xander1 hat geschrieben:Du musst die Zusammenhänge sehen. Wegen der Situation Deutschlands, dem zweiten Weltkrieg, und dem Ausland, REagiert die grüne Jugend so sensibel auf das Thema. Das ganze mit dem zweiten Weltkrieg ist ein Kommunikationswechselspiel und auch nicht, zwischen Ausland und Deutschland. Auch nicht gesagtes, sondern von manchen gedachtes im Ausland spielt dabei eine Rolle.
Ich sehe da alle angemessenen Zusammenhänge. Die Grüne Jugend ist übersensibel und wir haben mit diesen Ereignissen nichts mehr zu tun, wir tragen keine Schuld und haben genausoviel Verantwortung wie alle anderen. Das Flaggezeigen stört die Deutschen am meisten, was wirklich im Ausland nicht gut ankommt, ist die Politik in Europa. Wie gesagt, die meisten (auch im Ausland) können diese Diskussion wohl überhaupt nicht verstehen. Ich erinnere daran, dass Deutschland immer noch weltweit sehr beliebt ist, es ist aber auch nicht schwer, wenn so ziemlich jedes Land sich an politischen Fehlentscheidungen (Deutschland gewiss auch, aber zumindest sind die Rechtspopulisten sehr schwach, in vielen europäischen Ländern ist das anders) unterbietet.
xander1 hat geschrieben:Die Talkshow habe ich gesehen. Deswegen habe ich auch geschrieben: "Menschen anderer Länder finden unsere kritischen Aussagen bezüglich des Fußballpatriotismusses merkwürdig." , wegen dem Amerikaner.
Ja, und wieso sollte man bitte dieses Flaggezeigen hier ernster nehmen als in den USA oder sonstwo? Die Geschichte ist kein Argument, lange nicht mehr fürs Ausland, deswegen sollte es auch nicht mehr fürs Innland entscheidend sein.
Nanna hat geschrieben:Vielleicht haben manche von uns dem Rest der Welt etwas voraus?
Damit willst du doch nicht diesen 68-er Abklatsch, die Grüne Jugend, meinen? Wie gesagt, ihre Kritik ist unreflektiert und viel zu einseitig. Ihnen wird nicht klar, dass z. Bsp. auch Religion fließende Übergänge zum Hass bietet. Wieso gehen sie dann nicht gegen das Beten vor? Sie erkennen nicht, dass man manchmal keine Wahl hat, als gewisse abgeschwächte Formen von zweifelhalftem Verhalten dulden muss, damit man selbst nicht das wird, was man verachtet.
Nanna hat geschrieben:Der Patriotismus in den USA ist hochproblematisch, und trotzdem halte ich ihn, genau wie den britischen und französischen für ungefährlicher als den deutschen, weil die USA, ähnlich wie die Briten und Franzosen, einen Verfassungspatriotismus pflegen, der sich viel weniger mit primordialen Eigenschaften zu tun hat, als der deutsche, der traditionell in einer sehr ethnisch definierten Tradition steht.
Ha! Der war gut! Und wieso hat Sarkozy einen Burkaverbot durchgesetzt? Wieso war und ist Obamas Staatsangehörigkeit immer noch so ein brisantes Thema? Wieso ist ein schwarzer Junge in den USA erschossen worden, weil er eine Kapuze trug und wieso ist der Täter freigekommen? Wieso kommt der Begriff "Skinheads" aus GB? Ich sehe auch bei diesen Ländern keinen Verfassungspatriotismus, uns sind nur nicht deren ethnische Konflikte so präsent, weil wir dort nicht leben.
Nanna hat geschrieben:Wir sind aber hier und können erstmal vor allem etwas am Nationalismus unserer eigenen Gesellschaft etwas ändern. Natürlich ist Nationalismus ein Problem der Moderne insgesamt, das ändert aber nichts daran, dass wir zuallererst unseren eigenen Hof zu kehren haben.
Das ist nur praktisch nicht durchsetzbar, weil unser Hof so klein ist und Fähnchenschwingen beim Fußball einfach kein angemessener Anlass dafür ist. Nochmal die Frage: Warum dann nicht auch gegen andere Ideologien vorgehen, die Potential zur Radikalität und Aggression bieten? Warum nicht gegen die Religion, gegen den Sozialismus, gegen die Linken, die Grünen, die Liberalen? Ich denke, man muss lernen einfach mit harmloseren Derivaten umzugehen.
Nanna hat geschrieben:Trotzdem heißt das noch lange nicht, dass die "Schändung" nationaler Symbole unproblematisch wäre, weil realer Hass dahintersteckt, der nicht weggeht, bloß weil man Flaggenverbrennen als Normalfall hinnimmt. Die demonstrative Gleichgültig dem USA-Hass gegenüber, die der US-Amerikaner deiner Darstellung nach an den Tag gelegt hat, finde ich darüberhinaus sehr besorgniserregend. Ich bin ganz im Gegenteil der Meinung, dass man jedesmal genau hinschauen muss, wenn irgendwo Leute derart offen ihrem Hass nachgeben. Da steckt meist mehr dahinter.
Ja, ich habe doch auch angemgerkt, dass dem Typen scheissegal ar, warum sein Land gehasst wird. Diese Ignoranz hat mich erschüttert.
Vollbreit hat geschrieben:Die Sendung war "Hart aber fair", ich habe sie auch gesehen und Deine Interpretation ist völliger Unfug.
Dann biete doch deine Interpretation auf seine Gleichgültigkeit an! Er hat ja erzählt, dass seine deutsche Frau bei dem Anblick der Verbrennung einer Deutschlandflagge geweint habe und meinte allenernstes sie damit trösten zu können, dass er "willkommen im Club" sagte. Dieser Gast war einfach ein Griff ins Klo, weil er Nationalsozialismus nicht von Nationalismus unterscheiden konnte und Flaggenverbrennung allgemein nicht ernst nahm und nicht reflektierte, warum das getan wird (ob nun bei seinem Land oder anderen).
xander1 hat geschrieben:Unsinn. Meine Vorfahren haben Krieg gehabt und das lassen andere Länder auf uns sitzen. So ist es nunmal, ob du das wahr haben willst oder nicht.
Es ist eben kein Unsinn, wenn deine Vorfahren einen Krieg geführt haben, den du nicht zu verantworten hast. Du hast keine Verantwortung. Ich persönlich habe nichtmal diese Art von Schuld, weil meine Vorfahren unter vielen anderen auch Wolgadeutsche waren, die nichts mit dem Krieg zu tun hatten, aber allein weil sie deutsch waren, in der Sowjetunion mit Repressionen zu rechnen hatten (wenn nicht mit dem Tod, wie bei meinem Urgroßvater). Ist das keine Ironie? Und, wen soll ich dafür verantwortlich machen? Die Nachfahren der Russen, die das ausführten, oder dich, weil du ein Nachfahre derjenigen bist, die das erst veranlassten? Das ist einfach unsinnig und die meisten Länder, gerade Israel, Frankreich, Polen, Russland halten Deutschland längst nicht mehr für einen Feind.
Die Vorstellung der Erbsünde ist ein religiöses Empfinden, über das man hinwegkommen muss.