Horst Köhler tritt wegen Afghanistan-Äußerung zurück

Re: Horst Köhler tritt wegen Afghanistan-Äußerung zurück

Beitragvon Nanna » Mo 5. Jul 2010, 22:04

Gandalf hat geschrieben:Wäre aber alles nicht so schlimm. wenn die MSM ihre Arbeit machen würden und der Verfassungsschutz einschließlich des Verfasungsgericht das tun würde, wofür sie geschaffen wurden: Die Verfassung der 'Bundesrepublik Deutschland' zu verteidigen.
GG Artikel 20
(2) Alle Staatsgewalt geht vom Volke aus.
(3) Die Gesetzgebung ist an die verfassungsmäßige Ordnung, die vollziehende Gewalt und die Rechtsprechung sind an Gesetz und Recht gebunden.

Und wo genau siehst du jetzt ein Problem? Hat Horst Köhler in seiner Funktion als Bundespräsident gegen die Verfassung verstoßen?
Was das Verfassungsgericht angeht: Es ist ein Gericht, keine Strafverfolgungsbehörde. Es muss schon jemand Verfassungsbeschwerde einlegen, wenn er Verfassungswidriges entdeckt, wenn du das nachweisen kannst inklusive deiner direkten Betroffenheit, dann geh vor das BVerfG.
Genauso ist das BfV nicht dafür zuständig "die Verfassung zu verteidigen", sondern Informationen über Kräfte und Handlungen zu beschaffen, die sich gegen die freiheitlich-demokratische Grundordnung richten. Wenn ein Gesetz nicht grundgesetzkonform ist, dann ist Verfassungsklage einzureichen, das Initiativrecht dazu liegt aber weder beim BfV noch beim BVerfG.
Falls du mit MSM die Massenmedien meinst, dann steht es nicht um alle so schlecht. Wir haben in Deutschland investigativen Journalismus und politische Berichterstattung, von der viele andere Länder, selbst demokratische, nur träumen können. Die Aufgabe der Medien ist außerdem die Übermittlung von Information, wobei in der Summe der verfügbaren Kanäle natürlich Ausgewogenheit herrschen sollte. Einen politischen Auftrag im Sinne einer Verteidigung des Grundgesetzes haben übrigens auch die öffentlich-rechtlichen Sender nicht, wörtlich ist nur die Rede von der Befriedigung der "demokratischen, sozialen und kulturellen Bedürfnisse der Gesellschaft" (Rundfunkstaatsvertag §11, 13. Fassung, in Kraft seit dem 1.4.10, einzusehen beispielsweise hier).

Ich sage gar nicht, dass man Medien und Behörden nicht einiges vorwerfen könnte, allerdings sind auch diese Institutionen a) nicht allwissend und b) nicht dafür verantwortlich, genau deine Meinung zu transportieren. Es gibt in der Politik, im Gegensatz zu den Naturwissenschaften, nicht immer nur eine richtige Lösung oder eine richtige Antwort, deshalb haben wir ja eine Demokratie. Übrigens hast du durch die neuen Medien eine größere Möglichkeit als je zuvor, deine Meinung zu verbreiten. Wenn du also Nachbesserungsbedarf bei der Berichterstattung siehst, dann zeige das doch einfach mal - hier in aller Öffentlichkeit - an konkreten Beispielen auf.

Gandalf hat geschrieben:Das Recht wird gebeugt und von nicht-demokratisch legitimierten Institutionen (EU-Kommission, EZB, u.a) in D durchgesetzt. Banken, Konzerne Medien und Politiker sind bei wesentlichen Entscheidungen, die unser aller Zukunft betreffen im Interesse 'gegen' das Volk vereint.

Interessant, die Institutionen sind also legitimiert, aber nicht demokratisch. Du solltest dir überlegen, das umzuformulieren, denn ich glaube nicht, dass du das gemeint hast, was du da geschrieben hast. In der Politikwissenschaft jedenfalls betrachtet man ein legitimiertes System als - tataa - legitim! Wie es legitimiert ist, beispielsweise durch gute Herrschaft, ist egal. Ein guter Monarch kann daher genauso legitim herrschen wie eine demokratische Regierung. Also, merke: Demokratie ist nicht die einzige Form, die Legitimation verleihen kann.
Dein Argument wird aber noch gehaltloser, wenn man bedenkt, dass die EU-Kommission sehr wohl demokratisch legitimiert ist, genauso wie es der Bundespräsident oder die Bundeskanzlerin sind, obwohl beide nicht direkt vom Volk gewählt werden. Die EU-Kommission kann vom EU-Parlament, das wir EU-Bürger direkt wählen, abgelehnt werden und vorgeschlagen wird die EU-Kommission von den demokratisch legitimierten Regierungen der Staaten. Die Legitimation ist demokratietheoretisch nicht besonders stark, aber sie ist da. Ich wäre auch für eine direkte Wahl, klar, aber darum geht es ja hier offensichtlich gerade sowieso nicht.

Und was die "Rechtsbeugung" angeht, möchte ich mal gerne einen klaren Beleg sehen, wo die Kommission geltendes Recht beugt, bitte mit Paragraphen und allem drum und dran.

Gandalf hat geschrieben:Merkt es denn keiner? Wir sind auf dem Weg in eine (sozialistische) Wirtschaftsdiktatur, eine EUdSSR, bei der "Meinungsfreiheit" bedeutet, dass die reichsten 200 Presseleute ihre Meinung frei sagen dürfen, bzw. entscheiden was 'politisch korrekt' ist.

- Die Definition von Sozialismus ist dir geläufig, ja? Zeig mir mal bitte den Sozialismus in der EU.

