Wie und wo möchtet ihr alt werden

Wie und wo möchtet ihr alt werden

Beitragvon emporda » So 24. Feb 2008, 14:49

Nach den Statistiken (siehe Eurostat KS-CD-06-001-DE.pdf Seite 113 und ff) werden die Menschen z.B. in EU-25 82/76 (Frauen/Männer), Spanien 84/77, in Deutschland 81/75 und in der Türkei 71/69 Jahre alt. In diesen Ländern steigt der Anteil der Bevölkerung über 65 Jahre vom Jahr 2000 auf das Jahr 2050 in EU-25 16%-30%, Spanien 13%-36%, Deutschland 16%-32% usw.

Keines der Industrieländer ist darauf vorbereitet dem enormen Zuwachs an Alten angemessen zu versorgen, sie werden zwangsweise teilentmündigt, in Pflegeheime abgeschoben, ausgeschlatet (3500 €/Monat minimal) und dort möglichst schnell "kaputt gepflegt". Heimplätze sind extreme Mangelware, mit leichten Fällen sind höhere Gewinne zu machen und Alzheimer Geschädigte sind ein Alptraum
http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,527945,00.html

Wie stell Ihr Euch das Alter vor, die Kinder sind weit weg außer Haus, die Jagd nach beruflichem Erfolg nimmt alle in Anspruch und deren Wohnung/Haus ist zu klein und nicht für Behinderte geeignet. Wer für Oma oder Opa aus Verzweifelung eine polnische/ukrainische Pflegekraft für 400 - 700 €/Monat anheuert, der wird von den Gewerkschaften und der Berufsgenossenschaft vors Gericht gezerrt und zu Gefängnis verdonnert.
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Re: Wie und wo möchtet ihr alt werden

Beitragvon 1von6,5Milliarden » So 24. Feb 2008, 16:42

emporda hat geschrieben:... und Alzheimer Geschädigte sind ein Alptraum
Es ist nicht auf Alzheimer beschränkt das Problem. Jegliche an Demenz erkrankte Person wird so lange wie möglich aus jeder Pflegestufe herausgehalten, eigentlich wird jeder so lange es geht und so weit wie es irgendwie geht herausgerechnet, aber bei ("nur") Dementen können es die Pflegekassen besonders gut, der betroffene Mensch kann ja noch selber aufstehen, gehen etc. Selbst wenn man einen Dementen der total desorientiert ist eigentlich keine Minute aus den Augen lassen kann - er liefe sonst weg, auf die Straße, in den Wald (je nach "Gelegenheit"), Alternative wäre (verbotenenerweise) ihn einzusperren (Würde des Menschen! Wer will gerne eingesperrt sein!), der Weg zum Klo muss gezeigt werden (oder Windeln gewechselt werden - auch hier die Frage nach der Würde), beim Essen und Trinken muss geholfen werden, beim Waschen und Anziehen sowieso und trotzdem ist schwer so jemanden auch nur in Pflegestufe 1 zu bekommen. Und da werden gerade 90 Minuten pro genehmigt. Denn der Demente kann ja noch alles, dass man jeden Handgriff anweisen muss, ständig kontrollieren muss (der Weg zurück selbst ins Bett wird nicht gefunden, unmotiviert der Herd eingeschaltet, u.v.m.), dies ist ja alles keine Pflegearbeit. Und selbst eine billige "Nichtpflegekraft" kostet einen Haufen Geld und sie dürfte im Fall des Falles nicht einmal beim Trinken behilflich sein, wenn die Hand mal zu sehr zittert.
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Re: Wie und wo möchtet ihr alt werden

Beitragvon Twilight » So 24. Feb 2008, 18:25

Wo weiß ich noch nicht so richtig. Nur nicht Deutschland. Ich habe gehört, Norwegen wäre schön. Zumindest vom sozialen Klima her. Oder Island. Ich mag es zwar eher warm, was sich im Alter noch steigern dürfte, aber die Südländer, ob nun in Spanien, Italien oder sonstwo sind mir allgemein zu temperamentvoll. Und auf Island gibt es heiße Quellen! :rollsmile:
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Re: Wie und wo möchtet ihr alt werden

Beitragvon Klaus » So 24. Feb 2008, 18:31

Ich weiß ja nich wie alt du bist, aber die Klimaforscher sagen für Dänemark, Schweden und Norwegen mediterranes Klima vorher. Vielleicht schaffst du es ja bis dahin.
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Re: Wie und wo möchtet ihr alt werden

Beitragvon 1von6,5Milliarden » So 24. Feb 2008, 18:32

Habe ich mir auch gedacht und er müsste es m.E. schaffen, wenn es so kommt.

