Der "Fall" Sarrazin

Re: Der "Fall" Sarrazin

Beitragvon Gernot Back » So 12. Sep 2010, 10:59

Hallo Ujump!

ujmp hat geschrieben:Hi Gernot, ich lege keinen Wert darauf, dass Lynn Recht behält, aber das widerlegt ihn m.E. noch nicht. Wir wissen ja nicht, ob die Vietnamesen, die die DDR nach Deutschland geholt hat, einen repräsentativen Durchschnitt darstellen.

Wenn Sarrazin von einem Gen redet, das Juden einen Vorteil bei der Intelligenz verschafft oder Lynn von einem entsprechenden Gen bei Ostasiaten, so haben sie mit dieser verkürzten Aussage bestimmt Unrecht.

Sarrazin sagt darüber hinaus ja aber auch noch mehr und damit wird er wohl Recht haben: Je höher die Neigung von Angehörigen einer bestimmten Kultur ist, Ehen innerhalb der Verwandtschaft einzugehen, desto schädlicher ist das für die im Hinblick auf Gesundheit und Intelligenz so wichtige Varianz väterlicher und mütterlicher Gene und: je zögerlicher sie sind, ihre Kinder frühzeitig auch in Kindergärten und -horten sozialisieren zu lassen, desto abträglicher wirkt sich das auf die Intelligenz des Nachwuchses aus. Das bestätigen auch die Entwicklungspsychologen und Begabungsforscher Heiner Rindermann und Detlef Rost, auf die sich Sarrazin -wissenschaftlich wohlfundiert- in seinem umstrittenen Buch beruft.

FAZ hat geschrieben:Für das Intelligenzwachstum ist dagegen das Bildungssystem (Krippe, Kindergarten, Schule, Universität) ein entscheidender Faktor. In der Kindheit und Jugend nimmt die kognitive Leistungsfähigkeit von Kindern und Jugendlichen immer weiter zu, und zwar pro Jahr um ca. fünf IQ-Punkte. Rund achtzig Prozent dieses Intelligenzzuwachses gehen auf das Konto der Schule.
(...)
Sarrazin weist auf die genetischen Auswirkungen der Heirat von Verwandten hin, was in muslimischen Gesellschaften weniger verpönt ist, wohl aber in christlich-jüdischen Gesellschaften mit Ausnahme der Adelshäuser. Bei Cousin-Cousinen-Ehen ist im Schnitt die Intelligenz der Nachkommen um drei IQ-Punkte abgesenkt;

Schade, dass Sarrazin nun selbst um seine Entlassung aus dem Bundesbankvorstand nachgesucht hat. Den arbeitsrechtlichen Prozess gegen seinen Arbeitgeber hätte er bestimmt gewonnen und Christian Wulff, Angela Merkel sowie das Gros der deutschen Medien damit schön Lügen strafen und bis auf die Knochen blamieren können. Schade, dass er diese wunderbare Gelegenheit nun ohne Not verschenkt hat.

Gruß Gernot
Benutzeravatar
Gernot Back
 
Beiträge: 369
Registriert: Mo 8. Sep 2008, 20:12
Wohnort: Köln

Re: Der "Fall" Sarrazin

Beitragvon 1von6,5Milliarden » So 12. Sep 2010, 11:30

Gernot Back hat geschrieben:Schade, dass Sarrazin nun selbst um seine Entlassung aus dem Bundesbankvorstand nachgesucht hat. Den arbeitsrechtlichen Prozess gegen seinen Arbeitgeber hätte er bestimmt gewonnen
Unsinn.
U.U. hätte er vielleicht gewonnen oder auch eher nicht, da eine Abfindung auch bei einer Entlassung gezahlt würde.
Jeder Repräsentant eines Unternehmens hat sich so zu äußern, dass er seinem Unternehmen nicht schadet. Ein Repräsentant eines Bundesunternehmens hat sich so zu äußern, dass er weder dem Unternehmen noch dem Bund (der Bundesrepublik Deutschland) schadet. Da Herr Sarrazin schon einmal abgemahnt wurde (direkt oder implizierend) mit (oder durch) Verlust seiner wichtigen Zuständigkeiten aus genau diesem Grund (Schandmaul), wäre ein Erfolg durchaus fraglich - fraglich bedeutet hier nicht sicher in welcher Richtung auch immer).
Selbst wenn es eine private Äußerung war (bzw. es um einen großen finanziellen Nebenverdienst ging), wenn sie auf den Arbeitgeber (Unternehmen, BR Deutschland) zurückfällt, dann hätte er halt mal vorher nachdenken sollen - hat er sicher, aber Verkaufserfolg eines wohl (!) miserablen Buches durch provokante Werbung + Abfindung. Was will er mehr?

