Das Profil der GBS ...

Re: Das Profil der GBS ...

Beitragvon Max » Mi 21. Nov 2007, 20:41

Politik und Wissenschaft sind grundverschieden. Die Wissenschaft strebt nach Wahrheit und danach, die Welt möglichst sparsam (redundanzfrei) abzubilden. Dabei gesteht man ein, dass man sich irren kann und man fehlbar ist. Man weiß, was es benötigt, die eigene Meinung zu ändern und der Wissenschaftler (oder zumindest sein Ideal) verwirft eine Hypothese, wenn sie sich als falsch herausstellt. Ein Politiker hingegen hat eine Meinung, die wo auch immer herstammt. Er ist nicht daran interessiert, zu untersuchen, ob diese Meinung richtig ist, sondern nur daran sie durchzusetzen. Neben dem Durchsetzen dieser Meinung liegt ihm natürlich auch viel daran, Geld zu verdienen. Daher schließt er Kompromisse und ändert seine Meinung, wenn dies seinen Fortschritt fördert. Aufgrund dieser diametralen Gegensätzlichkeit kann ich mir nicht vorstellen, dass ein erfolgreicher Politiker ein guter Wissenschaftler ist oder umgekehrt.
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Re: Das Profil der GBS ...

Beitragvon ostfriese » Mi 21. Nov 2007, 22:02

Aber genau da liegt ja der Hase im Pfeffer: Politiker sind oft schlechte Problemlöser, weil sie ihre Ansichten zu selten im Lichte neuer Erkenntnisse überdenken. Im Regelfall unterstehen sie programmatischer, parteitaktischer oder koalitionärer Disziplin, anstatt faktenorientiert Klartext zu sprechen. Es liegt geradezu in der Natur der Sache, dass ihren Aussagen kaum jemand mehr traut. Aber die Leute lechzen doch nach Auskunft aus vertrauenswürdigen Quellen. Wissenschaftler haben in der Hinsicht einen besseren Ruf als alle anderen Bevölkerungsgruppen. Sie nutzen ihn nur nicht, sondern überlassen die Informationsverbreitung und Volksbildung anderen.

Das ist traurig, denn wenn irgendjemand die Schlüssel zu vielen Problemlösungen in den Händen hält, dann sind es Wissenschaftler.

Ich verlange ja nicht, dass einzelne Personen sich aus dem Fenster lehnen und ihre Karriere riskieren. Was ich mir wünsche, sind regelmäßige verständliche Verlautbarungen unabhängig berufener Gremien über den "Stand der Wissenschaften", damit transparenter wird, in welchen Forschungsbereichen bis zu welchem Grade Konsens herrscht und welche (ggf. politischen) Implikationen sich daraus ergeben.
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Re: Das Profil der GBS ...

Beitragvon Klaus » Mi 21. Nov 2007, 22:29

Ich verlange ja nicht, dass einzelne Personen sich aus dem Fenster lehnen und ihre Karriere riskieren. Was ich mir wünsche, sind regelmäßige verständliche Verlautbarungen unabhängig berufener Gremien über den "Stand der Wissenschaften", damit transparenter wird, in welchen Forschungsbereichen bis zu welchem Grade Konsens herrscht und welche (ggf. politischen) Implikationen sich daraus ergeben.


sollte das nicht unser Part sein?
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Re: Das Profil der GBS ...

Beitragvon ostfriese » Mi 21. Nov 2007, 22:31

Ich bin dazu einfach nicht kompetent genug. Aber ich hätte natürlich nichts dagegen, wenn sich hier ein paar Koryphäen engagierten...
Zuletzt geändert von ostfriese am Mi 21. Nov 2007, 22:36, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Das Profil der GBS ...

Beitragvon Klaus » Mi 21. Nov 2007, 22:34

Ich bin dazu einfach nicht kompetent genug.
hä, wer wenn nicht du, oder ist das hintersinniger Ostfriesen-Humor. :^^:
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Re: Das Profil der GBS ...

Beitragvon ostfriese » Mi 21. Nov 2007, 22:41

Ich verfüge offenbar über eine gewisse Kompetenz, meine Planlosigkeit geschickt zu tarnen.

Nee, im Ernst, in Sachen Naturwissenschaft bin ich auf Sekundärquellen angewiesen, weil ich die Primärquellen gar nicht (mehr) verstehe. Und mit Nachplappern kommt man zwar ziemlich weit, stößt aber zwangsläufig an Grenzen...
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Re: Das Profil der GBS ...

Beitragvon Klaus » Mi 21. Nov 2007, 22:45

was soll dann der totale Laie sagen, Aufklärung ist ja letztlich auch die Tatsache, komplizierte, wissenschaftliche Sachverhalte so zu erläutern, dass sie allgemein verständlich sind.
Das gelingt mir noch nicht mal mit meinem IT-Zeuch, es gibt dann immer wieder Menschen, denen ich etwas erkläre, die dann vor Verzweiflung in Tränen ausbrechen, insbesondere bei Frauen habe ich das festgestellt.
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Re: Das Profil der GBS ...

