Politik ohne Parteien

Politik ohne Parteien

Beitragvon Mark » Do 7. Feb 2008, 13:41

Wie sähe Eurer Ansicht nach eine Politik ohne alle Parteienstrukturen aus ? (zB alle Parteien werden verboten, nur noch einzel-Kandidaten erlaubt)

Wäre dann der Staat unregierbar ? Oder würde sich über kurz oder lang wieder ein geheimes Parteienwesen ausbilden ?

Ist eine Politik ohne Parteien nicht mehr denkbar ??
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Re: Politik ohne Parteien

Beitragvon stine » Do 7. Feb 2008, 19:26

Ein König, der väterlich über sein Volk wacht und dann und wann ein Machtwort spricht, wäre ideal. :mg:

Aber ernsthaft, ich denke, Einzelpersonen brauchen auch einen "Hofstaat" und gleichgesinnte Berater. Volksentscheide sind z.B. in der Schweiz ein probates Mittel, um manche Dinge abzulehnen oder durchzusetzen.
Man muß sich aber immer darüber im Klaren sein, dass andere anders denken und ein Volksentscheid auch nicht immer in unserem Sinne ausgeht. Im Gegenteil, wir würden uns vielleicht noch mehr ärgern, dass unser Nachbar so gar kein Einsehen hat...

LG stine
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Re: Politik ohne Parteien

Beitragvon 1von6,5Milliarden » Do 7. Feb 2008, 19:41

Mark hat geschrieben:Oder würde sich über kurz oder lang wieder ein geheimes Parteienwesen ausbilden ?
Ganz sicher.
Genauso wie es innnerhalb der Parteien Seilschaften gibt, würde ein "freies" Parlament sich auch mit Seilschaften und Gruppen beglücken. Und populäre, weitbekannte Politiker würden "ihre" Leute auch im Wahlkampf unterstützen, diese dann im Parlament wieder ihre "Gönner".
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Re: Politik ohne Parteien

Beitragvon ostfriese » Do 7. Feb 2008, 19:42

stine hat geschrieben:Im Gegenteil, wir würden uns vielleicht noch mehr ärgern, dass unser Nachbar so gar kein Einsehen hat...

Wenn wir mit unserem Nachbarn über Politik diskutierten, anstatt Konflikte tot zu schweigen und eine Friede-Freude-Eierkuchen-Harmonie zu pflegen, wäre dies ein großer Fortschritt.

Leider wird heute jeder als lästig angesehen, der überhaupt Kritik im Munde führt -- sei sie noch so berechtigt. Und der typisch deutsche Blitzableiter-Reflex bedingt, dass sinnvolle Verbesserungsvorschläge regelmäßig in einem Meer von Schuldzuweisungen untergehen...
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Re: Politik ohne Parteien

Beitragvon JustFrank » Fr 8. Feb 2008, 10:59

Ich denke, Politik ohne Parteien würde kaum etwas verändern. Interessengruppen würden sich dann einfach nur anders bilden. Der Effekt wäre aber weitgehend gleich.

Einzig für den Privat-TV-verblödeten und Bild-Zeitungs-hörigen Wohlstandsbürger, wäre das negativ. Denn der liebt Veränderungen gar nicht.
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Re: Politik ohne Parteien

Beitragvon emporda » Fr 8. Feb 2008, 11:18

JustFrank hat geschrieben:Ich denke, Politik ohne Parteien würde kaum etwas verändern. Interessengruppen würden sich dann einfach nur anders bilden. Der Effekt wäre aber weitgehend gleich.

Einzig für den Privat-TV-verblödeten und Bild-Zeitungs-hörigen Wohlstandsbürger, wäre das negativ. Denn der liebt Veränderungen gar nicht.

Die Parteigänger setzten sich doch aus den Idioten zusammen, die TV-Soaps konsumieren und die Bildzeitung als Quelle der Wahrheit studieren.

