HFRudolph hat geschrieben:Weiterer Artikel auf dem Blog:
http://brightsblog.wordpress.com/2008/0 ... ment-23076@Fishermans Fellow:
"immerwährende Begründung" ist anscheinend missverständlich formuliert, gemeint ist, dass immerwährende Bemühen erkennbar sein sollte, die Menschenrechte auch in einer für alle nachvollziehbaren Form (nicht nur für Abergläubige) begründen zu können.
Wie schon gesagt: Ich bin sehr neugierig auf eine rationale Begründung der Menschenrechte, zumal ich nicht glaube, dass die überhaupt - kontextunabhängig - möglich ist, und leider hat mir da weder die angegebene Ratzinger-Kritik noch Deine Antwort weitergeholfen, da dort eine Begründung zwar bestellt, aber nicht geliefert wird.
Da lobe ich mir doch den Papst, der immerhin den Versuch unternimmt, eine Begründung zu geben, auch wenn einem davon die Haare zu Berge stehen. Aber bei ihm weiss ich wenigstens, woran ich bin.
HFRudolph hat geschrieben:Während meiner Schulzeit etwa habe ich das vermisst, es wurde dort eher auf Deine Warte gesetzt, dass es genüge, wenn sich die Menschen diesen Gesetzen unterwerfen würden. In einer Demokratie ist es aber so, dass die politische Führung mehr oder weniger aus der breiten Masse des Volkes kommt und somit die Erforderlichkeit dieser Werte in irgendeiner Form begriffen und verinnerlicht haben sollte und nicht bloß aus Unterwürfigkeit gegenüber dem Staat oder gegenüber einer Gottheit diese befolgt.
Ich finde, auch wenn es unerträgliche political correctness war, es war die beste Begründung, die an der Schule geliefert werden kann (denn Glauben ist kein Schulfach). Ok, man kann
auf die Tränendrüse drücken, nach dem Motto: "Wer einmal das Leid eines entwürdigten Menschen aus nächster Nähe mitbekommen hat, der weiß intuitiv, was Würde und Menschenrechte sind." Das halte ich für Quark, auch wenn ich persönlich vielleicht so empfinde. Das tun Leute mit einer europäisch-christlich-humanistischen Kulturgeschichte, aber weder Ostasiaten noch die Jungs aus dem Kongo oder Somalia denken so. Und auch bei vielen Muslimen macht es erst dann Klick, wenn sich herausstellt, dass der Entwürdigte ein Moslem ist. Das ist ein sentimentaler, provinzieller, irrationaler Herleitungsversuch, aber der beste rein säkulare, der mir bislang untergekommen ist.
Insofern denke ich: Du wartest auf Godot.
Der (agnostisch/atheistische) Rationalismus entwürdigt den Menschen, indem er ihm die Begründung dieser essentiellen Rechte wieder weg nimmt, die ihm nach 1700 Jahren abendländisch-religiöser Entwicklung endlich zugestanden wurde.
HFRudolph hat geschrieben:Besser sollte man vielleicht sagen:
1. Die andauernde Bemühung um rationale Begründung der Menschenrechte, um andere
von der Richtigkeit dieser Werte zu überzeugen und der Notwendigkeit, sich für die
Menschenrechte einzusetzen.
2. Die immerwährende Äußerung des unumstößlichen Willens, diese Menschenrechte
aufrecht zu erhalten und durchzusetzen.
Nach alledem, was ich bisher von Dir gelesen habe, klingt das für mich so gehaltvoll wie: "Wir bemühen uns andauernd darum, einen hübschen Luftballon kräftig aufzublasen und sind fest entschlossen, die heiße Luft nicht wieder heraus zu lassen."
HFRudolph hat geschrieben:Selbstverständlich ist der heutige Zustand aus der Vergangenheit entstanden, in der auch das Christentum gewütet hat. Das ist allerdings weniger ein Verdienst oder eine Begründung, als vielmehr eine Warnung, dass die christlich-theologische Begründung von Menschenrechten nichts taugt.
Wenn dem so wäre, dann hätten Europa und Nordamerika die allerletzten Regionen gewesen sein dürfen, in denen die Menschenrechte "erfunden" wurden - aber es war umgekehrt. Ein Baum wächst nicht, obwohl, sondern weil er Wurzeln hat.
Grüßle,
FF