Beitragvon ostfriese » Do 22. Nov 2007, 00:08

Klaus hat geschrieben:Aufklärung ist ja letztlich auch die Tatsache, komplizierte, wissenschaftliche Sachverhalte so zu erläutern, dass sie allgemein verständlich sind.

Klar, das würd ich mir schon zutrauen (ist ja letztlich mein Beruf^^), nur muss ich natürlich aus erster Hand wissen, worüber ich aufklären soll. Ich möchte mir nicht einfach das rauspicken, was meinen Vorurteilen entspricht. Sonst laufe ich Gefahr irgendwann festzustellen, dass die "scientific community" mehrheitlich etwas ganz anderes vertritt.

Wo sind die leicht zugänglichen Quellen, auf die ich mich in diesem Zusammenhang guten Gewissens verlassen kann?
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Re: Das Profil der GBS ...

Beitragvon stine » Do 22. Nov 2007, 16:47

OT:

pinkwoolf hat geschrieben:Nö, ist schon besser, wenn irgendwann mal Schluss ist.


Ein Mensch schaut in der Straßenbahn
der Reihe nach die Menschen an.
Jäh, ist er auf Verzicht bereit,
von jeder Art Unsterblichkeit.


Eugen Roth

LG stine
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Re: Das Profil der GBS ...

Beitragvon ostfriese » Do 22. Nov 2007, 17:55

"Was wartet denn im Himmel auf uns? 'Selig sind, die da geistlich arm sind.' Die Deppen warten auf uns! Das ist nicht der Ort, wo ich den Rest meiner Ewigkeit verbringen möchte!"

Dieter Nuhr
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Re: Das Profil der GBS ...

Beitragvon pinkwoolf » Do 22. Nov 2007, 20:12

@ Stine, Ostfriese
Das ungefähr meinte ich. Aber selbst wenn man die angenehmsten und klügsten Menschen um sich hätte: irgendwann, so nach 20 000 bis 50 000 Jahren, muss es doch unerträglich öde werden, sich immer wieder dieselben Argumente um die Ohren zu hauen.

:santagrin:

Bitte nicht missverstehen: Von diesem Zustand sind wir hier noch weit entfernt. Aber in alle Unendlichkeit? Muss nicht sein.
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Re: Das Profil der GBS ...

Beitragvon emporda » Do 22. Nov 2007, 22:22

ostfriese hat geschrieben:"Was wartet denn im Himmel auf uns? 'Selig sind, die da geistlich arm sind.' Die Deppen warten auf uns! Das ist nicht der Ort, wo ich den Rest meiner Ewigkeit verbringen möchte!"Dieter Nuhr

Klaus hat geschrieben:was soll dann der totale Laie sagen, Aufklärung ist ja letztlich auch die Tatsache, komplizierte, wissenschaftliche Sachverhalte so zu erläutern, dass sie allgemein verständlich sind.

Die Deppen im Himmel sind nicht erst dort Deppen, das fängt schon viel früher hier unten an. Dazu eine schönes Beispiel:

Der Kreationist Gerardus Bauw erklärt zusammen mit den Autoren Marshall und Sandra Hall auf Seminaren wie die Sonne um die Erde kreist, beim Bildungsstand der Amerikaner gibt es 120 Millionen potentielle Zuhörer. Eugenie Scott - Direktor am National-Center-for-Science-Education - bemerkt Einwände gegen solche Astronomie sind vollkommen sinnlos, die Zuhörer sind geistig unfähig die Argumente zu verstehen.
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Re: Das Profil der GBS ...

Beitragvon zerzweifler » Fr 23. Nov 2007, 00:34

pinkwoolf hat geschrieben:Das ungefähr meinte ich. Aber selbst wenn man die angenehmsten und klügsten Menschen um sich hätte: irgendwann, so nach 20 000 bis 50 000 Jahren, muss es doch unerträglich öde werden, sich immer wieder dieselben Argumente um die Ohren zu hauen.


Das macht doch nichts. Wenn wir davon ausgehen, daß wir auch in der Ewigkeit endliche Wesenheiten sind, damit über ein endliches Gedächtnis verfügen und endlich viele Zustände annehmen können, werden wird dort endlich viele Dinge unendlich oft erleben, aber uns nicht daran erinnern können. Das ist doch wenigstens ein kleiner Trost, oder? :down:
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Re: Das Profil der GBS ...

Beitragvon ostfriese » Fr 23. Nov 2007, 07:01

*spekulier*: In einem perfekten Himmel, in dem wir unser permanentes Glück kaum fassen können, erinnern wir uns selbstverständlich nur an unsere Erfolge, nicht an unsere Blamagen (knapp an der Wolke vorbei springen und so...).
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