Burkas erregen ein immer größeres öffentliches Ärgernis

Re: Burkas erregen ein immer größeres öffentliches Ärgernis

Beitragvon Zappa » Fr 14. Mai 2010, 15:11

platon hat geschrieben:Burka wie Tarnanzug verhindern die Identifizierung von Personen in der Öffentlichkeit. Deshalb kann der Staat beides verbieten. Und ich denke, das sollte er auch tun.


Ich halt das für ein Scheinargument, denn eigentlich meint Ihr (Du und Gernot und viele andere) etwas ganz anderes: Die Burka soll als Symbol des Islams, von mir aus auch als Symbol der Unterdrückung der Frau (wobei ich auch das oft für ein vorgeschobenes Argument halte) verboten werden. Der Sicherheitsaspekt ist bestenfalls konstruiert.

Und vor diesem Hintergrund gebe ich Nanna zu 100% Recht. Was jemand in seinem Privatleben tut, geht niemand etwas an!

Ob man Burkas im Rahmen von Demonstrationen tragen darf oder ob sie dann als Vermummung gelten, darüber dürfen sich gerne die Juristen streiten.
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Re: Burkas erregen ein immer größeres öffentliches Ärgernis

Beitragvon Gernot Back » Fr 14. Mai 2010, 15:52

Hallo Dissidenkt!

Dissidenkt hat geschrieben:Es sind autoritär geprägte, obrigkeitsgläubige und patriarchalisch-denkende Männer - und einige Weibchen, die sich ihnen andienen, (...) weil sie selbst so geprägt sind

Wessen Wesen beschreibst du hier eigentlich; wahrscheinlich ist es doch eher dasjenige einer Burkaträgerin als das einer Abgeordneten im Europaparlament!
Dissidenkt hat geschrieben:Deine Beschreibung des Islam reduziert sich auf negative Aspekte extremistischer Phänomene (...)
Ums mal klar zu stellen, da du das durchgängig verwechselst:
Es geht nicht um das Recht der Männer Frauen zu zwingen Burka zu tragen, sondern um das Recht der Frauen sich dafür zu entscheiden Burka zu tragen.
Ein Zwang auf die Burka zu verzichten, ist genauso totalitär, wie der Zwang die Burka zu tragen!

Ja, genauso totalitär wie es hierzulande der Zwang ist, keine nationalsozialistischen Symbole mehr zu zeigen.

Ich beschreibe und greife just jene Strömung des Islam an, die meint, eine vermeintliche Minderwertigkeit von Frauen offen zur Schau stellen zu müssen. Bei der Burka geht es um nichts anderes:

Wenn eine Frau eine Burka aus freien Stücken trägt, dann ist das immer noch eine Beleidigung des Gleichberechtigungsgedankens aller Menschen, wahrscheinlich sogar in noch schlimmerer Form, als wenn sie sie gezwungenermaßen trüge.

Null Toleranz gegenüber der Intoleranz!

Gruß Gernot
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Re: Burkas erregen ein immer größeres öffentliches Ärgernis

Beitragvon platon » Fr 14. Mai 2010, 16:03

Zappa hat geschrieben:ch halt das für ein Scheinargument, denn eigentlich meint Ihr (Du und Gernot und viele andere) etwas ganz anderes

Irrtum! Ich habe nichts gegen das Tragen von Kopftüchern. Es sieht zwar bescheuert aus, aber das ist Ansichtssache. Kahlrasierte Köpfe finde ich auch nicht prickelnd, aber wem's gefällt ...
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Re: Burkas erregen ein immer größeres öffentliches Ärgernis

Beitragvon Dissidenkt » Fr 14. Mai 2010, 17:20

Gernot Back hat geschrieben:Hallo Dissidenkt!

Dissidenkt hat geschrieben:Es sind autoritär geprägte, obrigkeitsgläubige und patriarchalisch-denkende Männer - und einige Weibchen, die sich ihnen andienen, (...) weil sie selbst so geprägt sind

Wessen Wesen beschreibst du hier eigentlich; wahrscheinlich ist es doch eher dasjenige einer Burkaträgerin als das einer Abgeordneten im Europaparlament!


