Neuer Militärbischof für Engagement in Afghanistan

Re: Neuer Militärbischof für Engagement in Afghanistan

Beitragvon folgsam » Do 25. Sep 2008, 19:54

ganimed hat geschrieben:Nicht hilfreich: gegen Bischöfe schimpfen, die Militärseelsorge verdammen, die Regierung beschimpfen und alle Afghanen als blöd darstellen: die kapierten angeblich gar nix, wären alle gierig und korrupt und Demokratie lernten die in frühestens 15-20 Jahren. Das ist doch wohl eher zweitklassiges Stammtisch-Gerede.

Wenn ich eine Meinung äußere, nach der unsere Regierung und alle Afghanen viel dümmer sind als ich, dann stimmt da schonmal irgendwas nicht :^^: So dumm können die nicht sein, nicht alle, nicht so.


Wer soll sowas hier behauptet haben? Wenn du irgendwas sagen möchtest und dich auf jemanden beziehst, dann zitiere denjenigen bitte.
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Re: Neuer Militärbischof für Engagement in Afghanistan

Beitragvon ganimed » Do 25. Sep 2008, 22:11

Sorry, meine Kritik an der Kritik war wohl wirklich etwas unpräzise.
Noch ein Versuch:
Klaus hat geschrieben:Über 60% der Deutschen lehnen den Einsatz der Buwe in Afghanistan ab, die Bundesregierung setzt sich über diesen Willen, des Souveräns, hinweg.
Dass ist das Schlimme an diesem scheindemokratischen Verhalten der jetzigen Regierung und des Parlaments.

Ich habe letztens mal in einer Radiodiskussion mit "Experten" etwas zu Volksabstimmungen gehört. Da wurde die Ansicht vertreten, dass das in der Regel nicht klappt. Das Volk ist, so habe ich das Argument verstanden, zu populistisch, vielleicht auch zu oberflächlich. Eine Regierung, so der Tenor, müsse oft auch gegen die aktuelle Volksmeinung entscheiden weil den Leuten Hintergründe und Weitblick fehlten.
Ich stimme dem so ziemlich zu. Demokratie über Interessenvertreter ist nunmal was anderes als reine Volksdemokratie und auch nach meinem Empfinden viel effizienter. Und nachdem man das Volk von der Regierung fernhält müsste man auch noch alle Lobbyisten und Wirtschaftskräfte fernhalten. Dann könnten Merkel & Co richtig gute Sachen machen.

Klaus hat geschrieben:...nur werden demokratische Verhältnisse ohne die Taliban nicht möglich sein. Der Prozess dauert meines Erachtens 15-20 Jahre, um den Menschen dort begreiflich zu machen was Demokratie ist.

Dies ist wohl die Textstelle, die mich am meisten störte. Klingt zu sehr nach "die Afghanen sind irgendwie begriffsstutzig und zurückgeblieben".

Aber komischerweise bin ich, was die USA-Kritik angeht, doch wieder mit im Boot. Bush und seine Vorgänger haben auch nach meinem Gefühl im Vorfeld soo viel falsch gemacht und die heutigen Gegner praktisch selber herbeigepfuscht. Die Welt wäre vermutlich besser dran, wenn die USA nicht wüssten, dass sie eine Supermacht sind, wenn sie nicht ständig und überall ihre Interessen vertreten würden (mit fast allen Mitteln) und wenn sie sogar manchmal auf ihren wirtschaftlichen Gewinn verzichteten, nur um andere Kulturen in Ruhe zu lassen. Hach ja, die Welt ist schlecht und nimmt dabei ihre Supermacht nicht aus.

Und ich bin sicher, dass Deutschland genauso viel menschenverachtenden Blödsinn machen würde, wenn es nur halb so mächtig wäre wie die USA. Das einzige was einen vor Machtkorrumpierung bewahrt ist wohl Machtlosigkeit. Ein Glück, dass ich nur ein Idiot in einem Forum bin und kein Politiker im Amt.
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Re: Neuer Militärbischof für Engagement in Afghanistan

