Wissensvermittlung ist Bildung?

Wissensvermittlung ist Bildung?

Beitragvon stine » Do 13. Mär 2008, 08:23

"Der moderne dynamische und ganzheitliche Bildungsbegriff steht für den lebensbegleitenden Entwicklungsprozess des Menschen, bei dem er seine geistigen, kulturellen und lebenspraktischen Fähigkeiten und seine personalen und sozialen Kompetenzen erweitert. " (Quelle Wikipedia)

Heute wird soviel über "Bildung" gesprochen und darüber, dass sie ein unvermeidliches Ziel für eine gut funktionierende Gesellschaft sein muß, aber Bildung reduziert sich, nicht nur in Deutschland, immer mehr auf die pure Wissensvermittlung.

Henning Kössler, 1989: „Bildung ist der Erwerb eines Systems moralisch erwünschter Einstellungen durch die Vermittlung und Aneignung von Wissen derart, dass Menschen im Bezugssystem ihrer geschichtlich-gesellschaftlichen Welt wählend, wertend und stellungnehmend ihren Standort definieren, Persönlichkeitsprofil bekommen und Lebens- und Handlungsorientierung gewinnen. Man kann stattdessen auch sagen, Bildung bewirke Identität ...“

Auch nach Humboldt ist Bildung die Anregung aller Kräfte des Menschen, damit diese sich über die Aneignung der Welt entfalten und zu einer sich selbst bestimmenden Individualität und Persönlichkeit führen.

Kommt "echte Bildung" demnach in unseren Schulen zu kurz?
Verändert sich unsere Gesellschaft zu einer puren Wissensgesellschaft?
Und wenn ja, warum ist das so?

LG stine
Benutzeravatar
stine
 
Beiträge: 8022
Registriert: Do 27. Sep 2007, 08:47

Re: Wissensvermittlung ist Bildung?

Beitragvon 1von6,5Milliarden » Do 13. Mär 2008, 09:49

stine hat geschrieben:Kommt "echte Bildung" demnach in unseren Schulen zu kurz?
Ja, aber vorallem kommt Bildung ausserhalb der Schule zu kurz, insbesondere im Elternhaus findet kaum ein Bildung statt und ein großer Teil (nicht alles und natürlich nicht überall gleich verteilt) der Bildung dort, ist eine Bildung die (m.E.) bestenfalls keine positiven Folgen hat. (Wenn man Bildung weiter und wortnah interpretiert)
stine hat geschrieben:Verändert sich unsere Gesellschaft zu einer puren Wissensgesellschaft?
äh? Wie meinen? Wo ist in unserer Gesellschaft den Wissen?
Unsere Gesellschaft verändert sich, keinen Zweifel. Aber eine "Wissensgesellschaft" zeichnete sich meiner Meinung auch dadurch aus, dass nicht wenige Mitglieder viel und viele Mitglieder (sehr) wenig wissen, sondern dass die Mehrzahl der Mitglieder einiges (viel) weiß.
Benutzeravatar
1von6,5Milliarden
Mitglied des Forenteams
Mitglied des Forenteams
 
Beiträge: 5236
Registriert: Sa 25. Nov 2006, 15:47
Wohnort: Paranoia

Re: Wissensvermittlung ist Bildung?

Beitragvon stine » Do 13. Mär 2008, 10:51

1von6,5Milliarden hat geschrieben:
stine hat geschrieben:Verändert sich unsere Gesellschaft zu einer puren Wissensgesellschaft?
äh? Wie meinen?

Ich meine, dass die Hauptschulen zu Restschulen mutieren, die Gymnasien immer voller werden, es mehr Studenten gibt, als je zuvor, aber trotzdem nicht erkennbar ist, dass sich grundlegende Verbesserungen breit machen.
Im Gegenteil, die einzige Bewegung die sich feststellen lässt ist die Tatsache, dass unser Leben, mehr als je zuvor, von der Wirtschaft abhängig geworden ist. Zahlen, Fakten, erlernte Strategien, Wissen als Supermacht bestimmt unser Dasein.
Wäre es jetzt an der Zeit, den Faktor Mensch wieder in den Lernstoff einzuplanen?