Abgesehen davon hocken greise Italiener auch lieber etwas ruhiger auf dem Bankerl, es gibt dort heute schon Dörfer, in denen fast nicht mehr Leben ist, als eine Bank voll alter Menschen. Ganz ruhig.
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Re: Wie und wo möchtet ihr alt werden

Beitragvon stine » So 24. Feb 2008, 18:42

In Zypern sitzen die "ALten" vor ihren Häusern, quatschen und schauen und machen sich so ihre Gedanken in den Tag hinein. Bis auf von Wind und Sonne verwitterten, alten Gesichtern scheinen sie gesund zu sein, genau wie die Griechen.
In Frankreich spielen die gleichen Alten Boule und sind auch alle gesund und fit.
In Italien haben sie das Sagen innerhalb des Familienclans und müssen schon deshalb geistig und körperlich gesund sein.
Also am liebsten werde ich mal ein Postkartenklische-Alter!

Ansonsten sage ich mir: Fit halten und die Schublade öffnen, wenn sie fällig ist.
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Re: Wie und wo möchtet ihr alt werden

Beitragvon emporda » Mo 25. Feb 2008, 10:27

stine hat geschrieben:In Zypern sitzen die "ALten" vor ihren Häusern, quatschen und schauen und machen sich so ihre Gedanken in den Tag hinein. Bis auf von Wind und Sonne verwitterten, alten Gesichtern scheinen sie gesund zu sein, genau wie die Griechen.
In Frankreich spielen die gleichen Alten Boule und sind auch alle gesund und fit.
In Italien haben sie das Sagen innerhalb des Familienclans und müssen schon deshalb geistig und körperlich gesund sein.

Sicher erscheint es interessant dem Chaos und der Tristesse deutscher Altenpflege zu entkommen. Nur gibt es dabei 2 Hindernisse. Alle EU-Nationen haben vergleichbare Probleme, die Zahl der Alten wird sich in bis 2050 verdoppeln, die Zahl der dafür zahlenden Jungen um 25% bis 33% abnehmen. Damit wird kein Land den Import von teuren Tattergreisen tatenlos zusehen. Kommt jetzt grob gesprochen 1 Rentner auf 1 Zahlenden in die Rentenversicherung, dann werden es über 2,5 Rentner auf einen Zahlenden sein. Da die Belastbarkeitsgrenze schon fast erreicht ist, bleibt nur die Höhe der Renten mindestens zu halbieren, was dann im Durchschnitt weniger als die Sozialhilfe wäre. Jetzt zu sagen "das ist noch lange hin" oder "mich betrifft das nicht" ist eine fatale Kurzsichtigkeit.

Wie hier in Spanien als auch in anderen Ländern wird in den Altenheim nur die lokale Sprache gesprochen, das lokal übliche Essen gekocht usw. Wer nicht unmittelbar mit 65 seine Koffer packt, in sein Wunschland umzieht und sich dort eingewöhnt samt Erlernung der Sprache, der hat später sehr ernste Probleme. Er kann weder der Pflegerin sagen was ihm fehlt, warum er das nicht essen will noch dem Arzt erklären was ihm wann und wo weht tut.

Das Sprachproblem ist neben dem Kulturproblem auch relevant, wenn man nur in der Sonne auf der Bank sitzen will wie alle anderen Rentner hier. Nur stummes Denkmal zu spielen ist auf die Dauer langweilig und öde, ohne Kenntnis von Sprache und kulturellem Hintergrund gibt ein keine Möglichkeit sich mit lokalen Einwohnern auszutauschen. Denen kann man nichts vom Mondaufgang über Castrop-Rauxel erzählen, die halten den Namen allenfalls für eine Hunderasse.

