Mehr Arbeitslose mit höchstem Schulabschluss als geringerem

Mehr Arbeitslose mit höchstem Schulabschluss als geringerem

Beitragvon xander1 » Fr 22. Jun 2012, 23:21

15% der Absolventen einer (Fach-) Hochschulreife sind arbeitslos. Hier kann man das nachlesen: http://www.gegen-hartz.de/nachrichtenue ... ug4332.php . Jüngst hatte auch stern.de davon berichtet.

10,8 % mit Hauptschulabschluss sind Harz4 betroffen und 5,5% mit Realschulabschluss. Besonders hoch ist der Anteil der Arbeitslosen in der Altersgruppe der 25- bis 34- Jährigen (jede/r Fünfte bis Sechste).

Meine Frage ist jetzt, wie das sein kann, dass gerade diejenigen mit dem höchsten Schulabschluss am schlimmsten gefährdet sind arbeitslos zu werden.
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Re: mehr Arbeitslose mit höchsten Schulabschluss als geringe

Beitragvon Vollbreit » Sa 23. Jun 2012, 06:10

xander1 hat geschrieben: Meine Frage ist jetzt, wie das sein kann, dass gerade diejenigen mit dem höchsten Schulabschluss am schlimmsten gefährdet sind arbeitslos zu werden.


Das ist nicht so schwer zu erklären.
Der Markt für Akademiker ist weitgehend gesättigt.
Was Deutschland braucht, sind Leute, die eine Lehre haben.
Insofern ist der Trend, dass Eltern ihr Kind, komme was da wolle, zum Studium peitschen in gleich mehrfacher Hinsicht unsinnig.

Waren es früher eher die überehrgeizigen Eltern von Sportwunderkindern, die – ob sie wollten oder nicht – trainieren mussten, so werden heute oft gute Schüler mit Nachhilfe traktiert um sehr gut zu werden. Auf alle Fälle Abi, nur ja studieren, was, ist egal.

Aber Akademikermangel besteht nur in wenigen Sparten, vielleicht bei Ärzten und Ingenieuren.
Fachkräftemangel herrscht hingegen auf breiter Front und selbst als Ungelernter besteht kein Grund den Kopf in den Sand zu stecken, sofern man nur ein wenig leistungsbereit und flexibel ist.
http://www.rwe.com/web/cms/mediablob/de ... wnload.pdf (S.7f)

Man kann das kritisch sehen, oder als Chance, die Zeiten der sozialen Hängematte (um die böse Formulierung mal zu benutzen) sind wohl in jedem Fall vorbei.

Dennoch muss auch klar sein, dass, wenn man als Akademiker einen Job bekommt, man statistisch immer noch am meisten verdient, jedenfalls solange man kein Geisteswissenschaftler ist.
Im Land der Dichter und Denker ist man gerade auf den Trichter gekommen, doch die MINT Fächer zu fördern, die Geisteswissenschaften sind sträflich unterrepräsentiert, weil in einer nutzenfixierten Gesellschaft gar nicht mehr so ganz klar ist, wozu Philosophen überhaupt gut sind: Die backen kein Brot und bauen auch keine Boote und so’n bisschen Denken kann ja jeder selbst.

Folgerichtig war dann auch der ärgste Fall von Ausbeutung von dem ich hörte, nicht die ostdeutsche Friseurangestellte, der Wachmann aus Schleswig oder die Putzkolonne aus dem Ruhrpott, sondern ein Philosoph, ein Akademiker, der von seiner Uni immer Semesterverträge erhielt, pro Semester 600 Euro, das sind 100 Euro im Monat.
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Re: mehr Arbeitslose mit höchsten Schulabschluss als geringe

Beitragvon Gandalf » Sa 23. Jun 2012, 08:28

xander1 hat geschrieben:Meine Frage ist jetzt, wie das sein kann, dass gerade diejenigen mit dem höchsten Schulabschluss am schlimmsten gefährdet sind arbeitslos zu werden.


Weil die Bildungspolitik zunehmend einer Ideologie folgt, die "Wohlstand" am Grad der Umsetzung dieser Ideologie misst und nicht an der Erfüllung von realen Interessen der Menschen und ihren individuellen Wünschen.
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Re: mehr Arbeitslose mit höchsten Schulabschluss als geringe

Beitragvon Darth Nefarius » Sa 23. Jun 2012, 10:37

Vollbreit hat geschrieben:Im Land der Dichter und Denker ist man gerade auf den Trichter gekommen, doch die MINT Fächer zu fördern, die Geisteswissenschaften sind sträflich unterrepräsentiert, weil in einer nutzenfixierten Gesellschaft gar nicht mehr so ganz klar ist, wozu Philosophen überhaupt gut sind: Die backen kein Brot und bauen auch keine Boote und so’n bisschen Denken kann ja jeder selbst.

