Hartz IV für Kirchenangestellte

Hartz IV für Kirchenangestellte

Beitragvon Jakob » Mo 28. Apr 2008, 15:13

Das würde auch in den "Mindestlohn"-thread passen, aber ich mach mal einen neuen auf.

http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,550168,00.html

Laut diesem Artikel zahlt die Kirche (in diesem Falle die evangelische) ihren Mitarbeitern so wenig, daß diese zusätzlich Hartz IV beantragen müssen. Die Kirchenverterter sagen, sie hätten einfach nicht mehr Geld, die Arbeitnehmervertreter sprechen von gezieltem und flächendeckendem Sozialdumping.

Jedenfalls werden wieder einmal kirchliche Einrichtungen staatlich finanziert.

Was haltet ihr davon?
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Re: Hartz IV für Kirchenangestellte

Beitragvon 1von6,5Milliarden » Mo 28. Apr 2008, 17:58

Jakob hat geschrieben:Jedenfalls werden wieder einmal kirchliche Einrichtungen staatlich finanziert.
Dies ist sowieso eher die Regel. Ob es der Staat jetzt über Hartz IV oder via Kostenübernahme "direkt" macht, bleibt sich fast gleich schlecht.
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Re: Hartz IV für Kirchenangestellte

Beitragvon Mark » Di 29. Apr 2008, 10:46

Gibt es da eigentlich jetzt endlich mal eine handfeste Verfassungsklage dagegen, daß die Kirchen so subventioniert werden ?
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Re: Hartz IV für Kirchenangestellte

Beitragvon Kurt » Di 29. Apr 2008, 17:41

Jakob hat geschrieben:Jedenfalls werden wieder einmal kirchliche Einrichtungen staatlich finanziert.

Was haltet ihr davon?


Jedes andere Unternehmen wird auf die gleiche Weise subventioniert. Also was soll die Aufregung? Ansonsten bin ich natürlich auch dafür, den Kirchen ihre Sonderrechte zu nehmen.
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Re: Hartz IV für Kirchenangestellte

Beitragvon Klaus » Di 29. Apr 2008, 18:51

Kurt hat geschrieben:Jedes andere Unternehmen wird auf die gleiche Weise subventioniert.

Mich stört an deiner Argumentation nur "Jedes". Dass Unternehmen subventioniert werden ist bekannt, aber nicht jedes, nämlich nur die, mit denen ein Politiker glänzen kann.
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Re: Hartz IV für Kirchenangestellte

Beitragvon Kurt » Di 29. Apr 2008, 18:55

Klaus hat geschrieben:
Kurt hat geschrieben:Jedes andere Unternehmen wird auf die gleiche Weise subventioniert.

Mich stört an deiner Argumentation nur "Jedes". Dass Unternehmen subventioniert werden ist bekannt, aber nicht jedes, nämlich nur die, mit denen ein Politiker glänzen kann.


Hartz-IV kann doch jeder beantragen, der anderweitig nicht genug verdient. Unabhängig vom Unternehmen. Oder hab ich was falsch verstanden?
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Re: Hartz IV für Kirchenangestellte

Beitragvon Klaus » Di 29. Apr 2008, 18:59

Das hast du schon richtig verstanden. Wenn ich meinen Leuten nicht genug zahle, sind die weg, da ist aber nichts mit staatlichen Subventionen. Der Staat subventioniert Lohndumping.
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Re: Hartz IV für Kirchenangestellte

Beitragvon 1von6,5Milliarden » Di 29. Apr 2008, 19:08

Ist Auslegungssache.
Sicher ist aber, dass nicht jedes Unternehmen auf diese Weise indirekt subventioniert wird (also seine Mitarbeiter direkt subventioniert werden). Jedes Unternehmen welches nur "Niedrigstlöhne" zahlt, kann aber darauf hoffen - so wie die Kirchen - dass die Arbeitnehmer vom Staat subventioniert werden und deshalb nicht weglaufen.
Von Lohndumping würde ich nur sprechen, wenn ein Unternehmen weniger zahlt, als es seine Konkurrenten müssen(!). (So wie PIN vs. Post)
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Re: Hartz IV für Kirchenangestellte