Anfang dieser Woche aus einer Übertragung des US-Wahlkampfes
Redner : "Der Wahlkampf dieses Jahr ist anders als beim letzten Mal"
Publikum "kreischende Ovationen"
Redner "Der Wahlkampf geht weiter"
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geschätzer IQ - etwa 50
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Re: Politik ohne Parteien

Beitragvon Mark » Fr 8. Feb 2008, 13:05

Aber die Ämtervergabe bei einer gewonnenen Wahl ist durch die Parteien bestimmt, und deshalb doch wohl nur noch indirekt demokratisch.
zB durch unser Parteiensystem wird allermeist ein Mensch regieren, der nicht direkt so von den Bürgern gewählt worden wäre. Es wird in "Linientreue" der Partei die Stimme gegeben, auch wenn man persönlich mit den Spitzenkandidaten der Partei nicht einverstanden ist. Deshalb wählt ja noch lange keiner eine ANDERE Partei, die nichtmal in den Grundsätzen mit den eigenen Vorstellungen übereinstimmt.

Klar, auch ohne Parteien würden sich Seilschaften bilden. Aber : Wären das nicht wenigstens die Seilschaften, die sich jetzt so oder so AUCH bilden ? Es gäbe aber dann wenigstens keine (Partei-)zentral gesteuerten Vorgaben für die Abgeordneten mehr. Keine Richtlinienzwänge etc. Jeder Abgeordnete könnte immer nur seinem eigenen Gewissen verpflichtet handeln. Die Bürger wären natürlich gefordert sich ihren jeweiligen Abgeordneten selber menschlich genau anzuschauen, anstatt auf die Parteilinie vertrauen zu können.

Was soll denn das bitte auch, das wir Menschen eine unnatürliche Person (=Partei) wählen, damit diese uns dann "regiert" ?!?! Ist das nicht irgendwie pervers ? Nicht von Menschen sondern von einer selbsterhaltungs- und machtsteigerungssüchtigen "Firma" gelenkt zu werden ?
Wann ist es denn soweit gekommen, daß wir Menschen nicht mehr Menschen wählen, sondern eine Gruppe von gesichtslosen Egomanen, die organisiert ausgerichtet werden ? Ist das denn wirklich das beste was uns Menschen einfällt ?? Im Ernst ?
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Re: Politik ohne Parteien

Beitragvon stine » Fr 8. Feb 2008, 17:04

Mark hat geschrieben:Was soll denn das bitte auch, das wir Menschen eine unnatürliche Person (=Partei) wählen, damit diese uns dann "regiert" ?!?! Ist das nicht irgendwie pervers ? Nicht von Menschen sondern von einer selbsterhaltungs- und machtsteigerungssüchtigen "Firma" gelenkt zu werden ?

Man wählt eben ein Parteiprogramm.
Das aber leider nach seiner Vorstellung im Wahlkampf oft nur bedingt eingehalten wird.
Aber prinzipiell finde ich das schon in Ordnung, ein Programm zu wählen, das dann aber auch so eingehalten werden müßte.
Personengebunden muß es nicht sein, schließlich kann ja keiner verlangen, dass sich einer sein Leben lang in der Politik abstrampelt.

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Re: Politik ohne Parteien

Beitragvon emporda » Sa 9. Feb 2008, 10:23

stine hat geschrieben:Man wählt eben ein Parteiprogramm.
Das aber leider nach seiner Vorstellung im Wahlkampf oft nur bedingt eingehalten wird.
Aber prinzipiell finde ich das schon in Ordnung, ein Programm zu wählen, das dann aber auch so eingehalten werden müßte.
Personengebunden muß es nicht sein, schließlich kann ja keiner verlangen, dass sich einer sein Leben lang in der Politik abstrampelt.

Geradezu typisch und inkonsequent in der Aussage - nicht zu Ende gedacht. Eine Partei ist nur ein Verein, nicht einmal eine juristische Person und nur bedingt haftbar zu machen

Solange Parteimitglieder auf Versammlungen den potentiellen Wähler alles versprechen können ohne es einhalten zu müssen, ohne rechtliche Konsequenzen für Person und Vermögen, solange wird es keine bessere Regierung geben, solange werden die Parteien auf Dummenfang gehen

Die Qualität eines Politikers liegt in seinen persönlichen Fähigkeiten und beruflichen Erfahrungen. Solange eine Partei irgend welche obskuren Ja-Sager per Listenplatz den Weg in die Parlamente ermöglichen, solange wird es dort keine fachliche Kompetenz geben sondern nur parteigebundenes Stimmvieh, das sich schnellstmöglich irgendwie bereichert.

Dies politische Stimmvieh hält sich auf Gedeih und Verderb am erreichten Platz fest und ist zu jeder Konzession bereit, die Alternative wäre die Arbeislosigkeit mangels beruflicher Erfahrung

Wer dies System gut findet oder gar durch Akzeptanz toleriert, der sollte sich nicht über eine miserable politische Führung beschweren - er ist ein untrennbarer Teil davon.