Man muss Prioritäten setzen, ich persönlich bereue es nicht, dass mein Studiengang unter die MINT-Fächer fällt. :mg:
Und ich sehe auch keinen Anlass, den Utilitarismus zu verteufeln, es ist ja immer noch möglich Geisteswissenschaften zu studieren, allerdings sollten diejenigen, die es tun sich klar machen, dass nicht das spätere Einkommen für die Philosophie spricht, sondern andere Qualitäten. Wenn man viel Geld verdienen will, sind nichtmal die MINT-Fächer empfehlenswert.
Ich denke, die Grundaussage "Besserer Abschluss eher arbeitslos" wird kein Trend sein, möglicherweise lag dies an irgendwelchen Umständen, die zur Zeit der Untersuchungen für die Studie durchgeführt wurden. Trotzdem denke ich, dass auch geringe oder nur kurzfristige Investitionen in hochqualifizierte Arbeitsbereiche die Ursache sein könnte. Wenn ich an meine Uni denke, dann sind längts nicht alle MINT-Fakultäten gut versorgt, die Chemiefakultät wird einfach vernachlässigt, weil Chemiker keinen so guten Ruf wie Mediziner oder Biologen genießen.
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Re: mehr Arbeitslose mit höchsten Schulabschluss als geringe

Beitragvon Nanna » Sa 23. Jun 2012, 11:20

Seltsamerweise ist es nur so, dass die Akademiker 2010 gegenüber 2000 einen Zuwachs an Arbeitsplätzen von 24,7% verzeichneten (Trend anhaltend), während in nichtakademischen Berufen die Zahl der Arbeitsplätze um 0,4% sank. Vollbreits Behauptung, der Markt für Akademiker wäre gesättigt, wird von der Statistik also deutlich widerlegt.

Die Arbeitslosigkeit bei Absolventen (also jenen, die gerade erst einen Abschluss erlangt haben) lag 2010 für Fachhochschulabsolventen bei 3%, bei Uniabsolventen bei 2% (selbst beim Sorgenkind Sprach- und Kulturwissenschaftler bei nur 7% bzw. 5%). Insgesamt waren 2010 im Jahresdurchschnitt 176.000 Akademiker arbeitslos gemeldet, das ergibt rund 6% Akademikerarbeitslosigkeit bei knapp 3 Mio. sozialversicherungspflicht angestellten Akademikern in Deutschland.

Es steht im Artikel von xander1 auch nicht, dass 15% der Akademiker arbeitslos sind, sondern dass 15,8% der Arbeitslosen einen Hochschulabschluss haben. Allerdings ist der Artikel auch richtig großer Mist, weil die dort genannten Zahlen überhaupt nicht miteinander vergleichbar sind. Da werden munter Prozentzahlen aus den unterschiedlichsten Grundgesamtheiten durcheinandergeworfen und gegenübergestellt, so dass der unaufmerksame Leser am Ende wirklich mit dem Gefühl weggeht, dass Akademiker grob unterbeschäftigt wären. Wenn man sich das mal genauer durchliest, merkt man, dass die hohen Prozentsätze meist auf krisenbedingte Zuwächse gegenüber dem Vorjahr zurückgehen, d.h. man hat extreme Kurzzeitschwankungen herausgegriffen und das dann rhetorisch so hingedreht, als hätte man da eine penibel angefertigte Trendanalyse vorgelegt. Hier z.B.:
Gegen Hartz IV hat geschrieben:Demnach liegt die Zahl der Menschen mit Fach- und Hochschulreife, die einen Job suchen, um fast 25 Prozent höher als im Vorjahr. Bei Personen mit Hausptschulabschluss oder Mittlerer Reife, fiel der Zuwachs an Hartz IV Betroffenen geringer aus. So sind 10,8 Prozent Menschen mit einem Hauptschulabschluss von Hartz IV betroffen und 5,5 Prozent, die einen Realschulabschluss vorzuweisen haben.

Da liest man schnell drüber und denkt sich "Boah, 25%! Das ist viel mehr als 10,8% oder 5,5%." Ja klar - bloß dass die 25% eine Kurzzeitschwankung von niedrigem Niveau aus darstellen und mit den nachgenannten Zahlen wirklich GAR nichts zu tun haben. Meine Güte, was für ein Schund.

Meine Zahlen sind übrigens von der Agentur für Arbeit, nicht von einer tendentiösen Website mit klarer politischer Agenda. Quelle hier: http://statistik.arbeitsagentur.de/Stat ... r-2010.pdf
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Re: mehr Arbeitslose mit höchsten Schulabschluss als geringe

Beitragvon Zappa » Sa 23. Jun 2012, 12:53

Hast Recht, dass ist der alte Trick mit den absoluten und relativen Vergleichen und das "Picking" von kurzfristigen Veränderungen.