Beitragvon Jakob » Mi 30. Apr 2008, 12:15

Kurt hat geschrieben:Jedes andere Unternehmen wird auf die gleiche Weise subventioniert. Also was soll die Aufregung? Ansonsten bin ich natürlich auch dafür, den Kirchen ihre Sonderrechte zu nehmen.
Das Problem ist, daß sich die Kirchen offiziell für Mindestlöhne einsetzen. Steht alles in dem Artikel. Das Ganze erinnert so ein bisserl an die Linke in Berlin.
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Re: Hartz IV für Kirchenangestellte

Beitragvon [C]Arrowman » Mi 30. Apr 2008, 12:21

Es gibt kein Lohndumping. Dumping ist als verkaufen unter Herstellungskosten definiert. Es ist also eher so, das der Arbeitnehmer sich unter Wert verkauft (verkaufen muss).
Ein Unternehmen das Dumping einsetzt, versuht damit Konkurenz vom Markt zu verdrängen um später die Preise wieder anzuheben. Diese Geschäftspraktik ist in Deutchland so weit ich weis nicht zulässig.

Was die Kirchen angeht, so zählen die darauf das die Beseeltheit man tue was in Gottes Namen, die Differenz ausgleicht. Solange das Endorphinniveqau stimmt kannder Gehaltscheck auch kleiner sein.

Das hast du schon richtig verstanden. Wenn ich meinen Leuten nicht genug zahle, sind die weg, da ist aber nichts mit staatlichen Subventionen. Der Staat subventioniert Lohndumping.

Sehr richtig Klaus, in dem der Staat anbietet sich an Lohnkosten zu beteiligen, nur damit die Statistiken schön aussehen ist nicht der richtige Weg und sozial schon gar nicht.


Offtopic
Von Lohndumping würde ich nur sprechen, wenn ein Unternehmen weniger zahlt, als es seine Konkurrenten müssen(!). (So wie PIN vs. Post)


Äpfel und Birnen... PIN ist ein relativ kleines privates Unternehmen, das voll Steuerpflichtig ist, die Post hat eine Quasimonopolstellung lange zeit durch den Staat gestützt bis die EU gesagt hat das geht so nicht. Trotzdem haben PIN und die POST nicht die selben Marktbedingungen. Die Post hat nämlich wesentliche Steuervorteile die die PIN nicht hatte. Um wettbewerbfähig zu sein musste die PIN ihren Leuten weniger Lohn zahlen als die Post. Aber da dies nun nicht mehr möglich ist wurde die PIN folgerichtig eingestampft und weitere Wettbewerber wie etwa aus Holland ziehen sich vom Briefmarkt zurück. Die Leidtragenden sind die Angestellten von PIN die nun gar kein Job hatten, und die Kunden die auf Gedeih und Verderb den Preisen der Post ausgeliefert sind. Sagt es mir wenn ich mich nciht irre, aber war die soziale Marktwirtschat Erhardts nicht darauf ausgelegt, Monopole zu verhindern und nicht zu zementieren?

Freuen können sich nur die Geschäftsführung der Post (die an und für sich die Post erfolgreich privatisiert haben) und die Gewerkschaftsbonzen von Verdi, die nun ganz Deutschland wechselseitig als Geißel nehmen können in den Tarifverhandlungen.

Aber eigentlich ist das alles schon offtopic und hat nichts mit der Kirche zutun.

Und nun genug aufgeregt... :nosmile:
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Re: Hartz IV für Kirchenangestellte

Beitragvon stine » Mi 30. Apr 2008, 18:25

Ich sag euch was: Am meisten arbeiten die Ehrenamtlichen in den kleinen Gemeinden und die tun das völlig umsonst und haben oftmals noch Unkosten damit. Wenn all diese fleißigen Helferlein nicht wären, dann wäre das gesamte Systrem Kirche eh längst den Bach runter. Und dafür dass sie sich engagieren, können sie sich oftmals noch von den sogenannten Hauptamtlichen blöd anreden lassen.
So ist das! :motz:
Oft schon haarsträubend.
Aber irgendwie gibt es immer Nachschub, wenn eine Generation wieder mal frustriert schlapp macht.

