Gleichheitssucht und Freiheitsangst

Re: Gleichheitssucht und Freiheitsangst

Beitragvon ujmp » Sa 15. Mär 2014, 07:57

Nanna hat geschrieben:Ding dong, the witch is dead! :veg:

Süß! :^^:
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Re: Gleichheitssucht und Freiheitsangst

Beitragvon Vollbreit » Sa 15. Mär 2014, 08:10

provinzler hat geschrieben:Wobei ich da gewisse Vorbehalte dagegen habe, das per Mehrheit zu bestimmen, wie "wir" zusammenleben wollen. Sonst sind wir wieder beim Schaf und den beiden Wölfen, die übers Abendessen abstimmen.
Wer soll denn sonst darüber abstimmen?
Eine elitäre Minderheit, die weiß, was gut für alle ist?
Ein weiser Herrscher ist zwar oft ein enwicklungsgeschichtlicher Turbo gewesen, der eigentliche Nachteil an der Sache mit dem König ist aber die Kette der unbegabeten Nachfolger, den das Königtum wird ja nicht abgeschafft, wenn der weise Herrscher gestorben ist.

provinzler hat geschrieben:
Vollbreit hat geschrieben:Zum andere kritisiert er aber, dass es eine ebenso abgespeckte Variante der Freiheit gibt, in der das Individuum eben nicht seinen selbstbestimmten Weg geht, sondern immer wieder im Kollektiven und Völkischen ankommt.
Aus meiner Sicht, hat das mit Freiheit nix zu tun. Das ist der gleiche Kollektivismus wie bei den Linken auch. Nur dass sich Aggression stärker nach außen als nach innen richtet.
Das hat auch nichts mit Freiheit zu tun, weil man sich ständig an den Vergehen der andern abarbeitet und so an dem hängt, was man eigentlich hinter sich lassen möchte.


Gandalf hat geschrieben:Ich weis nicht auf was Du hinauswillst.
Das merkt man .
Kurz gesagt: Man kann die Freiheit des Individuums auch nutzen, statt über deren Einschränkung durch dieses und jenen zu lamentieren.
Du lamentierst aber lieber, so eigentümlich unfrei.


Nanna hat geschrieben:
Vollbreit hat geschrieben:Und das hat auch was Beruhigendes. Aber es ist eben ambivalent. Wie Du schon sagst, keiner will ein Mr. Smith sein, ein Grauer und Grauen, man möchte ein wenig auffallen.

Komplettes irrelevantes Offtopic, aber du gehörst einfach zur falschen Generation. :wink:
Hey, mach mich nicht älter als ich bin, genau das Schmittchen hatte ich doch im Sinn. ;-)
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Re: Gleichheitssucht und Freiheitsangst

Beitragvon stine » Sa 15. Mär 2014, 11:55

Vollbreit hat geschrieben:
provinzler hat geschrieben:Wobei ich da gewisse Vorbehalte dagegen habe, das per Mehrheit zu bestimmen, wie "wir" zusammenleben wollen. Sonst sind wir wieder beim Schaf und den beiden Wölfen, die übers Abendessen abstimmen.
Wer soll denn sonst darüber abstimmen?
Eine elitäre Minderheit, die weiß, was gut für alle ist?

Dieses Kernproblem wird wohl zu meinen Lebzeiten niemand mehr lösen.

:wink: stine
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Re: Gleichheitssucht und Freiheitsangst

Beitragvon ujmp » Sa 15. Mär 2014, 12:44

stine hat geschrieben:
Vollbreit hat geschrieben:
provinzler hat geschrieben:Wobei ich da gewisse Vorbehalte dagegen habe, das per Mehrheit zu bestimmen, wie "wir" zusammenleben wollen. Sonst sind wir wieder beim Schaf und den beiden Wölfen, die übers Abendessen abstimmen.
Wer soll denn sonst darüber abstimmen?
Eine elitäre Minderheit, die weiß, was gut für alle ist?

