Parteien und Naturalismus

Re: Parteien und Naturalismus

Beitragvon platon » Sa 18. Apr 2009, 22:22

xander1 hat geschrieben:Wie sieht denn bitteschön naturalistische Politik aus?


Das ist ganz normale Politik, die Religion und Gottesglaube aber als akzeptierte Privatsache für Deine eigenen vier Wände ansieht, die die Öffentlichkeit genauso wenig interessieren sollte wie Dein Sexleben.
In dem Augenblick, wo Kirchen und kirchliche Einrichtungen genauso behandelt werden wie Kegelklubs haben wir eine "naturalistische Politik"!
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Re: Parteien und Naturalismus

Beitragvon stine » Sa 18. Apr 2009, 22:49

platon hat geschrieben:In dem Augenblick, wo Kirchen und kirchliche Einrichtungen genauso behandelt werden wie Kegelklubs haben wir eine "naturalistische Politik"!
Und diese Weltanschauung gilt dann für alle?

Erfahrungsgemäß kann man keinerlei Weltanschauung jemals aufoktroyieren. Jeder Mensch nimmt seine (Um)Welt auf seine ganz eigene Art und Weise wahr. Religiöse Staatenlenker mögen verpönt sein, aber weltliche machen es oft auch nicht besser. Bis wir Menschen das allerweltseeligmachende System gefunden haben, bin ich für Partnerschaft auf ganzer Ebene. Sollen doch die Kirchenoberhäupter ihre christliche Sicht der Situation erklären dürfen, was ist falsch daran?

Ist es nicht richtig, bei vielen Diskussionen, gerade im Bereich der Familien und Kinderpolitik oder der inneren Zufriedenheit, bei der Wertediskussion auch die großen Kirchenfürsten zu hören? Klar kann man über deren Meinung geteilter Ansicht sein, aber sie gänzlich abschaffen zu wollen, käme einer anderen Art der Unterdrückung gleich. Aber das weißt du sicherlich, es ist nur so schön, über die Kirchen zu schimpfen, gell? :^^:

LG stine
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Re: Parteien und Naturalismus

Beitragvon platon » Sa 18. Apr 2009, 23:40

stine hat geschrieben:st es nicht richtig, bei vielen Diskussionen, gerade im Bereich der Familien und Kinderpolitik oder der inneren Zufriedenheit, bei der Wertediskussion auch die großen Kirchenfürsten zu hören?

Nein, das ist m.E. nicht richtig. Außerdem gäbe es keine Kirchenfürsten, wenn die Kirchen wie Kegelklubs behandelt würden (es gibt ja auch keine Kegelfürsten). Diese Fürsten leben nur deshalb so gut, weil ihr Reichtum bei uns allen zwangsweise vom Staat eingesammelt wird. Ja auch bei mir, obwohl ich natürlich längst kein Kirchenmitglied mehr bin, aber für meine nicht berufstätige Frau darf ich trotzdem jedes Jahr einen halben Tausender löhnen.
Was tragen diese Kirchenfürsten denn zur Diskussion bei? Ihre verquasten Moralvorstellungen (Kondome fördern AIDS), ihre antiquierten Vorstellungen von Gleichberechtigung und Partnerschaft (Der Mann ist das Oberhaupt der Familie, ihm hat sich die Frau unterzuordnen)?
Nein, wir brauchen die Herrschaften wirklich nicht zur Bereicherung der gesellschaftlichen Diskussion.
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Re: Parteien und Naturalismus

Beitragvon Sabrist » So 19. Apr 2009, 09:54

stine hat geschrieben:...
Ist es nicht richtig, bei vielen Diskussionen, gerade im Bereich der Familien und Kinderpolitik oder der inneren Zufriedenheit, bei der Wertediskussion auch die großen Kirchenfürsten zu hören? ...