Diese Beschreibung trifft Menschen hüben wie drüben und völig religionsunabhängig.
Wir bilden uns hier etwas darauf ein fortschrittlicher zu sein, aber die Zeiten der Unterdrückung von Frauen oder Minderheiten sind hier noch lange nicht vorbei und kein Grund mit dem Finger auf andere zu zeigen. Eine Frau hat hier - theoretisch - viele rechtliche und soziale Möglichkeiten, sich gegen einen Mann zu wehren, der sie zwingen will, eine Burka zu tragen. Ein Verbot wäre nicht nur ein einschneidender Eingriff in die Freiheitsrechte der ganzen Bevölkerung, es würde auch der handvoll betroffener Frauen mit Sicherheit nichts nützen, da sie im Zweifelsfall von ihren Tyrannen gezwungen würden mit Schal und Sonnenbrille das Haus zu verlassen.

Gernot Back hat geschrieben:
Dissidenkt hat geschrieben:Deine Beschreibung des Islam reduziert sich auf negative Aspekte extremistischer Phänomene (...)
Ums mal klar zu stellen, da du das durchgängig verwechselst:
Es geht nicht um das Recht der Männer Frauen zu zwingen Burka zu tragen, sondern um das Recht der Frauen sich dafür zu entscheiden Burka zu tragen.
Ein Zwang auf die Burka zu verzichten, ist genauso totalitär, wie der Zwang die Burka zu tragen!

Ja, genauso totalitär wie es hierzulande der Zwang ist, keine nationalsozialistischen Symbole mehr zu zeigen.


Die Burka ist kein Symbol für Massenmord und industrielle Menschenvernichtung.

Gernot Back hat geschrieben:Ich beschreibe und greife just jene Strömung des Islam an, die meint, eine vermeintliche Minderwertigkeit von Frauen offen zur Schau stellen zu müssen. Bei der Burka geht es um nichts anderes:
Wenn eine Frau eine Burka aus freien Stücken trägt, dann ist das immer noch eine Beleidigung des Gleichberechtigungsgedankens aller Menschen, wahrscheinlich sogar in noch schlimmerer Form, als wenn sie sie gezwungenermaßen trüge.


Die Burka ist ein Kleidungsstück, das für dich eine Projektionsfläche darstellt, in der sich deine vorwiegend negativen Assoziationen mit dem Islam abbilden. Was die Frau darunter denkt, kannst du nicht wissen und solltest dich davor hüten, ihr irgendwas zu unterstellen.
Wenn du allgemein verbieten lassen willst Burkas zu tragen, würdest du das auch mir verbieten und dazu hast du nicht das geringste Recht, auch wenn ich gar nicht die Absicht habe, mir so ein Ding überzuziehen.

Gernot Back hat geschrieben:Null Toleranz gegenüber der Intoleranz!


Wenn deine Toleranz bedeutet Frauen zu verbieten Burkas zu tragen, ist es damit nicht weit her.
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Re: Burkas erregen ein immer größeres öffentliches Ärgernis

Beitragvon Gernot Back » Fr 14. Mai 2010, 19:07

Hallo Dissidenkt!

Dissidenkt hat geschrieben:Wir bilden uns hier etwas darauf ein fortschrittlicher zu sein, aber die Zeiten der Unterdrückung von Frauen oder Minderheiten sind hier noch lange nicht vorbei

Eben gerade darum sollten wir uns hüten, solche revanchistischen Strömungen hier wieder an Boden gewinnen zu lassen.
Dissidenkt hat geschrieben:Ein Verbot wäre nicht nur ein einschneidender Eingriff in die Freiheitsrechte der ganzen Bevölkerung,

Weil du befürchtest, dass dann ein Kleidungsstückverbot nach dem anderen käme, bis wir schließlich nichts mehr anzuziehen hätten? Was für ein Quatsch!
Dissidenkt hat geschrieben:es würde auch der handvoll betroffener Frauen mit Sicherheit nichts nützen, da sie im Zweifelsfall von ihren Tyrannen gezwungen würden mit Schal und Sonnenbrille das Haus zu verlassen.

Doch, es würde insofern etwas bringen, als dass solche Leute sich hier nicht mehr ansiedeln und den verbliebenen gegenüber eine klare Missbilligung der Diskriminierung von Frauen ausgesendet würde, auf der sie bislang beharren.

Dissidenkt hat geschrieben:Die Burka ist kein Symbol für Massenmord und industrielle Menschenvernichtung.

Jedes Symbol, das offensiv für die Missachtung von Menschenrechten steht, gehört verboten!