Dieses Kernproblem wird wohl zu meinen Lebzeiten niemand mehr lösen.

Es löst sich von selbst in einem Kräftegleichgewicht: Die Starken sind wenige und die Schwachen dafür in der Überzahl. Sie arrangieren sich. Man muss nur dafür sorgen, dass der Kräfteaustausch nicht behindert wird, in dem z.B. die Schwachen das Machtmonopol haben, wie z.B. durch so etwas wie "Adelsstand" oder im "Arbeiter und Bauernstaat".
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Re: Gleichheitssucht und Freiheitsangst

Beitragvon provinzler » Sa 15. Mär 2014, 14:16

Nanna hat geschrieben: Über die persönliche Kränkung, dass die Welt sich selten an die eigenen Präferenzen anpasst, sondern es durch die Schwerfälligkeit des sozial Etablierten meist eher andersherum läuft, muss man an einem bestimmten Punkt seiner Entwicklung auch mal drüber wegkommen. Sonst dreht man sich im Kreis und kann vor lauter Beschäftigung mit seinem eigenen Ärger nicht mal die kleinen Anstöße umsetzen, zu denen man in einer Gesellschaft sehr wohl in der Lage ist.

Man muss den großen Bruder nur besser lieben. Dann ist das Leben viel einfacher und angenehmer. Das ist ungefähr so als würde man jemand der sich angesichts einer aggressiven schwer alkoholisierten Meute unwohl fühlt, den Rat zu gebe sich halt auch zuzudröhnen, dann sei das alles nicht so schlimm.
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Re: Gleichheitssucht und Freiheitsangst

Beitragvon stine » Sa 15. Mär 2014, 16:30

provinzler hat geschrieben:Das ist ungefähr so als würde man jemand der sich angesichts einer aggressiven schwer alkoholisierten Meute unwohl fühlt, den Rat zu gebe sich halt auch zuzudröhnen, dann sei das alles nicht so schlimm.

WOW - depressiv heute?
Ich denke, so schlimm haben wir es hier in D gar nicht getroffen. Klar kann man sich über einiges aufregen oder sich zurückziehen, aber leben lässt es sich doch noch ziemlich angenehm. Das Beste beim Seilziehen ist doch, dass an zwei Seiten gezogen wird und wenn die Mannschaften ungefähr gleich stark sind, bleibt die Position stabil.

LG stine
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Re: Gleichheitssucht und Freiheitsangst

Beitragvon Gandalf » Sa 15. Mär 2014, 17:16

Vollbreit hat geschrieben:
provinzler hat geschrieben:
Gandalf hat geschrieben:Ich weis nicht auf was Du hinauswillst.
Das merkt man .
Kurz gesagt: Man kann die Freiheit des Individuums auch nutzen, statt über deren Einschränkung durch dieses und jenen zu lamentieren.
Du lamentierst aber lieber, so eigentümlich unfrei.


..und Du merkst nicht mal wie Du Dir selbst widersprichst.

Das die "Freiheit des Individuums" regel- und verantwortungslos sei, ist ja gerade das fatale Mißverständnis der Neo- bzw. Linksliberalen (bzw. sich liberal gebenden Sozialisten in allen Parteien), wir das aktuelle gesellschaftliche Schlamassel zu verdanken haben. Von Finanzkrise, Bildungskatastrophe bis gegenwärtige Außenpolitik.

Der Linksliberalismus konterkariert den klassischen Liberalismus eines von Mises, da er Liberalismus relativiert und kollektivistisch (um)interpretiert. (= der rationalisierende Konstruktivismus, der z.B. auch hier im Forum vorherrscht) Dabei wäre die Lösung Deines Problems mit dem (nie vorhandenen) "guten, weisen Führer" genau in jener kritisch rationalen Kritik zu finden die Du als Lamentiererei zu (v)erkennen glaubst: Den Fokus auf das Individuum und seine Handlungsmöglichkeiten zu halten.
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Re: Gleichheitssucht und Freiheitsangst

Beitragvon ujmp » Sa 15. Mär 2014, 18:01

Gandalf hat geschrieben: genau in jener kritisch rationalen Kritik zu finden die Du als Lamentiererei zu (v)erkennen glaubst: Den Fokus auf das Individuum und seine Handlungsmöglichkeiten zu halten.