Nein, ist es nicht.
Es gibt keinen Grund, gerade deren Meinung besonders zu bewerten. Genausogut könnte man die Meinung der Vertreter der Berufskraftfahrer, der Bäckerinnung oder sonstwen dazu anhören. Es gibt keinen Grund, gewerbliche Glaubensarbeiter dabei zu bevorzugen.
Spricht prinzipiell nichts gegen, aber auch nichts für, soweit es um Bevorzugung einzelner Berufsgruppen geht.
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Re: Parteien und Naturalismus

Beitragvon stine » So 19. Apr 2009, 10:51

platon hat geschrieben:...obwohl ich natürlich längst kein Kirchenmitglied mehr bin, aber für meine nicht berufstätige Frau darf ich trotzdem jedes Jahr einen halben Tausender löhnen.
Da bist du aber noch billig davon gekommen! :mg:

Sabrist hat geschrieben:Genausogut könnte man die Meinung der Vertreter der Berufskraftfahrer, der Bäckerinnung oder sonstwen dazu anhören. Es gibt keinen Grund, gewerbliche Glaubensarbeiter dabei zu bevorzugen.
Eben. Alle sollen gehört werden.

Wir leben immer noch in einer ausgehenden Kirchenära. Die Fürstbischöfe von einst waren für Volk und Bildung verantwortlich. Klar, dass auch damals schon der Reichtum Macht verlieh. Heute aber haben die Kirchen erkannt, dass sie die Menschen nicht mehr ängstigen können und dass christlich mit human gleichzusetzen ist. Sie sind bestrebt sich um des Menschen Inneres zu kümmern und der Gesellschaft einen Spiegel vorzuhalten. Gute Vertreter ihrer Zunft bauen auf den Wert einer Sache und nicht auf ihren Preis.
Es gibt in der rein humanistischen Welt keine Ideale, keine allesumfassende Menschvorstellung. Die philosophische Betrachtung der Welt und des Menschen wird dem "kleinen Mann" ausschließlich über die Religionen vermittelt. Wo sonst?

Eine Welt ohne Religion ist derzeit (noch) nicht vorstellbar. Es gibt immer noch viele, die den Halt der Religionen brauchen. Auch wenn du oder sonstige Forenschreiber hier nicht dazugehören. Und ein erhobener Zeigefinger schadet nichts in einer eilig voranschreitenden modernen Gesellschaft, die ihre Werte nach Preis und Kosten ausrichtet. Wenn es diesen Zeigefinger nicht mehr gäbe, müßte er neu erfunden werden.

LG stine
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Re: Parteien und Naturalismus

Beitragvon Aeternitas » So 19. Apr 2009, 11:01

@Stine

Du Problematik besteht nicht darin das sie gehört werden sondern das ausschließlich sie gehört werden und zwar mit Veralteten Vorstellung, sowohl Moralisch wie auch sonst, und keinerlei Argumenten, es wird ohne Vernünftigen Grund angenommen das eine Organisation die mehr Grausamkeiten verursacht u.o. Unterstützt hat einen besonders beachtenswerte Meinung hätte die über allem anderen steht.

stine hat geschrieben:Die Fürstbischöfe von einst waren für Volk und Bildung verantwortlich


Du meinst sie haben sie Verhindert und dem Volk weitestgehend entzogen.

stine hat geschrieben:Heute aber haben die Kirchen erkannt, dass sie die Menschen nicht mehr ängstigen können und dass christlich mit human gleichzusetzen ist.


Auch wenn das gerne gesagt wird ist das faktisch nicht der Fall, die meisten Kirchen insbesondere die Katholische haben immer noch heutzutage die krankhaftesten Moralvorstellungen, die sie dann auch möglichst jedem Aufzwingen wollen.

stine hat geschrieben:Es gibt immer noch viele, die den Halt der Religionen brauchen.


Gibt es nicht die Vorstellung man bräuchte das ist absolut Illusorisch.
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Re: Parteien und Naturalismus

Beitragvon Schrödingers Kater » So 19. Apr 2009, 11:24

stine hat geschrieben:Und ein erhobener Zeigefinger schadet nichts in einer eilig voranschreitenden modernen Gesellschaft, die ihre Werte nach Preis und Kosten ausrichtet.