Zwar gibt es hier als großes Touristenland viele lokale Clubs von Deutschen, Engländern, Holländern, Schweizern usw, manche haben sogar eine eigene kleine Zeitung. Allerdings wird dort nur extreme geistige Nabelschau betrieben, was einem als Alternative bleibt ist das Internet.
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Re: Wie und wo möchtet ihr alt werden

Beitragvon stine » Mo 25. Feb 2008, 13:07

emporda hat geschrieben:...die Zahl der Alten wird sich in bis 2050 verdoppeln, die Zahl der dafür zahlenden Jungen um 25% bis 33% abnehmen. Damit wird kein Land den Import von teuren Tattergreisen tatenlos zusehen. Kommt jetzt grob gesprochen 1 Rentner auf 1 Zahlenden in die Rentenversicherung, dann werden es über 2,5 Rentner auf einen Zahlenden sein.


Die Sache mit den Hochrechnungen ist immer so ein Problem. Es wurden in der Vergangenheit schon öfter Zahlen errechnet, die sich "gottlob" :mg: auch nicht erfüllten. Ich denke so ein System wie das unsere hat da ganz andere Wege.

Mein Vater hatte mit 75 Jahren eine Bypass-OP und eine Nierenresektion (auf Verdacht!!) und wurde dann sozusagen "blutig" in die Reha entlassen. Er erholte sich natürlicherweise nicht und bis zu seinem qualvollen Tod im Dez.07 konnte man dabei zusehen, wie er langsam weniger wurde. Verdient haben in dieser Zeit, obwohl längst klar war, dass er nicht mehr operiert werden konnte, fünf Krankenhäuser (Fallpauschale), Chirurgen die ihre Kenntnisse überprüfen und festigen konnten, der Hausarzt, obwohl er kläglich versagte und die Pharmaindustrie samt Apothekenräuber. Ein paar Tage ein caritatives Pflegeheim, der Totengräber und schlußendlich die Rentenkasse, weil sie jetzt die Zahlungen nicht nur einstellen kann, sondern zuviel Bezahltes auch wieder zurückbucht.

Das wird unsere Zukunft sein. Du glaubst doch nicht im Ernst, lieber emporda, dass es keine Mittel gibt, die Überalterung einzudämmen. Das geht ganz subtil, aber dafür umso sicherer.

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Re: Wie und wo möchtet ihr alt werden

Beitragvon stine » Mo 25. Feb 2008, 13:13

emporda hat geschrieben:Zwar gibt es hier als großes Touristenland viele lokale Clubs von Deutschen, Engländern, Holländern, Schweizern usw, manche haben sogar eine eigene kleine Zeitung. Allerdings wird dort nur extreme geistige Nabelschau betrieben, was einem als Alternative bleibt ist das Internet.

Ist doch auch was, oder?

Du brauchst nicht zu denken, dass das Altern in Deutschland mehr Spaß macht.

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Re: Wie und wo möchtet ihr alt werden

Beitragvon emporda » Mo 25. Feb 2008, 13:32

stine hat geschrieben:Du brauchst nicht zu denken, dass das Altern in Deutschland mehr Spaß macht.
LG stine

Das glaube ich nicht, genau deswegen sind wir doch abgehauen. Ich habe in den letzen Jahren die Mutter, den Schwiegervater, einen Bruder und die Schwester alle im sehr hohen Alter verloren, es ist unglaublich wer das alles tatkräftig mithilft und dabei die Hand aufhält. In unser Gemeinschaft hier ist nur die Susi (Bild rechts) jung und gesund.

Auch glaube ich nicht an eine denkbare Lösung der demographischen Überalterung, dazu braucht man eine Reproduktionsrate von etwa 2,15. Frankreich schafft mit enormen Subventionen in Kindergelt, Kinderkrippen und Gesetzen etwa 1,8, in Ländern wie Deutschland, Spanien, Italien usw. liegt die Zahl zwischen 1,2 bis 1,3.