Hört sich gut an. Nur hört die Freiheit des einen Individuums bekanntlich dort auf, wo die Freiheit des anderen Individuums anfängt. Einen Menschen ohne Gesellschaft gibt es überhaupt nicht. Richtig müsste es daher heißen: Fokus auf den Individuen...
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Re: Gleichheitssucht und Freiheitsangst

Beitragvon Vollbreit » So 16. Mär 2014, 10:37

Gandalf hat geschrieben:Das die "Freiheit des Individuums" regel- und verantwortungslos sei, ist ja gerade das fatale Mißverständnis der Neo- bzw. Linksliberalen (bzw. sich liberal gebenden Sozialisten in allen Parteien), wir das aktuelle gesellschaftliche Schlamassel zu verdanken haben. Von Finanzkrise, Bildungskatastrophe bis gegenwärtige Außenpolitik.

Es kommt mir vor, als seiest Du da auf der Stufe konventioneller Moral unterwegs und würdest in der Angst leben, dass eine freiere Regelinterpretation eines postkonventionellen Menschen unweigerlich zum Untergang des Abendlandes führen müsste.
Dabei sind präkonventionelle und postkonventionelle Moral zwei vollkommen unterschiedliche Stufen.
https://de.wikipedia.org/wiki/Lawrence_ ... ntwicklung

Wie siehst Du das denn?
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Re: Gleichheitssucht und Freiheitsangst

Beitragvon Gandalf » So 16. Mär 2014, 10:56

ujmp hat geschrieben:Hört sich gut an. Nur hört die Freiheit des einen Individuums bekanntlich dort auf, wo die Freiheit des anderen Individuums anfängt. Einen Menschen ohne Gesellschaft gibt es überhaupt nicht. Richtig müsste es daher heißen: Fokus auf den Individuen...


Danke, das genau ist der Punkt: Die 'Dynamik' der 'Beziehung' zwischen Individuen wird regelmäßig nicht als eigener Wert, bzw. als eine Eigenschaft betrachtet.
Das was eine Gesellschaft bzw. Kultur ausmacht, sind ja nicht die einzelnen (statischen) Einheiten selber, sondern ihre 'gelebten' Beziehungen.

Der Satz - "die Freiheit des einen Individuums bekanntlich dort auf, wo die Freiheit des anderen Individuums anfängt." - klingt toll (und ist vollkommen richtig), - ist aber letzlich nur eine Zusammenfassung - ein in einen Satz gegossenes (statisches) 'Symbol'.

Denn: Woher weis ich denn wo die Freiheit des anderen anfängt (und meine aufhört) - 'bevor' ich das ausprobiert habe? (und dabei Grenzüberschreitungen begehe, die - rückwirkend betrachtet - gegen diesen Satz verstoßen haben) Nur so kann ich 'Wissen erwerben'.
Ähnlich wie wenn ich ein Auto sehe, und darauf schließen würde, dies sei (produktionstechnisch) vom Himmel gefallen, weil ich die Fabrik und die ganze 'Umwegsproduktionskette' bsi hin zu den Eisenbergwerken nicht dahinter sehe, die das Auto erst möglich gemacht hat.

... und dieser Satz enthält eine weitaus komplexere 'Umwegsproduktionskette' als ein Auto. Es wäre daher fatal diesen dahingehend zu verkürzen, indem man meint: weil man ihn dekonstruieren kann, - sei er ein (beliebiges, zeitgeistiges) intellektuelles Konstrukt.

Vollbreit hat geschrieben:Wie siehst Du das denn?