LG stine
Benutzeravatar
stine
 
Beiträge: 8022
Registriert: Do 27. Sep 2007, 08:47

Re: Wissensvermittlung ist Bildung?

Beitragvon 1von6,5Milliarden » Do 13. Mär 2008, 12:42

stine hat geschrieben:Wäre es jetzt an der Zeit, den Faktor Mensch wieder in den Lernstoff einzuplanen?
"wieder mehr" - ja
Die "Mutation" von der Realschule zur Hauptschule, des Gymnasiums zur 08/15-Regelschule etc. gehen ja leider gerade nicht mit einem Anstieg des Wissens einher, sondern mit einem Abstieg des Anspruchs und daher auch mit einem Abstiegs des Wissens der guten Schüler. Vor 30 Jahren hat z.B. ein Durchschnittsabiturient zumindest meist noch recht gut Schreiben können. Aber wenn du heute Wikipedia anschaust, die Leute können weder gut schreiben, noch auch nur einen halbwegs guten Stil an den Tag legen (ist ja kein Forum, wo man mal schnell ein paar Zeilen einhackt). Auch von einigen Kleinunternehmern (selbstständige Handwerker!) weiß ich, dass sie entsetzt sind, was die meisten heutigen Lehrlinge nicht wissen, eben auch nicht ordentlich Schreiben können, was in meinen Augen (und nach eigener Aussage) bei diesen Handwerkern schon selber nicht so besonders gut ist. Wenn die schon entsetzt sind ...
Wissen ist Macht, nichts wissen macht nichts.
Oder so
Benutzeravatar
1von6,5Milliarden
Mitglied des Forenteams
Mitglied des Forenteams
 
Beiträge: 5236
Registriert: Sa 25. Nov 2006, 15:47
Wohnort: Paranoia

Re: Wissensvermittlung ist Bildung?

Beitragvon Twilight » Do 13. Mär 2008, 21:19

Ein Teil des Problems ist, dass viele Lehrer sich bereits mit Grundschülern überfordert fühlen (es vielleicht auch sind) und sich in eine Ressourcen schonende Position zurückziehen, in der sie nur noch ihren Lehrplan tumb herunter rattern und die auf der Strecke bleibenden Schützlinge einfach dort lassen - also auf der Strecke.

Das geht schon mit dem Lesenlernen los. Vor neunzehn Jahren - ich weiß es noch, als wären es erst 18 gewesen - konnte ich bereits vor der Einschulung ganz passabel lesen und schreiben. Kannte alle Buchstaben von A, Be, Ce bis gehtnichtmehr und war in der Lage, flüssig zu lesen. Dass ich dann praktisch gezwungen wurde, die Silben eines Satzes abzustottern, wie ein Legasteniker, war frustrierend, aber immer noch erträglich.
Aber eines Tages kam ich etwas später, sah den Buchstaben an der Tafel, der gerade gelernt wurde und meinte fröhlich: "Ach das Er!"
Das guttural knurrend verbessernde "Rrrrrr!" der Lehrerin, in deren Handbuch auch die feuchtfröhliche vokalartige Aussprache von "P" und "T", sowie das Halsschleimaufwerfende "Ch!" standen, ist mir bis heute ein Horror.

Sogar später, in der zwölften Klasse, hat sich nur wenig geändert:
Mathe: "Wo in der Praxis muss ich in der Lage sein, unter dieser Kurve (einer komplexen Funktion) die Fläche auszurechnen?" - "Frag mich das morgen noch mal. Ich muss noch was erledigen."