- Zeig mir, wo dir verboten wird, deine Meinung frei zu sagen. Und ich meine damit nicht, dass deinen manchmal reichlich kruden Theorien hier im Forum Gegenwind und Unglaube entgegenschlägt, das ist im Pluralismus völlig normal, ich meine, wo dir staatlicherseits de jure oder von mir aus auch de facto verboten wird, dass du deine Meinung frei äußerst. Wenn die 200 reichsten Presseleute nicht deiner Meinung sind und eine andere Meinung von politischer Korrektheit haben als du, dann ist das jedenfalls kein Zeichen von Repression. Auch diese Leute haben ein Recht auf ihre Meinungsfreiheit, ob dir - und/oder mir - deren Meinung nun passt oder nicht. Du hast die Möglichkeit dagegen anzureden, und zwar mehr als zu jeder anderen historischen Zeit.

- Deine "EUdSSR" spar dir bitte. Ich habe nichts gegen scharfe Polemik hin und wieder, aber das ist Geschichtsklitterung und ein Schlag in die Gesichter von Millionen Opfern des Sovjetregimes. Vielleicht würden dir auch mehr Leute zuhören, wenn du mehr Fakten und weniger Alarmismus verbreiten würdest.

Gandalf hat geschrieben:...und es gibt wieder mal zu wenig Demokraten.

Für jemanden, der ziemlich scharf darauf ist, hier ohne größere Ausführungen und Belege seine Meinung durchdrücken zu wollen, ist das ein verdammt starker Spruch. Wenn dir Meinungsfreiheit und Meinungspluralität am Herzen liegen, dann lern damit umzugehen, dass die Anderen eben nicht deine Meinung haben, sondern ihre eigene. Die ist nicht weniger demokratisch, nur weil sie den politischen Betrieb nicht rundherum ablehnt. Glaubst du etwa, in einem demokratischen europäischen Bundesstaat gäbe es keine Konzernmacht mehr, keine politische und ökonomische Propaganda, keine Kartelle, keine Lobbygruppen usw.?
Es gibt nicht zu wenig Demokraten, aber es gibt vielerorts noch zu wenig Transparenz. Hier kommen wir vielleicht zusammen, auch wenn ich mit dem Höret-die-Signale-Ton nicht so recht warm werde.
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Nanna
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Re: Horst Köhler tritt wegen Afghanistan-Äußerung zurück

Beitragvon Gandalf » Di 6. Jul 2010, 22:11

Nanna hat geschrieben:Und wo genau siehst du jetzt ein Problem? Hat Horst Köhler in seiner Funktion als Bundespräsident gegen die Verfassung verstoßen?

Ich hab's doch gesagt!?
(3) Die Gesetzgebung ist an die verfassungsmäßige Ordnung, die vollziehende Gewalt und die Rechtsprechung sind an Gesetz und Recht gebunden.

...und der Bundespräsident hat Gesetze dahingehend zu prüfen, bevor er sie unterschreibt!
(und hier gab es - u.a. - einen klaren Verstoß gegen die "no Bailout-Klausel" im Vertrag von Maastricht http://www.eu-direct.info/faq_detail.php?id_faq=38 )

Nanna hat geschrieben:Was das Verfassungsgericht angeht: Es ist ein Gericht, keine Strafverfolgungsbehörde. Es muss schon jemand Verfassungsbeschwerde einlegen, wenn er Verfassungswidriges entdeckt, wenn du das nachweisen kannst inklusive deiner direkten Betroffenheit, dann geh vor das BVerfG.


...scheint Dir wohl irgendwie entgangen zu sein, dass das bereits (mehrfach) passiert ist? (u.a. hab ich mich bei der letzten Aktion durch "Spenden" und Eintragung in Unterstützerlisten beteiligt)
http://www.kaschachtschneider.de/Schrif ... Europa.pdf
http://www.kaschachtschneider.de/Schrif ... -Klage.pdf
http://www.faz.net/s/RubA5A53ED802AB47C ... ntent.html
Nanna hat geschrieben:Falls du mit MSM die Massenmedien meinst, dann steht es nicht um alle so schlecht. Wir haben in Deutschland investigativen Journalismus und politische Berichterstattung, von der viele andere Länder, selbst demokratische, nur träumen können.

... dann träum weiter

Nanna hat geschrieben: Die Aufgabe der Medien ist außerdem die Übermittlung von Information, wobei in der Summe der verfügbaren Kanäle natürlich Ausgewogenheit herrschen sollte. Einen politischen Auftrag im Sinne einer Verteidigung des Grundgesetzes haben übrigens auch die öffentlich-rechtlichen Sender nicht, wörtlich ist nur die Rede von der Befriedigung der "demokratischen, sozialen und kulturellen Bedürfnisse der Gesellschaft" (Rundfunkstaatsvertag §11, 13. Fassung, in Kraft seit dem 1.4.10, einzusehen beispielsweise hier).

Das Recht zu haben, heißt noch lange nicht dieses Recht auch auszuüben oder verbindet gar eine Pflicht die Öffentlichkeit nach bestem Wissen und Gewissen zu informieren.
http://www.youtube.com/watch?v=0QO4DZu9 ... r_embedded

Das Topic-Beispiel zeigt ja gerade, wie es um die 'wahrhaftige Berichterstattung steht' - und wie dieses Gebäude (viel zu) langsam bröckelt. Es nutzt nämlich nichts, wenn die "ganze Wahrheit", - die vielen Journalisten offenbar unter vorgehaltener Hand längst bekannt ist, - langsam an die Öffentlichkeit kommt. Wesentliche Entscheidungen, die unser aller Zukunft betreffen sind dann längst "alternativlos" durchgewunken und können nicht mehr rückgängig gemacht werden.
Nanna hat geschrieben:Es gibt in der Politik, im Gegensatz zu den Naturwissenschaften, nicht immer nur eine richtige Lösung oder eine richtige Antwort, deshalb haben wir ja eine Demokratie.