Beitragvon Klaus » Fr 26. Sep 2008, 08:54

@ganimed, es geht eindeutig nicht um Volksabstimmungen, es sind Ergebnisse die Institute wie Allensbach usw. erstellt haben.
Niemand , der sich wirklich mit der Thematik befasst geht arrogant an diese heran. Wenn gesagt wird, dass der Demokratisierungsprozess in Afghansitan zwischen 15-20 Jahren braucht, heisst das, dass wir schon gar daran gehen sollten, das westliche Demokratiemodell errichten zu wollen. In kleinen Dingen gibt es in diesem Lande auch schon jetzt Demokratie, aber eben nur sehr gering ausgeprägt. In diesen Prozess sind die Afghanen einzubeziehen und nicht von jenen zu initiieren, die von USA-Gnaden eingesetzt wurden. Diese besitzen keinerlei Autorität und sind der Integrität des Landes nicht förderlich.
Eine Demokratisierung in Afghanistan läuft aber den wirtschafts-strategischen Interessen der USA zuwider. Wenn man ernsthaft gegen den Terror Krieg führen würde ist das folgende Szenario schwer erklärbar. Die Taliban, Warlords und Drogenbosse benutzen ganz frei ihre handys, wohl wissend, dass sie abgehört werden und geortet werden können. Von US-Seite gibt es schlicht kein Interesse die politische Instabilität in Stabilität zu überführen. Solange politische Instabilität in dieser region herrscht, kann man schalten und walten wie man will und die Probleme mit Dollars klären. Ein paar Idioten lassen sich dann den Arsch wegschießen, shit happens.
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Re: Neuer Militärbischof für Engagement in Afghanistan

Beitragvon HF******* » Fr 26. Sep 2008, 09:22

Klaus hat geschrieben:Ein paar Idioten lassen sich dann den Arsch wegschießen, shit happens.

Ist damit die Bundeswehr gemeint?
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Re: Neuer Militärbischof für Engagement in Afghanistan

Beitragvon Klaus » Fr 26. Sep 2008, 09:56

Es sind all jene gemeint, die für ein paar Euros mehr dorthin gehen und meinen einer guten Sache zu dienen. Der Leichensack ist im Preis inbegriffen, ändert aber nichts an der Tatsache, dass dort falsches getan wird.
Konkrete Frage, konkrete Antwort, ja.
Nehme ich die Soldaten, welche die USA im Irak und Afghanistan einsetzen handelt es sich meistens um minderprivilegierte.
Da braucht man nicht drumherum zu reden, es sind die Fakten und nur die zählen. Die Buwe hat dort nichts verloren!
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Re: Neuer Militärbischof für Engagement in Afghanistan

Beitragvon pariparo » Fr 26. Sep 2008, 10:10

HFRudolph hat geschrieben:Wie Klaus schon sagte: Genaugenommen ist die Bundeswehr zur Verteidigung der freiheitlich demokratischen Grundordnung vorgesehen, was gerade noch Bündnisfälle der Nato einschließt. Mir stellt sich da schon die Frage, ob man dann damit rechnen muss.

Wenn sich jemand bereit erklärt, grundsätzlich im Rahmen von Bundestagsbeschlüssen weiteren Einsätzen zur Verfügung zu stehen, wenn sich also jemand im Zweifel zusammenschießen lässt für dieses Volk, das den Bundestag gewählt hat, dann finde ich, dass man sich etwas zurück halten kann mit irgendeiner Anmaßung darüber, ob diese Menschen dort jetzt vielleicht gerade Seelsorge benötigen oder später - ob religiös oder gleich als psychiatrische Behandlung. Das macht schon einen Unterschied aus, ob sich jemand in Deutschland den Hintern vor dem Rechner platt sitzt oder ob man im Auftrag dieses Volkes am Arsch der Welt unterwegs ist.

Mir ist auch nicht ganz klar, welche Art von Kritik die Bilder oben darstellen sollen.


Ich war von 89-93 bei der Bw. In Zeiten des Umbruchs. Damals hiess es noch "...die Grenzen der BRD verteidigen...bla bla" Das Feindbild war klar definiert: Blau=Nato=gut / Rot=Warschauer Pakt=böse
Nach der Wende gabs die ersten Ausflüge... Somalia, Kurdenhilfe im Irak u.a. Natürlich auf freiwilliger Basis. Nix für mich. Die Wüste ist mir zu staubig und in den Bergen ist es zu kalt.
Heute weiß jeder Soldat was ihn erwartet. Die Soldaten vor Ort brauchen keinen kath. o. evang. "Seel"sorger, sondern echte psych. Hilfe von gut ausgebildeten Fachleuten! Beim Anblick eines von Sprengstoff zerfetzten Kameraden ist Religion wenig hilfreich. Und Bilder darüber gibts schon mal gar nicht. Nicht gut für die Moral der Truppe, wie es immer so schön heißt...
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Re: Neuer Militärbischof für Engagement in Afghanistan