Schulsystem: :kopfwand:

Vielleicht sind das ja auch Einzelfälle gewesen. Aber bis auf ein paar wenige Ausnahmen (Biologie und Physik) bin ich durch pures Auswendiglernen durchs Abitur geschlittert.
Benutzeravatar
Twilight
 
Beiträge: 663
Registriert: Do 20. Dez 2007, 15:40
Wohnort: Verstecke mich... unter deinem Bett!

Re: Wissensvermittlung ist Bildung?

Beitragvon 1von6,5Milliarden » Fr 14. Mär 2008, 09:31

Twilight hat geschrieben:Dass ich dann praktisch gezwungen wurde, die Silben eines Satzes abzustottern, wie ein Legasteniker, war frustrierend, aber immer noch erträglich.
Dies hat mit Legasthenie wenig zu tun.
Abgesehen davon finde ich es einen Schwachsinn zu fordern (damit meine ich dich nur, wenn du dieses fordern solltest), dass Kinder schon ausgebildet in die Grundschule kommen. Grundschule (nomen est omen) ist schließlich dazu da, die Grundlagen zu legen. Der (Quasi-)Zwang heute sein Kind in den Kindergarten und in die Vorschule zu schicken, ist einfach ein Schwachsinn und eines freiheitlichen Staates nicht angemessen. Natürlich soll wer es will oder braucht sein Kind in einen Kindergarten schicken können, aber nicht müssen. Und ein Kind was nicht schon frühzeitig in den Überwachungs- und Reglementierungsstaat via Kindergarten gezwängt wurde, sollte keine Nachteile haben.
Benutzeravatar
1von6,5Milliarden
Mitglied des Forenteams
Mitglied des Forenteams
 
Beiträge: 5236
Registriert: Sa 25. Nov 2006, 15:47
Wohnort: Paranoia

Re: Wissensvermittlung ist Bildung?

Beitragvon stine » Fr 14. Mär 2008, 12:03

1von6,5Milliarden hat geschrieben:Die "Mutation" von der Realschule zur Hauptschule, des Gymnasiums zur 08/15-Regelschule etc. gehen ja leider gerade nicht mit einem Anstieg des Wissens einher, sondern mit einem Abstieg des Anspruchs und daher auch mit einem Abstiegs des Wissens der guten Schüler.
Leider ist es so.

Was mich aber zu diesem Thema brachte und was ich dabei nachdenkenswert fand ist meine derzeitige Wahrnehmung, dass, egal welcher Schulzweig eingeschlagen wird, nur Fachkenntnisse erlernt werden sollen. In den Universitäten wird es nicht viel anders sein. Es entsteht jedenfalls der Eindruck, wenn man sieht, mit welchem Ehrgeiz nach dem Studium Profit gemacht wird und wieviele Menschen dabei auf der Strecke bleiben. Ein guter BWLer kann ein Unternehmen gewinnbringend leiten, aber auch sozial gerecht?

Ist soziale Kompetenz nicht überhaupt einhergehend mit Intelligenz?
Man könnte das innerhalb der Tierwelt gut bei Elefanten beobachten.
Kann es sein, dass heute viele Menschen an entsprechenden Hebeln sitzen, die zwar intelligent genug sind, um an solche Positionen zu gelangen, dann aber aufgrund ihrer mangelnden Sozialkompetenz doch fehl am Platz sind?

Eigentlich ist mir selber noch nicht ganz klar, auf was ich hinaus möchte. Einzig der Begriff Bildung wird derzeit falsch gebraucht. Weil von Bildungschancen nicht die Rede sein kann, wenn man damit meint, dass jeder das Recht auf die Aneignung gymnasialen Wissens hat.

LG stine
Benutzeravatar
stine
 
Beiträge: 8022
Registriert: Do 27. Sep 2007, 08:47

Re: Wissensvermittlung ist Bildung?