Selbst die maximal erträgliche Zuwanderung junger Wirtschaftsflüchtlinge reicht nicht aus, das zu kompensieren, ohne diese Zuwanderung hat die BRD in 2050 nicht etwa 72 Millionen Einwohner sondern deutlich unter 60 Millionen. Unsere türkischen "Gastarbeiter" als größte Gruppe sind auch schon fast alle im Rentenalter.

Versuch einmal in einem industriellem Ballungsraum eine gute Mietwohnung für ein Paar mit 3 oder 4 Kindern zu finden, die bezahlbar ist. Dagegen ist eine Kriminalroman im Mafia Milieu eine Gute-Nacht Geschichte fürs Sandmännchen. Da muß der mögliche Mieter im Winter den Bürgersteig schneefrei räumen, das Treppenhaus streichen, bekommt die Kaution nicht verzinst, zahlt die anstehende Heizkesselreparatur usw. Familien mit mehr als 2 Kindern gelten bereits als Asoziale - sofern sie nicht draußen in einer schicken Villa wohnen. Die Gesellschaft gräbt sich durch Dünkel und Überheblichkeit ihr eigenes Grab - und alle beteiligen sich am Tanz ums goldene Kalb mit Namen Jugend
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Re: Wie und wo möchtet ihr alt werden

Beitragvon pinkwoolf » Mo 25. Feb 2008, 16:55

Das ist ein Thema, dem ich mich nur noch mit – immerhin bald altersgemäßer – Griesgrämigkeit nähern kann. Ich sehe keine praktikable Lösung.

Einerseits beklagen wir nicht ohne Grund die Zustände in Altenheimen und die Knauserei bei der mobilen Altenhilfe; andererseits wird es bei der gegenwärtigen, gar nicht zu reden von der zukünftigen Altersstruktur der Bevölkerung immer unwahrscheinlicher, dass sich selbst dieser Zustand halten lässt. Eine wahrhaft tragische Entwicklung: alle gut gemeinten Schritte führen nur weiter ins Verderben.

Der medizinische Fortschritt bewirkt, dass man das Leben immer weiter verlängern kann – nicht selten bis weit jenseits dessen, was als Leben noch erstrebenswert ist. Die Ermunterung zu größerer Reproduktionsfreudigkeit, wenn sie denn Erfolg verspräche, beschleunigt den Kollaps des Ökosystems – man denke nur an all die zusätzlichen
CO 2-trächtigen Furze dieser Erdenbürger und ihrer nahrungsspendenden Rinder.

Auch das ökonomische System – die Exploitation billiger Arbeitskräfte wird zu recht missbilligt, also wird die Produktion automatisiert – verbietet letztlich ein höheres Bevölkerungswachstum. Vielleicht sollten auch Industrieroboter in die Rentenkasse einzahlen?

Biologisch betrachtet funktioniert das System vielleicht deshalb nicht, weil homo sapiens keine natürlichen Feinde hat, die ihn in die Schranken weisen.

Um zur ursprünglichen Frage zurückzukommen (Wo will ich mein Alter verbringen?): das ist mir eigentlich ziemlich egal. Um es mit Wilhelm Busch zu sagen: "Schön ist es auch anderswo, und hier bin ich sowieso." Ich rauche wie ein Schlot, damit sich das Alter nicht über Gebühr hinauszieht. Notfalls auch draußen vor der Kneipe. Damit bin ich für das Gemeinwesen ein echter Sparfaktor, wie kürzlich errechnet wurde.

:segen:
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Re: Wie und wo möchtet ihr alt werden

Beitragvon Kurt » Mo 25. Feb 2008, 17:57

pinkwoolf hat geschrieben:Der medizinische Fortschritt bewirkt, dass man das Leben immer weiter verlängern kann – nicht selten bis weit jenseits dessen, was als Leben noch erstrebenswert ist.