Dissidenkt hat geschrieben:Die Burka ist ein Kleidungsstück, das für dich eine Projektionsfläche darstellt, in der sich deine vorwiegend negativen Assoziationen mit dem Islam abbilden

Ne, is klar; ich bilde mir das alles nur ein...

Dissidenkt hat geschrieben:Wenn deine Toleranz bedeutet Frauen zu verbieten Burkas zu tragen, ist es damit nicht weit her.

Deine Laissez-Faire-Haltung ist bei weitem gefährlicher, wehret den Anfängen!

Gruß Gernot
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Re: Burkas erregen ein immer größeres öffentliches Ärgernis

Beitragvon Dissidenkt » Sa 15. Mai 2010, 11:24

Gernot Back hat geschrieben:Eben gerade darum sollten wir uns hüten, solche revanchistischen Strömungen hier wieder an Boden gewinnen zu lassen.


DU bist hier der Revanchist Gernot!
Nicht die Burkaträgerin will dir Vorschriften machen, was du anziehen darfst und was nicht, sondern DU bildest dir ein, darüber bestimmen zu dürfen, wer was anziehen darf. Unter dem allzu durchsichtigen Deckmäntelchen angeblicher Bekämpfung von Intoleranz, maßt du dir eine totalitäre Autorität an, die den Inbegriff der Intoleranz darstellt. Du maßt dir an zu wissen, was Lieschen Müller denkt, wenn sie sich das Gesicht verschleiert und unterstellst ihr intolerante Motive, die aber gerade in dir selbst am ausgeprägtesten schlummern.

Gernot Back hat geschrieben:
Dissidenkt hat geschrieben:Ein Verbot wäre nicht nur ein einschneidender Eingriff in die Freiheitsrechte der ganzen Bevölkerung,

Weil du befürchtest, dass dann ein Kleidungsstückverbot nach dem anderen käme, bis wir schließlich nichts mehr anzuziehen hätten? Was für ein Quatsch!


Genau Quatsch! Warum schreibst du so einen Quatsch, um ihn mir zu unterstellen und es dann selbst Quatsch zu nennen? Das Gleiche machst du mit Lieschen Müller! Du unterstellst ihr deine islamophoben Projektionen, baust dir damit einen Popanz auf, den du dann aus ach so "toleranten" Motiven verleumdest und ihr das Recht absprechen willst hier zu leben.

Gernot Back hat geschrieben:
Dissidenkt hat geschrieben:es würde auch der handvoll betroffener Frauen mit Sicherheit nichts nützen, da sie im Zweifelsfall von ihren Tyrannen gezwungen würden mit Schal und Sonnenbrille das Haus zu verlassen.

Doch, es würde insofern etwas bringen, als dass solche Leute sich hier nicht mehr ansiedeln und den verbliebenen gegenüber eine klare Missbilligung der Diskriminierung von Frauen ausgesendet würde, auf der sie bislang beharren.


Na da kommen wir ja zum Kern der braunen Ideologie. Man will wieder bestimmen, wer hier leben darf und wer nicht. Ich sags dir nochmal: Du hast keinen blassen Schimmer, warum eine Frau sich so ein Ding überstülpt und es geht dich einen Scheissdreck an. Wenn jemand gezwungen wird so ein Ding zu tragen, dann darfst du gerne Zivilcourage zeigen und die Polizei rufen.

Gernot Back hat geschrieben:
Dissidenkt hat geschrieben:Die Burka ist kein Symbol für Massenmord und industrielle Menschenvernichtung.

Jedes Symbol, das offensiv für die Missachtung von Menschenrechten steht, gehört verboten!


1. Die Burka ist kein "Symbol" sondern ein Kleidungsstück. Eine symbolische Projektionsfläche ist sie nur in den Köpfen rechter Kulturkrieger.
2. Symbole des NS-Regimes sind nicht verboten, weil sie für die "Missachtung von Menschenrechten" stehen, sondern für einen beispiellosen VÖLKERMORD an Andersdenkenden.

Gernot Back hat geschrieben:
Dissidenkt hat geschrieben:Die Burka ist ein Kleidungsstück, das für dich eine Projektionsfläche darstellt, in der sich deine vorwiegend negativen Assoziationen mit dem Islam abbilden

Ne, is klar; ich bilde mir das alles nur ein...


Du pauschalisierst dein Halbwissen über eine Religion und ein Kleidungsstück, projizierst deine Assoziationen ungefragt auf andere und willst denen dann damit die Freiheit einschränken.

