mat-in hat geschrieben:Werte wie Gewissensfreiheit, Glaubensfreiheit, Redefreiheit, Wahlrechte, Frauenrechte, allgemeine Menschenrechte die für alle Geltung haben ... sind gegen den ... Widerstand der großen Kirchen mit Menschenleben erkämpft wurden.
Stimmt und stimmt wiederum nicht. Stimmt, weil beispielsweise die katholische Kirche instutionell gesehen (der "Heilige Stuhl") sich lange Zeit gegen die Idee universeller Menschenrechte sträubte, was übrigens damals (Ende 19.Jh.) nicht nur auf die Kirche beschränkt war. Auch der Soziologe Max Weber nannte die Idee universeller Menschenrechte ein "rationales Phantasma".
Auf der anderen Seite bezieht sich die christliche Botschaft natürlich auf alle Menschen, das ist ja genau der Anspruch von
katholisch, nämlich
allumfassend zu sein. Das bedeutet, die Idee, dass alle Menschen gleich sind, bereits in der christlichen Botschaft angelegt sind. Was bedeutet "gleich"? Es bedeutet nicht, dass es keine individuellen Unterschiede zwischen den Menschen gibt, die ihre Wurzel in der jeweiligen unterschiedlichen Biographie haben. "Gleich" bedeutet: gleich vor Gott. Insofern hat die christliche Botschaft immer schon von Menschenrechten gesprochen.
Gewissensfreiheit: darunter versteht man, dass man in seinen Entscheidungen frei machen soll von anderen Einflüsterungen und Interessen, dass man sich bei seinen Entscheidungen nur von seinem Gewissen leiten lassen soll. Mehr noch: dass man sich nicht nur frei machen
soll, sondern durch den Glauben an Gott
ist. Das ist ein Pfeiler reformatorischer und katholischer Theologie.
Aufschlussreich ein Abschnitt der Wikipedia:
http://de.wikipedia.org/wiki/Bartolom%C3%A9_de_Las_Casas hat geschrieben:Seitdem die Missionare des Dominikaner-Ordens im Jahre 1510 in die Neue Welt gekommen waren, predigten sie gegen die ungerechte Behandlung der Ureinwohner durch die spanischen Eroberer. Am vierten Adventsonntag 1511 hielt der Dominikaner Antonio de Montesinos in der Kirche von Santo Domingo die sogenannte Adventspredigt.[19] [20] Die anwesenden spanischen Kolonisatoren fragt er:
„Mit welchem Recht und welcher Gerechtigkeit haltet ihr diese Indios in einer so grausamen und schrecklichen Knechtschaft? Mit welcher Befugnis habt ihr diese Völker blutig bekriegt, die ruhig und friedlich in ihren Ländern lebten, habt sie in ungezählter Menge gemartert und gemordet? Ihr unterdrückt sie und plagt sie, ohne ihnen zu essen zu geben und sie in ihren Krankheiten zu heilen, die über sie kommen durch die maßlose Arbeit, die ihr ihnen auferlegt, und sie sterben – oder besser gesagt: ihr tötet sie, um Tag für Tag Gold zu gewinnen.“
– Quelle: Adventspredigt[21]
Aus diesen Gründen verweigerten die Dominikaner jedem die Beichte und die Absolution, der Indios besaß. Als Las Casas bei einem Dominikaner-Mönch die Beichte ablegen wollte, wurde ihm das verweigert, da er selbst Indios für sich auf den Feldern und im Bergwerk arbeiten ließ. Er selbst beschreibt dieser Begebenheit als Anlass, seinen eigenen Lebensstil zu überdenken:
„Einige Tage waren in dieser Betrachtung vergangen, und jeden Tag mehr befestigte sich in ihm die Überzeugung, dass alles, was man den Indios in diesen Ländern antat, ungerecht und tyrannisch war. Später pflegte er [Las Casas] zu sagen: Seit der ersten Stunde, da er begann, die Nebel dieser Unwissenheit zu zerstreuen, habe er niemals ein Buch in Latein oder Spanisch gelesen (und das waren in vierundvierzig Jahren ungezählte) aus dem nicht klar das Recht der Indios hervorging und die Verurteilung des Unrechts, das man ihnen zufügte.“
– Bartolomé de Las Casas[2
Der wesentliche Punkt hierbei ist, dass sich die von Antonio de Montesinos vertretene Ethik nicht gegen die Überzeugungen seines Ordens richtet, sondern sich ganz wesentlich aus ihr speist.
Alle anderen Freiheiten: Redefreiheit, Wahlrecht, Frauenrechte wurden nicht nur "gegen die erbitterten Widerstand der Kirchen" erkämpft, sondern wurden generell gegen den
Widerstand herrschender Interessen erkämpft.
mat-in hat geschrieben:Wenn du also plötzlich Jesus als nicht Gottes Sohn und nie real existierend ansiehst, dafür die historische Person Mohammed annimmst, ... hast du natürlich immer noch eine Religion und hast in Theologie-üblicher Weise die Realität so zurecht gebogen, daß sich "gar nichts geändert hat", aber mal ehrlich, ist das noch die gleiche Religion?
Ich habe nicht gesagt, dass Jesus nicht Gottes Sohn ist, sondern ich habe gesagt, dass es für die ganze Idee der Gottessohnschaft, Gott, Offenbarung, usw. usf. nicht darauf ankommt, ob Jesus
tatsächlich gelebt hat. Lass es eine literarische Figur sein. Und? Sollte ich darum die historische Person Mohammed annehmen müssen? Danke übrigens für den Keks.