Zur FAZ-Behauptung (3 IQ-Punkte): Hübsche Behauptung die nur nicht belegbar aber auch nicht widerlegbar sein dürfte. Drei IQ-Punkte entsprechen nicht einmal den Schwankungen in der Tagesform eines Menschen und können an extrem vielen Punkten hängen, zuvorderst am IQ-Test selbst, der ja schon bei unterschiedlichen Kulturen unterschiedlich sein muss oder zwangsweise eine Kultur bevorteilt.

Man sucht sich immer die Argumente die sein Weltbild unterstützen.
Benutzeravatar
1von6,5Milliarden
Mitglied des Forenteams
Mitglied des Forenteams
 
Beiträge: 5236
Registriert: Sa 25. Nov 2006, 15:47
Wohnort: Paranoia

Re: Der "Fall" Sarrazin

Beitragvon stine » So 12. Sep 2010, 12:01

Sarrazin geht mit unpolitischer Direktheit an Probleme heran, um Aufmerksamkeit zu erregen. Das machen ja auch andere Politiker hie und da mal so. Das Vorrechnen, wie ein Hartz4-Empfänger mit 4,50€ am Tag satt werden kann ist ja für viele noch zulässig, aber wenn seine Theorien alte Tabus aufbrechen, dann hört sich für die meisten der Spaß auf.

Ich persönlich frage mich immer, wo bleibt die Meinungsfreiheit bei einer solchen Debatte?
1von6,5Milliarden hat geschrieben:Jeder Repräsentant eines Unternehmens hat sich so zu äußern, dass er seinem Unternehmen nicht schadet.
Muss er das? Muss ich immer das Lied singen, wessen Brot ich ess?
Das kann uU auch Schaden anrichten, nämlich dann, wenn niemand mehr gegen eine festgefahrene Einrichtung aufbegehrt, selbst wenn erkennbar ist, das was aus dem Ruder läuft. Ich denke Sarrazin ist für seinen Mut, das gesellschaftliche Mundhalten und zuschauen zu brechen, zu bewundern. Dass er damit in ein Wespennest gestochen hat, ist unverkennbar.
Schade nur, dass die Diskussion jetzt mal wieder in eine völlig falsche Richtung geht.

LG stine
Benutzeravatar
stine
 
Beiträge: 8022
Registriert: Do 27. Sep 2007, 08:47

Re: Der "Fall" Sarrazin

Beitragvon ujmp » So 12. Sep 2010, 12:40

1von6,5Milliarden hat geschrieben: zuvorderst am IQ-Test selbst, der ja schon bei unterschiedlichen Kulturen unterschiedlich sein muss oder zwangsweise eine Kultur bevorteilt.

Zappa hat geschrieben:Intelligenz hat ja was mit dem Umgang von Symbolsystemen und der Entwicklung von Problemlösungsstrategien zu tun, nur sind Symbolsysteme und Probleme in jeder Kultur anders. Man könnte sich ggf. auf Grundlagenprobleme (Zahlenverständnis etc.) konzentrieren, aber ob das hilft?


Was haltet ihr davon?:

Culture Fair Intelligence Test
Benutzeravatar
ujmp
 
Beiträge: 3108
Registriert: So 5. Apr 2009, 19:27

Re: Der "Fall" Sarrazin

Beitragvon 1von6,5Milliarden » So 12. Sep 2010, 16:06

Netter Traum ... (ganz ernst, gute Idee, aber wohl eine Utopie)
Es gibt wohl keinen kulturfairen IQ-Test (mehr wird ja nicht getestet) - zumindest keinen der jede Kultur berücksichtigt. Behaupte ich einfach mal, weil es m.E. zu schwierig ist, alle zu berücksichtigen und dann noch was vernünftiges rauszubekommen.

Ein kleines Beispiel, aber ich habe es nicht selber alles getestet (weil ich keinen Vertreter dieser Kultur kenne), aber:
Was seht ihr?