Gernot Back hat geschrieben:
Dissidenkt hat geschrieben:Wenn deine Toleranz bedeutet Frauen zu verbieten Burkas zu tragen, ist es damit nicht weit her.

Deine Laissez-Faire-Haltung ist bei weitem gefährlicher, wehret den Anfängen!


Unsinn. Ich habe es bereits oben geschrieben, aber du hast es nur allzu gerne ignoriert: Meine Laissez-Faire-Haltung toleriert nicht den ZWANG Burka zu tragen, aber sie toleriert auch nicht das VERBOT Burka zu tragen.
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Re: Burkas erregen ein immer größeres öffentliches Ärgernis

Beitragvon Zappa » Sa 15. Mai 2010, 13:11

Gernot Back hat geschrieben: ... wehret den Anfängen!


Genau, lasst uns unsere abendländischen Werte verteidigen: Weg mit Burkas, Schwulen, vorehelichem Sex, Linken und Freigeistern :lachtot:

Im Ernst: Jeder Eingriff in die persönlichen Rechte eines Individuums - wozu ich die Wahl der Kleidung zähle - bedarf aus gutem Grunde eine sorgfältige, kritisch reflektierte Begründung. Ich lese von den Verteidigern des Burkaverbotes davon wenig, aber reichlich viel Unterstellungen, was die Intentionen der Trägerinnen angeht. Das ist Gesinnungsschnüffelei!

Wir sollten uns auf andere, sinnvollere Gebiete begeben. Teilnahme von Mädchen am Sportunterricht, Teilnahme von Frauen mit islamischem Hintergrund am öffentlichen Leben etc. pp. Das ist viel lohnender als denen Bekleidungsvorschriften zu machen.
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Re: Burkas erregen ein immer größeres öffentliches Ärgernis

Beitragvon Tilia » Sa 15. Mai 2010, 13:55

Ich bin dafür, die Burkaträgerinnen zu bitten, sich doch mit dem Shador zu begnügen, weil eine Totalverhüllung ein Sicherheitsrisiko ist, schließlich könnten auch männliche Terroristen sich so wunderbar verkleiden. Mit dem diplomatischen Verhandlungston kommt man vielleicht weiter, als mit einem Verbot.

Wenn wir uns auf den Kampf gegen die Burka einschießen wollten, hätte das zur Folge: es heizt sich der Hass auf beiden Seiten auf, der evtl. nicht mehr zügelbar ist, (nicht die Keime zu einer Pogromstimmung legen!) die wesentlichen politischen Dinge werden nicht diskutiert, Integrationschancen werden vernichtet.

Die Öffentlichkeit kämpft jetzt gegen die paar Burkas, weil sie sich da am meisten Unterstützung erhofft, aber eigentlich geht es genauso gegen den Shador und das Kopftuch, dann eigentlich gegen Ausländer insgesamt, zumindest, so lange sie nicht aussehen und sich benehmen wie Deutsche. Den Schreibern in diesem Forum will ich das nicht unterstellen, denen geht es vielleicht wirklich um die Freiheit der Frau und sonst nichts, aber der Masse, die solche Forderungen unterstützen würde. Mit welchen Gruppen würden wir da zusammen arbeiten? Auf alle Fälle mit allen Neonazis.

Das heißt nicht, dass ich die Unterdrückung der Frau für gut heißen würde, weder im Islam noch im christlichen Abendland, noch sonst wo. Sie macht sich aber wirklich nicht allein an diesen Hüllen fest, und auch nicht allein an der Hüllenlosigkeit.
Man muss dem anders begegnen: ignorieren, sich nicht aufregen, schöne Kopftücher und lange, verhüllende Kleider zur Mode machen, Bildung in jeder Form und vor allem etwas mehr Würde in unserer Gesellschaftskultur.

Denkt dabei an pubertierende Jugendliche: wie reagieren sie, wenn man ihnen etwas verbietet? Kann ich den Pullover umtauschen, sollte er meinen Eltern gefallen?---Auch wenn es sich hier überwiegend um erwachsene Menschen handelt, die Wechselwirkungen sind ähnlich.