So, wie gerade eben beschrieben (und wohl auch in Deinem link): 'bottom up'!
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Re: Gleichheitssucht und Freiheitsangst

Beitragvon Vollbreit » So 16. Mär 2014, 11:03

Gandalf hat geschrieben:Denn: Woher weis ich denn wo die Freiheit des anderen anfängt (und meine aufhört) - 'bevor' ich das ausprobiert habe?

Erziehung?
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Re: Gleichheitssucht und Freiheitsangst

Beitragvon stine » So 16. Mär 2014, 11:13


Nachdem wir in dieser verlinkten Zusammenfassung lernen durften, wie wichtig die Stufen 1 und 2 (Lernen der Regeleinhaltung) des Präkonventionellen Stadiums sind, damit wir als Gesellschaft überhaupt in ein konventionelles Stadium hineinwachsen können, wundert mich dieser Hinweis:
Lawrence Kohlberg hat geschrieben:III Postkonventionelles Stadium

In diesem Stadium werden erstmals gesellschaftliche Regeln infrage gestellt, das heißt, dass Regeln erst nach einer kritischen Prüfung teilweise und ganz akzeptiert werden. Die Umsetzung des Beutelsbacher Konsens, nach dem Schüler an der Entwicklung von Urteilsfähigkeit keineswegs gehindert werden dürfen, sondern ebendiese entwickeln müssen, um die vorhandenen Kontroversitäten in Wissenschaft und Gesellschaft entsprechend einordnen zu können, ist wesentlich.

Das erinnert mich an den Chaoten-Unterricht im humanistischen Gymnasium hier um die Ecke. Wer nie gelernt hat "nett" und "zuvorkommend" zu sein, wer nie gelernt hat Rücksichten zu nehmen, der ist auch nicht reif für das Postkonventionelle Stadium. Ich nehme stark an, dass gerade die zu frühe Förderung des Widerspruchs in der Kindheit und frühen Jugendzeit eine große Rolle darin spielen, ob sich jemand überhaupt irgendwann einmal im Konventionellen Stadium wiederfinden kann.
Und wer sich dort nicht wiederfinden konnte ist auch nicht reif für das Postkonventionelle Stadium und schon gar nicht kann die Stufe 6 damit irgendwann erreicht werden.
Es bleiben bei den Intellektuellen das Querdenkertum und bei der großen Masse die "l-m-a-A-Mentalität".

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Re: Gleichheitssucht und Freiheitsangst

Beitragvon Gandalf » So 16. Mär 2014, 11:31

Nanna hat geschrieben:
Gandalf hat geschrieben:Und das ist der Punkt: Das individuum ist die Kleinste Einheit- also eine absolute Bezugsgröße. - Alles andere was die Kollektivisten veranstalten sind willkürliche (psuedowissenschaftlich: wie z.B. der Genderismus) Gruppendefinitionen die nicht dem Zusammenhalt, sondern der Spaltung der Gesellschaft dienen. Nur wenn man aus Individuum Gruppen 'erfinden' kann, kann man sich auch als Sprecher und Führer der Gruppen gerieren und Macht beanspruchen. (Siehe dazu auch die derzeitige Überdehnung des Rassismusbegriffes über das Biologische hinausgehend).


Menschen haben immer schon Gruppen gebildet, bilden fleißig Gruppen und werden vermutlich auch immer Gruppen bilden. Du schreibst ja hübsche Polemiken (wobei ich mich frage, ob du eine persönliche Strichliste führst, wie viele abwertende Begriffe du in einem Satz kriegst), aber das Wegdefinieren einer doch recht grundlegenden menschlichen Verhaltensweise (Gruppen und Hierarchien zu bilden) wird halt auch irgendwann alt.