Bild
Quelle: Wikipedia

Buschmänner fallen da angeblich nicht drauf rein und wiederum angeblich weil sie (in ihrer Kultur) keinen rechten Winkel kennen.
Wer ist intelligenter? Und wenn dies so ist, fallen alle Test aus dem IQ-Test raus, die auch nur irgendwie mit rechten oder nicht rechten Winkeln zu tun haben.

(siehe die Beispiele aus dem von ujmp verlinkten Wikipedia-Artikel)

Was seht ihr, auf wen zielt der Jäger mit dem Speer?

Bild
Quelle: http://members.liwest.at/gotthalmseder/ ... nnen4.html

Und wiederum sollen die Buschmänner (die auch heute noch mit Speeren jagen!) eben was anderes sehen, als die meisten "3-D-Seher" (z.B. nichtjagende europäische Sesselpfurzer)
So what?
Benutzeravatar
1von6,5Milliarden
Mitglied des Forenteams
Mitglied des Forenteams
 
Beiträge: 5236
Registriert: Sa 25. Nov 2006, 15:47
Wohnort: Paranoia

Re: Der "Fall" Sarrazin

Beitragvon ujmp » So 12. Sep 2010, 17:35

1von6,5Milliarden hat geschrieben:Netter Traum ... (ganz ernst, gute Idee, aber wohl eine Utopie)
Es gibt wohl keinen kulturfairen IQ-Test (mehr wird ja nicht getestet) - zumindest keinen der jede Kultur berücksichtigt. Behaupte ich einfach mal, weil es m.E. zu schwierig ist, alle zu berücksichtigen und dann noch was vernünftiges rauszubekommen.

Ein kleines Beispiel, aber ich habe es nicht selber alles getestet (weil ich keinen Vertreter dieser Kultur kenne), aber:
Was seht ihr?

Bild
Quelle: Wikipedia

Buschmänner fallen da angeblich nicht drauf rein und wiederum angeblich weil sie (in ihrer Kultur) keinen rechten Winkel kennen.
Wer ist intelligenter? Und wenn dies so ist, fallen alle Test aus dem IQ-Test raus, die auch nur irgendwie mit rechten oder nicht rechten Winkeln zu tun haben.?

Das ist kein Intelligenztest, sondern ein Wahrnemungstest.

1von6,5Milliarden hat geschrieben:
Was seht ihr, auf wen zielt der Jäger mit dem Speer?

Bild
Quelle: http://members.liwest.at/gotthalmseder/ ... nnen4.html

Und wiederum sollen die Buschmänner (die auch heute noch mit Speeren jagen!) eben was anderes sehen, als die meisten "3-D-Seher" (z.B. nichtjagende europäische Sesselpfurzer)
So what?

Das ist schlicht kein culture fair Test, da die die Antwort kulturell abhängig ist. Außerdem zielt er auch auf Wahrnehmung ab. Das besagt aber nicht, culture fair nicht geht.
Man muss übrigens ja nicht gleich in den Busch gehen, um IQ-Test zu machen. Es gibt sehr viele Afrikaner, die Rechnen und Lesen und Schreiben lernen. Oder nehmen wir doch ruhig mal die Türken. Es ist doch absurd zu behaupten, man behandle sie nicht culture fair, wenn man ihre Kopfrechenleistung testet - das wäre Rassismus.

1von6,5Milliarden hat geschrieben:nichtjagende europäische Sesselpfurzer

Wenn ich "stinkende Zulukaffer" sagen würde, würde mich dissidenkt als Rassisten verprügeln ;-)
Benutzeravatar
ujmp
 
Beiträge: 3108
Registriert: So 5. Apr 2009, 19:27

Re: Der "Fall" Sarrazin

Beitragvon 1von6,5Milliarden » So 12. Sep 2010, 18:05

ujmp hat geschrieben:Das ist kein Intelligenztest, sondern ein Wahrnemungstest
Du hast noch nie einen IQ-Test gemacht?
Eine Kultur für die es keine geraden Linien (so weit ich mich erinnere soll auch dies bei den Buschmännern der Fall sein - oder einem anderen Volk "aus der Gegend") und rechte Winkel gibt, tut sich einfach schwerer diese (vergleiche die Abbildungen in deinem Link) zu erkennen, die Unterschiede zu merken. Sie brauchen länger, erscheinen also "dümmer" (einen niedrigeren IQ zu haben). Was aber vielleicht ja auch bewiesen werden soll.
Um einen IQ-Test zu absolvieren musst du wahrnehmen und dann denken. Nimmst du anders wahr, bedeutete dies "culture fair" aber kein Malus (oder Bonus), doch im Test hättest du ein Handicap.