Ich bin eine Kopftuch tragende Atheistin, weil ich Mützen nicht mag, einen warmen Hals und warme Ohren aber schon!
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Re: Burkas erregen ein immer größeres öffentliches Ärgernis

Beitragvon Helmut-Soeder » Sa 15. Mai 2010, 15:24

[quote="Gernot Back"]Hallo an alle!
Als Gernot vom Islam als der dümmsten aller Religionen sprach, da hat er seine Aussage nicht geügend hinterfragt. Dessen Grundlagen wie auch die vom Christentum oder dem Jüdischen Glauben wurden formuliert, als man die Erde noch für eine Scheibe ansah. Das war nicht dumm. Diesen archaischen Glauben, der uns in der Kindheit eingetrichtert wurde, auch heute noch nicht zu hinterfragen, ist nicht unbedingt ein Zeichen von Dummheit (es gab und gibt sehr intelligente Gläubige), sondern von zu schwachem Charakter. Ich selbst brauchte allen Mut, inmitten eines christlichen Umfeldes mit 17 Jahren meinen Verstand zu gebrauchen und den Kinderglauben allmählich zu überwinden. Denn nirgendwo fand ich einen Ersatz für die gewiss brüchige Geborgenheit, alles war nun zunächst sinnleer.
Grüße von Helmut Soeder
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Re: Burkas erregen ein immer größeres öffentliches Ärgernis

Beitragvon Dissidenkt » Sa 15. Mai 2010, 15:27

Tilia hat geschrieben:Ich bin dafür, die Burkaträgerinnen zu bitten, sich doch mit dem Shador zu begnügen, weil eine Totalverhüllung ein Sicherheitsrisiko ist, schließlich könnten auch männliche Terroristen sich so wunderbar verkleiden.


Denk doch darüber bitte nochmal nach!
1. Können auch Frauen Selbstmordanschläge oder Terrorakte verüben. Ob sie dabei Gucci oder Burka tragen, macht keinen Unterschied.
2. Wer auch immer sich in die Luft sprengen möchte, wird sich wohl kaum an ein Burkaverbot halten.
3. Mit diesem Terrorquatsch kann man auch Karneval verbieten oder ein generelles Ausgehverbot verhängen.

Eine Verhüllung ist kein Sicherheitsrisiko, gerade weil "verhüllte" Personen in der Öffentlichkeit viel mehr Aufmerksamkeit erregen. Ein Verbot aus "Sicherheitsgründen" wäre keine Lösung für irgendwas.
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Re: Burkas erregen ein immer größeres öffentliches Ärgernis

Beitragvon stine » Sa 15. Mai 2010, 17:29

Dissidenkt hat geschrieben:Schön, dass du so offen deine unreflektierten Vorurteile darlegst, denn damit stehst du für das Problem dieser unaufgeklärten Gesellschaft, die sich ihres latenten Rassismus nicht bewusst ist.
Was verstehst du unter unreflektiert?
Nimmst du für dich in Anspruch der Allwissende zu sein?

Rassismus ist überall auf der Welt zu finden und nicht immer ist er nur latent. Alle Völker dieser Erde haben Angst vor Überfremdung. Nenn mir ein Volk, welches diese Angst nicht hat! Meinungen und Ängste der Menschen mit dem Vorwurf des latenten Rassismus niederzuknüppeln ist mE der größte Fehler, den man machen kann. Wer die Sorgen und Nöte der Menschen nicht ernst nimmt, riskiert einen Aufstand. Gerade das kann man aus der Vergangenheit lernen.

Dissidenkt hat geschrieben:Hätte ein italienischer Modedesigner vor 10 Jahren eine vollverschleierte Kollektion auf den Markt gebracht, sie wäre der letzte Schrei in den deutschen Fußgängerzonen gewesen.
Hat aber keiner. Die Ganzkörperverhüllung hat eben keinen modischen, sondern einen politischen Hintergrund.

Dissidenkt hat geschrieben:Und dass die Kinder in Kabul vor Burkaträgerinnen nicht erschrecken, dürfte auch dir einleuchten.
Klar, tut es. Wir sind aber nicht in Kabul.

Dissidenkt hat geschrieben:Wer sich dieser eigenen Prägungen nicht bewusst wird, wird die Mechanismen dahinter nie verstehen und wird auch nie in der Lage sein, Menschen, die auf die eine oder andere Weise anders leben, wirklich zu akzeptieren.
Akzeptanz, Toleranz und Gleichgültigkeit. Da liegen Welten dazwischen. Ich muss Toleriertes nicht akzeptieren müssen und schon gar nicht ist es mir gleichgültig.
Was die soziale Prägung betrifft, so halte ich sie für das A&O einer funktionierenden Gesellschaft. Über den Tellerrand schauen, müssen, wenn schon denn schon, die anderen auch, ansonsten herrscht eine Kultur über der anderen.