Auch heir scheinst Du völlig falsche Vorstellungen darüber zu haben, wie es in der Welt abgeht. In der Naturwissenschaft gibt es nie "nur eine richtige Lösung" (das gibt's nicht mal in der Mathematik) - allenfalls eine Lösung die 'vorläufig richtig' ist! Leider sieht es in der Politik jedoch genau umgekehrt aus- seitdem eminent wichtige Entscheidungen nur noch "alternativlos" möglich sind. Politiker geben damit ihr Armutszeugnis ab und wisllentlich die Demokratie auf. Falls Du auch hier was verpasst haben solltest: http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/thema/1180776/

Nanna hat geschrieben:Übrigens hast du durch die neuen Medien eine größere Möglichkeit als je zuvor, deine Meinung zu verbreiten. Wenn du also Nachbesserungsbedarf bei der Berichterstattung siehst, dann zeige das doch einfach mal - hier in aller Öffentlichkeit - an konkreten Beispielen auf.

Was hab ich denn hier anders mit meinen Einwürfen zum topic getan?

Nanna hat geschrieben:
Gandalf hat geschrieben:Das Recht wird gebeugt und von nicht-demokratisch legitimierten Institutionen (EU-Kommission, EZB, u.a) in D durchgesetzt. Banken, Konzerne Medien und Politiker sind bei wesentlichen Entscheidungen, die unser aller Zukunft betreffen im Interesse 'gegen' das Volk vereint.

Interessant, die Institutionen sind also legitimiert, aber nicht demokratisch. Du solltest dir überlegen, das umzuformulieren, denn ich glaube nicht, dass du das gemeint hast, was du da geschrieben hast. In der Politikwissenschaft jedenfalls betrachtet man ein legitimiertes System als - tataa - legitim! Wie es legitimiert ist, beispielsweise durch gute Herrschaft, ist egal. Ein guter Monarch kann daher genauso legitim herrschen wie eine demokratische Regierung. Also, merke: Demokratie ist nicht die einzige Form, die Legitimation verleihen kann.

...hä? Wie abgehoben ist das denn?
Was willst Du denn hier verquirlen und mir unterjubeln? Es gibt nun mal (einfache) Unterschiede ob ein System durch "(gute) Herrschaft" legitimiert ist oder "demokratisch"! Wenn Du das gleichsetzen willst, dann empfehle ich Dir ein Arbeitscamp in Norkorea um das falsifizieren zu können. :nosmile:

Nanna hat geschrieben:Dein Argument wird aber noch gehaltloser,

gehaltloser in Bezug ... zu den aus der Luft gegriffenen Behauptungen und sprachlichen Verwirrungen die Du anstellst?
Nanna hat geschrieben:wenn man bedenkt, dass die EU-Kommission sehr wohl demokratisch legitimiert ist, genauso wie es der Bundespräsident oder die Bundeskanzlerin sind, obwohl beide nicht direkt vom Volk gewählt werden. Die EU-Kommission kann vom EU-Parlament, das wir EU-Bürger direkt wählen, abgelehnt werden und vorgeschlagen wird die EU-Kommission von den demokratisch legitimierten Regierungen der Staaten. Die Legitimation ist demokratietheoretisch nicht besonders stark, aber sie ist da. Ich wäre auch für eine direkte Wahl, klar, aber darum geht es ja hier offensichtlich gerade sowieso nicht.

soso "demokratietheoretisch" also (..mh..- freudscher Versprecher? :lachtot:) - und "nicht sehr stark". Da lass ich doch gleich nochmal den Verfassungsrechtler ran:
http://www.bueso.de/artikel/europa-nich ... isieren#G8
Zitat: Die Befugnisse der Union - deren Ausübung mangels eines Unionsvolkes nicht originär demokratisch legitimiert ist - können nur so gehandhabt werden wie etwa Verordnungen zu Rechtsverordnungen. Die Ermächtigungen müssen so bestimmt sein, daß die nationalen Parlamente verantworten können, welche Politik von den Organen der Union gemacht wird. Deren Politik muß vom Deutschen Bundestag verantwortet werden können. Das ist sie aber nur, wenn sie hinreichend voraussehbar ist, weil die Ermächtigungen hinreichend bestimmt sind.

Nanna hat geschrieben:Und was die "Rechtsbeugung" angeht, möchte ich mal gerne einen klaren Beleg sehen, wo die Kommission geltendes Recht beugt, bitte mit Paragraphen und allem drum und dran.

Zum Grundgesetz: Eine Gesetzesänderung oder Gesetzesauslegung, welche die in den Artikeln 1 bis 20 niedergelegten Grundsätze berührt, ist unzulässig (Art. 79 (3) GG) und muss als Rechtsbeugung i.S. § 336 Strafgesetzbuch ausgelegt werden.
Ds "drum und dran" geschah - wie nun schon merhfach belegt um das "Rettungspaket": http://www.ftd.de/politik/europa/:rettu ... 12028.html
Zitat: Die Kommission hätte die Kredite aufgenommen, von Euro-Staaten verbürgen lassen und dann an Krisenstaaten weitergereicht.
Damit hätte auch die sogenannte "No-Bailout-Klausel" (in etwa: "Kein-Herauskaufen") im EU-Vertrag umgangen werden sollen, die es eigentlich verbietet, dass ein Euro-Land für die Schulden eines anderen einstehen darf.

Nanna hat geschrieben:- Die Definition von Sozialismus ist dir geläufig, ja? Zeig mir mal bitte den Sozialismus in der EU.

Klar - mir sind 'viele' geläufig: Eine lt z.B. 'wenige bestimmen -alle zahlen (drauf)" - Eine andere "Wasser predigen - Wein saufen" oder
http://de.wikipedia.org/wiki/Sozialismu ... roblematik

Nanna hat geschrieben:- Zeig mir, wo dir verboten wird, deine Meinung frei zu sagen. Und ich meine damit nicht, dass deinen manchmal reichlich kruden Theorien hier im Forum Gegenwind und Unglaube entgegenschlägt,

Zeige mir wo ich 'nicht nachvollziehbares' behaupte - Ansonsten nimm Deine kruden Behauptungen gefälligst zurück!