Du wirst lachen: ich hätte garnicht soviel dagegen, wenn die Befürworter gewisser Werte für die daraus entstehenden Kosten aufkommen müssten, und nicht durch Kirche und Staat die Möglichkeit hätten, diese Kosten auf die Allgemeinheit abzuwälzen...
Um nicht falsch verstanden zu werden: das gilt nicht nur für Kirchens, sondern auch für die anderen Menschheitsbeglücker...
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Re: Parteien und Naturalismus

Beitragvon ralfnausk » Mi 13. Mai 2009, 20:03

Ich meine nicht, dass Naturalismus allein für ein Parteiprogramm reicht. Es reicht noch nicht einmal für eine Wahlentscheidung. Naturalisten wie "Gläubige" können viele verschiedene Antworten auf politische Fragen haben. Ich bekenne - und sehe zu meiner naturalistischen Grundeinstellung keinen Widerspruch - dass ich selber mehr oder weniger aktiv in der Partei mit dem "C" verortet bin, die in ihrem Grundsatzprogramm schreibt "In der CDU arbeiten Christen und Nichtchristen auf der Grundlage des christlichen Menschenbildes zusammen." In der Allgemeinheit, in der hier das "christliche Menschenbild" verstanden wird, kann man sich damit auch als Atheist angesprochen fühlen. Das heisst natürlich nicht, dass man mit allem, was eine Partei macht und meint, einverstanden ist. Das dürfte schlicht unmöglich sein, denn dann müsste jeder Bürger seine eigene Partei gründen.

Die Idee, eine Art "Wahlprüfsteine" zu machen, finde ich hingegen gut. Aber - wie schon gesagt - die Haltung einer Partei zu Kirche, Glaube und Wissenschaft allein sollte nicht ausschlaggebend sein.
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Re: Parteien und Naturalismus

Beitragvon quark » Mi 13. Mai 2009, 20:59

Naturalismus ist eine Verbraucherweltanschauung mit nihilistischem Anspruch. Rote Khmer wäre der naturalistischen Ideologie am nächsten.
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Re: Parteien und Naturalismus

Beitragvon platon » Mi 13. Mai 2009, 22:39

quark hat geschrieben: Rote Khmer wäre der naturalistischen Ideologie am nächsten.

Will da wieder jemand trollen? Könntest Du es das nächste Mal vielleicht ertwas geschickter anstellen?
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Re: Parteien und Naturalismus

Beitragvon Mark » Do 14. Mai 2009, 02:00

Man könnte vielleicht zwar nicht unter Naturalisten ein vollständiges Parteiprogramm einheitlich begründen (und sowas braucht man als Partei, sonst ist man schlichtweg unglaubwürdig und es wird einem bei allen nicht aufgeführten Parteipositionen nicht vertraut weil man zu willkürlich wirkt)
Jedoch unter Anhängern eines evolutionären Humanismus sollte das durchaus friedlich grob einvernehmlich zu machen sein.
Man hat zwar nicht auf alles eine Antwort, aber dafür wenigstens die Mittel sich über kurz oder lang eine zu erarbeiten, die nach objektivierbaren Gesichtspunkten gestaltet wurde, und trotzdem niemanden reut sie nach Bekanntwerden vorher unbekannter Fakten und Ideen über den Haufen zu werfen, und dabei eben NICHT wie ein Wendehals zu erscheinen.
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Re: Parteien und Naturalismus

Beitragvon Gegen_Herrschaft » Di 26. Mai 2009, 22:15

Auf der Seite "Prinzipien der Brights" steht :

"Unsere Nationen, Kulturen, politischen Systeme, Geschlechter, Verpflichtungen, Interessen und so weiter unterscheiden sich stark voneinander. Trotzdem sind wir für gewöhnlich "auf einer Wellenlänge", weil wir eine Weltanschauung teilen. die frei von übernatürlichen und mystischen Elementen ist. Wir unterscheiden uns in vielerlei Hinsicht von all jenen, deren Weltbilder solche Elemente einschließen, seien es nun Erscheinungen wie Gottheiten oder übernatürliche Kräfte oder Beides. "

Natürlich kann man die Parteien danach durchleuchten, inwieweit sie der genannten Weltanschauung am nächsten kommen.

Aber :
Unter dem Aspekt Machtfairteilung ist die politische Achse zwischen links-modern (Minimum an Machtfairteilung) und neoliberal (maximale MachtUnfairteilung) angeordnet.

Ein Naturalist kann Egoist (rechts) oder Sozialist (links) sein. Er muss sich dann bei der Wahl entscheiden, was ihm wichtiger ist, die Position der Partei auf der politische Achse oder der Naturalismus im Programm der Partei.

Da für mich Egoismus und Relgionsführer beide inakzeptabel sind, kann ich einfach die Linkspartei wählen.
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