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Re: Burkas erregen ein immer größeres öffentliches Ärgernis

Beitragvon platon » Sa 15. Mai 2010, 18:50

Dissidenkt hat geschrieben:Eine Verhüllung ist kein Sicherheitsrisiko, gerade weil "verhüllte" Personen in der Öffentlichkeit viel mehr Aufmerksamkeit erregen. Ein Verbot aus "Sicherheitsgründen" wäre keine Lösung für irgendwas.

Es gibt aber das Vermummungsverbot aus Sicherheitsgründen und ich sehe nicht ein, warum das für irgendwelche religiösen Spinner jetzt wieder aufgeweicht werden soll. Ich fühle mich beim Anblick vermummter Personen nicht wohl und das gilt für Autonome in Tarnanzügen genauso wie für Figuren unter Burkas.
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Re: Burkas erregen ein immer größeres öffentliches Ärgernis

Beitragvon Dissidenkt » So 16. Mai 2010, 10:37

stine hat geschrieben:
Dissidenkt hat geschrieben:Schön, dass du so offen deine unreflektierten Vorurteile darlegst, denn damit stehst du für das Problem dieser unaufgeklärten Gesellschaft, die sich ihres latenten Rassismus nicht bewusst ist.
Was verstehst du unter unreflektiert?


Darunter verstehe ich, dass Menschen sich ihres rassistischen Denkens und der Mechanismen dahinter nicht bewusst sind.

stine hat geschrieben:
Dissidenkt hat geschrieben:Nimmst du für dich in Anspruch der Allwissende zu sein?


Selbstverständlich! Möchtest du mich gerne anbeten? :gott:

stine hat geschrieben:
Dissidenkt hat geschrieben:Rassismus ist überall auf der Welt zu finden und nicht immer ist er nur latent. Alle Völker dieser Erde haben Angst vor Überfremdung. Nenn mir ein Volk, welches diese Angst nicht hat! Meinungen und Ängste der Menschen mit dem Vorwurf des latenten Rassismus niederzuknüppeln ist mE der größte Fehler, den man machen kann. Wer die Sorgen und Nöte der Menschen nicht ernst nimmt, riskiert einen Aufstand. Gerade das kann man aus der Vergangenheit lernen.


Nicht Völker haben Angst vor Überfremdung, sondern bestimmte Personengruppen innerhalb der Völker. Selbstverständlich denke auch ich in einem gewissen Rahmen rassistisch. Das ist evolutionäres Erbe und Sozialisation. Nur bin ich mir dieser Mechanismen bewusst und kann mich mit Hilfe meines Verstandes darüber weitestgehend hinwegsetzen. Solange die Menschheit Rassismus und Vorverurteilung von Minderheiten nicht überwindet, wird es keinen Frieden geben. Der erste Schritt hierzu ist aber die Einsicht, dass jeder dieses Erbe in sich trägt und jeder in der Lage ist, dieses zu überwinden.


stine hat geschrieben:
Dissidenkt hat geschrieben:Hätte ein italienischer Modedesigner vor 10 Jahren eine vollverschleierte Kollektion auf den Markt gebracht, sie wäre der letzte Schrei in den deutschen Fußgängerzonen gewesen.
Hat aber keiner. Die Ganzkörperverhüllung hat eben keinen modischen, sondern einen politischen Hintergrund.


Nein. Es gibt Leute, die diese aus politischem Kalkül zu einem Politikum machen wollen. Tatsächlich hat die Ganzkörperverschleierung - im Fall der Burka - einen rein religiösen möglicherweise ethnischen Hintergrund.
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Re: Burkas erregen ein immer größeres öffentliches Ärgernis

Beitragvon Dissidenkt » So 16. Mai 2010, 10:47

platon hat geschrieben:Es gibt aber das Vermummungsverbot aus Sicherheitsgründen und ich sehe nicht ein, warum das für irgendwelche religiösen Spinner jetzt wieder aufgeweicht werden soll. Ich fühle mich beim Anblick vermummter Personen nicht wohl und das gilt für Autonome in Tarnanzügen genauso wie für Figuren unter Burkas.