Ich wundere mich ein bisschen, dass das hier anscheinend allgemein akzeptiert wird. Ich persönlich gehe eher davon aus, dass der medizinische Fortschritt nicht nur die Zeitspanne des "Verfalls" verlängert, sondern noch mehr die gesunde Spanne. Ich kenne viele Leute, die bis in die späten 70er gesund und fit sind. Und wenn es einmal soweit ist, dass ich das Leben durch medizinische Hilfe zwar fortsetzen könnte aber ich es unerträglich finde, dann würde ich für mich wohl auch den Freitod in Erwägung ziehen. Zumindest denke ich das heute. Insofern kann ich nicht nachvollziehen, wie man den medizinischen Fortschritt verteufeln kann.
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Re: Wie und wo möchtet ihr alt werden

Beitragvon emporda » Mo 25. Feb 2008, 18:17

Kurt hat geschrieben:
pinkwoolf hat geschrieben:Der medizinische Fortschritt bewirkt, dass man das Leben immer weiter verlängern kann – nicht selten bis weit jenseits dessen, was als Leben noch erstrebenswert ist.

Ich wundere mich ein bisschen, dass das hier anscheinend allgemein akzeptiert wird. Ich persönlich gehe eher davon aus, dass der medizinische Fortschritt nicht nur die Zeitspanne des "Verfalls" verlängert, sondern noch mehr die gesunde Spanne.
Ich glaube pinkwolf hat den medizinischen Fortschrit um jeden Preis gemeint, nun das ist ein kommerzielles und ein ethisches Problem.

Die USA, die sich so gerne mit dem Titel "führende Industrienation" schmücken, gehen hier voran auf dem Weg in den Untergang. Nur etwa 45% der Bevölkerung haben überhaupt noch eine Krankenversicherung, der Rest von ca. 160 Millionen Menschen kann sich das nicht leisten und spielt lieber russisches Roulette. Eine Krankenversicherung für eine 4-Köpfige Familie kostet zwischen 600 bis 900 US$/Monat, je nach abgedeckter Leistung, bei speziellen Anforderungen ist nachzuzahlen. Als Konsequenz liegt das Durchschnittsalter der Amerikaner bereits unter dem von Costa Rica und ist weiter am sinken.

Zum Ende des Leben hat der Mensch überwiegend einen gesundheitlichen Zustand, den man nicht mehr als bewußtes Leben bezeichnen kann. Nur wenigen wird die Gnade zu Teil, am Morgen einfach mausetot aufzuwachen. Nich alle können oder wollen diesen Zustand selber beenden und klammern sich verzweifelt an den letzten Funken Leben. Was in Holland und der Schweiz in Ansätzen versucht wird, das ist sicher nicht die finale Lösung.

1von6,5Milliarden hat geschrieben:Jegliche an Demenz erkrankte Person wird so lange wie möglich aus jeder Pflegestufe herausgehalten, eigentlich wird jeder so lange es geht und so weit wie es irgendwie geht herausgerechnet, aber bei ("nur") Dementen können es die Pflegekassen besonders gut, der betroffene Mensch kann ja noch selber aufstehen, gehen etc. Selbst wenn man einen Dementen der total desorientiert ist eigentlich keine Minute aus den Augen lassen kann - er liefe sonst weg, auf die Straße, in den Wald (je nach "Gelegenheit"), Alternative wäre (verbotenenerweise) ihn einzusperren (Würde des Menschen! Wer will gerne eingesperrt sein!), der Weg zum Klo muss gezeigt werden (oder Windeln gewechselt werden - auch hier die Frage nach der Würde), beim Essen und Trinken muss geholfen werden, beim Waschen und Anziehen sowieso und trotzdem ist schwer so jemanden auch nur in Pflegestufe 1 zu bekommen. Und da werden gerade 90 Minuten pro genehmigt.
Wenn jemand auf einem Autobahnrastplatz aus Verzweiflung die von Dritten beschaffte Zyankalikapsel schluckt, dann blasen sich die selbst ernannten Moralapostel auf. Als ob so eine typische Existenz wie von 1von6,5Milliarden beschrieben überhaupt noch lebenswert ist. Warum kann man nicht den Menschen zum Lebensabend einen würdigen Abgang gewähren, anstelle sie irgendwo verrecken zu lassen.
Zuletzt geändert von emporda am Mo 25. Feb 2008, 18:35, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: Wie und wo möchtet ihr alt werden

