Warum funktioniert der Sozialismus nicht?

Re: Warum funktioniert der Sozialismus nicht?

Beitragvon platon » Do 17. Feb 2011, 22:18

stine hat geschrieben: Aldi & Co setzen Maßstäbe, die nicht mehr so leicht abgeändert werden können.

Ach, und daran ist ALDI schuld? So hab ich das noch überhaupt nicht gesehen.
Wie konnte ich annehmen, dass hirnlose Verbraucher kaufen, was sie nicht brauchen, Hauptsache, ALDI hat's?
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Re: Warum funktioniert der Sozialismus nicht?

Beitragvon Nanna » Do 17. Feb 2011, 22:46

ganimed hat geschrieben:Da wären wir wieder bei dem Thema: wie steht es um das Bewusstsein der Menge "Verbraucher".
Ich glaube ja, da macht keiner was entscheidendes. Die Verbraucher sind eine riesige Herde und Änderungen ergeben sich durch ein komplexes Gewusel von indirekten Faktoren. Da hat Aldi erstmal nichts zu befürchten. Es gibt keine zielgerichtete Änderung des Verbraucherverhaltens.

Aldi hat eine ganze Menge zu befürchten, da das Verbraucherbewusstsein durchaus langsam am Drehen ist. Qualität ist wieder im Kommen, weshalb Aldi ja langsam und unauffällig versucht, ein bisschen aus der Billigheimerecke herauszukommen. Da musst du dir nur mal die Werbung ansehen oder die Tatsache, dass Aldi mittlerweile auch regelmäßig Sachen im Sortiment führt, die mit der ursprünglichen Idee der Verbreitung von Dingen des täglichen Bedarfs zu Kampfpreisen nichts mehr zu tun haben. Gleichzeitig hat der Konkurrenzdruck unter den Discountern endlich zu einem natürlichen Ende der Abwärtsspirale geführt, einfach, weil nach unten hin keine Luft mehr drin ist. Da haben Aldi und Co. also gleich an zwei Ecken zu kämpfen.

Ebenfalls eine partielle Widerlegung deiner Aussage, dass es keine zielgerichtete Änderung des Verbraucherverhaltens gebe, stellt das vermehrte Aufkommen von Bio- und Vegetarierprodukten dar. Die sogenannten "gesellschaftlichen Leitmilieus", die die Richtung dessen vorgeben, was in den nächsten Jahren gekauft wird, achtet immer mehr auf ökologische und sozial verträgliche Herstellung und verweigert sich in zunehmendem Maße auch dem Konsum tierischer Produkte. Das ist definitiv ein Zeichen zielgerichteten Verhaltens, denn was außer ethischen und Gesundheitsüberlegungen könnte sonst dahinterstecken, wenn solchen Produkten der Vorzug gegeben wird?
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Re: Warum funktioniert der Sozialismus nicht?

Beitragvon musicman » Fr 18. Feb 2011, 08:54

Nanna hat geschrieben: Das ist definitiv ein Zeichen zielgerichteten Verhaltens, denn was außer ethischen und Gesundheitsüberlegungen könnte sonst dahinterstecken, wenn solchen Produkten der Vorzug gegeben wird?


Modetrend ?
Finanzielle Interessen ?

Die Leut machen vieles mit, wenn man ihnen dann noch das Gefühl vermitteln kann, sie tun etwas Gutes/Gesundes für sich und retten nebenbei noch die Umwelt, besser kann man ein Produkt gar nicht verpacken.
Nebenbei bemerkt, soviel Hühner wie es Freilandeier gibt, können gar nicht frei rumlaufen, da wird auch viel Etikettenschwindel betrieben natürlich legal, denn die Hühner laufen schon irgendwo rum, aber sicher nicht so frei wie sich das der Durchschnittsverbraucher vorstellt.
Aber ansonsten geb ich Dir recht.

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Re: Warum funktioniert der Sozialismus nicht?

Beitragvon ganimed » Fr 18. Feb 2011, 10:06

Nanna, nur weil sich tatsächlich was ändert, ist das noch keine Widerlegung meiner heiligen Aussagen. Dann hat stine und wir eben Glück und der Zeitgeistwind dreht sich langsam in eine etwas günstigere Richtung. Aber nicht, weil ein paar schlaue Leute im Fernsehen dazu aufgerufen haben oder weil stine geschrieben hat, dass die Preise sich erhöhen müssten. Die wirklichen Kausalketten sind doch viel komplexer und uneinheitlicher. Es ändert sich was, ja, aber nicht zielgerichtet, von niemandem kontrolliert. Am ehesten noch von großen Konzernen beeinflussbar, aber nicht von einzelnen Verbrauchern, irgendwelchen Vordenkern oder, ha ha die größte Lachnummer, den Politikern.
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Re: Warum funktioniert der Sozialismus nicht?