Beitragvon Twilight » Fr 14. Mär 2008, 12:20

Abgesehen davon finde ich es einen Schwachsinn zu fordern (damit meine ich dich nur, wenn du dieses fordern solltest), dass Kinder schon ausgebildet in die Grundschule kommen. Grundschule (nomen est omen) ist schließlich dazu da, die Grundlagen zu legen. Der (Quasi-)Zwang heute sein Kind in den Kindergarten und in die Vorschule zu schicken, ist einfach ein Schwachsinn und eines freiheitlichen Staates nicht angemessen.[...][/quote]

Das fordere ich nicht. Was ich nur lieber sähe, ist eine individuelle Förderung, oder zumindest die Bereitschaft, einem Kind zu gestatten, sich selbst zu fördern, wenn es das kann, anstatt ihm erstmal Blödsinn beizubringen, wie "5-7=nicht lösbar", nur um diesen dann später durch die eigentliche Wahrheit ersetzen zu wollen. Wenn eine Kindergruppe (egal Ob Kindergarten, Vorschule oder Grundschule) für bestimmte Wissensbereiche noch nicht bereit ist, dann kann man solche Bereiche auch erst einmal ganz auslassen.
Warum muss eine Mutter kämpfen, wie ein Löwe, damit ihre Tochter im Kindergarten mit Messer und Gabel essen darf, anstatt mit einem Löffel im Kartoffelbrei herumzustochern? (Ebenfalls ein Ereignis aus der Verwandschaft)

Wenn Pädagogen mit den großen Gruppen überfordert sind, müssen diese eben verkleinert und mehr Leute eingestellt werden. Aber da ist ja das liebe Geld wieder ein Problem. :sauer:
Benutzeravatar
Twilight
 
Beiträge: 663
Registriert: Do 20. Dez 2007, 15:40
Wohnort: Verstecke mich... unter deinem Bett!

Re: Wissensvermittlung ist Bildung?

Beitragvon pinkwoolf » Fr 14. Mär 2008, 16:31

1von6,5Milliarden hat geschrieben:Abgesehen davon finde ich es einen Schwachsinn zu fordern (damit meine ich dich nur, wenn du dieses fordern solltest), dass Kinder schon ausgebildet in die Grundschule kommen. Grundschule (nomen est omen) ist schließlich dazu da, die Grundlagen zu legen.

Die Grundlagen erwirbt das Kind praktisch vom ersten Lebenstag an, und beim Eintritt in die Grundschule weiß es sicherlich schon, dass Äpfel keine Birnen sind.

Bereits im Kindergarten eine Art Curriculum aufzustellen halte ich auch für unsinnig, aber die natürliche Neugier der Kleinen sollte man schon ausnutzen. Vielleicht unterscheidet der eine oder andere dann sogar schon einen Stegosaurus von einem Bronchiosaurus. Große Tiere faszinieren kleine Menschen.

Problematisch wird die Sache bei Kindern mit Migrationshintergrund. (Wer diese elegante Wortschöpfung wohl ausgebrütet hat?) Die können zwar auch schon Äpfel von Birnen unterscheiden, kennen aber womöglich die deutschen Wörter dafür nicht; und kein Alter ist besser als das Kindergartenalter, um diese Lücken zu schließen.

Vor demselben Problem steht man, in nur wenig geringerem Ausmaß, bei Kindern mit dem Hintergrund einer RTL 2-Chips und Bier-Familie, die auf keine Frage eine andere Antwort bekommen als "Halt`s Maul“. Bilder von Äpfeln und Birnen ausschneiden und aufkleben wird diese Kinder auch nicht weiter bringen.

Eine Lösung des Problems fällt mir nicht ein; aber alles auf den Beginn der Grundschule zu verschieben, erscheint mir wenig Erfolg versprechend.
Benutzeravatar
pinkwoolf
 
Beiträge: 947
Registriert: Mo 17. Sep 2007, 18:58

Re: Wissensvermittlung ist Bildung?

Beitragvon ostfriese » Fr 14. Mär 2008, 18:57

pinkwoolf hat geschrieben:Bronchiosaurus.

