ganimed hat geschrieben:Nanna, nur weil sich tatsächlich was ändert, ist das noch keine Widerlegung meiner heiligen Aussagen. Dann hat stine und wir eben Glück und der Zeitgeistwind dreht sich langsam in eine etwas günstigere Richtung. Aber nicht, weil ein paar schlaue Leute im Fernsehen dazu aufgerufen haben oder weil stine geschrieben hat, dass die Preise sich erhöhen müssten. Die wirklichen Kausalketten sind doch viel komplexer und uneinheitlicher. Es ändert sich was, ja, aber nicht zielgerichtet, von niemandem kontrolliert. Am ehesten noch von großen Konzernen beeinflussbar, aber nicht von einzelnen Verbrauchern, irgendwelchen Vordenkern oder, ha ha die größte Lachnummer, den Politikern.
Damit wende dich bitte an AgentProvocateur, das wird jetzt klar zu einer Diskussion über den freien Willen.

Wenn du postulierst, dass Großkonzerne diese Bedürfnisse ex nihilo generieren können, dann käme das einem unbewegten Beweger schon ziemlich nahe. Das du dass nicht beabsichtigt hast, ist mir schon klar, aber der Tenor kommt der Angst vor der Fremdsteuerung der Gesellschaft durch größere Mächte schon sehr nahe. Lass uns nicht religiös werden.

Natürlich haben die Verbraucher einen Einfluss und natürlich werden auch sie wiederum beeinflusst. Da gehen wir konform. Nur, auch die Großkonzerne unterliegen Handlungszwängen und werden von den Einzelentscheidungen der Verbraucher ebenso ganz schön unter Druck gesetzt. Und glaube bloß nicht, dass Vordenker und Avantgardisten keinen Einfluss hätten. Fast jeder Konzern, der irgendwas mit Nachhaltigkeit am Hut hat, hat mittlerweile beispielsweise einen Korrespondenten bei
http://www.utopia.de, weil sich da die gut vernetzten Meinungsmacher der oberen Mittelschicht tummeln. Und auch Politiker sind nicht einfach nur ein korrupter Haufen, der von den Konzernen vor sich hergetrieben wird, auch die fahren den Konzernen mit Vorgaben teils ganz schön in die Parade, auch wenn Glühbirnenverbote und einheitliche Handyladegeräte vielleicht für den auf Helden vom Hollywoodmaß geeichten Rezipienten zu banal und lachhaft wirken, um ihnen moralische Integrität zu verleihen.
Wie du schon sagst, die wirklichen kausalketten sind viel komplexer und uneinheitlicher. Natürlich ist es nicht ein Diktator, der allen Lämmern die Richtung vorgibt. Es ist aber auch nicht so, dass wir nur dumme Soße in einem Topf sind, die hin und herschwappt, wenn man ihn durch die Küche trägt. Wir verfügen über Selbsterkenntnis und wir passen unser Handeln permanent und mal opportunistisch und mal prinzipientreu an unsere dynamische Umwelt an. Damit sich etwas signifikant und ohne äußere Einflüsse (z.B. Naturkatastrophe) ändert, gehört
sowohl zielgerichtetes Handeln
als auch das Glück dazu, dass die äußeren Umstände gerade passen. In der Politikwissenschaft nennt man sowas dann "window of opportunity" und es kann
eine aufmerksame Person in der richtigen Position sein, die durch essen entschlossene Nutzung den Lauf der Geschichte ändert.