Nanna hat geschrieben:das ist im Pluralismus völlig normal, ich meine, wo dir staatlicherseits de jure oder von mir aus auch de facto verboten wird, dass du deine Meinung frei äußerst. Wenn die 200 reichsten Presseleute nicht deiner Meinung sind und eine andere Meinung von politischer Korrektheit haben als du, dann ist das jedenfalls kein Zeichen von Repression. Auch diese Leute haben ein Recht auf ihre Meinungsfreiheit, ob dir - und/oder mir - deren Meinung nun passt oder nicht. Du hast die Möglichkeit dagegen anzureden, und zwar mehr als zu jeder anderen historischen Zeit.


Theorie und Praxis - am Beispiel Eva Hermann: Eine Kritik an der 68er Bewegung wurde ihr als Naziverherrlichung angedichtet. Nach der nachweislich inszenierter "öffentlichen Hinrichtung" bei Beckmann wird sie von den MSM totgeschwiegen, bzw. die Person lächerlich gemacht, wenn etwas 'über sie' geschrieben wird.

Nanna hat geschrieben:- Deine "EUdSSR" spar dir bitte. Ich habe nichts gegen scharfe Polemik hin und wieder, aber das ist Geschichtsklitterung und ein Schlag in die Gesichter von Millionen Opfern des Sovjetregimes. Vielleicht würden dir auch mehr Leute zuhören, wenn du mehr Fakten und weniger Alarmismus verbreiten würdest.


Genau das ist es. Es ist (für Dich) offensichtlich nicht politisch korrekt, dass was bezüglich der gegenwärtigen (imho verfehlten) Europapolitk so abläuft, zu kritisieren und sofort kommt ein Totschlagargument. - Auch wenn diesmal kein Zusammenhang mit Nazigedankengut, sondern mit dem von Internazis hergestellt wird. - Gratulation!

Nanna hat geschrieben:Für jemanden, der ziemlich scharf darauf ist, hier ohne größere Ausführungen und Belege seine Meinung durchdrücken zu wollen,

Gehts noch? Wie kommst Du darauf, das ich hier in der Lage wäre hier "meine Meinung überhaupt durchdrücken zu können"!? Wenn, - dann versuchst Du gerade mit diesem rhetorischen Winkelzug einen Popanz aufzubauen!

Es geht beim Topic (und meinen Einwurf) nicht um irgendeinen Kickifax bei einem Dackelclub, sonder um eine mögliche Regierungs- und Verfassungskrise auf die wir zusteuern. Zumal jetzt das letzte Pulver verschossen wurde und der nächste deflationäre crash an den Finanzmärkten für einige Jahre der Letzte sein wird. Ich möchte gewiss nicht Recht behalten, in allem was ich dazu gesagt habe, aber es wird gewiss schlimmer kommen (wirtschaftlich und "demokratietheoretisch"), als 'Du' es Dir heute vorstellen kannst. Das ist keine Warnung oder gar Drohung, sondern ein gutmeinender Rat sich auf Eventualitäten vorzubereiten, - von jemandem der nicht nur seine Weisheiten aus diversen Internetforen bezieht, sondern von jemandem - aus einer bescheidenen Warte aus - das System mit am Laufen hält.

Gute Nacht!
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Re: Horst Köhler tritt wegen Afghanistan-Äußerung zurück

Beitragvon Nanna » Mi 7. Jul 2010, 01:12

Anmerkung: Wegen der Zeichenbegrenzung habe ich Zitate sinnwahrend gekürzt.

Nur eine klärende Feststellung zum Anfang: Ich mag es einfach nicht, wenn der Alarmismus kommt. Außerdem finde ich, dass du deine Argumente ruhig ausführlicher und vor allem den Kern treffender darstellen könntest. Das Hinklatschen von Links reicht nicht aus, zumindest einen kurzen Inhaltsüberblick und eine Darstellung in Zusammenhängen sollte schon erkennbar sein. Mich interessiert nicht deine Link-History, sondern das, was du im Kern zu sagen hast, ganz konservativ nach dem guten alten Schema "Behauptung - Begründung - (ggf.) Beispiel". Das hilft, Missverständnisse von vornherein auszuschließen.

Gandalf hat geschrieben:
Nanna hat geschrieben:Hat Horst Köhler in seiner Funktion als Bundespräsident gegen die Verfassung verstoßen?

Ich hab's doch gesagt!?

Du hast gesagt, dass der Rettungsschirm nicht GG-konform ist. Das mag sein, die Frage ist aber, ob Köhler willentlich gegen die Verfassung verstoßen hat. Meines Wissens hatte er an diesem doch recht dramatischen Wochenende gerade mal einen Tag zur Prüfung Zeit. Es kommt hinzu, dass Bundespräsidenten schon mehr als ein nicht verfassungskonformes Gesetz unterschrieben haben, das passiert und es ist Aufgabe des BVerfG, das im Rahmen einer Verfassungsklage und mit ausreichender Zeit und manpower zu überprüfen und dann ggf. zu verwerfen. Wenn du einen Präsidenten persönlich für jedes falsche Gesetz haftbar machen willst, kannst du den Posten gleich streichen.

Gandalf hat geschrieben:
(3) Die Gesetzgebung ist an die verfassungsmäßige Ordnung, die vollziehende Gewalt und die Rechtsprechung sind an Gesetz und Recht gebunden.

...und der Bundespräsident hat Gesetze dahingehend zu prüfen, bevor er sie unterschreibt!