Ich kenne Brontosaurus, Brachiosaurus und Bronchitis... (*hüstel*)
Benutzeravatar
ostfriese
 
Beiträge: 1479
Registriert: Mi 20. Sep 2006, 22:28
Wohnort: Eisenach

Re: Wissensvermittlung ist Bildung?

Beitragvon emporda » Fr 14. Mär 2008, 19:03

pinkwoolf hat geschrieben:Die Grundlagen erwirbt das Kind praktisch vom ersten Lebenstag an, und beim Eintritt in die Grundschule weiß es sicherlich schon, dass Äpfel keine Birnen sind.

Bereits im Kindergarten eine Art Curriculum aufzustellen halte ich auch für unsinnig, aber die natürliche Neugier der Kleinen sollte man schon ausnutzen. Vielleicht unterscheidet der eine oder andere dann sogar schon einen Stegosaurus von einem Bronchiosaurus. Große Tiere faszinieren kleine Menschen.

Meine 2 Kinder haben in belgischen Kindergärten die Anfangsgründe von lesen und schreiben gelernt, die fungieren als Vorschule. Das ist durchaus sinnvoll, sofern die anschließende Schule das berücksichtigt. So wie wir in 3 Sprachen (Englisch/Deutsch/Französisch) gelebt haben, so konnten die Kinder ab dem 10 Lebensjahr das auch. Das war keine internationale Schule in Brüssel, sondern eine einfache Kleinstadtschule in Waterloo.

Ausnahmen waren nur rassistisch motivierte Landesteile Belgiens sowohl bei den Flamen als auch bei den Wallonen. Da gab es sogar Unterrichtsmaterial wie Landkarten mit Namen ausländischer Städte in Flämisch bzw Französisch, (Risel = Lille, Aix la Chapell = Aachen), mit denen draußen niemand was anfangen konnte. Auf dem Autobahnrastplatz steht dann ein Schild mit "RISEL", davor ein Auto mit Touristen die ihren Autoatlas durchblättern und einen Ort suchen, der so nirgens existiert.

Wenn aber ein Kind mit diesen Fähigkeiten mit 6 Jahren in eine deutsche Schule kommt und alles noch einmal durchkauen muß, dann verliert es jedes Interesse an dem Laden und wird zum Problemfall sobald der Lehren blind nach Lehrplan paukt.

Zum Beispiel kann niemand eine belgische Schule betreten, wenn dort Unterricht ist. Die Zugangstore sind verschlossen. Man muß sich vorher telefonisch anmelden oder jemanden aus dem Sekretariat rausklingeln. Diese Zirkusveranstaltung, die sich deutsches Schulsystem nennt, ist von A bis Z ein Chaos und bildet überwiegend Chaoten aus.
Benutzeravatar
emporda
 
Beiträge: 1123
Registriert: Di 7. Aug 2007, 17:56
Wohnort: Begur-Spanien

Re: Wissensvermittlung ist Bildung?

Beitragvon pinkwoolf » Fr 14. Mär 2008, 19:25

ostfriese hat geschrieben:Ich kenne Brontosaurus, Brachiosaurus und Bronchitis... (*hüstel*)

Ich war mir meiner Sache selber nicht so sicher - unsere fünfjährigen Experten wären uns sicherlich haushoch überlegen - und habe deshalb gegoogelt samt copy&paste. Es gab ihn, wenigstens auf Englisch.

Der hustengeplagte Bronchiosaurus genießt posthum mein volles Mitgefühl. Aber was bedeutet schon Husten, wenn ein Meteorit herniederrauscht?
Benutzeravatar
pinkwoolf
 
Beiträge: 947
Registriert: Mo 17. Sep 2007, 18:58

Re: Wissensvermittlung ist Bildung?