Beitragvon 1von6,5Milliarden » Mo 25. Feb 2008, 18:30

emporda hat geschrieben:Nur wenige können oder wollen diesen Zustand selber beenden, was in Holland und der Schweiz in Ansätzen versucht wir, das ist sicher nicht die finale Lösung.
Sehr viel finaler kann eine Lösung nicht sein. :mg:

Kurt hat geschrieben:Ich kenne viele Leute, die bis in die späten 70er gesund und fit sind.
Auch da muss noch lange nicht Schluss sein, übrigens auch ohne Errungenschaften der modernen Medizin.
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Re: Wie und wo möchtet ihr alt werden

Beitragvon pinkwoolf » Mo 25. Feb 2008, 19:05

Ich verteufle den medizinischen Fortschritt keineswegs; er ist eine logische Folge des menschlichen Forschungsdrangs. Ich sehe darin lediglich einen gewissermaßen unausweichlichen Faktor, der zu unserer Bevölkerungswachstums-bedingten Zwickmühle beiträgt.

Wenn sich die "gesunde Spanne" des menschlichen Lebens ebenfalls verlängert, wäre es doch logisch, die Arbeitszeitspanne entsprechend zu erhöhen. Wieviele Jahre Rente stehen dem Menschen zu? Fünf? Zehn? Fünfzehn? Ich als Lehrer hätte Probleme damit, als achzig-jähriger zukunftsorientierten Teenagern weiterhin mein Weltbild zu vermitteln.

Und was passiert mit den Universitätsabsolventen, die darauf warten, meinen Platz einzunehmen? Berufsanwärter-Heime statt Altersheime? Man würde Windeln sparen.
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Re: Wie und wo möchtet ihr alt werden

Beitragvon Klaus » Mo 25. Feb 2008, 19:25

@pinkwolf, soweit würde ich gar nicht gehen. Die Erde ist mit der krankheit Mensch befallen und kann sie alle nicht mehr ernähren. Also, punktuell gibt es zu viele Menschen, die zu viele Ressourcen verbrauchen und dazu noch die Mittel und Möglichkeiten besitzen alt zu werden. In anderen Regionen ist das nicht so, die Sterberate ist viel höher, aber die Regenerationsfähigkeit auch. Die wollen aber genau so leben, wie die scheinbar reichen Alten :^^: der westlichen Welt, die wollen aber nicht teilen, also muss das Niveau der Versorgung der Menschen weltweit angehoben werden, wieder auf Kosten der Armen, dann gibt es ein paar tolle Zivilisationsinseln, wie Europa, USA und noch ein paar andere, da lässt sich gut leben. Der Clou, die ohnehin alten in dieser Region wollen noch älter werden. Soviel Renitenz wird die Erde nicht vertragen. =)
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Re: Wie und wo möchtet ihr alt werden

Beitragvon stine » Mo 25. Feb 2008, 19:46

Klaus hat geschrieben:Der Clou, die ohnehin alten in dieser Region wollen noch älter werden. Soviel Renitenz wird die Erde nicht vertragen. =)

Der absolute Wahnsinn ist, die reichen Alten mit Zellen der armen Ungeborenen und den Organen der armen Drittweltkinder wieder aufzupuschen.
:explodieren:

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Re: Wie und wo möchtet ihr alt werden

Beitragvon Kurt » Mo 25. Feb 2008, 20:03

pinkwoolf hat geschrieben:Wenn sich die "gesunde Spanne" des menschlichen Lebens ebenfalls verlängert, wäre es doch logisch, die Arbeitszeitspanne entsprechend zu erhöhen. Wieviele Jahre Rente stehen dem Menschen zu? Fünf? Zehn? Fünfzehn?