Kopfrechenleistung ist ein Superbeispiel. Früher (i.S. von ca. 1970) war also so gut wie jeder Volksschüler intelligenter als heute so gut wie fast jeder Schüler (und auch Akademiker, ...)? Nein, sicherlich nicht, nur hätten Schüler in den Jahren vor 1970 bei IQ-Test-Fragen die Kopfrechnen beinhalten einfach besser (da geübter) abgeschnitten.

Denke mal darüber nach, auch das Kopfrechnen ist Kultur (und bei uns aus der Mode gekommen).
Benutzeravatar
1von6,5Milliarden
Mitglied des Forenteams
Mitglied des Forenteams
 
Beiträge: 5236
Registriert: Sa 25. Nov 2006, 15:47
Wohnort: Paranoia

Re: Der "Fall" Sarrazin

Beitragvon musicman » So 12. Sep 2010, 18:18

Dissidenkt hat geschrieben:
laie hat geschrieben:Gut, aber ich meine, mit der Anforderung, die Sprache des Landes zu beherrschen, in dem ich mich aufhalte, liegt musicman nicht so verkehrt. Und das ist mE die eigentliche Aussage seines Beitrags.


Das gilt nicht für ein Land in dem ich mich aufhalte, sondern für ein Land in dem ich dauerhaft leben möchte. Genau das wussten aber die Gastarbeiter in vielen Fällen selber nicht, als sie gekommen sind.l


Jetzt unterbieten Sie aber Ihr eigenes Niveua, halten Sie die Leute für so dämlich, daß sie nach drei Generationen nicht merken, daß sie dauerhaft hier leben?

Es macht keinen Sinn zu lamentieren, was in der Vergangenheit schief gelaufen ist, man muß schauen was jetzt gemacht werden kann um die Situation zu entschärfen, wir können uns nicht noch eine verlorene Generation leisten.
Deshalb forderte ich schon in meinem letzten Beitrag zum Thema, flächendeckenden Sprachunterricht für Kinder im Vorschulalter gekoppelt mit verpflichtender Teilnahme.
Als meine Frau (Afrikanerin) den Integrationskurs vor drei Jahren machte, fand sie es unglaublich toll, daß es das gibt, einen Sprachkurs mit 600 Stunden für 100 Euro (100 Euro nur für Ausländer, die mit Deutschen- in meinem Fall deutscher Roma, aber egal da deutscher Paß- verheiratet sind, für alle anderen ist es frei), das gibt es sonst nirgends auf der Welt.
Meine Frau sah das als Riesenchance, machte weiter bis zur dsh und nahm mittlerweile ein Studium auf.
In diesem Kurs waren Afrikaner, Asiaten, Griechen, Russen, so ziemlich alles war vertreten, aber wer jammerte über die schier unglaubliche Zumutung, daß man von ihnen verlangt Deutsch zu lernen ?
Die Mitbürger aus dem muslimischen Kulturkreis saßen zum Großteil ihre Zeit dort ab, oder kamen gleich gar nicht regelmäßig- warum?
Nicht alle, aber der Anteil war so enorm, dass sich die anderen Ausländer fragten, was ist mit denen los?

Es liegt also nicht (jedenfalls nicht mehr) an den Angeboten und wenn sich bei der Abschlußfeier diese Leute dann nicht mit den anderen Ausländern an einen Tisch setzen, weil sie nach ihrer Religion unrein sind, dann stimmt was nicht mit dieser Religion/Kultur.

Überhaupt sollte man den Begriff Kultur nicht überstrapazieren, nicht jede Kultur ist per se positiv, so antwortete Broder vor kurzem zum Unterschied zu Religion und Kultur befragt:
Kultur ist auch, wenn ich meinem Nachbarn den Schädel einschlage und ein Trinkgefäß daraus mache, Zivilisation ist, wenn ich dafür ins Gefängnis gehe.

musicman
musicman
 
Beiträge: 738
Registriert: Mi 16. Sep 2009, 21:56

Re: Der "Fall" Sarrazin

Beitragvon ujmp » So 12. Sep 2010, 18:35

1von6,5Milliarden, du schüttest das Kind mit dem Bade aus. Außerdem habe ich eine höhere Meinung von den Buschmännern als du. Sicher wissen sie was oben/unten, gleich/ungleich, mehr, weniger ist. Diese Aufgabe kann eder Mensch auf dieser Welt verstehen:

Bild

Oder meinst du nicht, dass Menschen, die sich so schmücken, einen Sinn für Regelhaftigkeit haben? So etwas findest du in allen Kulturen.