Ich empfehle übrigens allen meinen Kindern dringend das Abitur zu machen und zu studieren, nachdrücklich :aufsmaul:
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Re: mehr Arbeitslose mit höchsten Schulabschluss als geringe

Beitragvon stine » Sa 23. Jun 2012, 13:28

Eben. Taxifahren geht dann jedenfalls immer noch!

:mg: stine
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Re: mehr Arbeitslose mit höchsten Schulabschluss als geringe

Beitragvon xander1 » Sa 23. Jun 2012, 13:29

Realschüler mit 5,5% und (F-)Hochschulabsolventen mit 15,8% - ja ich habe auch gelesen, dass das zur Zeit nur eine kurzfristige Entwicklung ist. Jedoch müssten extreme Schwankungen notwendig sein, damit es weniger (F-)H-Absolventen gibt mit Alg2 als mit Realschulabschluss. Das heißt der Vergleich beider ist nicht nur ein kurzfristiger Trend.

Dass Akademiker überdurchschnittlich arbeitslos seien wäre mir auch neu. Habe da andere Zahlen in Erinnerung, wäre aber zu faul gewesen das nachzuweisen. Danke Nanna.

Hier in diesem Thread hat noch niemand die wirkliche Ursache des Problems festgestellt.
Ich habe da so meine Theorien wieso dieser Missstand existiert.

Z.B. kenne ich da einen der Chemie studiert hat und das abgebrochen hat und darauf keine Ausbildungsstelle gefunden hat. Anscheinend nehmen Ausbildungsschulen ungerne Studienabbrecher. Von einem Informatikstudium an meiner FH weiß ich, dass ungeführ 80 anfangen und 30 absolvieren. An der Uni ist das noch krasser. Ich denke also, dass die hohe Arbeitslosigkiet daran liegt, dass die Studienabbrecher keinen Job mehr finden. Der Statistik wie viel ein Studium abbrechen kann man auch nicht trauen, denn Studienabbrecher sind nur diejenigen, die in den ersten Semstern abbrechen bzw. eigentlich nicht bestehen.

Ein anderer Grund kann sein, dass viele die ihr Studium abbrechen keinen "niederen" Job machen wollen, weil sie sich dafür zu schade sind und dann angeben sie hätten diese oder jene Krankheit und Alg2 beziehen. Ich kenne da auch FällE bei denen ich da so meine Vermutungen habe. Der eine zockt den ganzen Tag und bekommt zusätzlich Geld von seinen Eltern. Wer stundenlang zockt hat auch die Kraft geistige Arbeit zu verrichten. Der andere behauptet er hätte im ganzen Körper Schmerzen. Das ist auch etwas das Ärzte nicht nachweisen können. Bei vielen Krankheiten ist das so, dass die Ärzte einfach den Aussagen der Patienten glauben müssen. Das kommt dann darauf an, wie glaubhaft das ist.

Zappa hat geschrieben:Ich empfehle übrigens allen meinen Kindern dringend das Abitur zu machen und zu studieren, nachdrücklich :aufsmaul:

Hoffentlich tappen Sie nicht genau dadurch auch in die Alg2-Falle.
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Re: mehr Arbeitslose mit höchsten Schulabschluss als geringe

Beitragvon stine » Sa 23. Jun 2012, 15:11

xander1 hat geschrieben:Ich habe da so meine Theorien wieso dieser Missstand existiert.
Ich auch. Meine Theorie ist, dass viele nur Geld verdienen, aber nicht arbeiten wollen. Am besten gleich im Vorstand anfangen und ganz oben den Chef spielen.

:winkgrin2: stine
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Re: mehr Arbeitslose mit höchsten Schulabschluss als geringe

Beitragvon Darth Nefarius » Sa 23. Jun 2012, 18:00

Nanna hat geschrieben:Es steht im Artikel von xander1 auch nicht, dass 15% der Akademiker arbeitslos sind, sondern dass 15,8% der Arbeitslosen einen Hochschulabschluss haben. Allerdings ist der Artikel auch richtig großer Mist, weil die dort genannten Zahlen überhaupt nicht miteinander vergleichbar sind. Da werden munter Prozentzahlen aus den unterschiedlichsten Grundgesamtheiten durcheinandergeworfen und gegenübergestellt, so dass der unaufmerksame Leser am Ende wirklich mit dem Gefühl weggeht, dass Akademiker grob unterbeschäftigt wären.

