condorcet hat geschrieben:Wie es um die grundlegende wissenschaftliche Bildung jenseits des Atlantiks steht, ist hinlänglich bekannt, da es in den Medien hierzulande ja gerne breitgetreten wird.
Das ist nichts Neues und verleitet mich zu der Feststellung
Je frommer um so dümmer--------------------------
Der Soziologe Gregory Paul hat im Journal of Religion and Society eine vergleichende Studie über die gesellschaftlichen Auswirkungen der Bigotterie veröffentlicht. Dazu nutzte er Umfragen und Statistiken mit Zahlen von Mord, Abtreibung, Selbstmord, Schwangerschaft bei Minderjährigen usw. Das Material beschränkt sich auf Industrieländer mit etwa 800 Millionen Menschen, da nur hier ausreichende Zahlen vorliegen. Allgemein korrelieren höhere Werte für den Glauben an einen Schöpfer und religiöse Verehrung mit höheren Raten bei Mord, Sterblichkeit junger Menschen, Infektionen mit sex-spezifischen Krankheiten, 800.000 minderjährige (unter 18) Schwangerschaften im Jahr, Abtreibung und freie Partnerschaften. Die USA als weltweit reichste Theistische Demokratie ist auf spektakuläre Weise die dysfunktionalste Demokratie und schneidet in fast allen Punkten schlecht ab. Die Diskrepanz eines irrealen religiösen Moraldiktats und der real möglichen Existenz in einer Wissens- und Leistungsgesellschaft führt zur Ausgrenzung, blindem Fanatismus, Psychosen, sozialen Spannungen und Gewalt mit erhöhter Kriminalität. Die USA hat je 100.000 Einwohner 800% der Gefängnisinsassen im Vergleich zur EU. Nirgendwo sonst erhalten Farbige 40 Jahre Haft für einen gestohlenen Fernseher oder sitzen so viele Unschuldige in den Gefängnissen, weil Geschworene nach überzogenen moralischen Kriterien aus der Steinzeit urteilen.
Weniger bigotte Gesellschaften wie Frankreich, Japan und die skandinavischen Länder haben die besten Werte. Dieselben Unterschiede lassen sich auch innerhalb der USA finden. So sind die sozialen Probleme in den Südstaaten und im Mittleren Westen im extrem religiösen Bibel Belt höher als in den nordöstlichen Staaten, die den europäischen Kulturen strukturell sehr ähnlich sind. Es ist falsch zu behaupten, dass eine atheistische Gesellschaft soziale Missstände mit sich bringe oder gar zum Untergang verurteilt ist. Die USA als westliche Gesellschaft mit dem höchsten Reichtum pro Kopf schafft es am allerwenigsten den Reichtum in ein kulturelles und körperliches Wohlergehen der Gesamtgesellschaft umzusetzen.
Nach einer Schweizer Studie der Universität Genf von 2006 auf Basis von 3.000 Interviews gibt es einen klaren Zusammenhang zwischen Religiosität und extremen rassistischen, sexistischen und homophoben Einstellungen. Nichtreligiöse sind deutlich toleranter und weniger fremdenfeindlich ohne antisemitsche Grundtendenz. Bei 26 % der Katholen, 24 % der Evangelen und 28% der Muslimen sind die Juden an ihrer Verfolgung selber schuld, für die Gleichstellung der Frauen wurde nach Ansicht von 43 %, 43 % und 55 % der Befragten mehr als genug getan.
Nach einer Gallup Umfrage von 1991 sind nur 5% der US-Ingenieure Kreationisten. Der Science and Engineering Indicators 2002 der National Science Foundation belegt wesentliche Teile der US-Bevölkerung sind unfähig zwischen Wissenschaft und Pseudowissenschaft zu unterscheiden. Obwohl diese Leute vorgeben sich für Wissenschaft und Technik zu interessieren, wussten nur 54% der Befragten, dass die Erde 1 Jahr benötigt die Sonne zu umkreisen. Nach einer Gallup Umfrage von 2004 glauben 45% der Amerikaner Gott hat Menschen und Dinosaurier in den letzten 10.000 Jahre erschaffen. Die Herausgeber der 1563 US-Tageszeitungen sind zu 49 % überzeugt Menschen und Dinosaurier lebten zusammen auf der Erde und berichten dies.
Nur noch 1/3 der US-Bevölkerung ist geistig fähig einfache wissenschaftliche Analysen zu begreifen, seit 1979 hat sich gemäß dem National Science Board die Anzahl der wissenschaftlichen Analphabeten unter den US-Bürgern verdoppelt. Vielen ist es nicht möglich die Anweisungen der Ärzte zur gesunden Ernährung zu verstehen und über 40 % haben fatales Übergewicht. Zu dieser schlichten Einfalt passt, dass 7 % der Amerikaner totale Analphabeten sind mit 48 % als Spitzenwert für die Stadt Detroit, weitere 8 % können gerade noch den eigenen Namen schreiben. (
http://www.textbookreviews.org/). Die US-Schulbücher sind miserabel, die Inhalte werden von einer mächtigen Schulbürokratie kontrolliert, die religiöse Extremisten dominieren. Das US Bildungssystem ermöglicht zwar den Kindern reicher Eltern eine Spitzenausbildung an teuren Privatuniversitäten, die breite Masse wird in erbärmlichster Weise abgefertigt. Wissen und Können der Schüler und Studenten variiert in neutraler Bewertung um bis zu 800%. Eine neuere CBS-Umfrage von 2004 verdeutlicht die Ursache des Problems:
Frage : Hat Gott gemäß der Bibel alle Geschöpfe geschaffen ?
US-Bürger 55 % Bush Wähler 67 % Demokratische Wähler 47 %
Frage : Entstammen alle Geschöpfe einer göttlich gesteuerten Evolution ?
US-Bürger 27 % Bush Wähler 22 % Demokratische Wähler 28 %
Frage : Entstammen alle Geschöpfe einer Evolution ohne Gottes einwirken ?
US-Bürger 13 % Bush Wähler 6 % Demokratische Wähler 13 %
Frage : soll an US-Schulen Kreationismus und Evolution unterrichtet werden ?
US-Bürger 65 % Bush Wähler 71 % Demokratische Wähler 56 %
Frage : soll an US-Schulen Kreationismus anstelle von Evolution unterrichtet werden ?
US-Bürger 37 % Bush Wähler 45 % Demokratische Wähler 24 %
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Was also haben 2300 Jahre Kulturgeschichte bewirkt? Der Grieche Erathostenes (275 – 194 v.C. Kyrene/Libyen) hat den Erdumfang zu 95% genau berechnet, einen Kosmos mit Planetenk postuliert und einen Sternenkalender mit 675 Positionen erstellt. Er war der dritte Bibliothekar der von Ptolemaios gegründeten Bibliothek in Alexandria.