Darth Nefarius hat geschrieben:Vollbreit hat geschrieben:Man kann auch nichts oder sehr wenig leisten und erwarten, dass andere dennoch allzeit für einen da sind.
Das ist keine graue Theorie sondern Lebenspraxis, freilich die der harten Egoisten.
Ja, aber sobald zu viele dieser Individuen in einer Population vorhanden sind, kann die Population sich nicht mehr erhalten und stirbt aus. Diejenige, die hingegen kooperative Egoisten in sich trägt, wird diese überleben.
Ja, aber das ist eine andere Fragestellung.
Es geht ja hier um zwei Kontroversen.
Ist die Behauptung haltbar, jedes Lebenwesen sei (letztlich) egoistisch motiviert.
Dawinks und viele Biologen und Du, sagen (bisher) ja, Batson, viele Psychologen, de Waal und einige aus dem Forum sagen nein.
Zweitens – darum geht es hier – ist die Behauptung haltbar, dass jedes Lebewesen kooperiert?
Du sagst ja, so gut wie alle anderen (auch Dawkins) sagen nein (wenn Kooperation mehr bedeuten soll, als sich nicht erwischen zu lassen).
Darth Nefarius hat geschrieben:Vollbreit hat geschrieben: Für den Bereich reflexiver Mensch, ist das doch nicht so schwer. Man kann das Empfinden haben, dass man im Leben Glück hatte, es einem, warum auch immer ganz gut geht. Aus dieser Motivation heraus ist der Wunsch nachvollziehbar, dass es anderen auch gut gehen sollte. Da braucht man kein Logikseminar.
Nein, dafür braucht man einen Schlag auf den Kopf. Was ist daran logisch und nachvollziehbar, dass es, wenn es einem selbst gut geht, motivierend ist den anderen zu helfen?
Das ist eine Frage des Weltbildes, ob man den Eindruck hat, dass es neben dem Ego noch etwas/jemand anderes geben könnte, in den man Sorge investiert.
Darth Nefarius hat geschrieben:Ich habe auch nie gesagt, dass es etwas gar nicht geben dürfte (wie den globalisierten Zustand, der uns Hilfe an Menschen ermöglicht, die uns das nie vergelten werden), ich habe darauf hingewiesen, dass dieses Verhalten in einer Zeit entstanden ist, als es viel häufiger nützlich war, da es meist nur die eigene Gruppe und/oder die Familie betraf.
Wer bestreitet denn, dass Altruisms entstanden ist?
Darth Nefarius hat geschrieben:Richard Dawkins hat geschrieben:Ich würde argumentieren, dass eine vorherrschende Eigenschaft, die wir bei einem erfolgreichen Gen erwarten müssen, ein skrupelloser Egoismus ist. Dieser Egoismus des Gens wird gewöhnlich egoistisches Verhalten des Individuums hervorrufen. Es gibt jedoch, wie wir sehen werden, besondere Umstände, unter denen ein Gen seine eigenen egoistischen Ziele am besten dadurch erreichen kann, dass es einen begrenzten Altruismus auf der Stufe der Individuen fördert. Die Worte „besonders“ und „begrenzt“ in diesem Satz sind wichtig. So gern wir auch etwas anderes glauben wollen, universelle Liebe und das Wohlergehen einer Art als Ganzes sind Begriffe, die evolutionstheoretisch gesehen einfach keinen Sinn ergeben.
(Richard Dawkins, Das egoistische Gen, 1989,1994 by Richard Dawkins, dt. Rowohlt Taschenbuch Verlag GmbH, Reinbek bei Hamburg, Mai 1996, S.22f)
Wenn das nicht Deine Einstellung ist, wie ist dann Deine?
Meine Einstellung ist, dass ein allumfassender Egoismus nichts erklärt, weil er a) jede Trennschärfe verliert und b) zirkulär ist.
Weiter ist meine Einstellung, dass es (beim Menschen) ein fließendes Kontinnum von reinem Egoismus gibt, bei dem überhaupt nicht kooperiert wird (wenn Kooperation mehr heißen soll, als dass man sich nicht erwischen lässt) bishin zu einem reinen Altruismus.
Im realen Leben kommen die Einstellungen in der Regel gemischt vor und die Motive zu einer Handlung sind variabel, nicht starr, eine Handlung kann als tendenzielle altruistisch motiviert sein, sie nächste tendenziell egoistisch (hier sind beide Begriffe nicht im moralisch wertenden Sinn zu verstehen).
Darth Nefarius hat geschrieben:Naja, und ich hatte schon geantwortet: Jein, da ich das nicht als begrenzten (oder was auch immer für einen) Altruismus bezeichne. Die "vorherrschende Eigenschaft" ist auf die Lebewesen an sich, nicht den Menschen bezogen.
Nun ist der Mensch aber nun mal auch ein Lebewesen.
Dennoch, glaube ich auch, dass die biologischen Beschreibungen rein biologische (= wenig der Kultur unterworfene) Lebewesen ganz gut erfasst, im Bereich des Menschenseins, aber schnell unzureichend wird und allenfalls die ersten Phasen der möglichen Entwicklung betrifft.