Das Rentenalter wurde doch kürzlich erst erhöht und es steht auch grundsätzlich jedem Menschen offen, selbstständig zu arbeiten und die Arbeitszeitspanne selbst zu bestimmen. Ich halte es für überholten Blödsinn, das Rentenalter auf irgendeinen fixen Wert zu setzen. Außerdem bin ich der Ansicht, dass Menschen länger jung bleiben und sich auf der Erde wohlfühlen, wenn sie eine Aufgabe haben und nicht plötzlich von der (Erwerbs-)tätigkeit ausgeschlossen werden. Viele alte Leute bleiben bis ins hohe Alter aktiv. Das ist in ländlichen Gegenden sicherlich leichter, weil man da mehr Freiraum hat sich an den Aufgaben der Familie zu beteiligen.
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Re: Wie und wo möchtet ihr alt werden

Beitragvon pinkwoolf » Mo 25. Feb 2008, 21:16

Kurt hat geschrieben:... dass Menschen länger jung bleiben und sich auf der Erde wohlfühlen, wenn sie eine Aufgabe haben und nicht plötzlich von der (Erwerbs-)tätigkeit ausgeschlossen werden. Viele alte Leute bleiben bis ins hohe Alter aktiv.

Ich sehe jetzt mal kurz ab von den Ansprüchen der nachfolgenden Generation, den Gang der Dinge mit zu bestimmen.

Nehmen wir mal den Beruf des Dachdeckers. So jung er sich auch fühlen mag, die Gefahr des Absturzes wächst mit zunehmendem Alter asymmetrisch. Es wäre ja schön, wenn alle Körperfunktionen bis zu einem bestimmten Punkt immer gleich blieben und dann plötzlich zusammenbrächen. Dann wüsste ich, wann ich meine Zyankali-Kapsel einwerfen müsste.

Musikkritiken kann ich natürlich auch noch mit fünfundneunzig schreiben und darauf hoffen, dass sich jemand dafür interessiert. Dann bin ich jedenfalls aktiv; und ein paar andere Fossilien interessieren sich womöglich tatsächlich dafür. Es sei ihnen gegönnt; aber für die Gesellschaft als ganzes ist das eher von peripherer Bedeutung.
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Re: Wie und wo möchtet ihr alt werden

Beitragvon emporda » Mo 25. Feb 2008, 22:50

Kurt hat geschrieben:
pinkwoolf hat geschrieben:Wenn sich die "gesunde Spanne" des menschlichen Lebens ebenfalls verlängert, wäre es doch logisch, die Arbeitszeitspanne entsprechend zu erhöhen. Wieviele Jahre Rente stehen dem Menschen zu? Fünf? Zehn? Fünfzehn?


Das Rentenalter wurde doch kürzlich erst erhöht und es steht auch grundsätzlich jedem Menschen offen, selbstständig zu arbeiten und die Arbeitszeitspanne selbst zu bestimmen. Ich halte es für überholten Blödsinn, das Rentenalter auf irgendeinen fixen Wert zu setzen.

Der Sinn dieser Übung war das Absenken der Renten, die Durchschnittsrente fiel von 880 €/Monat auf 780 €/Monat. Bei fast 26 Millionmen Rentnern ist das sehr viel Geld.

Ich hatte das Glück dank einer interessanten beruflichen Qualifikation immer leicht einen Job zu finden, auch noch mit 60. Allerdings wurde es mir zunehmend schwerer die damit verbundenen Belastungen zu tragen und ich habe kurz vor dem 63.ten Jahr jede Tätigkeit an den Nagel gehängt. Warum hat mir ein Arzt erst später erklärt. Heute mit 70 könnte ich das noch viel weniger so einen Job erledigen, man ist einfach nicht so belastbar und konzentriert - auch wenn einem das niemand ansieht.

Was soll jemand mit 67 in einem anspruchsvollem Job bitte machen, jeden Nachmittag sich auf dem Schreibtisch zum Nickerchen von 2 Stunden bequem machen, oder unterwegs mehrfach rechts raus fahren und für 1 Stunde schnarchen. Bei den mobilen Telefonen kann man nicht einmal in Ruhe pinkeln, geschweige den schlafen. Das kann kein Arbeitgeber akzeptieren, entweder man wird Nachtwächter oder geht in Frührente - oder beides. Die Erhöhung des Rentalters hat mit den physischen Fähigkeiten der Menschen nichts zu tun.
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