Sehr beruhigend, obwohl ich mir auch dachte, dass das nicht stimmen kann. Zufällig war ich heute beim ersten Jobtag für meinen Studiengang. Mit dem Studium kann man so ziemlich alles machen. Und selbst wenn es hier an Arbeitsplätzen mangelt, kann man als Akademiker noch im Ausland was Feines finden.
xander1 hat geschrieben:Ich denke also, dass die hohe Arbeitslosigkiet daran liegt, dass die Studienabbrecher keinen Job mehr finden. Der Statistik wie viel ein Studium abbrechen kann man auch nicht trauen, denn Studienabbrecher sind nur diejenigen, die in den ersten Semstern abbrechen bzw. eigentlich nicht bestehen.

Ja, ich habe einige Module mit den Chemikern und schon jetzt haben sich die Reihen gelichtet. Selbst bei den einfachsten Klausuren hat man keine Durchfallquote unter 40 %.
Die Biologen sind noch schlechter. :crazy:
stine hat geschrieben: Meine Theorie ist, dass viele nur Geld verdienen, aber nicht arbeiten wollen. Am besten gleich im Vorstand anfangen und ganz oben den Chef spielen.

Es sind eher die Nicht-Akademiker, die nicht arbeiten wollen. Ein Studium bedeutet viel Arbeit, wenn man es durchzieht und nicht abbricht. Ich habe im Prinzip schon jetzt keine Freizeit, wäre auch nicht so schlimm, wenn man diese Zeit mit nützlichen Praktika füllen würde.
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Re: mehr Arbeitslose mit höchsten Schulabschluss als geringe

Beitragvon mat-in » So 24. Jun 2012, 09:14

stine hat geschrieben:
xander1 hat geschrieben:Ich habe da so meine Theorien wieso dieser Missstand existiert.
Ich auch. Meine Theorie ist, dass viele nur Geld verdienen, aber nicht arbeiten wollen. Am besten gleich im Vorstand anfangen und ganz oben den Chef spielen.
Genau, deswegen hat mir das Amt ja als ich nach dem Abschluß arbeitssuchend war verboten, in einem Getränkehandel Geld zu verdienen bis ich eine andere Stelle gefunden habe!

Was die Studienabbrecher angeht:
Wie kommt ihr auf die Idee, das nur Studienabbrüche in niedrigen Semestern Studienabbrüche sind? Was sind denn die Leute, die z.B. in der Bachelorarbeit verzweifeln und ihr Studium ohne Abschluß beenden?

Hat jemand mal gesicherte Statistiken zu den Arbeitslosenzahlen nach Abschluß (gesamt und prozentual würde interessieren) gesucht?
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Re: Mehr Arbeitslose mit höchstem Schulabschluss als geringe

Beitragvon Vollbreit » So 24. Jun 2012, 09:32

@ Nanna:

Danke, für die Statistik, ich finde das dennoch keineswegs so eindeutig und möchte das begründen.

Die beiden Positionen, werden in den Zeitartikeln noch mal zusammengefasst:
Pro mehr Studenten
Contra mehr Studenten

Meine Argumente sind folgende:
Wenn wir immer mehr junge Studenten haben und so weit ich das sehen kann, stimmt das
http://de.wikipedia.org/wiki/Abiturient ... 4ngerquote
gleichzeitig aber mitten in einem demographischen Wandel sind, dann kann ich den Ruf nach mehr Fachkräften ohne Studium schon nachvollziehen.

Ich verstehe auch nicht, warum in einem Land mit immer weniger Kindern, immer mehr Lehrer gebraucht werden. Ich kann es dann nachvollziehen, wenn viele Lehrer, aus Zeiten einer Lehrerschwemme jetzt vor der Pensionierung stehen, was wohl auch der Fall ist, ansonsten nicht.

Was ich ebenfalls kritisieren möchte, ist, dass die AA Studie offensichtlich (wie schon aus dem Titel zu ersehen) von einer Zeit nach der Krise ausgeht, das ist glaube ich etwas zu optimistisch gedacht.

Viele Trends kann man schlicht nicht berechnen, ob wir in zwei Jahren noch den Euro haben, oder nicht und ob das eine Katastrophe wäre, oder nicht, dazu haben drei Experten vier Meinungen und man kann wohl auch eine Münze werfen und liegt nicht schlechter.

Bestimmte Faktoren kann man aber gut vorhersehen, die demographische Entwicklung gehört dazu.
Die spricht erst mal für mehr Akademiker, aber wenn die Rentenwelle vorüber ist muss man sich ernsthaft fragen, ob es nicht an Kindern fehlt: http://www.kmk.org/index.php?id=1292&type=123

M.E. ist das Thema nicht zu Ende diskutiert, weil wir vor vielen Faktoren stehen, die in der Geschichte vorher noch nie da waren. Sehr viele Rentner (im Vergleich zur Restbevölkerung), gleich sehr viele Rentenkosten.

