ujmp hat geschrieben:Wenn jemand z.B eine Ethik vertritt, die Hilfsbereitschaft propagiert, dann propagiert er damit, dass ihm selbst geholfen werde, falls er Hilfe braucht. Wenn dagegen jemand rücksichtsloses Machtstreben propagiert, dann propagiert er damit etwas qualitativ ganz anderes. Beide Verhaltensweisen sind nur in einem irrelevanten definitorischen Sinn gleichsetzbar. Üblicherweise nennt man eben Ersteres Altruismus und das Zweite Egoismus.
Naturalist66 hat geschrieben:a) Verwandtenselektion (kin selection): Das kooperative Verhalten hängt dabei ab vom Verwandtschaftsgrad;
Lumen hat geschrieben:Ich verstehe hierbei den Drang auch nicht, ein Wort wie Egoismus rehabilitieren zu wollen. Das einzige, was damit bezweckt wird, ist, dass wir eine neues Wort für "übertriebene-Ich-Bezogenheit" oder "unverhältnismäßig auf den eigenen Vorteil bedacht sein" finden müssten. Das sind so möchtegern Denkanstösse, die keiner braucht.
Lumen hat geschrieben:Ich verstehe hierbei den Drang auch nicht, ein Wort wie Egoismus rehabilitieren zu wollen. Das einzige, was damit bezweckt wird, ist, dass wir eine neues Wort für "übertriebene-Ich-Bezogenheit" oder "unverhältnismäßig auf den eigenen Vorteil bedacht sein" finden müssten. Das sind so möchtegern Denkanstösse, die keiner braucht.
ujmp hat geschrieben:Es ist doch ein Unterschied, ob sich jemand entscheidet, nur zu handeln, wenn es in seinem eigenem Interesse ist oder ob er sich entscheidet so zu handeln, dass es nur im Interesse der Anderen ist. Es kommen objektiv unterschiedliche Handlungsweisen dabei raus - etwa nicht?
Naturalist66 hat geschrieben:Vielleicht irritiert Euch das Wort Altruismus in meinem vorherigen Beitrag; ersetzen wir es durch "kooperatives Verhalten". Dass dieses in unserer Evolution eine grosse Rolle gespielt halt, ist ziemlich offensichtlich; der Mensch ist ein Gruppentier und lebte Zehntausende von Jahren in Gruppen mit etwa 100 Mitgliedern. Nur deshalb war er so erfolgreich; Außenseiter (freerider) gingen unter. Verschiedene Mechanismen steuern nach Einschätzung der Soziobiologen dieses kooperative Verhalten, insbesondere:
a) Verwandtenselektion (kin selection): Das kooperative Verhalten hängt dabei ab vom Verwandtschaftsgrad;
b) Spiegelneuronen, die Empathie auslösen;
c) reziproker Altruismus.
Nur c) kann man als verkappten Egoismus enttarnen, a) und b) wahrscheinlich nicht.
Lumen hat geschrieben:Reziproker Altruismus ist nicht wirklich Egoimus, wie er gemeinhin verstanden wird. Das Schwierigkeit dabei ist, dass die Dynamik, die dem Individuum nützlich ist, über tausende Generationen gewachsen ist. Das "selbstlose" Verhalten baut auf der gewachsenen Kontinuität auf, dass "mein Beitrag" am Ende, quasi als Grundvertrauen einprogrammiert, mir am Ende nützt (weil alle Menschen ebenso "programmiert" sind, und Kooperation im Schnitt eine positive Bilanz hat).
Lumen hat geschrieben:Ich verstehe hierbei den Drang auch nicht, ein Wort wie Egoismus rehabilitieren zu wollen. Das einzige, was damit bezweckt wird, ist, dass wir eine neues Wort für "übertriebene-Ich-Bezogenheit" oder "unverhältnismäßig auf den eigenen Vorteil bedacht sein" finden müssten. Das sind so möchtegern Denkanstösse, die keiner braucht.
ujmp hat geschrieben:Tut es nicht unbedingt. Es gibt eine Hilfbereitschaft gegenüber ganz fremden Menschen, die man voraussichtlich nie wieder sehen wird.
Vollbreit hat geschrieben:Das sehe ich auch so. Der Drang wird wohl sein, jene Verhaltensweisen, die man umgangssprachlich als Egoismus und Altruismus bezeichnet definitorisch gleichzusetzen, damit man seinen Egoismus nicht mehr zu rechtfertigen braucht.
Darth Nefarius hat geschrieben: Das Ego und sein Wille sind notwendig für jede beliebige Aktion.
Darth Nefarius hat geschrieben:ujmp hat geschrieben:Tut es nicht unbedingt. Es gibt eine Hilfbereitschaft gegenüber ganz fremden Menschen, die man voraussichtlich nie wieder sehen wird.
Das ist auf den instinktiven Charakter dieses Kooperationsbedürfnisses zurückzuführen. In diesem Fall nützt diese Hilfsbereitschaft nicht, aber in den meisten Fällen schon, deswegen wird dieser Automatismus beibehalten. Dieses verhalten hat sich zu zeiten etabliert, als fast jedes Gruppenmitglied irgendwie miteinander verwandt war. Gleichzeitig ist das bloße Triebbefriedigung, ein Leerlaufverhalten, das bei vielen Tieren zu beobachten ist. Hier läuft schlichtweg ein Programm ab, dass durch klare Signale ausgelöst wurde, ohne Reflexion.
Ach ja?ujmp hat geschrieben:Man kann sich schließlich nicht erfolgreich mit Verwandten paaren.
ujmp hat geschrieben:Klar, aber "möglich" heißt ja nicht "erfolgreich".
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