Stine, das ist genau gleich wie in der Religion. Wer ständig in die Kirche rennt, dafür Geld bezahlt, überall und ständig vom gütigen Gott faselt der alles schon richten wird, der macht damit diesen absurden Religionsspuk erst möglich und hat nichts besseres verdient als mittelalterliche Geisterbeschwörung und den Tanz einer endlosen Tuntenbrigade ums goldene Kalb, die sich nebenbei mit den Kindern der treuesten Anänger sexuell verlustiert.
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Re: Politik ohne Parteien

Beitragvon stine » So 10. Feb 2008, 20:35

Lieber emporda,

du magst weit gereist und ein erfahrener Bauleiter sein, du magst die Welt praktisch erfahren haben und viel gesehen in der Welt - aber meine posts verstehst du leider nicht zu lesen.
Schade.

Vielleicht kommts noch!

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Re: Politik ohne Parteien

Beitragvon Kurt » So 10. Feb 2008, 20:48

emporda hat geschrieben:Wer dies System gut findet oder gar durch Akzeptanz toleriert, der sollte sich nicht über eine miserable politische Führung beschweren - er ist ein untrennbarer Teil davon.


Nörgeln kann jeder, aber schlag doch mal ein besseres System vor. Wie stellst du dir ein politisches System vor, das funktioniert und besser ist?
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Re: Politik ohne Parteien

Beitragvon emporda » So 10. Feb 2008, 22:49

Kurt hat geschrieben:
emporda hat geschrieben:Wer dies System gut findet oder gar durch Akzeptanz toleriert, der sollte sich nicht über eine miserable politische Führung beschweren - er ist ein untrennbarer Teil davon.


Nörgeln kann jeder, aber schlag doch mal ein besseres System vor. Wie stellst du dir ein politisches System vor, das funktioniert und besser ist?

Es ist eine Sache ein System zu analysieren und seine Schwachstellen aufzuzeigen, eine andere es zu verbessern oder zu ändern. Das geht nur, wenn darin direkt involviert ist und etwa zu sagen hat. Ohne diese Möglichkeiten kann man nur sehr wenig Zutreffendes an Lösungen bringen.
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Re: Politik ohne Parteien

Beitragvon Kurt » So 10. Feb 2008, 23:35

emporda hat geschrieben:Es ist eine Sache ein System zu analysieren und seine Schwachstellen aufzuzeigen, eine andere es zu verbessern oder zu ändern. Das geht nur, wenn darin direkt involviert ist und etwa zu sagen hat. Ohne diese Möglichkeiten kann man nur sehr wenig Zutreffendes an Lösungen bringen.


Verbessern kann man es sicherlich nur, wenn man etwas zu sagen hat. Aber Vorschläge bringen kann jeder. Bisher habe ich aber nur Kritik gehört, keine Verbesserungsvorschläge. Vielleicht liegt es auch daran, dass unser System trotz aller Pferdefüße recht nah am Optimum liegt. Wenn man Demokratie will, muss man eben mit den Kehrseiten leben. Und ich finde, die Parteien gehören nicht zu den größeren Schwachpunkten.
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Re: Politik ohne Parteien

Beitragvon Ari » Mo 11. Feb 2008, 00:15

kurt hat geschrieben:Und ich finde, die Parteien gehören nicht zu den größeren Schwachpunkten.

Welche Schwachpunkte siehst du den? Die Politiker? Die Wähler? :lachtot:
Ich sehe es schon so, dass die Parteien ein Schwachpunkt sind, aber sie sind nur eine Variable in der Gleichung. Das heisst aber nicht, dass man hier durch Veränderungen nichts erreichen könnte.

Es ist vielleicht doof seine eigene Signatur zu zitieren aber:
Democracy is the worst form of government – except for all those other forms, that have been tried from time to time. - Winston Churchill

Wir müssen ein sehen das ein System das vor nunmehr beinahe 60 Jahren ausgedacht wurde sich der Zeit und den gesellschaftlichen Veränderungen anpassen muss. Das eh ein Grundproblem der Gesetze/Regelungen. Sie sind oft leicht erlassen, aber dann schwer wieder abgeschafft/verändert. Zumindest wenn diejenigen die sich ändern keinen direkten (zumeist finanziellen) Vorteil haben.

kurt hat geschrieben:Nörgeln kann jeder, aber schlag doch mal ein besseres System vor. Wie stellst du dir ein politisches System vor, das funktioniert und besser ist?