In den MINT Bereichen gibt es wenig Arbeitslose, weil es da klassisch wenige StudentInnen gibt.
Dort ist das Problem bekannt und man hat da vielversprechende Projekte.
Eine Frage, die man unbedingt stellen muss, ist, welche Akademiker denn auch wirklich, für welches Geld eingestellt werden.
Gerade in den sozialen Bereichen, ist die Quote der Teilzeitarbeit hoch 2010 waren 42% im sozialen Sektor (S.61). Sogar die Arbeitslosigkeit steigt dort.

Das Herzstück der guten Aussichten sind ja die Lehrer (S.8), aber lies Dir mal das Kapitel darüber wirklich durch. Kurzfristig werden Lehrer vielleicht gesucht, aber:

Bundesagentur für Arbeit hat geschrieben:Ein knappes Drittel der Lehrerschaft
an allgemeinbildenden Schulen ist 55
Jahre oder älter. Dies deutet auf einen
hohen Bedarf an Nachwuchslehrern in
den kommenden Jahren hin. Allerdings
muss dabei auch berücksichtigt werden,
dass die Schülerzahl bis zum Jahr
2020 um gut 20 Prozent abnehmen
wird (Vergleichsjahr 2006). Deshalb
wird – bei gleich bleibender Schüler-
Lehrer-Relation - insgesamt eine geringere
Lehrerzahl als zum aktuellen Zeitpunkt
zu erwarten sein. (S.64)


Obendrein sind die guten Zahlen im Lehrerbereich ebenfalls der steigenden Zahl an Teilzeit- oder "nur stundenweise beschäftigten Lehrkräfte" (S.64) geschuldet.
Zudem suggerieren diese Formulierungen des Betrachtungsraumes (bis 2020) ja eine Offenheit, die es so gar nicht gibt. Dies wohl allerdings ungewollt und nicht als bewusste Verschleierung!
Nach 2020, so könnte man meinen, würden die Karten neu gemsicht, vielleicht haben wir ja 2030 wieder 2 Millionen Schüler mehr und hier muss man klipp und klar sehen und sagen, dass der demopgraphsiche Trend sich weiter verstärkt. Rentner kriegen keine Kinder mehr und das Schrumpfen der Bevölkerung wird weiter zunehmen, die Zahl der Schüler in 2030 wird also in einem noch stärkeren Ausmaß absinken und das sehr sicher.
Was das Blatt wenden könnte, wäre eine dramatisch andere Familienpolitik, doch augenblickblich ist die Politik noch dabei die Rentner zu saturieren, die stärkste Wählergruppe. Nichts, aber auch rein gar nichts, deutet auf eine Trendwende hin, die auch nur irgendwo am fernen Horizont sichtbar wäre.

Im Gesundheitssektor sähe die Lage im Grunde gut aus, wenn nicht die Rahmenbedingungen mitunter so schlecht wären und viele Ärzte reagieren ja schon darauf. Die Qualität der medizinischen Versorgung lässt aus diversen Gründen nach, das wäre ein eigenes Thema.

Ich denke, man kann das Thema ruhig noch etwas drehen und wenden.
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Re: mehr Arbeitslose mit höchsten Schulabschluss als geringe

Beitragvon xander1 » So 24. Jun 2012, 10:35

mat-in hat geschrieben:Wie kommt ihr auf die Idee, das nur Studienabbrüche in niedrigen Semestern Studienabbrüche sind? Was sind denn die Leute, die z.B. in der Bachelorarbeit verzweifeln und ihr Studium ohne Abschluß beenden?


Laut Definition sind Studienabbrecher nicht alle die ihr Studium nicht absolvieren. Leider finde ich dazu keinen Nachweis mehr. Das heißt mehr oder weniger, dass die Statistik lügt für denjenigen der das nicht weiß. Angeblich absolvieren nur 21% ihr Studium nicht. Diese Zahl kann nicht stimmen. Niemals! So steht das aber in der WIkipedia. An Fachhochschulen sei die Zahl der Nichtabsolventen sogar höher als an Universitäten. Dabei kann ich mir nicht vorstellen, dass FHs alles schwieriger ist. Studienabbruch wegen nicht bestandener Prüfungen soll angeblich 6% sein. Das stimmt auch niemals. Aus finanziellen Gründen 13 % kann schon eher sein. Viele erhalten nach 4 Semestern kein Bafög mehr. Wikipedia behauptet auch, dass es keinen Karriereknick nach dem Abbruch gibt. Auch das glaube ich mittlerweile nicht mehr nach meinen Erfahrungen. Als Nachweis zeigt Wikipedia wie viele erfolgreiche Studienabbrecher es gibt. Da kommen Namen vor wie Wolfgang Joop usw. , aber das ist niemals representativ. Das wirkt eher wie eine große Lüge der Leistungsgesellschaft.