Bild (von hier)

Bild (von hier)

Oder wer wollte behaupten, dass diese Frau nichts von Regeln versteht?

Oder zieh dir mal das rein: Ron Eglash on African fractals
Benutzeravatar
ujmp
 
Beiträge: 3108
Registriert: So 5. Apr 2009, 19:27

Re: Der "Fall" Sarrazin

Beitragvon 1von6,5Milliarden » So 12. Sep 2010, 19:35

ujmp hat geschrieben:1von6,5Milliarden, du schüttest das Kind mit dem Bade aus. Außerdem habe ich eine höhere Meinung von den Buschmännern als du.
:kopfwand: Offensichtlich hast du auch von meiner Meinung keine Ahnung. :kopfwand:
Benutzeravatar
1von6,5Milliarden
Mitglied des Forenteams
Mitglied des Forenteams
 
Beiträge: 5236
Registriert: Sa 25. Nov 2006, 15:47
Wohnort: Paranoia

Re: Der "Fall" Sarrazin

Beitragvon Sappy » So 12. Sep 2010, 20:50

musicman hat geschrieben:Die Mitbürger aus dem muslimischen Kulturkreis saßen zum Großteil ihre Zeit dort ab, oder kamen gleich gar nicht regelmäßig- warum?
Nicht alle, aber der Anteil war so enorm, dass sich die anderen Ausländer fragten, was ist mit denen los?
musicman


Da springen mir zwei Dinge direkt ins Auge: "Zum Großteil" und "Nicht alle".
Es waren ja die letzten Wochen in so ziemlicher jeder Zeitung viele Leserbriefe zum Thema Integration zu lesen und es ist wirklich auffällig, wie schnell und häufig aus "vielen" "alle" wurden. Auch interessant finde ich, dass "Muslime" gerne mal einfach so zu "Türken" umbenannt werden. Also was ich damit sagen will ist, dass ich finde die meisten Menschen sind nicht in der Lage einfach mal selbst ein bisschen nachzudenken und quatschen nur das nach "was so erzählt wird". Das ist auch nicht unbedingt hilfreich, wenn es um Integration geht, denn schließlich betrifft es beide Seiten!

Allerdings muss ich natürlich ganz klar sagen, dass ich es gut finde, dass diese Diskussion aufgekommen ist, weil ich denke ein bisschen Arbeit an der Integrationspolitik ist schon lange mal nötig gewesen. Trotz allem beindruckt mich Herr Sarrazin nicht so sonderlich. Natürlich darf er seine Meinung äußern - vor allem, wenn man Mitglied einer Partei ist, schließlich sitzen ja z.B. im Land- oder Bundestag extra so viele Leute, damit nicht ein Einzelgänger alles durchsetzt. Leider wird das aber oft vergessen. Sarrazin ist sicherlich ein sehr cleveres Kerlchen, das hätte er aber auch anders einsetzen können. Ich meine, er hat ein Buch geschrieben und damit eine öffentliche Diskussion angezettelt. Irgendwann wird das jedoch alles wieder abflachen und es gibt ein neues, großes, aktuelles Thema. Deswegen stelle ich mir die Frage: Was genau hat er mit diesem Buch WIRKLICH verändert? Bisher wohl nur seinen Kontostand...
Benutzeravatar
Sappy
 
Beiträge: 78
Registriert: Mo 3. Aug 2009, 19:47

Re: Der "Fall" Sarrazin

Beitragvon ujmp » So 12. Sep 2010, 20:54

1von6,5Milliarden hat geschrieben: :kopfwand: Offensichtlich hast du auch von meiner Meinung keine Ahnung. :kopfwand:


Sorry, war nicht persönlich gemeint.

Wenn wir annehmen, dass die Menschen gleich sind, sollte es doch auch etwas geben, was man vergleichen kann! Erklär doch mal, in welcher Weise ein Mensch kulturell benachteiligt sein muss, der das nicht Lösen kann....