Das Vermummungsverbot ist ein Schandfleck unserer angeblichen Demokratie...
1. Es kriminalisiert friedliche Bürger, die ihr Recht auf öffentliche Meinungsäusserung wahrnehmen wollen.
2. Es schreckt Bürger ab auf Demonstrationen zu gehen, da ihnen trotz friedlicher Teilnahme staatliche Verfolgung oder berufliche oder soziale Nachteile drohen.
3. Es zwingt die Polizei in friedliche Demonstrationen einzuschreiten, nur weil Menschen ihr Gesicht nicht zeigen wollen. Folge:Eskalation.
4. Es wurde vom Verfassungsgericht leider noch nicht überprüft und es würde mit großer Wahrscheinlichkeit gekippt.
5. Es ist offensichtlich gegen Chaoten absolut wirkungslos.

... und damit der beste Beweis für die Dummheit und Überflüssigkeit eines "Burka-Verbots":
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Re: Burkas erregen ein immer größeres öffentliches Ärgernis

Beitragvon stine » So 16. Mai 2010, 13:34

Dissidenkt hat geschrieben:Tatsächlich hat die Ganzkörperverschleierung - im Fall der Burka - einen rein religiösen möglicherweise ethnischen Hintergrund.
Soweit schon klar. Ich frage dich nur, warum wir dieses tolerieren und im Gegenzug unsere eigene Kultur aufgeben müssen? Warum sind genau die Befürworter von Kopftuch und Burka die Streiter für das Entfernen christlicher Symbole aus öffentlichen Gebäuden? Reicht die multikulturelle Einstellung nur für die Exoten in unserem Land?

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Re: Burkas erregen ein immer größeres öffentliches Ärgernis

Beitragvon Mark » So 16. Mai 2010, 14:19

Was passiert denn wenn man wirklich die Burka verbietet ? Gehen die vorher so verschleierten Frauen dann etwa OHNE Burka auf die Strasse ?
Sind sie damit dann voll integriert und alles wird gut ?
Oder wird die logische Folge nicht einfach sein, daß sie keinen Fuß mehr vor die Tür setzen können ??
Ich verstehe nicht... hat man denn in Frankreich nicht vorher darüber nachgedacht was so ein Gesetz wirklich bewirkt ? Das ist doch ein Kindergarten...
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Re: Burkas erregen ein immer größeres öffentliches Ärgernis

Beitragvon Zappa » So 16. Mai 2010, 16:12

stine hat geschrieben:Ich frage dich nur, warum wir dieses tolerieren und im Gegenzug unsere eigene Kultur aufgeben müssen?


Wir geben nicht unsere Kultur auf. Unsere Kultur beinhaltete die Trennung von Staat und Kirche (OK es gibt leider immer noch Unsauberkeiten in der Trennung, meist auf dem Mist christlicher Antidemokraten gewachsen) und von öffentlichem und privatem Leben. Darüber hinaus haben unsere Vorfahren gegen den massiven Widerstand der (christlichen) Kirche das Recht suf freie Meinungsäußerung und die Religionsfreiheit erkämpft. Alles Fundamente unsere nachchristlichen, westlichen Kultur*.

*Ich gebe zu, das auch christliche Werte dabe mitschwingen. Aber wie heisst es so schön in der Bibel: "Prüfet aber alles und das Gute behaltet" 1. Thess. 5,21 :mg:
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Re: Burkas erregen ein immer größeres öffentliches Ärgernis

Beitragvon Nanna » So 16. Mai 2010, 20:05

stine hat die Angst der Bevölkerung als (legitime?) Begründung für die Tendenzen zum Burkaverbot ins Feld geführt, eine Angst, die man bei manchen hier im Thread fast mit Händen greifen kann. Kann Angst ein guter Ratgeber sein, gerade hier, wo es darum geht, auf andere zuzugehen?

Ehrlich gesagt bereitet mir der Eifer, den manche hier an den Tag legen, mindestens ebensoviele Sorgen, wie der Fundamentalismus der Islamisten. Beides erzeugt unüberbrückbare Gegensätze, beides deutet in Richtungen, wo miteinander sprechen irgendwann nicht mehr als produktives Mittel angesehen wird und wir wissen ja alle, was unter der Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln gemeinhin verstanden wird. Zusammenstehen gegen Fundamentalismus, entschlossenes Vorgehen gegen Intoleranz und Menschenrechtsverletzer, ja. Toleranz mit Verboten von Symbolen eines abweichenden Lebensstils durchsetzen zu wollen, das aber ist nicht nur unlogisch, sondern markiert auch den Versuch, Feuer mit Feuer zu bekämpfen. Wir sollten eine besonnene Entschlossenheit bewahren, denn die Alternativen sind apathisches Schweigen und hysterische Aggression.