Beitragvon 1von6,5Milliarden » Fr 18. Feb 2011, 14:15

platon hat geschrieben:Wie konnte ich annehmen, dass hirnlose Verbraucher kaufen, was sie nicht brauchen, Hauptsache, ALDI hat's?
Du hast es auf den Punkt gebracht, etwas hart zwar, dies ist aber deine Art. Es ist das Ziel eines "guten" Marketings Bedarfe zu schaffen, die keine echten Bedürfnisse sind. Der Verbraucher kauft inzwischen oft nicht mehr das Zeug, was er braucht, sondern was angeboten wird - war in der DDR angeblich ähnlich, aber ein Resultat des echten Mangels. Dass der Verbraucher durch dieses "Aldi-Prinzip" u.U. mehr Geld ausgibt, als eigentlich nötig, schadet Aldi natürlich nicht.
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Re: Warum funktioniert der Sozialismus nicht?

Beitragvon Nanna » Sa 19. Feb 2011, 02:22

ganimed hat geschrieben:Nanna, nur weil sich tatsächlich was ändert, ist das noch keine Widerlegung meiner heiligen Aussagen. Dann hat stine und wir eben Glück und der Zeitgeistwind dreht sich langsam in eine etwas günstigere Richtung. Aber nicht, weil ein paar schlaue Leute im Fernsehen dazu aufgerufen haben oder weil stine geschrieben hat, dass die Preise sich erhöhen müssten. Die wirklichen Kausalketten sind doch viel komplexer und uneinheitlicher. Es ändert sich was, ja, aber nicht zielgerichtet, von niemandem kontrolliert. Am ehesten noch von großen Konzernen beeinflussbar, aber nicht von einzelnen Verbrauchern, irgendwelchen Vordenkern oder, ha ha die größte Lachnummer, den Politikern.

Damit wende dich bitte an AgentProvocateur, das wird jetzt klar zu einer Diskussion über den freien Willen. ;-)

Wenn du postulierst, dass Großkonzerne diese Bedürfnisse ex nihilo generieren können, dann käme das einem unbewegten Beweger schon ziemlich nahe. Das du dass nicht beabsichtigt hast, ist mir schon klar, aber der Tenor kommt der Angst vor der Fremdsteuerung der Gesellschaft durch größere Mächte schon sehr nahe. Lass uns nicht religiös werden. ;-)

Natürlich haben die Verbraucher einen Einfluss und natürlich werden auch sie wiederum beeinflusst. Da gehen wir konform. Nur, auch die Großkonzerne unterliegen Handlungszwängen und werden von den Einzelentscheidungen der Verbraucher ebenso ganz schön unter Druck gesetzt. Und glaube bloß nicht, dass Vordenker und Avantgardisten keinen Einfluss hätten. Fast jeder Konzern, der irgendwas mit Nachhaltigkeit am Hut hat, hat mittlerweile beispielsweise einen Korrespondenten bei http://www.utopia.de, weil sich da die gut vernetzten Meinungsmacher der oberen Mittelschicht tummeln. Und auch Politiker sind nicht einfach nur ein korrupter Haufen, der von den Konzernen vor sich hergetrieben wird, auch die fahren den Konzernen mit Vorgaben teils ganz schön in die Parade, auch wenn Glühbirnenverbote und einheitliche Handyladegeräte vielleicht für den auf Helden vom Hollywoodmaß geeichten Rezipienten zu banal und lachhaft wirken, um ihnen moralische Integrität zu verleihen.

Wie du schon sagst, die wirklichen kausalketten sind viel komplexer und uneinheitlicher. Natürlich ist es nicht ein Diktator, der allen Lämmern die Richtung vorgibt. Es ist aber auch nicht so, dass wir nur dumme Soße in einem Topf sind, die hin und herschwappt, wenn man ihn durch die Küche trägt. Wir verfügen über Selbsterkenntnis und wir passen unser Handeln permanent und mal opportunistisch und mal prinzipientreu an unsere dynamische Umwelt an. Damit sich etwas signifikant und ohne äußere Einflüsse (z.B. Naturkatastrophe) ändert, gehört sowohl zielgerichtetes Handeln als auch das Glück dazu, dass die äußeren Umstände gerade passen. In der Politikwissenschaft nennt man sowas dann "window of opportunity" und es kann eine aufmerksame Person in der richtigen Position sein, die durch essen entschlossene Nutzung den Lauf der Geschichte ändert.
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Re: Warum funktioniert der Sozialismus nicht?

Beitragvon Mark » So 20. Feb 2011, 01:35

Womit könnte man eine ähnliche Triebwirkung erzielen wie die welche durch die Gier erreicht wird ?
netter Artikel :
http://www.spiegel.de/wissenschaft/mens ... 42,00.html
Brauchen wie etwas "nachhaltigeres" als die Gier ?
Sowas wie "Ansehenspunkte" die man sich durch Arbeit oder Kreativität erwerben muss um gesellschaftlich besser aktzeptiert zu werden und mehr Chancen bei den Frauen zu haben ?
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