Und im MINT-Bereich (Mathematik Informatik Naturwissenschaften Technik) sind mitunter die höchsten Zahlen an Studenten, die ihr Studium nicht schaffen. Genau dahin locken unsere Medien die ganzen Studenten. Das ist auch so eine Ironie unserer Leistungsgesellschaft mit ihrer Leistungsideologie.
Zuletzt geändert von xander1 am So 24. Jun 2012, 10:58, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: mehr Arbeitslose mit höchsten Schulabschluss als geringe

Beitragvon Darth Nefarius » So 24. Jun 2012, 10:52

xander1 hat geschrieben:Und im MINT-Bereich (Mathematik Informatik Naturwissenschaften Technik) sind mitunter die höchsten Zahlen an Studenten, die ihr Studium nicht schaffen. Genau dahin locken unsere Medien die ganzen Studenten. Das ist auch so eine Ironie unserer Leistungsgesellschaft mit ihrer Leistungsideologie.

Den von dir genannten Zahlen traue ich auch nicht. Aber dass "die Medien" die ganzen Studenten in die MINT-Fächer treiben, sehe ich nicht. Wo wird denn bitte für Gentechnologie, Mathematik, Pharmazie oder die chemische Industrie geworben? Nach wie vor sind diese Bereiche in der Gesellschaft eher unbeliebt, außer es geht irgendwie um Windräder.
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Re: Mehr Arbeitslose mit höchstem Schulabschluss als geringe

Beitragvon xander1 » So 24. Jun 2012, 11:08

Also ich habe mehrmals ein Werben für Informatik gelesen und dass die Medien oft schreiben, dass MINT gefragt ist, sonst wäre die Bezeichnung MINT gar nicht gefragt. Auf verschienen Webseiten findet man, dass die Abbrecherquote im MINT-Bereich unter 50% liegt. Das glaube ich auch nicht. Ich habe noch horrendere Quoten von Unis gehört was MINT betrifft. An FHs mag es mehr Abbrecher geben, aber das liegt an den Fächern die FHs anbieten. An Unis sind viele Fächer dabei, bei denen man später keinen Job bekommt wie zum Bleistift Archeologie. Geisteswissenschaften kann man nicht so gut sieben, weil die kein Mathe haben.

Ich finde der Gipfel vom Eisberg ist noch, dass unsere Bundesregierung wegen dem Angeblichen Mangel an MINT-Arbeitskräften zunehmend Green-Cards o.ä. vergeben will, wie damals Schröder. Wer in Deutschland 10 Jahre gelebt hat und Arbeit findet, kann hier bleiben. 10 Jahre sind erlaubt für Studierende Ausländer. Das heißt, dass unsere Regierung will, dass die vielen Ausländer, die hier studieren, in Deutschland bleiben, damit Deutschland starkes Wirtschaftswachstum hat.
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Re: mehr Arbeitslose mit höchsten Schulabschluss als geringe

Beitragvon 1von6,5Milliarden » So 24. Jun 2012, 11:36

xander1 hat geschrieben:Laut Definition sind Studienabbrecher nicht alle die ihr Studium nicht absolvieren. Leider finde ich dazu keinen Nachweis mehr. Das heißt mehr oder weniger, dass die Statistik lügt für denjenigen der das nicht weiß. Angeblich absolvieren nur 21% ihr Studium nicht.
Liest du deine Quellen, die du zitierst auch?
Für dich zitiere ich mal diesen einen Absatz (+ eine halbe Zeile), aus der Einführung in diesen Wikipedia-Artikel.
Wikipedia hat geschrieben:Studienabbruch bezeichnet die vorzeitige Beendigung eines Erststudiums, also vor Erlangen eines akademischen Grades, durch den Studenten (Studienabbrecher), ohne eine Wiederaufnahme des Studiums zu einem späteren Zeitpunkt. Als Studienabbrecher werden ehemalige Studenten bezeichnet, die ihr Erststudium ohne einen Hochschulabschluss beendet haben (Studienabbruch).

In Deutschland beenden nach neueren Studien etwa 21 Prozent der deutschen Studenten ihr Studium ohne Abschluss. ...

Quelle: Thema Studienabbrecher bei Wikipedia

Es gibt durchaus Studienfächer mit einer geringen Abbruch-/Rausschmissquote
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Re: Mehr Arbeitslose mit höchstem Schulabschluss als geringe

Beitragvon Darth Nefarius » So 24. Jun 2012, 11:56

xander1 hat geschrieben:Also ich habe mehrmals ein Werben für Informatik gelesen und dass die Medien oft schreiben, dass MINT gefragt ist, sonst wäre die Bezeichnung MINT gar nicht gefragt.