Es gibt in jedem politischen System eine "Verfassung" und eine "Verfassungsrealität". Du kannst ein politisches System - zu welchem eben mehr gehört als nur die staatlichen Institutionen - nicht dadurch analysieren, dass du nur den Verfassungstext liest. Auch Horst Köhler ist nur ein etwas größeres Rädchen im politischen Getriebe von BRD, EU und Internationaler Politik und hätte nicht unbedingt verantwortlicher gehandelt, wenn er sich 4 Wochen Bedenkzeit ausgebeten hätte. Deinen Idealismus in allen Ehren, aber wie wir seit Churchill wissen gleicht Politik eben dem Wurstherstellungsprozess und manchmal macht man sich nolens volens die Finger dabei schmutzig. Köhler hat keine Folter legitmiert, kein Todesurteil unterschrieben oder sonstetwas getan, was wirklich unethisch wäre, er hat aus meiner Sicht gute Miene zum bösen Spiel gemacht, das er genauso wenig kontrollieren kann wie jedes andere Staatsoberhaupt der Welt. Ich nehme an, der hat gepokert und gehofft, dass uns der Rettungsschirm vor einer schlimmen Krise bewahrt und selbst, wenn er dafür wissentlich in Kauf genommen hätte, dass das GG leidet, dann würde ich ihn dafür nicht gleich öffentlich hinrichten. Unter Druck verantwortlich handeln ist halt nicht immer dasselbe wie stur die Regeln einhalten; wobei ich mir vorstellen kann, dass selbst das in der derzeitigen Situation schon aus Übersichtsgründen verdammt kompliziert wäre.

Gandalf hat geschrieben:Das Recht zu haben, heißt noch lange nicht dieses Recht auch auszuüben oder verbindet gar eine Pflicht die Öffentlichkeit nach bestem Wissen und Gewissen zu informieren.
http://www.youtube.com/watch?v=0QO4DZu9 ... r_embedded

Interessanterweise ist es aber ein öffentlich-rechtlicher Sender, den du hier als Quelle anführst. Und wer größere Tageszeitungen aufmerksam liest, der kriegt auch mit, wie offen da zum Teil über die Mauscheleien in Berlin genörgelt wird.
Ich widerspreche gar nicht, dass die öffentlich-rechtlichen ihrem Auftrag oft nicht so nachkommen, wie sie es sollten (ich weiß z.B. von einer befreundeten ZDF-Redakteurin, dass am Morgen erstmal alle in die BILD schauen, welche Themen gerade aktuell sind; da geht mir auch der Hut hoch), aber dass wir keinerlei kritische Öffentlichkeit und unkritische Medien hätten, stimmt einfach nicht und ist ein Zerrbild.
Zudem hast du halt als Journalist das latente Problem, dass keiner mehr mit dir spricht, wenn du zu sensible Informationen rausgibst. Was schlägst du vor, wie sollen Journalisten, die guten Willens sind, sich dagegen wehren?

Gandalf hat geschrieben:Das Topic-Beispiel zeigt ja gerade, wie es um die 'wahrhaftige Berichterstattung steht' - und wie dieses Gebäude (viel zu) langsam bröckelt. Es nutzt nämlich nichts, wenn die "ganze Wahrheit", - die vielen Journalisten offenbar unter vorgehaltener Hand längst bekannt ist, - langsam an die Öffentlichkeit kommt. Wesentliche Entscheidungen, die unser aller Zukunft betreffen sind dann längst "alternativlos" durchgewunken und können nicht mehr rückgängig gemacht werden.

Naja... eine Lüge braucht immer einen Mutigen, der sie ausspricht, und einen Dummen, der sie glaubt (in Abwandlung eines jüngsten Werbespruches eines großen deutschen Massenmediums). In einer Demokratie bekommt das Volk immer auch irgendwie die Politiker, die es verdient.
Sind wir denn - in der Masse - bereit, den großen Wurf zu tun und einen europäischen Bundesstaat zu akzeptieren, wenn er ein echtes Parlament bekommt? Beteiligen wir uns an der politischen Diskussion, stellen wir uns gar selbst zu Wahl, oder lassen wir uns lieber von 22 jungen Herren und einem Ball bedröppeln? Und WOLLEN wir die Wahrheit hören, die uns vielleicht angeboten werden könnte und wie würden wir dann reagieren? Vernünftig? Hätten wir überhaupt mehrheitlich Geduld und Ahnung genug?

Wenn das Gebäude bröckelt, ist das doch gut! Aber bröckelt es wirklich zu langsam? Dazu zitiere ich den Philosophen Günther Dueck von IBM (ja, die leisten sich sowas tatsächlich, find ich immer wieder erstaunlich):
"Stellen Sie sich vor, es würde ein Ruck durch uns gehen und wir würden ALLE Regeln wieder ab jetzt sofort gewissenhaft einhalten. Was passiert dann?
In Amerika dürfen die Banken ihre faulen Kredite länger abschreiben als es normale Regeln erlauben würden. Sonst wären die Banken nämlich ganz offiziell pleite und nicht nur de facto. Daran sehen wir, dass wir uns soweit in die Grauzonen der Effizienz verloren haben, dass wir nicht plötzlich auf einmal wieder brav sein können. Denn dann bräche das System zusammen.
[...]
Wir stellen fest: Ein Wandel zum Guten ist in einem einzigen Sprung nicht möglich.
Wir müssen eine Reethisierungphase von vielen Jahren planen und eisern durchhalten. Wir sitzen nämlich zu tief im Morast."
Ganzer Text

Gandalf hat geschrieben:
Nanna hat geschrieben:Es gibt in der Politik, im Gegensatz zu den Naturwissenschaften, nicht immer nur eine richtige Lösung oder eine richtige Antwort, deshalb haben wir ja eine Demokratie.

Auch heir scheinst Du völlig falsche Vorstellungen darüber zu haben, wie es in der Welt abgeht. In der Naturwissenschaft gibt es nie "nur eine richtige Lösung" (das gibt's nicht mal in der Mathematik) - allenfalls eine Lösung die 'vorläufig richtig' ist! Leider sieht es in der Politik jedoch genau umgekehrt aus- seitdem eminent wichtige Entscheidungen nur noch "alternativlos" möglich sind.