Bild

Was schweben dir denn für Persönlichkeiten vor?
Benutzeravatar
ujmp
 
Beiträge: 3108
Registriert: So 5. Apr 2009, 19:27

Re: Der "Fall" Sarrazin

Beitragvon Dissidenkt » So 12. Sep 2010, 22:23

musicman hat geschrieben:
Dissidenkt hat geschrieben:Das gilt nicht für ein Land in dem ich mich aufhalte, sondern für ein Land in dem ich dauerhaft leben möchte. Genau das wussten aber die Gastarbeiter in vielen Fällen selber nicht, als sie gekommen sind.l


Jetzt unterbieten Sie aber Ihr eigenes Niveua, halten Sie die Leute für so dämlich, daß sie nach drei Generationen nicht merken, daß sie dauerhaft hier leben?


Ich schrieb, als SIE GEKOMMEN SIND!
Wenn die Eltern zuhause kein Deutsch sprechen, weil sie sich von Jahr zu Jahr einreden, dass sie wieder irgendwann in ihr Herkunftsland zurückgehen, dann ist es auch für die Kinder nicht leicht Deutsch zu lernen.

musicman hat geschrieben:Als meine Frau (Afrikanerin) den Integrationskurs vor drei Jahren machte, fand sie es unglaublich toll, daß es das gibt, einen Sprachkurs mit 600 Stunden für 100 Euro (100 Euro nur für Ausländer, die mit Deutschen- in meinem Fall deutscher Roma, aber egal da deutscher Paß- verheiratet sind, für alle anderen ist es frei), das gibt es sonst nirgends auf der Welt.


Und jetzt erkundige dich mal, seit wann es dieses Angebot gibt. Ich nehme nicht an, dass deine Frau in den 60er Jahren gekommen ist.

musicman hat geschrieben:Meine Frau sah das als Riesenchance, machte weiter bis zur dsh und nahm mittlerweile ein Studium auf.
In diesem Kurs waren Afrikaner, Asiaten, Griechen, Russen, so ziemlich alles war vertreten, aber wer jammerte über die schier unglaubliche Zumutung, daß man von ihnen verlangt Deutsch zu lernen ?
Die Mitbürger aus dem muslimischen Kulturkreis saßen zum Großteil ihre Zeit dort ab, oder kamen gleich gar nicht regelmäßig- warum?
Nicht alle, aber der Anteil war so enorm, dass sich die anderen Ausländer fragten, was ist mit denen los?


Aus dieser empirischen Feldforschung schliesst du natürlich, dass der Islam Schuld ist. :irre:
Ich habe so ziemlich alle relevanten Zuwanderergruppen (ausser Asiaten oder Afrikaner) unterrichtet. Vom 15-jährigen türkischen Schulabbrecher, bis zum 55-jährigen Umschüler aus Kasachstan. Es gibt unter allen Herkunftsgruppen Sone und Solche. Das Problem, das alle haben, ist Perspektivlosigkeit und nicht mangelnder Integrationswillen.

musicman hat geschrieben:Es liegt also nicht (jedenfalls nicht mehr) an den Angeboten und wenn sich bei der Abschlußfeier diese Leute dann nicht mit den anderen Ausländern an einen Tisch setzen, weil sie nach ihrer Religion unrein sind, dann stimmt was nicht mit dieser Religion/Kultur.


Unrein? :lachtot:
Den Blödsinn hast du in irgendeinem braunen Forum oder Kommentar gelesen. Wenn du nur ein bisschen Ahnung hättest, wüsstest du, dass Muslime nicht das geringste Problem mit Christen oder Juden haben, sondern de facto den gleichen Gott anbeten.

musicman hat geschrieben:Überhaupt sollte man den Begriff Kultur nicht überstrapazieren, nicht jede Kultur ist per se positiv, so antwortete Broder vor kurzem zum Unterschied zu Religion und Kultur befragt:
Kultur ist auch, wenn ich meinem Nachbarn den Schädel einschlage und ein Trinkgefäß daraus mache, Zivilisation ist, wenn ich dafür ins Gefängnis gehe.