Darüber hab ich mir auch einige Gedanken gemacht, was mir schlaflose Nächte und lange leseabende gekostet hat. Ich hab entsprechende Literatur (vergleichende Staatslehre, Vorträge/Bücher von Professoren die sich mit dem Thema beschäftigt haben etc.) durchgelesen. An Vorschlägen mangelt es nicht, die Frage ist ob sie so funktioniert. Natürlich ist es kontraproduktiv nur zu nörgeln, aber erwartest du jetzt das hier einer ein perfektes Staatssystem vorstellt?
Also ich erwarte das nicht und kann es auch nicht liefern. Wenn ich es könnte, hätte ich mir bisher entweder zuwenig gehör verschafft oder niemand hätte auf mich gehört. Zum einen weiss man nie was die Menschen wirklich aus einem System das in der Theorie entwickelt wurde machen. Zum anderen wäre ich sicher fehl am Beruf wenn ich so genial wäre hier die Probleme zu lösen die Experten (die ihre Arbeits und Lebenszeit damti verbringen) nicht zu lösen wissen. Daher unten stehend nur einige begrenzte Vorschläge eines (manchmal) mitdenkenden Bürgers. Für die Gesellschaft besser wäre es (was aber sicher so mancher Machtinhaber nicht will) Schritt für Schritt gewisse Reformen voranzutreiben um die Demokratie in eine bessere Richtung zu lenken (und damit zu etwas neuem zu machen). Ich bin kein Freund von Revolutionen, die ersteinmal Blut, wirtschaftliche Substanz und Zukunftssicherheit kosten ohne das man weiss was wirklich rauskommt.

Ein Teil von Ideen (die wie oben geschrieben sehr einfach gestrickt sind und sicher noch im Detail ausgearbeitet werden müssten) hab ich vor einiger Zeit in einem Thread gepostet. Damals ging es um das Thema Wahlpflich für alle und uferte dann Richtung "Politikverdrossenheit" aus. Hier nochmal zur Info und zur Diskussion falls jemand etwas damit anfangen kann. Damals kam wenig Rückmeldung was vielleicht daran liegt, dass manche Meiner Gedanken mir einleuchtend erscheinen und andere sie für so seltsam halten das sie mich lieber ignorieren. In diesem Punkt könnte ich mit dem Papst Bruderschaft trinken....

Ari vor einiger Zeit hier im Forum hat geschrieben:Was wir meiner Meinung nach brauchen ist:

1. Mehr direkte Demokratie die den Bürger als Mittelpunkt hat.
Gerade heute erleb ich (von der Bürgermeister/Gemeindewahl aufwärts) oft das viele Politiker gerne sehen wenn wir unsere Stimme für sie abgeben und dann die 4-5 Jahre für die gewählt wurden auf gut deutsch "die Fresse" halten. Also keine Einmischung, keine Bürgerbegehren, keine direkten Abstimmungen zu Themen. Hier in meiner Wohngegend gab es etliche Bürgerbegehren und Streit mit den gewählten Vertretern. Seltsam, dass diese Herren dem teilweise massiven Willen der Bevölkerung so langsam (als klar war das sie eindeutig in der Minderheit sind) Rechnung getragen haben. Ich dachte das sind unsere Vertreter in den Entscheidungsgremien? Ich bin wohl zu naiv....

2. Klarere Strukturen in der Politik.
Einnahmen der Volksvertreter, Parteispenden und jegliche Art von finanzieller oder geldwerter Zuwendung sollte offen gelegt werden.

3. Strikte Trennung von Mandat und Privatleben
Zu oft les ich von Schreiben auf offiziellem Papier (wie im Moment Wolfgang Thierse stellvertretend für viele Fälle) und andere Versuche mit dem durch die Bürger verschafften Einfluss etwas für sich oder sein Umfeld herauszuschlagen.
Auch im Bereich Schirmherschaft muss sich was tun. Wenn man sieht für welche seltsamen Veranstaltungen manche Politiker ihren Namen (und damit auch einen Teil ihres Position als Minister, Staatssekretär oder ähnliches) hergeben bin ich wirklich schockiert.

