriffe, er macht schliesslich keine Statistik. Das zeigt sich schon daran, wie verletzend ein gebrochenes Vertrauen auch auf ihn wirkt.
Hier stellt sich ja die Frage ob das Begriffe aus dem Bereich Spiritualität sind oder ob nicht Spiritualität eine Begriff der Unterabteilung Vertrauen ist.

laie hat geschrieben:Dass er daneben behauptet, dass alle diese Dinge - Vertrauen, Hoffnung, Geborgenheit, Sinn usw. - natürlich erklärbar sind, befreit ihn nicht aus diesem Spinnennetz. Es betrifft ihn, unabhängig davon, ob er darüber eine schlüssige Theorie hat oder nicht.
Stimmt beides, soweit ich das sehe. Wenn ich etwas erklären kann, muss ich es dennoch leben oder man lebt sehr an der Oberfläche des Lebens.

laie hat geschrieben:
Vollbreit hat geschrieben:Vielleicht weiß man auch gar nicht, wer man ist und wo man steht, wenn man nicht weiß, was man glaubt.

Das nenne ich die kausale Überzeugung eines Menschen. Das muss keineswegs alles völlig wissenschaftlich abgesichert sein. Es reicht aus, wenn der Mensch davon überzeugt ist, dass es für Ereignisse irgendwelche Gründe gibt.
Ja, das hatten wir angesprochen, Religion als Erklärung.
Allerdings wohl mehr als Erklärung des inneren Seins, als des äußeren.
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