Broder ist ein widerlicher Hetzer und Spalter auf St.Pauli-Nachrichten-Niveau.
Die nach seiner Logik "zivilisierten Nazis" haben immerhin ein paar Millionen Juden und anderes "unreines" Blut massakriert.
Erzähl mir jetzt nicht, dass er auch Jude ist. Es gibt eben auch saudumme Juden.
Benutzeravatar
Dissidenkt
 
Beiträge: 400
Registriert: Di 29. Dez 2009, 14:30

Re: Der "Fall" Sarrazin

Beitragvon musicman » Mo 13. Sep 2010, 06:42

Dissidenkt hat geschrieben:
musicman hat geschrieben:
Dissidenkt hat geschrieben:Das gilt nicht für ein Land in dem ich mich aufhalte, sondern für ein Land in dem ich dauerhaft leben möchte. Genau das wussten aber die Gastarbeiter in vielen Fällen selber nicht, als sie gekommen sind.l


Jetzt unterbieten Sie aber Ihr eigenes Niveua, halten Sie die Leute für so dämlich, daß sie nach drei Generationen nicht merken, daß sie dauerhaft hier leben?


Ich schrieb, als SIE GEKOMMEN SIND!
Wenn die Eltern zuhause kein Deutsch sprechen, weil sie sich von Jahr zu Jahr einreden, dass sie wieder irgendwann in ihr Herkunftsland zurückgehen, dann ist es auch für die Kinder nicht leicht Deutsch zu lernen.


Wer lesen kann ist klar im Vorteil, nur noch einmal, glauben Sie wirklich daß jemand so doof ist -abgesehen von gänzlich unterbelichteten Zeitgenossen- nach drei Generationen davon zu reden, er sei tur temporär hier ?

Wenn Sie sich jemals die Mühe gemacht hätten, an die Basis zu gehen, würden Sie nicht so einen ideologischen Abklatsch von sich geben, Sie disqualifizieren sich zusehends als ernst zu nehmender Diskutant, keiner Ihrer Beiträge enthält auch nur einen konstruktiven Vorschlag.
Neben nichtssagenden Allgemeinplätzen und Diffamierungen, haben Sie außer heißer Luft nichts zu bieten.

musicman
musicman
 
Beiträge: 738
Registriert: Mi 16. Sep 2009, 21:56

Re: Der "Fall" Sarrazin

Beitragvon stine » Mo 13. Sep 2010, 06:56

Dissidenkt hat geschrieben:Aus dieser empirischen Feldforschung schliesst du natürlich, dass der Islam Schuld ist. :irre:
Ich habe so ziemlich alle relevanten Zuwanderergruppen (ausser Asiaten oder Afrikaner) unterrichtet. Vom 15-jährigen türkischen Schulabbrecher, bis zum 55-jährigen Umschüler aus Kasachstan. Es gibt unter allen Herkunftsgruppen Sone und Solche. Das Problem, das alle haben, ist Perspektivlosigkeit und nicht mangelnder Integrationswillen.
Ja, es ist die Perpektivlosigkeit, ganz recht.
Würden wir uns mal im Ausland auf die Suche machen, was die Menschen dort so treiben, was sie tun und von was sie leben, dann kämen wir sehr bald darauf, dass das Leben in den meisten Migrantenheimaten völlig anders abläuft, als bei uns. Es ist einfacher, unkomplizierter, mehr auf Handwerk und bäuerliches Umfeld und auf Familienclans ausgerichtet.
Wir müssen auch zugeben, dass dort die Männer tagsüber auch oft nur rumsitzen und sich am Nichtstun erfreuen, während die Frauen sich um die Familien kümmern.
Wenn die Menschen das gleiche nun aber hier bei uns machen, dann passt das nicht in unsere wirtschaftsgesteuerte Aktivkultur. Wir brauchen Häuser, Autos, kulturelles Angebot und Freizeitbeschäftigung. Wir sehen nicht ein, dass man auch anders zufrieden sein kann. Und die Zuwanderer sehen ihrerseits nicht ein, warum sie den ganzen Schmarrn mitmachen sollen. So entwurzelt und orientierungslos machen sie eben, was sie denken tun zu müssen. Und das ist oft nicht das, was wir uns vorstellen.