4. Wir brauchen eine Kultur der Offenheit.
Die Zeiten von "das darf man nicht fragen" (wie sie bei Religion noch gang und gäbe ist) muss endlich vorbei sein. Egal ob in Politik oder Religion. Es muss gefragt und diskutiert werden. Und zwar nicht nur diese Augenwischereidiskussion wie wir sie in den einschläigen TV Sendungen erleben. Das braucht niemand!


So, wer möchte darf sie nun zerpflügen!
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Re: Politik ohne Parteien

Beitragvon emporda » Mo 11. Feb 2008, 10:35

stine hat geschrieben:Ein König, der väterlich über sein Volk wacht und dann und wann ein Machtwort spricht, wäre ideal. :mg:

Aber ernsthaft, ich denke, Einzelpersonen brauchen auch einen "Hofstaat" und gleichgesinnte Berater. Volksentscheide sind z.B. in der Schweiz ein probates Mittel, um manche Dinge abzulehnen oder durchzusetzen.
Man muß sich aber immer darüber im Klaren sein, dass andere anders denken und ein Volksentscheid auch nicht immer in unserem Sinne ausgeht. Im Gegenteil, wir würden uns vielleicht noch mehr ärgern, dass unser Nachbar so gar kein Einsehen hat.

Stine sieht wie immer alles verklärt in einer rosaroten Märchenwelt, ganz oben der liebe Gott, darunter der gute König, man sollte Dich umtaufen in "Stine im Wunderland"

Ein König ist auch nur ein Mensch, die wenigsten hatten die menschliche Qualifikation für den Job. Katharina, die preußische Prinzessin auf dem Zarenthron, war de facto eine Kurtisane, die mit jedem schneidigen Kerl ins Bett gegangen ist. Prinz Bernhardt der Niederlande war ein extremer Schürzenjäger, der seiner Juliane 2 illegitime Bastarde in den Schoß gelegt hat. Der dümmste Sprücheklopfer aller Zeiten, jener Willhelm II, war ein eitler Fatske umgeben von einer Herde von Lobhudlern, die ihn zum größten König aller Zeiten stilisierten. Er selbst hat das geglaubt, weder seine moralischen noch seine geistigen Fähigkeiten haben ausgereicht zu erkennen, daß er nur eine manipulierte Marionette einer adligen Klicke war. Das Ergebnis haben wir alle zu spüren bekommen.

Das Problem einer Verfassung ist es, alle möglichen menschlichen Schwächen der obersten Repräsentanten im Vorwege auszugleichen. Basisdemokratie nach dem Schweizer Muster war sicher gut als es um Entscheidungen ging, ob verurteilte Delinquenten erst geköpft und dann gehängt werden - oder umgekehrt. In einem technologischen Zeitalter geht das nicht lange gut, die Fragen sind viel zu komplex und anspruchsvoll, als daß die Mehrheit der Bevölkerung weiß worüber sie eigentlich abstimmen muß. Die Politiker nutzen das schamlos aus und geben dann Parolen aus wie "Freiheit statt Sozialismus"

Das klassische Beispiel ist die Kernkraftfrage, in der BRD ist die Mehrheit dagegen obwohl diese Mehrheit nicht einmal weiß worum es dabei geht. Die deutsche Kernkrafttechnologie ist tot, die Firmen machen etwas anderes, die hochqualifizierten Techniker ebenso, die Technologie gibt es nicht mehr. Um so etwas erneut aufzubauen dauert es 10 und mehr Jahre. Alternativ kauft man ganze Kernkraftwerke bei den Franzosen und schickt arbeitslose deutsche Gastarbeiter dorthin, die die Fabrikhallen kehren und in der Kantine Kartoffeln schälen. Die regenerativen Energien können maximal nur 20 % des Energiebedarfs decken (120 Millionen Tonnen Erdöl/Jahr, Erdgas, Steinkohle total in 2004 etwa 220 Millionen Tonnen Rohöleinheiten), die fossilen Energien gehen in 40 bis 50 Jahren zur Neige und werden lange vorher für normale Bürger unbezahlbar. Was dann, alle fahren wieder Fahrrad, nutzen Kienspan als Lichtquelle und kochen über brennenden Kuhfladen. Die Autobahnen werden begrünt und als Schafsweiden genutzt. Das schafft Arbeitsplätze wie damals beim Reichsarbeitsdienst.