Informatik stellt nicht als einziges den MINT-Bereich dar. Und abgesehen davon hast du offensichtlich bewusst nach diesen gesucht, man kann bei Webanzeigen nicht von "den Medien" sprechen. Wie gesagt, die Chemiestudiengänge und andere scheinen mir nicht besonders medienpräsent zu sein.
xander1 hat geschrieben:Auf verschienen Webseiten findet man, dass die Abbrecherquote im MINT-Bereich unter 50% liegt. Das glaube ich auch nicht.

Ich auch nicht, obwohl diese Zahl nicht verhältnismäßig sein muss, wenn die Studiengänge "gleichberechtigt" nebeneinandergestellt werden und die Abbrecher Zahl von 10 auf 40 Leuten bei meinem Studiengang (exemplarisch) mit der von 220 von 400 der Chemiker gleichwertig zusammengerechnet werden.
xander1 hat geschrieben:Ich finde der Gipfel vom Eisberg ist noch, dass unsere Bundesregierung wegen dem Angeblichen Mangel an MINT-Arbeitskräften zunehmend Green-Cards o.ä. vergeben will, wie damals Schröder. Wer in Deutschland 10 Jahre gelebt hat und Arbeit findet, kann hier bleiben. 10 Jahre sind erlaubt für Studierende Ausländer. Das heißt, dass unsere Regierung will, dass die vielen Ausländer, die hier studieren, in Deutschland bleiben, damit Deutschland starkes Wirtschaftswachstum hat.

Auch als deutscher MINT-Akademiker ist man sehr mobil. Zuletzt habe ich beim 1. Jobtag zu meinem Studium mit einem am MIT in den USA und einem an einer finnischen Universität "geskypt". Und der In Finnland meinte, dass man als europäischer und auch deutscher Student oder Akademiker immer noch einen Vorteil gegenüber anderen Unis in Indien oder China hat. Von daher kann ich mir gut vorstellen, dass ein Mangel existiert.
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Re: Mehr Arbeitslose mit höchstem Schulabschluss als geringe

Beitragvon stine » So 24. Jun 2012, 12:24

Vollbreit hat geschrieben:Ich verstehe auch nicht, warum in einem Land mit immer weniger Kindern, immer mehr Lehrer gebraucht werden. Ich kann es dann nachvollziehen, wenn viele Lehrer, aus Zeiten einer Lehrerschwemme jetzt vor der Pensionierung stehen, was wohl auch der Fall ist, ansonsten nicht.
Ich kann mir das gut vorstellen. Das Lehramtsstudium ist immer noch sehr gefragt - bei Frauen, weil es die Auszeit für die spätere Kombination Beruf/Famile immer noch am Besten unterstützt und bei Männern, weil der Beruf gerade in der Beamtenlaufbahn viele Möglichkeiten einer politischen oder sonstig engagierten Zweitkarriere erlaubt. Und der engagierte Rest der Frontlehrer leidet unter Burnout und fällt auch irgendwann aus. Nirgendwo sonst müssen soviele Ausfallzeiten abgedeckt werden, wie bei den Lehrern. Fazit: Man bräuchte doppelte soviele Lehrer, wie es Lehrerstellen gibt.

Vollbreit hat geschrieben:Eine Frage, die man unbedingt stellen muss, ist, welche Akademiker denn auch wirklich, für welches Geld eingestellt werden.
Gerade in den sozialen Bereichen, ist die Quote der Teilzeitarbeit hoch 2010 waren 42% im sozialen Sektor (S.61). Sogar die Arbeitslosigkeit steigt dort.
Ich denke, dass die Sozialbereiche fast ausschließlich von Frauen besetzt sind und dass die Teilzeit hier wirklich gefragt ist. Unterscheidet denn die Statistik wer freiwillig und wer unfreiwillig in Teilzeit arbeitet?
Dass die Sozialbereiche unterbezahlt sind, ist ebenso eine Frage der Geschlechterbesetzung. Welcher (echte) Mann interessiert sich denn für einen Sozialberuf? und wenn, dann für welchen?
Ich kenne nur Sozialarbeiter mit Pferdeschwanz :mg:

Vollbreit hat geschrieben:Im Gesundheitssektor sähe die Lage im Grunde gut aus, wenn nicht die Rahmenbedingungen mitunter so schlecht wären und viele Ärzte reagieren ja schon darauf. Die Qualität der medizinischen Versorgung lässt aus diversen Gründen nach, das wäre ein eigenes Thema.
Seit die Ärzte meines Vertrauens in den Ruhestand abgewandert sind, habe ich meine Arztbesuche jetzt fast ganz eingestellt. Die Untersuchungen werden nicht mehr nach Anforderung, sondern nur noch nach Abrechnungsmodus gemacht. Haaresträubende Geschichten gäbe es da zu erzählen!
Lieber lebe ich gesund und schwitze die Grippe im Bett wieder aus. Auf die paar Ärztemuster, die ich von meinem Hausarzt serviert bekommen habe, kann ich gut verzichten. Nur noch für notwendige Antibiotika hole ich mir dort die Rezepte.