Eine Erwiderung noch an stine:
Zwischen einem Kreuz (oder Judenstern, Halbmond, hinduistischem Rad usw.) in einem öffentlichen Gebäude oder am Körper eines öffentlichen Repräsentanten und einem Kopftuch oder sonstigem religiösen Symbol am Körper eines Privatmenschen gibt es einfach einen gewaltigen Unterschied. Du vergleichst hier Äpfel mit Birnen, weil das eine an einem gemeinschaftlich genutzen Raum und das andere an einer Person hängt. Öffentliche Räume müssen neutral sein, die Individuen, die sie bevölkern dagegen dürfen sich durch ihre Kleidung ausdrücken. Es ist völlig in Ordnung, wenn jemand Kopftuch oder Kreuz trägt, wobei ich bei bei öffentlich Beschäftigten, wie beispielsweise Lehrern, die eben sowohl die Öffentlichkeit als auch sich selbst repräsentieren, einen Kompromiss für am sinnvollsten halte. Ein Kreuzkettchen, ein dezentes Kopftuch, vielleicht teilweise durchsichtig, oder auch einen ein Brights-Anstecker halte ich für problemlos, Ganzkörperuniformen wie Nonnentrachten sind schon arg grenzwertig und Burkas natürlich völlig inakzeptabel. Ich glaube, dass sich auch die meisten Menschen mit solchen Kompromissen gut arrangieren könnten; die Debatte wird aber leider von den konservativen Scharfmachern beider Seiten, vor allem aber der "abendländischen", dominiert. Wie fast immer in derartigen Debatten gehen abwägende Meinungen unter, die mehr Platz brauchen und weniger Aufmerksamkeit erregen und daher in den Medien weniger zitiert werden.
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Re: Burkas erregen ein immer größeres öffentliches Ärgernis

Beitragvon platon » So 16. Mai 2010, 22:47

Dissidenkt hat geschrieben:3. Es zwingt die Polizei in friedliche Demonstrationen einzuschreiten, nur weil Menschen ihr Gesicht nicht zeigen wollen. Folge:Eskalation.

Keineswegs. Es ist absolut sinnfrei, friedlich demonstrieren zu wollen und sich dabei zu verstecken.
Dissidenkt hat geschrieben:4. Es wurde vom Verfassungsgericht leider noch nicht überprüft und es würde mit großer Wahrscheinlichkeit gekippt.

Darauf würde ich an Deiner Stelle keinen Cent wetten. Gäbe es eine reele Chance, dass das Verbot gekippt würde, hätte die Überprüfung längst stattgefunden.
Dissidenkt hat geschrieben:5. Es ist offensichtlich gegen Chaoten absolut wirkungslos.

Wieder völlig falsch. Es erlaubt, Chaoten bereits wegen ihrer Vermummung aus dem Verkehr zu ziehen ohne dass die Situation bereits eskaliert ist und dient deshalb der Gewaltprävention. Die Tatsache, dass es nicht gelingt, gewaltsame Ausschreitungen bei Demonstrationen völlig zu verhindern, ist kein Argument gegen das Vermummungsverbot.
Schließlich ist auch Mord bei uns verboten, trotzdem soll schon mal einer passiert sein.
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Re: Burkas erregen ein immer größeres öffentliches Ärgernis

Beitragvon stine » Mo 17. Mai 2010, 07:17

Nanna hat geschrieben:Öffentliche Räume müssen neutral sein, die Individuen, die sie bevölkern dagegen dürfen sich durch ihre Kleidung ausdrücken.
Das weiß ich nicht.
Genauso, wie die Muslime in ihrem Land ein Bild Mohammeds in den Räumen hängen haben, oder wie Honecker in jedem öffentlichen Gebäude hing, genauso darf sich ein westliches Abendland ein einfaches Kreuz in die Räume hängen, als Symbol dafür, dass in diesem Land die Menschenrechte gelten und es keine diktatorischen Staatsmänner gibt, die anzubeten wären.
Wenn es etwas gäbe, was dieses Kreuz ersetzen könnte, müsste es dafür stehen, dass wir in einem freien Land mit freiem Denken leben. Ein neutraler Raum gibt keine Hinweise darauf, für was ein Land steht. Da ist alles möglich.

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