Ein weiteres Beispiel ist die Hochgeschwindigkeits-Eisenbahn. Aus Geldmangel hat man die Strecke ab Strasbourg nur für 200 km/h gebaut und nicht für 350 km/h. Jetzt fahren die französischen TGVs in Deutschland mit angezogener Handbremse, technischen Banausentum made in Germany.

Solche Entscheidungen werden in der Basisdemokratie fast immer falsch von heute auf morgen getroffen, die Zukunft exisitert nicht und interessiert niemanden.
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Re: Politik ohne Parteien

Beitragvon Ari » Mo 11. Feb 2008, 12:42

emporda hat geschrieben:In einem technologischen Zeitalter geht das nicht lange gut, die Fragen sind viel zu komplex und anspruchsvoll, als daß die Mehrheit der Bevölkerung weiß worüber sie eigentlich abstimmen muß

Natürlich kann man nicht alles per Basisdemokratie entscheiden, aber grundsätzliche Richtungen wären möglich. Wenn du selbs tdas den Bürgern nicht zutraust, dann kann man ihnen auch nicht zutrauen, dass sie Politiker wählen. Damit entmündigst du dann die Gesellschaft.

emporda hat geschrieben:Die Politiker nutzen das schamlos aus und geben dann Parolen aus wie "Freiheit statt Sozialismus"

Wo ist der Unterschied zu heute?
Ach genau, heute lassen sie sich wählen und entschedien dann mit dises windigen Parolen ohne das wir noch irgendwie Einfluss haben, selbst wenn das Volk ächzt. Ob das besser ist sei dahin gestellt

emporda hat geschrieben:Ein weiteres Beispiel ist die Hochgeschwindigkeits-Eisenbahn. Aus Geldmangel hat man die Strecke ab Strasbourg nur für 200 km/h gebaut und nicht für 350 km/h.

Beispiel wofür? Ich glaub du hattest es vorhin davon das falsche ENtscheidungen getroffen werden weil die Mehrheit das will. Deshalb hast du gegen Bürgerentscheide argumentiert. War diese Entscheidung ein Bürgerentscheid oder eine Entscheidung von Politikern?

emporda hat geschrieben:Solche Entscheidungen werden in der Basisdemokratie fast immer falsch von heute auf morgen getroffen, die Zukunft exisitert nicht und interessiert niemanden.

Woher weisst du das solche Entscheidungen in der Basisdemokrat "fast immer" falsch getroffen werden? Gibt es Vergleiceh mit basisdemokratischen Ländern die dies aufzeigen?
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Re: Politik ohne Parteien

Beitragvon emporda » Mo 11. Feb 2008, 13:30

Ari hat geschrieben:Wo ist der Unterschied zu heute?
Ach genau, heute lassen sie sich wählen und entschedien dann mit dises windigen Parolen ohne das wir noch irgendwie Einfluss haben, selbst wenn das Volk ächzt. Ob das besser ist sei dahin gestellt

Genau das ist der Punkt, wir haben keinen Einfluß. Diejenigen die Einfluß nehmen, die haben sich in beide Richtungen abgesichert. Auf 1 Abgeordneten im Bundestag kommen 3 registrierte Lobbyisten und noch zig nicht registrierte. Die verfügen massiv über Schmiermittel, ganz gleich ob Schwarz oder Rot dran ist, was gemacht wird, das wird ferngesteuert. Familienmitglieder sind Ärzte/Mediziner am Herzzentrum der Uniklink Freiburg, mit den Einladungen zu Fachtagungen an illustren feudalen Orten samt Gattin könnte man 360 Tage Urlaub im Jahr machen.

Wieso hat die BRD den Weltrekord mit etwa 70.000 Gesetzen und Verordnungen (Lothar Späth sagt etwa 80.000), die jede Industrie, jeder Gewerbetreibende zu beachten hat. Wieso beziehen sich 70% aller in der Welt verlegten Fachbücher zum Steuerrecht auf das deutsche Steuersystem, wieso sind selbst ausgewiesene Fachleute nicht mehr in der Lage die Problematik Steuerrecht zu überblicken. Wieso mußte die Mehrheit der beschlossenen Gesetzte der letzten Jahre wegen Pfusch nachgebessert oder gar eingestampft werden.

