stine hat geschrieben:Religion und Ethik sind in meinen Augen ein großer Bestandteil einer ganzheitlichen Bildung. Diese Fächer total ausklammern zu wollen ist aus meiner Sicht für ein atheistisch erzogenes Kind nicht von Vorteil.
Das bezweifle ich, ich hätte gut darauf verzichten können. Vielleicht hätte mein Unwissen über den Glauben diesen vor meinen Hass bewahrt. Da ich nun sehr viel über Religionen in Erfahrung gebracht habe, schon in der Grundschule, weil mich schon damals das Problem der Sterblichkeit beschäftigt hat, widert mich dieses wiederkehrende Konzept umsomehr an.
Wenn du also diese Ablehnung als Vorteil betrachtest, dann gebe ich dir recht.
stine hat geschrieben:Der Kirchgang darf sicherlich kein Muss sein, aber einmal reinschauen lehrt die Kinder auch, dass es sowas gibt und dass es Menschen gibt, die darauf bauen.
Also wie ein Zoo? Nach dem Motto:" Mama guck, was machen die da?"
Nein, zu diesen Erfahrungen sollte man zumindest nicht gezwungen werden. In Sankt-Petersburger Kirchen bin ich sehr gerne wegen der Architektur, der Größe und der Hybris gegangen. Aber in eine Dorfkirche mit Weihwassergestank und einem widerwärtig hässlichen und grausemen Crucifix sollte kein Kind gezwungen werden. Genauso wie mein erster und einziger Besuch in einer Disco hätte ich auf diese Erfahrung gern verzichtet.
stine hat geschrieben:Ich verstehe nicht, wo das Problem ist. Ein Kind katholisch, buddhistisch, hinduistisch oder muslimisch zu erziehen ist vielleicht aus atheistischer Sichte sehr unzeitgenäß, aber einem Kind die Religionen verschweigen zu wollen und es auf Ansammlung von Wissen und "Wahrheiten" zu trimmen, halte ich für genauso einseitig.
Das Problem der religiösen Erziehung ist nicht, dass sie ein Angebot darstellt, sondern oftmals einen Zwang in einem angeblich säkularen Staat. Wenn es hieße "Sie können den Religionsunterricht oder den Philosophieunterricht wählen" anstatt wie bei mir damals "Entweder wird er protestantisch oder er bekommt eine 6, weil er nie im Kommunionsunterricht war.",-nach dem Konvertieren habe ich eine 3 bekommen, da ich immer im (staatlichen) Religionsunterricht in der Grundschule war.
Wo wurde da die Wahl ermöglicht? Das System ist eine Farce.
stine hat geschrieben:Gläubige als Unzeitgemäße Ignoranten abtun zu wollen ist widerrum Diskriminierung von der anderen Seite.
Nein, es ist nur eine Meinung. Jemanden wegen dieser Meinung schlechter zu behandeln wäre Diskriminierung.
stine hat geschrieben:Ich selbst lehne eine einseitig atheistische Bildung ab, weil sie in meinen Augen genauso wenig zielführend ist, wie eine einseitige Prägung zum Religiösen.
oh, die religiöse Erziehung ist ja gerade sehr zielführend. Dieses Ziel muss mir aber nicht gefallen. Eine "atheistische" (also einfach mal neutrale, philosophische) Erziehung wäre gerade deswegen wünschenswert, weil sie nicht zielführend ist.
stine hat geschrieben: mat-in hat geschrieben:Wenn Religionen von Toleranz reden meinen sie immer nur "wir wollen toleriert werden" und nie "wir tolerieren".
Hier müsstest du konkreter werden. Denn gerade im christlichen Glauben steht die Hilfe füreinander an erster Stelle. Ob das im Einzelfall auch so gelebt wird ist genauso, als würde ich Herrn Lafontaine nach seiner linken Haushälfte befragen wollen.
Ein Beispiel ist schnell genannt: Die ganzen Unruhen und die Lynchjustiz wegen eines Filmchens. Auch bei fundamentalen Christen ist dieses Verhalten üblich. Aber nennen wir es doch beim Namen: Der radikale Christ, der dieses Video produziert hat, hat in seinem Vorgarten ein Obama-Grab ausheben lassen und benutzt den Grabstein als Zielscheibe. Ja, seine Liebe als Christ ist wahrlich zu spüren. Mach dir keine Illusionen, die Zugehörigkeit zu einer Religion macht einen Menschen nicht besser. Entweder sind sie grausam oder nicht. Was die Religion (auch die Christliche) bietet, ist ein Katalysator für das eine oder andere.