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Re: Mehr Arbeitslose mit höchstem Schulabschluss als geringe

Beitragvon Nanna » So 24. Jun 2012, 14:22

@Vollbreit:
Ich plädiere nicht dafür, dass wir die Akademikerquote noch mehr auf Biegen und Brechen erhöhen. Lässt man mehr Leute rein, senkt man automatisch das Niveau. Das ist ein Effekt, den ich auch aus eigener Erfahrung kenne. Wenn ich ein Massenseminar mit 30 Studierenden und einem populären Thema gehe, ist die Hälfte uninteressiert bzw. unfähig, an einer gehobenen Diskussion teilzunehmen, wohingegen die "harten" Seminare mit komplizierten Primärtexten oder komplexen Modellen nur von einer kleinen Minderheit durchgezogen wird. Mich nervt das insofern, als dass man bei bestimmten Themen einfach keine anspruchsvollen Seminare hinbekommt, weil die Hälfte der Zeit damit vertrödelt wird, sich den unoriginellen Kommentar von jemandem anzuhören, von dem ich mich tatsächlich frage, wie er/sie denn mit einem geisteswissenschaftlichen Abschluss mal einen Job finden will.

Das mit den Lehrern ist natürlich ein Randthema, weil es nur einen geringen Teil der Studenten betrifft. Außerdem kann man auch mit einem Lehrerabschluss durchaus noch andere Berufe ergreifen. Ich kenne selber einige (z.T. ehemalige) Lehramtsstudenten, die nicht übernommen wurden und jetzt an der Uni, in der Erwachsenenbildung oder einem Unternehmen arbeiten oder die nochmal einen verwandten Studiengang draufstudiert haben. Natürlich brauchen wir auf Dauer nicht mehr so viele Lehrer - andererseits könnten wir die Lehrerschwemme bei kluger Bildungspolitik auch nutzen, um die Betreuungsquote an den Schulen zu verbessern. Wir müssen uns ja auch darüber klar sein, dass bei einem Rentnerberg die Minderheit der arbeitenden Bevölkerung entsprechend ausgebildet sein muss, um das Geld für die Versorgung von Rentnern und eigenen Kindern erwirtschaften zu können. Und insgesamt geht der Trend nunmal weg von Handarbeit, egal in welcher Branche. Das muss in der Konsequenz nicht Akademisierung bedeuten, aber lebenslanges Lernen auf jeden Fall.

In erster Linie ging es aber am Anfang des Themas auch nur darum, zu widerlegen, dass Akademiker überdurchschnittlich häufig arbeitslos wären. Und das ist eben nachweislich nicht der Fall. Ich gehe auch nicht davon aus, dass es da einen Negativtrend geben wird, weil mit steigender Komplexität und Globalisierung der Arbeitswelt weiterhin Fähigkeiten gefordert sein werden, die Akademiker mitbringen. Aber wie gesagt, das heißt nicht, dass wir die hervorragende berufliche Ausbildung in Deutschland schleifen lassen sollen, sonst sieht es bei uns bald aus wie in den arabischen Ländern. Dort haben wegen des sozialen Prestiges und einer undurchdachten Bildungspolitik unheimlich viele Leute studiert, aber dafür fehlt jetzt die komplette berufliche Basis. Einen ausgebildeten Klempner zu bekommen ist in Damaskus oder Kairo schon gar nicht so einfach, einen Anwalt bekommst du dagegen nachgeschmissen. Das steht natürlich dem Wirtschaftswachstum dort ganz stark mit im Weg. Insofern verstehe ich deine Argumente schon, aber die Zunahme der Akademikerbeschäftigung (und eben nicht nur der Akademikerausbildung) ist ja nicht wegzuleugnen.
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Re: Mehr Arbeitslose mit höchstem Schulabschluss als geringe

Beitragvon mat-in » So 24. Jun 2012, 14:46

Es bräuchte eben eine grundlegende Reform bis in die Schule runter. Das Abitur ist nicht mehr "Vorbereitung au das Studium" sondern der "normale" Schulabschluß geworden. Jeder der keine Ahnung hat was er mal arbeiten will geht erst mal studieren, egal ob geeignet oder nicht und meckert dann im Studium rum, daß man plötzlich selbst denken statt nur auswendig lernen muß... und umgekehrt hat man mit den anderen Schulabschlüssen kaum noch eine Chance einen vernünftigen Ausbildungsplatz zu bekommen.
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