Ich eröffne hier einen neuen Thread, beziehe mich aber auf deinen Beitrag in einem anderen Thread, weil ich fürchte, damit sonst ein Fass aufzumachen, das mit dem Thema Dilemma Heirat nichts mehr zu tun hat.
Jan R. hat geschrieben:Aber Demut bezieht sich doch auch wieder nur auf eine bestimmte Instanz. Wenn ich also ins Universum hinaus blicke und dadurch merke wie klein und unbedeutend ich eigentlich bin und erkenne
[...]
soll das schlecht sein, nein, sogar therapiert werden?
Sorry, aber das klingt nach Überheblichkeit oder, was wahrscheinlicher ist, wir haben total aneinander vorbei geredet.
In dem Sinne, wie du den Begriff verstanden wissen willst, fassen es die Begriffe der Bescheidenheit und der Rücksicht besser und gegen die ist absolut nichts zu sagen, wohl aber gegen falsche Bescheidenheit und falsche Rücksicht, das wäre sonst in der Tat deren jeweiliges Gegenteil; nämlich Überheblichkeit und Verantwortungslosigkeit.
Der Begriff der Demut aber, wie ihn etwa auch die katholische Kirche versteht und wie sie ihn jetzt leider ausgerechnet auch schon wieder als vermeintliches Heilmittel im Zusammenhang mit den aktuell diskutierten sexuellen Missbrauchsfällen propagiert, ist abzulehnen:
Durch die Verdrängung essentiell wichtiger menschlicher Charakteristika schaffen Religionen gespaltene Persönlichkeiten, die (auch den sexuellen) Missbrauch erst ermöglichen und fördern: Mit einem Ansatz à la Mea culpa, mea maxima culpa, wie ihn die Katholische Kirche seit Jahrhunderten und so auch im aktuellen Skandal praktiziert, kann man sich nicht aus der Affäre ziehen, im Gegenteil!
Schon Kinder müssen in die Lage versetzt werden, klar zu äußern, was sie wollen und was sie nicht wollen und beim Verhandeln ihrer eigenen Interessen mit den Interessen anderer keine (falsche) Rücksicht auf (vermeintliche) Autoritäten zu nehmen.
Es liegt auf der Hand, dass Religionen im Allgemeinen und die autoritär-zentralistisch geführte Katholische Kirche im Besonderen hier keine geeigneten pädagogischen Modelle für Kinder liefern können.
Das gilt auch für Erwachsene, die vermutlich aufgrund einer Fehlprägung in ihrer Kindkeit in totalitären Denkstrukturen verhaftet sind:
Mit Demut kann man sich aus dem Teufelskreis nie befreien. Damit wird man nur vom Opfer zum Täter und schreibt den Missstand fort.
Gruß Gernot