In der Mathematik sind Dinge aber immer entweder richtig oder falsch (oder unlösbar) und man kann das feststellen. In der Mathematik gibt es auch keine normativen Fragen, in der Politik schon. Wenn Frau Merkel behauptet, dass eine Handlung alternativlos ist, dann ist das ihre berechtigte Meinung. Zum Glück ist Frau Merkels Wort aber nicht Gesetz und da hast hier und jetzt ja z.B. die Möglichkeit, an ihren Äußerungen Zweifel zu streuen.

Gandalf hat geschrieben:
Nanna hat geschrieben:Wenn du also Nachbesserungsbedarf bei der Berichterstattung siehst, dann zeige das doch einfach mal an konkreten Beispielen auf.

Was hab ich denn hier anders mit meinen Einwürfen zum topic getan?

Ok, ich gebe zu, hier war ich zu scharf. Trotzdem bin ich mir nicht sicher, ob ich deine Fundamentalkritik am Mediensystem teilen soll - zumal du ja selbst mit 3sat und Deutschlandradio staatlich alimentierte Sender zur Unterstützung deiner Thesen heranziehst.

Gandalf hat geschrieben:
Nanna hat geschrieben:[...] Demokratie ist nicht die einzige Form, die Legitimation verleihen kann.

Was willst Du denn hier verquirlen und mir unterjubeln? Es gibt nun mal (einfache) Unterschiede ob ein System durch "(gute) Herrschaft" legitimiert ist oder "demokratisch"!

Natürlich gibt es da einen Unterschied, genau das sage ich doch. Nur ob ein System input-legitimiert (demokratisch) ist, oder output-legitimiert (gute Herrschaft), ändert nichts daran, dass es legitimiert ist. Was von beiden besser ist, hängt schon fast vom Geschmack ab. Jemand wie du, der offenbar recht idealistisch veranlagt ist (das lese ich jetzt auch mal aus dem Fakt heraus, dass du anscheinend ein Schachtschneider-Anhänger bist), tut sich mit Output-Legitimation natürlich grundsätzlich schwerer, als jemand wie ich, der sehr pragmatisch veranlagt ist.

Gandalf hat geschrieben:
Nanna hat geschrieben:Die Legitimation [der EU-Kommission] ist demokratietheoretisch nicht besonders stark, aber sie ist da.

soso "demokratietheoretisch" also (..mh..- freudscher Versprecher? :lachtot:) - und "nicht sehr stark".

Sorry, aber ich habe keine Ahnung, was du mir sagen willst. Es gibt verschiedene Demokratietheorien, die deliberative Demokratietheorie wäre z.B. voll auf deiner Seite, weil dort die Beteiligung des Volkes an der Entscheidungsfindung besonders stark gewollt ist. Davon halte ich persönlich aber gar nichts, weil das im Endeffekt zu einem völlig ineffizienten Regieren führt und im Systemvergleich zu anderen heutigen politischen Systemen, die exekutiv orientiert sind, sind die westlichen Demokratien schon jetzt ziemliche Schnecken. Das muss nicht geändert, aber bitte auch nicht verschärft werden.

Gandalf hat geschrieben:[Schachtschneider]: Die Befugnisse der Union - deren Ausübung mangels eines Unionsvolkes nicht originär demokratisch legitimiert ist [...]

Ich prophezeihe mal, dass Herr Schachtschneider als Bundespräsident eine mindestens ebenso schmerzhafte Bruchlandung hingelegt hätte, wie Herr Köhler. Sein Idealismus in Ehren, aber Schachtschneider übersieht permanent, dass demokratische Legitimation nicht der Heilige Gral ist, er beißt sich ja richtiggehend an diesem Begriff fest. Die demokratische Legitimität scheint ihm wichtiger zu sein, als die Frage, ob eine Institution gute Ergebnisse ("Politik FÜR das Volk" im Gegensatz zu "Politik VON dem Volk") liefert. Die Tatsache, dass eine Mehrheit irgendetwas will, heißt weder, dass das normativ richtig oder funktionell sinnvoll ist, sondern nur, dass ein einigermaßen durchsetzbarer Kompromiss gefunden wurde.
Generell möchte ich dabei auch beispielhaft auf das Arrow-Theorem hinweisen, das zeigt, dass es unmöglich ist, aus den Präferenzen der Individuen einer Gruppe immer eine eindeutige Gruppenpräferenz abzuleiten. Auch demokratische Legitimation hat ihre grundlegenden Probleme und Tücken und du solltest dich hüten, mir Totschlagargumentation vorzuwerfen und hier selber alles nur über das schachtschneidersche Legitimitäts- und Verfassungsverständnis laufen zu lassen, genauso, wie der Vorwurf der Sprachverschwurbelung, den du an mich richtest, an die nicht weniger akademischen Begrifflichkeiten, mit denen deine Schachtschneidertexte operieren, genauso gerichtet werden kann.

Gandalf hat geschrieben:
Nanna hat geschrieben:Und was die "Rechtsbeugung" angeht, möchte ich mal gerne einen klaren Beleg sehen, wo die Kommission geltendes Recht beugt, bitte mit Paragraphen und allem drum und dran.

Zum Grundgesetz:[i] Eine Gesetzesänderung oder Gesetzesauslegung, welche die in den Artikeln 1 bis 20 niedergelegten Grundsätze berührt, ist unzulässig (Art. 79 (3) GG) und muss als Rechtsbeugung i.S. § 336 Strafgesetzbuch ausgelegt werden.
Ds "drum und dran" geschah - wie nun schon merhfach belegt um das "Rettungspaket" [...]
Zitat: Die Kommission hätte die Kredite aufgenommen, von Euro-Staaten verbürgen lassen und dann an Krisenstaaten weitergereicht.
Damit hätte auch die sogenannte "No-Bailout-Klausel" (in etwa: "Kein-Herauskaufen") im EU-Vertrag umgangen werden sollen, die es eigentlich verbietet, dass ein Euro-Land für die Schulden eines anderen einstehen darf.