LG stine
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Re: Hartz IV für Kirchenangestellte

Beitragvon 1von6,5Milliarden » Mi 30. Apr 2008, 18:58

[C]Arrowman hat geschrieben:
Von Lohndumping würde ich nur sprechen, wenn ein Unternehmen weniger zahlt, als es seine Konkurrenten müssen(!). (So wie PIN vs. Post)


Äpfel und Birnen...
Lerne endlich richtig zu zititieren, dann können wir uns über Obst unterhalten, dann über größeres.
[C]Arrowman hat geschrieben: PIN ist ein relativ kleines privates Unternehmen, das voll Steuerpflichtig ist,
Soweit richtig
[C]Arrowman hat geschrieben:die Post hat eine Quasimonopolstellung lange zeit durch den Staat gestützt bis die EU gesagt hat das geht so nicht.
Nicht ganz richtig. Die EU hätte auch noch ein paar Jahre gewartet, wenn es der deutsche Staat gewollt hätte, wie die Situation in anderen Ländern beweist.
[C]Arrowman hat geschrieben: Trotzdem haben PIN und die POST nicht die selben Marktbedingungen.
Richtig
[C]Arrowman hat geschrieben: Die Post hat nämlich wesentliche Steuervorteile die die PIN nicht hatte.
Bedingt richtig, so wesentlich sind die Steuervorteile absolut nicht, sie spielen nämlich nur eine Rolle gegenübern privaten Endkunden und die interessieren PIN sowieso fast nicht.
[C]Arrowman hat geschrieben: Um wettbewerbfähig zu sein musste die PIN ihren Leuten weniger Lohn zahlen als die Post.
Der gefordete Mindestlohn lag/liegt immer noch deutlich unter dem Post-Lohn (wenn direkt bei der Post angestellt.
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Re: Hartz IV für Kirchenangestellte

Beitragvon Klaus » Mi 30. Apr 2008, 19:05

stine hat geschrieben:Aber irgendwie gibt es immer Nachschub, wenn eine Generation wieder mal frustriert schlapp macht.
Ja hatten wir auf dem Blog unter dem Titel "Generation doof" :^^:
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Re: Hartz IV für Kirchenangestellte

Beitragvon stine » Mi 30. Apr 2008, 21:04

Klaus hat geschrieben:
stine hat geschrieben:Aber irgendwie gibt es immer Nachschub, wenn eine Generation wieder mal frustriert schlapp macht.
Ja hatten wir auf dem Blog unter dem Titel "Generation doof" :^^:

Diese Auslegung ist aber jetzt wieder gemein, und zwar deswegen, weil die Menschen das Ganze ja mit einem Ziel vor Augen tun, zB für Jugendarbeit oder Seniorennachmittage oder sonstig Soziales. Das kostenlose Engagement wäre schon richtig, es ist nur diese Selbstverständlichkeit und die hohe Erwartungshaltung seitens der Auftraggeber.
Menschen die sich einbringen sind so lange nicht doof, solange sie ernst genommen werden und ihre Arbeit Anerkennung findet. Das ist in jedem Sportverein und in jeder Hilfsorganisation, wie beispielsweise beim Roten Kreuz, der Fall.
Von daher finde ich den Begriff "Generation doof" ziemlich abwertend. Es muß sich bei den Auftraggebern wieder etwas verändern.
Aber was nichts kostet ist nichts wert.
So ist unsere Gesellschaft eben inzwischen aufgebaut.

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Re: Hartz IV für Kirchenangestellte

Beitragvon Klaus » Mi 30. Apr 2008, 21:55

Wenn jemand in einer kirchlichen Gemeinde ein "Ehrenamt" inne hat und im laufe der Zeit negative Erfahrungen sammelt, weil die Kirchenoberen daraus ihre eigene Suppe kochen, aus dieser ehrenamtlichen Arbeit, und er zieht dann nicht die entsprechenden Konsequenzen, fällt das schon unter minderbemittelt. Aber die religiösen Fuzzis schicken dann ja ihre Kinder in die Kirche und lassen die die gleichen negativen Erfahrungen machen, das nenn ich doof.
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Re: Hartz IV für Kirchenangestellte

Beitragvon stine » Do 1. Mai 2008, 10:17

Klaus hat geschrieben: Aber die religiösen Fuzzis schicken dann ja ihre Kinder in die Kirche und lassen die die gleichen negativen Erfahrungen machen, das nenn ich doof.

Da hast du vermutlich recht.
Nur hier kann die Diskussion wieder von Anfang beginnen, nämlich dort wo der soziale Zweck einer Einrichtung mißbraucht wird. Und soll man das zulassen oder soll man daran arbeiten, dass dem nicht der Fall ist?
Nachdem Glaube vielen Menschen Hoffnung gibt, kann ich nicht einfach alles wegdividieren, sondern muß mithelfen, dass schwarze Schafe ihren Einfluß verlieren.
Klar ist es immer leichter nichts zu tun, oder gleich alles zu verwerfen.

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