Und weil sie sich immer wieder ihren familiären Nachzug aus der Heimat sichern, wird das auch nie anders werden. Da müsste man schon Zwangsintegrieren. Und was ist daran gut?
Ich finde, das Wort Integration bereits jetzt überstrapaziert, weil kein Gastland leisten kann, was für Migranten aus gänzlich anderen Kulturkreisen notwendig wäre. Die einzige Möglichkeit die Situation zu entspannen ist den Nachzug nachhaltig zu verhindern und die Rechte der Frauen, die bereits hier leben zu stärken.

Und die ganzen Intelligenztests sind sowas von überflüssig... :down:
LG stine
Benutzeravatar
stine
 
Beiträge: 8022
Registriert: Do 27. Sep 2007, 08:47

Re: Der "Fall" Sarrazin

Beitragvon ujmp » Mo 13. Sep 2010, 08:06

stine hat geschrieben:Und die ganzen Intelligenztests sind sowas von überflüssig... :down:


Ich mag sie. Für ein Individuum ist es eine Chance. Gute Tests sind zwar nicht so einfach zu machen - sprich, die Objektivität ist nicht leicht herzustellen. Aber im Großen und Ganzen funktionieren sie schon. Wenn ein Mensch - aus welchen Verhältnissen auch immer - in einem Test überdurchschnittlich abschneidet, kann man ihn fördern und vorallem kann das für ihn selbst ein wichtiger Hinweis sein, wo er sich seinen Platz in der Gesellschaft suchen muss, um sich entfalten zu können.
Benutzeravatar
ujmp
 
Beiträge: 3108
Registriert: So 5. Apr 2009, 19:27

Re: Der "Fall" Sarrazin

Beitragvon Arathas » Mo 13. Sep 2010, 08:15

@stine :2thumbs: für deinen Beitrag.
Benutzeravatar
Arathas
Mitglied des Forenteams
Mitglied des Forenteams
 
Beiträge: 1177
Registriert: Do 19. Mär 2009, 11:58

Re: Der "Fall" Sarrazin

Beitragvon stine » Mo 13. Sep 2010, 09:59

ujmp hat geschrieben:...wo er sich seinen Platz in der Gesellschaft suchen muss, um sich entfalten zu können.
Schon das ist falsch: Weil die Migranten längst ihren Platz gefunden haben. Nur wir wollen das nicht einsehen!
Immer noch nicht. Deshalb die Ablenkung über IQ und Begabungen.
Irgendwie, zum Donnerwetter, müssen die doch hierher passen... :motz:

LG stine
Benutzeravatar
stine
 
Beiträge: 8022
Registriert: Do 27. Sep 2007, 08:47

Re: Der "Fall" Sarrazin

Beitragvon ujmp » Mo 13. Sep 2010, 10:25

stine hat geschrieben:
ujmp hat geschrieben:...wo er sich seinen Platz in der Gesellschaft suchen muss, um sich entfalten zu können.
Schon das ist falsch: Weil die Migranten längst ihren Platz gefunden haben. Nur wir wollen das nicht einsehen!
Immer noch nicht. Deshalb die Ablenkung über IQ und Begabungen.


Dass sie ihren Platz gefunden haben, mag sein. Es wird aber behauptet, dass sie diesen Platz nicht freiwillig einnehmen und von der Gesellschaft unterdrückt oder behindert werden. Möglicherweise könnten IQ-Tests das objektivieren. Wenn sich zeigen ließe, dass bei den Türken keine Talente brach liegen, hätte man diesen Vorwurf entkräftet.

stine hat geschrieben:Irgendwie, zum Donnerwetter, müssen die doch hierher passen... :motz:

Es gibt zwei Möglichkeiten: Sie passen sich an. Wir passen uns an. Wenn du mal alt und pflegebedürfig bist und deine Pflegerin kann nur türkisch - dann lernst du türkisch. Das helfen dir auch die alten Götter nicht...

http://www.tuerkisch-lernen-online.de/
Benutzeravatar
ujmp
 
Beiträge: 3108
Registriert: So 5. Apr 2009, 19:27

Re: Der "Fall" Sarrazin

Beitragvon stine » Mo 13. Sep 2010, 10:43

ujmp hat geschrieben:Wenn du mal alt und pflegebedürfig bist und deine Pflegerin kann nur türkisch - dann lernst du türkisch.
Das ist sicher der einfachere Weg!

:mg: LG stine
Benutzeravatar
stine
 
Beiträge: 8022
Registriert: Do 27. Sep 2007, 08:47

VorherigeNächste

Zurück zu Gesellschaft & Politik

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 4 Gäste