Vielleicht bin ich ja blind, dann hilf mir bitte auf die Sprünge. Ich habe jetzt mal mein GG aus dem Regal gezogen und Art. 1-20 durchgelesen, ich sehe einfach keine Verfassungsverletzung. Ja, die Umgehung des EU-Vertrags ist dirty, aber wo ist das so grundsätzliche Problem - abgesehen von der Tatsache, dass im Politikbetrieb sowieso andauernd irgendwelche Regeln kreativ umgangen werden? Art. 20 Abs. 3 vielleicht, Bindung der Exekutive an das Gesetz, meinst du das vielleicht? Das ist keine rhetorische Frage, ich sehe den Kernpunkt des Verfassungsbruches, vermutlich aufgrund unzureichenden Wissens über das Rettungspaket, tatsächlich nicht.
Ich weiß, dass das CEP hierzu die von dir indirekt genannte Studie angefertigt hat, aber etwas genauer als in diesem WELT-ONLINE-Artikel hätte ich es dann doch gerne, zumal die CEP ja auch eine politisch nicht ganz untendentiöse Institution ist.

Gandalf hat geschrieben:
Nanna hat geschrieben:- Die Definition von Sozialismus ist dir geläufig, ja? Zeig mir mal bitte den Sozialismus in der EU.

Klar - mir sind 'viele' geläufig: Eine lt z.B. 'wenige bestimmen -alle zahlen (drauf)" - Eine andere "Wasser predigen - Wein saufen" oder

Ok, ich habe bei Sozialismus einfach grundsätzlich das Marxsche Verständis im Kopf. Berechtigterweise kann ich den Vorwurf dann aber umformulieren: Warum benutzt du einen laut eigener Aussage nichtssagenden Begriff?
Ganz generell spitzt sich für mich langsam alles auf die Frage zu, was für ein politisches System du gerne hättest.

Gandalf hat geschrieben:Zeige mir wo ich 'nicht nachvollziehbares' behaupte - Ansonsten nimm Deine kruden Behauptungen gefälligst zurück!

Mein Eindruck bei anderen Beiträgen deinerseits zu Themen wie Geldsystem oder Quantentheorie war bisher, dass sie, vorsichtig gesagt, nicht immer wissenschaftlicher Mainstream sind. Sollte ich mich da geirrt haben, widerrufe ich gerne, nur: "gefälligst" nehme ich schon aus Prinzip nichts zurück.

Gandalf hat geschrieben:
Nanna hat geschrieben:das ist im Pluralismus völlig normal...

Theorie und Praxis - am Beispiel Eva Hermann.

Es ist gut, dass du dieses Beispiel aufbringst, denn es hat auch für dein Plädoyer von mehr Demokratie möglicherweise empfindliche Implikationen.
Möglichkeit A: Hermans öffentliche Hinrichtung, die ich keinesfalls leugne, war Ergebnis von mehr oder weniger geplanten Absprachen in den Medien. Dann haben wir in der Tat das Problem politisch gesteuerter Medien.
Möglichkeit B: Hermans öffentliche Hinrichtung war nicht Ergebnis einer Planung, sondern eines sozialen Prozesses, schon vor Jahrzehnten als Schweigespirale beschrieben. Nimmt man die Theorie der Schweigespirale an, also glaubt man, dass sich einfach nur keiner getraut hat, Herman zur Seite zu springen, weil man Angst vor Prügeln hatte (was ich für äußerst wahrscheinlich halte), dann stellt sich ganz generell die Frage der Authentizität und Verlässlichkeit von Mehrheitsmeinungen.

Gandalf hat geschrieben:
Nanna hat geschrieben:- Deine "EUdSSR" spar dir bitte...

Genau das ist es. Es ist (für Dich) offensichtlich nicht politisch korrekt, dass was bezüglich der gegenwärtigen (imho verfehlten) Europapolitk so abläuft, zu kritisieren und sofort kommt ein Totschlagargument. - Auch wenn diesmal kein Zusammenhang mit Nazigedankengut, sondern mit dem von Internazis hergestellt wird. - Gratulation!

Ich habe weder bestritten, dass die EU ein Demokratiedefizit hat, noch, dass die gegenwärtige EU-Politik unter'm Strich mit äußerst schmutzigen (aber möglicherweise trotzdem nicht ungesetzlichen oder gar unethischen) Mitteln geführt wird. Der Vergleich mit der UdSSR ist aber nicht nur politisch, sondern vor allem historisch inkorrekt und gegen mehr habe ich mich nicht gewandt.

Gandalf hat geschrieben:
Nanna hat geschrieben:Für jemanden, der ziemlich scharf darauf ist, hier ohne größere Ausführungen und Belege seine Meinung durchdrücken zu wollen,

Gehts noch? Wie kommst Du darauf, das ich hier in der Lage wäre hier "meine Meinung überhaupt durchdrücken zu können"!? Wenn, - dann versuchst Du gerade mit diesem rhetorischen Winkelzug einen Popanz aufzubauen!

Du wirst mir doch wohl kaum widersprechen, wenn ich sage, dass du einen starken Drang, vermutlich auch eine Verpflichtung (ehrt dich ja irgendwo) verspürst, uns von deiner Sicht auf Horst Köhler und die EU zu überzeugen. Ich störe mich nicht daran, dass du deine Meinung versuchst durchzudrücken, das tu ich selber auch, wobei ich darauf achte, sie im Dialog möglichst weiterzuentwickeln (tust du vielleicht auch), mich stört, dass du im wesentlichen sagst, ein Sachverhalt sei so und so und hier und da könne man alles dazu nachlesen.

Gandalf hat geschrieben:Es geht beim Topic (und meinen Einwurf) nicht um irgendeinen Kickifax bei einem Dackelclub, sonder um eine mögliche Regierungs- und Verfassungskrise auf die wir zusteuern.