Beitragvon ostfriese » Fr 14. Mär 2008, 19:37

Brachiosaurus und Brontosaurus sind sich ja nicht unähnlich (vor allem beide ziemlich lang^^), deshalb sind sie wohl nicht nur in Deinem Kopf verschmolzen. Google fand immerhin 517 deutsche Seiten (allerdings 274.000 für Brachiosaurus, 693.000 für Brontosaurus), ein Wikipedia-Artikel zum "Bronchiosaurus" existiert dagegen nicht. Das deutet doch stark darauf hin, dass es auch kein Tier dieses Namens gab. ;-)
Benutzeravatar
ostfriese
 
Beiträge: 1479
Registriert: Mi 20. Sep 2006, 22:28
Wohnort: Eisenach

Re: Wissensvermittlung ist Bildung?

Beitragvon pinkwoolf » Fr 14. Mär 2008, 19:59

@ Ostfriese

Ich kapituliere.

Selbstverständlich meinte ich ursprünglich den Brachiosaurus und habe mich dann nur noch ein bisschen quergestellt, um Recht zu behalten. Trotzdem finde ich es interessant, dass der Hustensaurier bei Google so viele Treffer erzielt. Woran mag das liegen?
Benutzeravatar
pinkwoolf
 
Beiträge: 947
Registriert: Mo 17. Sep 2007, 18:58

Re: Wissensvermittlung ist Bildung?

Beitragvon ostfriese » Fr 14. Mär 2008, 20:43

pinkwoolf hat geschrieben:Trotzdem finde ich es interessant, dass der Hustensaurier bei Google so viele Treffer erzielt. Woran mag das liegen?

Wenn morgen jemand nach dem "Hustensaurier" googlet, wird der schon mal einen Treffer finden. ;D

Und schon ist ein neues Geschöpf erfunden...

Warum es der "Bronchiosaurus" immerhin schon auf 517 Treffer bringt, habe ich ja schon zu erklären versucht. Menschengehirne sind einander eben doch ähnlicher als wir "einzigartige Individuen" gern glauben möchten...
Benutzeravatar
ostfriese
 
Beiträge: 1479
Registriert: Mi 20. Sep 2006, 22:28
Wohnort: Eisenach

Re: Wissensvermittlung ist Bildung?

Beitragvon pinkwoolf » Fr 14. Mär 2008, 23:04

@ Ostfriese

Auf dieser Ebene bringt mir der Diskurs wieder richtig Spaß. Ansonsten habe ich derzeit eine Krise, was die Anliegen der Brights betrifft. Zwar bin ich nach wie vor ein überzeugter Atheist; aber zur Zeit habe ich wenig Drang, meine Haltung anderen aufzudrängen. Sollen die doch glauben, was sie wollen, solange sie mich nicht in die Luft sprengen wollen.

Den Hustensaurier, den Armsaurier und den Fischsaurier kann das alles nicht mehr kratzen. Sic transit gloria mundi. Pauker, der ich bin, muss ich schließlich auch mal meine klassische Bildung heraushängen lassen.
Benutzeravatar
pinkwoolf
 
Beiträge: 947
Registriert: Mo 17. Sep 2007, 18:58

Re: Wissensvermittlung ist Bildung?

Beitragvon 1von6,5Milliarden » Sa 15. Mär 2008, 11:46

ostfriese hat geschrieben:Wenn morgen jemand nach dem "Hustensaurier" googlet, wird der schon mal einen Treffer finden. ;D
Ich muss dich leider (noch) enttäuschen :kg:
ostfriese hat geschrieben:Warum es der "Bronchiosaurus" immerhin schon auf 517 Treffer bringt,
dafür sind wir hier schon bei 530. :lachtot:

Google war seit gestern wohl noch nicht wieder hier.
Benutzeravatar
1von6,5Milliarden
Mitglied des Forenteams
Mitglied des Forenteams
 
Beiträge: 5236
Registriert: Sa 25. Nov 2006, 15:47
Wohnort: Paranoia

Re: Wissensvermittlung ist Bildung?

Beitragvon ostfriese » Sa 15. Mär 2008, 12:33

pinkwoolf hat geschrieben:Sollen die doch glauben, was sie wollen, solange sie mich nicht in die Luft sprengen wollen.

