ganimed hat geschrieben:Dass Unternehmer wirklich scharenweise in die Flucht geschlagen werden, ich weiß nicht, ob das nicht nur Panikmache von konservativen Politikern ist. Wohin sollten sie fliehen? Welches Land bietet bessere Bedingungen? Wenn es nur um Billiglohn ginge, wieso sind dann überhaupt noch Unternehmer hier? Ist doch fast überall anders billiger zu produzieren. Würden alle bisher ausharrenden Unternehmer wirklich bei den nun folgenden ersten ungünstigen Gesetzen in Massen fliehen? Ich halte das für ein billiges Ammenmärchen um kleine Linkspolitikerkinder zu erschrecken.
Meine vielbelächelte Umgebungswahrnehmung zeigt mir, dass hier ein Riesenkonzern völlig dicht gemacht hat. Unternehmenszweige, die mit Billigangeboten aus dem aggressiv wirtschaftenden Osten nicht mehr konkurrieren konnten wurden mit einer scheinheiligen Kooperation abgetrennt, sich selbst überlassen und am Ende dicht gemacht. Und hier geht es nicht um ein paar Arbeitnehmer, sondern um ein paar tausend.
Der Rest, der noch bleiben durfte, wird so mal kurz an die 200 km im Umkreis wieder neu angesiedelt. Ist ja kein Problem, weil Familie folgt dem Familienernährer ja offensichtlich bedingungslos überallhin. Familienväter, die heute noch nicht wissen, ob sie morgen noch Arbeit haben werden.
China ist deswegen in vielem so viel billiger, weil es keine Sozialsysteme hat, weil Arbeitsplätze staatlich subventioniert werden und weil sie keinerlei Entwicklungskosten tragen müssen, die werden nämlich unternehmensbedingt dem Heimatstandort zugeschlagen, um Steuern zu sparen und um plausibel zu machen, wie viel teurer der deutsche Standort ist.
Mit solchem kann ein zivilisierter Staat wie der unsere nicht konkurrieren. Um den Unternehmen aber hier eine Plattform zu bieten, müßten eben viele Dinge wieder anders laufen. Entwicklungsgelder, Standortvergünstigungen, Lohnnebenkostensenkungen, aber zugegeben mit einer Nachhaltigkeitskontrolle. Gewinne müssten zu einem gewissen Prozentsatz staatlich verordnet zurück ins Unternehmen fließen, um die Arbeitsplätze zu sichern und nur bedingt als Dividende den Aktionären zufließen.
Ich glaube, dass kein Mensch wirklich glücklich ist, wenn er lediglich von oben nach unten verteilt einen höheren Sozialhilfesatz in Anspruch nehmen kann, um sich auf die unfreiwillig anerzogene faule Haut zu legen. Menschlich gesehen ist der am besten dran, der sich selber über Wasser halten kann und Ziele vor Augen hat.
Wir müssen daher unbedingt zurück zu mittelständischen Betrieben und weltweit anerkannter Qualität made in Germany. Dies kann aber nur funktionieren, wenn Politik dafür eine Grundlage schafft. Nicht das Schröpfen der Unternehmer, sondern das Stärken ihres Engagements im Land ist gefragt.
Meine jahrelange Befürchtung, dass die Öffnung einer Schleuse einen niedrigeren Gesamtwasserspiegel zur Folge hat, dürfte inzwischen allen klar sein.
LG stine
NS: Und nicht zuletzt ist der Verbraucher gefragt, der sich gut überlegen sollte, was er kauft.
Manchmal sind ein paar Euro mehr für eine Ware aus dem Innland langfristig besser angelegt.