Wir steuern auf keine zu, wir sitzen bereits mitten drin. Ich glaube aber kaum, dass diese Krise die beabsichtigte Folge irgendwelcher Verschwörungen der Oberschicht ist, denn die mag Krisen nicht, da ist die Gefahr von Instabilität und Revolution zu groß und außerdem würgt es die Wirtschaft ab. Ich glaube, dass die EU und die Regierungen tatsächlich versuchen, in diesem heillosen Durcheinander noch den Überblick zu bewahren und zu retten, was zu retten ist. Und wenn sie dabei die ein oder andere Regel übertreten, dann sei ihnen das von mir als 82millionstem "Anteilsinhaber" dieses Staates auch ausnahmsweise erlaubt. Wir dürfen alle nicht vergessen, dass es uns für die Größe der Krise noch verdammt gut geht und falls (!) wir da mit einem blauen Auge herauskommen, werden wohl die meisten von uns über gewisse kreative Rechtsauslegungen in einer Notsituation hinwegsehen können. Stell dir vor Griechenland wäre hinübergegangen und hätte reihenweise andere EU-Staaten mit hinuntergerissen, Mob auf der Straße, brennende Stadtviertel, ökonomische Rückschläge für diese Länder um Jahrzehnte, das ganze unangehme Begleitprogramm halt, wäre das so viel besser gewesen?

Gandalf hat geschrieben:Zumal jetzt das letzte Pulver verschossen wurde und der nächste deflationäre crash an den Finanzmärkten für einige Jahre der Letzte sein wird. Ich möchte gewiss nicht Recht behalten, in allem was ich dazu gesagt habe, aber es wird gewiss schlimmer kommen (wirtschaftlich und "demokratietheoretisch"), als 'Du' es Dir heute vorstellen kannst. Das ist keine Warnung oder gar Drohung, sondern ein gutmeinender Rat sich auf Eventualitäten vorzubereiten, - von jemandem der nicht nur seine Weisheiten aus diversen Internetforen bezieht, sondern von jemandem - aus einer bescheidenen Warte aus - das System mit am Laufen hält.

Dann wünsche ich dir ganz ehrlich, dass du in deinem Job viele Möglichkeiten hast, das Laufen zu gewährleisten. Meiner Meinung nach sollte das um fast jeden Preis geschehen, denn egal, wie die Krise aussehen wird, die uns erwischt, der Totalcrash sollte uns unter allen Umständen erspart bleiben.
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Re: Horst Köhler tritt wegen Afghanistan-Äußerung zurück

Beitragvon stine » Mi 7. Jul 2010, 07:50

Nanna: Sinnraum hat geschrieben:Weisheit rät, in der Mitte des Weges zu gehen. Tao.

Diese Aufweichung akzeptieren wir zu Gunsten einer ausgeweiteten „Effizienz“. Wir behandeln die Grenzen, die wir eigentlich haben, als sich immer weiter ausdehnende Grauzonen. In diesen Grauzonen liegt das Erlaubte schon lange hinter uns. Der eigentliche Spielraum ist hier schon negativ, aber wir erlauben uns immer mehr
Den Vorwurf an die Kirchen, sie wollten zurück zur Orthodoxie, könnte man also durchaus als Suche zurück zur Mitte des Weges auslegen. :wink:
Nanna: Sinnraum hat geschrieben:Können wir eine so lange Reethisierung durchhalten? So etwas wie eiserne Wertediät halten und langsam über die Jahre ehrlicher und ethischer werden? Müssen wir nicht unsere Wertegewohnheiten grundlegend umstellen, bis wir nach und nach wieder zu einem vollwertigen Leben zurückkehren?
Nein, ich denke wir können das heute nicht mehr durchhalten. Im Gegensatz zu früher ist der Respekt gegenüber Grenzen völlig verloren gegangen. Es wachsen Generationen heran, die sich nichts mehr vormachen lassen und alles selber austesten wollen oder sogar müssen. Ob das gut oder schlecht ist, weiß ich nicht und möchte das auch nicht beurteilen.
Und dennoch wird es so sein, dass die Menschen von Morgen selber feststellen werden, dass es ohne Grenzen keinen Konsens gibt und sie werden alte Grenzen völlig neu erfinden müssen, um sie dann selbstverständlicher respektieren zu können.


Nanna: Sinnraum hat geschrieben:Neulich erfreute mich ein Mitarbeiter der Bahn mit der denkwürdigen und vollkommen gutgelaunten Ansage: „Wir verabschieden uns von unseren Fahrgästen, die in Mannheim aussteigen, sagen Auf Wiedersehen – und wie immer entschuldigen wir uns für die entstandene Verspätung!“ WIE IMMMER!
Neulich fehlte ein ganzer Zug auf meiner Reise nach Berlin und die freundliche Durchsagenstimme entschuldigte die fehlenden Sitzplätze damit, dass der Zugschaffner gerne die entgangenen Reservierungen für die Kostenerstattung bestätigen wird. Tja, der verbleibende Zug war trotzdem auf 800 km überfüllt.

LG stine
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Re: Horst Köhler tritt wegen Afghanistan-Äußerung zurück

Beitragvon Gandalf » Sa 17. Jul 2010, 10:36

Es kristallisiert sich immer mehr heraus und jetzt meldet sich auch Kirchhof zu Wort: Köhler hat einen klaren Verfassungsverstoß unterzeichnet!
http://www.wiwo.de/politik-weltwirtscha ... et-435820/
http://www.mmnews.de/index.php/wirtscha ... ng-illegal

Hier auch eine überaus lehrreiche Pressekonferenz in Sachen Demokratie, Grundgesetz und Volkswirtschaft, - der 4 Kläger gegen den Euro-Rettungsschirm.
Wird wohl erst nächstes Jahr zum "showdown" vor dem BVfG kommen
(wirklich sehenswertes Video am Ende des Artikels)
http://www.mmnews.de/index.php/mmnewstv ... ut-skandal

(hier der Originallink - läuft bei mir aber nicht: http://blip.tv/file/3875133)

Viele Grüße
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