Weißt Du, was für ein tolles Gefühl es ist, wenn man sich vor einer Schulklasse einen religionsverächtlichen Scherz* erlaubt und statt betretener Gesichter freies, schallendes Lachen von fast allen Kindern erntet? Bei uns in Thüringen geht das!

In dem Moment ahnt man aus tiefstem Inneren, dass ohne Religion die Welt eine bessere wäre.

*Gestern z.B. standen wir beim Wandertag vorm Eisenacher Bischofsitz (Landeskirchenamt) und bestaunten das prachtvolle Gebäude hoch über den Dächern der Stadt, als ein Sechstklässler anmerkte: "Die haben ja noch nicht mal 'ne Radarschüssel auf'm Dach." Darauf ich: "Brauchen sie doch nicht, die Christen haben ja den direkten Draht zum Himmel." Natürlich wissen 80 Prozent unserer Schüler, dass dies eine lächerliche Vorstellung ist, und deshalb lachen sie aus vollem Herzen, furchtlos!

Die Befreiung von Religion ist ein kultureller Quantensprung -- für die Gesellschaft wie für jeden einzelnen Menschen. Ich habe diese beiden Sprünge am eigenen Leibe erfahren (Loslösung vom Christenglauben bzw. Wechsel von Niedersachsen mit ca. 80% Religionsschülern nach Thüringen mit ca. 20% Religionsschülern) und werde daraus mit hoher Sicherheit bis zu meinem Lebensende aufklärerische Motivation schöpfen.
Benutzeravatar
ostfriese
 
Beiträge: 1479
Registriert: Mi 20. Sep 2006, 22:28
Wohnort: Eisenach

Re: Wissensvermittlung ist Bildung?

Beitragvon 1von6,5Milliarden » Sa 15. Mär 2008, 12:54

Meinst du sicher (aus deiner Erfahrung als niedersächsischer Lehrer) im Westen (Niedersachsen) hätten sie nicht gelacht? Hätten sie nicht ohne Furcht gelacht? (Zumindest die Mehrheit)?

Rein subjektiv in der verklärten Erinnerung als Schüler hätten wir da schon auch mehrheitlich gelacht und dass man Furcht haben könnte beim Mitlachen käme mir (zumindest für die Mehrheit) nicht in den Sinn. Aber wenn man selbst (als Schüler) lacht, merkt man schwer, wieviele (nicht) mitlachen.
Aber beim Lehrer würde ich eher den Unterschied ansetzen. Bei uns könnte ich mir schon eher vorstellen, dass er sich Gedanken macht, ob nicht ein "Ministrant" zum Pfarrer oder den Eltern läuft und dies entrüstet weitererzählt und diese dann sich beschweren ...
Benutzeravatar
1von6,5Milliarden
Mitglied des Forenteams
Mitglied des Forenteams
 
Beiträge: 5236
Registriert: Sa 25. Nov 2006, 15:47
Wohnort: Paranoia

Re: Wissensvermittlung ist Bildung?

Beitragvon ostfriese » Sa 15. Mär 2008, 13:55

Du stellst genau die Fragen, die ich dem Autor des vorhergehenden Beitrags wohl auch gestellt hätte, wenn ich es nicht selbst gewesen wäre. ;-)

Und Du hast sie Dir gleich selbst beantwortet.

Ergänzt sei nur, dass gerade die wohl zutreffende Vermutung, auch die Mehrheit niedersächsischer Sechstklässler würde (noch!) furchtlos lachen, doch sehr dafür spricht, die Schüler im Kindesalter aktiv vor der unbegründeten religiösen Prämisse zu schützen, ohne naiven Glauben fehlte ihnen etwas.
Benutzeravatar
ostfriese
 
Beiträge: 1479
Registriert: Mi 20. Sep 2006, 22:28
Wohnort: Eisenach

Nächste

Zurück zu Gesellschaft & Politik

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 3 Gäste