Krass ausgedrückt, wieso schafft es die deutsche Parteiendemokratur nicht mehr ausgewiesene Fachleute an die richtige Stelle zu setzten, sondern nur noch willige ja-sagende Apparatschiks. Die BRD hatte in den letzten 3 Jahrzehnten mindestens 6 bis vielleicht 10 unterbeschäftigte Ex-Oberlehrer als Minister, sind das Fachleute im Finanzwesen, im Verkerswesen, im Sozialwesen usw. Da wird nicht mehr entschieden nach sachlichen Kriterien, sond nach Parteiendoktrin und Proporz. Würde man so einen großen Konzern führen, es wäre binnen Jahresfrist pleite.

Kannst Du Dir vorstellen, welch immenser und sinnloser Verschleiß an Arbeitskraft und Personalkosten hier investiert werden muß, ich kann es nicht.
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Re: Politik ohne Parteien

Beitragvon Ari » Mo 11. Feb 2008, 14:04

emporda hat geschrieben:Kannst Du Dir vorstellen, welch immenser und sinnloser Verschleiß an Arbeitskraft und Personalkosten hier investiert werden muß, ich kann es nicht.

Nein kann ich nicht. Aber darauf wollt ich doch garnicht raus, sondern es ging darum ob Volksentscheide eine positive Verbersserung bringen würden. Ich kann dir zustimmen was diese Aufgeblasenheit und weitläufigkeit der BÜrokratie angeht und auch was die Eignung und KOmpetenz der politischen Führungskräfte. Aber wie auch oben geschrieben, darauf bezog sich meine Antwort ja garnicht.

Es aber doch doch seltsam das diese Kritik wie du sie eben vorträgst aller Tage zu hören ist. TOrtzdem werden diese PErsonen wieder gewählt und die Bürger jammern danach wieder an ihnen rum. Das versteh ich überhaupt nicht, jammern und einfach weitermachen ist einfach schwachsinn.
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Re: Politik ohne Parteien

Beitragvon emporda » Mo 11. Feb 2008, 14:13

Ari hat geschrieben:Es aber doch doch seltsam das diese Kritik wie du sie eben vorträgst aller Tage zu hören ist. TOrtzdem werden diese PErsonen wieder gewählt und die Bürger jammern danach wieder an ihnen rum. Das versteh ich überhaupt nicht, jammern und einfach weitermachen ist einfach schwachsinn.

Nein, diese Personen werden nicht von den Bürger wiedergewählt.
Die Parteien stellen die Personen zur Wahl auf, indem sie Ihnen einen Wahlbezirk zuordnen oder direkt als 2.te Garnitur auf die Landesliste setzen. Das ist der Unterschiede und das Dilemma der Deutschen Politik. Nur auf kommunaler Ebene gibt es gelegentlich eine nicht Partei gebundene Wahl unabhängiger Kandidaten. Allerdings stellen die Parteien über Gesetze, die von ihren Genossen erlassen wurden, da sehr hohe Hürden auf, die nur wenige überspringen können.

Zwar gibt es als Wahlzulassung für eine Kandidatur auf Landes- oder Bundesebene bestimmte Kriterien (die ich nicht kenne), da die niemand überwindet scheint die Abschottung der Parteien zur Aufteilung der Macht perfekt zu funktionieren.
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Re: Politik ohne Parteien

Beitragvon Jakob » Mo 11. Feb 2008, 14:18

Ari hat geschrieben:
kurt hat geschrieben:Und ich finde, die Parteien gehören nicht zu den größeren Schwachpunkten.

Welche Schwachpunkte siehst du den? Die Politiker? Die Wähler? :lachtot:

Volltreffer! Genau das sind die Schwachpunkte. Machtgeile, intrigante Egomanen, die alles tun würden, damit die ignorante bzw. grenzdebile Masse sie wählt. Leider hat bisher noch niemand ein besseres System erfunden. So bleibt einem nichts anderes übrig, als überzeugter Demokrat zu bleiben.

Aber zum Thema: Ich wäre gegen eine Politik ohne Parteien. Denn das Ergebnis wäre, daß Wahlkämpfe noch mehr als heute über Personen und nicht über Inhalte geführt würden. Und Personenwahlkämpfe sind so ziemlich das ekeleregendste, was unsere Gesellschaft hervorgebracht hat :mg: Bevor ich die Parteien verbiete, würde ich die Spitzenkandidaten verbieten, so daß nur noch Parteien gewählt werden können. (Aber das würde in der Praxis wahrscheinlich genauso wenig funktionieren, wie das Parteienverbot.)
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