Beitragvon 1von6,5Milliarden » Fr 26. Sep 2008, 11:17

HFRudolph hat geschrieben:Der Punkt war, dass man nicht Soldaten irgendwo stationieren kann und ihnen dann in den Rücken fällt mit irgendwelchen duseligen Sprüchen gegen Militärseelsorge.
Tut man nicht. Und wer dann noch das "Argument" rauskramt "jetzt dürfe man nicht kritisieren" soll sich einfach mit der Bild-Zeitung irgendwohin verkrümeln. Es ist eher höchste Zeit darüber zu diskutieren, Kritik zu üben und die Situation zu verbessern und vernünftig zu lösen.

HFRudolph hat geschrieben:Meines Wissens sind dort keine Wehrdienstleistenden stationiert, nur Berufssoldaten: Und die haben sich das zum Teil vielleicht auch mal anders vorgestellt, als sie ihren Job ergriffen haben.
Nur Zeit- und Berufssoldaten sind dort im Einsatz und wem es nicht passt, der kann über Kriegsdienstverweigerung seinen (diesen) (temporären) Beruf jederzeit beenden. Ansonmsten: Dies gehört eben zum Risiko eines Soldatenberufes, wobei natürlich gerade die schon länger "dienenden" Zeit- oder Berufssoldaten eventuell tatsächlich nur bereit gewesen wären, mit Waffengewalt ihr Land direkt zu verteidigen und nicht recht abstrakt angeblich die freiheitlich-demokratische Grundordnung am Hindukusch.
HFRudolph hat geschrieben:Das macht schon einen Unterschied aus, ob sich jemand in Deutschland den Hintern vor dem Rechner platt sitzt oder ob man im Auftrag dieses Volkes am Arsch der Welt unterwegs ist.
Eben, es ist (so!) nicht weder im Auftrag des tumben noch des "intelligenten" Volkes, es ist eine reine politische Entscheidung, deren Deckung durch das Grundgesetz zumindest dem Sinn nach absolut nicht besteht.

ganimed hat geschrieben:Wer etwas gegen den Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr hat, der muss wohl langsame demokratische Mühlen mahlen lassen und bei der nächsten Wahl zum Beispiel die Partei wählen, die die Jungs da wieder wegbeordern will. Oder demonstrieren und die jetzige Regierung beeinflussen. Was weiß ich.
Eben, bis zur nächsten Wahl warten ist nicht unbedingt (gilt für alles) sinnvoll. Wenn die freiheitlich-demokratische Grundordnung verteidigt werden soll, dann soll sie auch im Inneren angewendet werden. Und zur Demokratie gehört mehr als nur als Wahlvieh alle 4-5 Jahre zum Wahllokal zu gehen. (auch wenn's am Sonntag hoffentlich lustig wird. :mg: )

ganimed hat geschrieben:Ich habe letztens mal in einer Radiodiskussion mit "Experten" etwas zu Volksabstimmungen gehört. Da wurde die Ansicht vertreten, dass das in der Regel nicht klappt. Das Volk ist, so habe ich das Argument verstanden, zu populistisch, vielleicht auch zu oberflächlich. Eine Regierung, so der Tenor, müsse oft auch gegen die aktuelle Volksmeinung entscheiden weil den Leuten Hintergründe und Weitblick fehlten.
Ist altbekannt und und entspricht leider so meine ich den Tatsachen. Deshalb wirst du mich immer (mit tränendem Herzen) gegen direkte Demokratie argumentieren sehen können. Das Volk als ganzes ist leider zu egoistisch, zu leicht durch Populisten zu beeinflussen, zu speziell und allgemein ungebildet. Da sind tatsächlich noch die durch Egoismus, (illegalen) Fraktionszwang, Unwissen und Lobbyismus beeinflussten Parlamentarier besser. Denn die wollen auch noch von der Intelligenzia und "seriösen" Presse bewundert werden. Und das Allgemeine Niveau im Parlament dürfte im Durchschnitt doch ein kleines bisserl höher sein.
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