In diesem Sinne:
Ding dong, the witch is dead! :veg:


Interessant ist,d as Du Dich scheinbar in Deinen Ansichten im letzten 1/4 Jahr um 180 Grad gedreht hast und jetzt (nicht) darüber lachen kannst

Du hast bislang immer behauptet das gesellschaftliche Phänomene lediglich 'Konstrukte' seien (also intellektuele "dop-down" -Produkte) - wähend ich derjenige 'war und bin' - der "botom-up" argumentiert!?
Und nichts anderes habe ich oben getan: Ich kritsiere entsprechen kritsch rationaler Vorgehensweise das Pseudowissenschaftler "Gruppen erfinden" um leistungslos an das Geld der Steuerzahler zu gelangen. ..Du antwortest nun entsprechend meiner (Gegen-) These, das Gruppen sich (natürlich) "bilden"!? ..was soll ich blos davon halten?

Ist es wie bei "Drehhofer" - der morgens auch immer wieder mit einer anderen Meinung aufwacht, als mit der er eingschalfen ist? :^^:

(Und "Abwertungen" sind ja immer relativ zum Wertenden zu betrachten. Für mich es z.B. schon eine Abwertung der Wissenschaft, wenn sich Genderisten als wissenschaftlich bezeichnen indem sie "2^6" Geschlechter konstruieren. Ich werd einfach das Gefühl nicht los, das Gendertanten heute diejenigen sind, die sich in den 80 er Jahren mit dem lesen von Akashachroniken beschäftigt und mit Engeln und Gnomen gesprochen haben. In diesem Sinne ist die "Hex nicht dead" - sondern sie hat das Ouija-Hexenbrett mit dem bullshitbingo des Genderwahns vertausch :clairvoyance: )
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Re: Gleichheitssucht und Freiheitsangst

Beitragvon ujmp » So 16. Mär 2014, 11:38

Gandalf hat geschrieben:
Denn: Woher weis ich denn wo die Freiheit des anderen anfängt (und meine aufhört) - 'bevor' ich das ausprobiert habe? (und dabei Grenzüberschreitungen begehe, die - rückwirkend betrachtet - gegen diesen Satz verstoßen haben) Nur so kann ich 'Wissen erwerben'.!


Eben nicht nur so! Es gibt da auch bereits vorliegende Erfahrungen, von denen du lernen kannst. Und auf solchen beruht jede Gesellschaftsordnung, mag sie sein wie sie will. Wenn dir diese Ordnung nicht gefällt, ist es legitim, sie zu kritisieren. Was bei dir aber durchschimmert ist, dass es dir hauptsächlich um deine eigene Freiheit geht. Du fühlst dich scheinbar bedroht von der Freiheit anderer. Nun, das ist Verhandlungssache: Was bietest du?!
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Re: Gleichheitssucht und Freiheitsangst

Beitragvon Vollbreit » So 16. Mär 2014, 11:45

stine hat geschrieben:Wer nie gelernt hat "nett" und "zuvorkommend" zu sein, wer nie gelernt hat Rücksichten zu nehmen, der ist auch nicht reif für das Postkonventionelle Stadium.
So ungefähr ist es gemeint.

stine hat geschrieben:Ich nehme stark an, dass gerade die zu frühe Förderung des Widerspruchs in der Kindheit und frühen Jugendzeit eine große Rolle darin spielen, ob sich jemand überhaupt irgendwann einmal im Konventionellen Stadium wiederfinden kann.
Das würde ich auch so sehen.
D.h. in der Konsequenz, dass Kinder zunächst klare Regeln brauchen (klar heißt aber nicht sadistisch oder diktatorisch) und dann Schritt für Schritt mehr in ihre eigene Freiheit entlassen zu werden. Von der Enge in die Weite.
In der Lesart von Kohlberg würden die Kritik also lauten, dass übertriebener Pluralismus versucht, den dritten (postkonventionellen) Schritt anstelle des ersten und zweiten zu tun. Das ist auch Wilbers Kritk an der postmodernen oder pluralistischen Einstellung.

stine hat geschrieben:Und wer sich dort nicht wiederfinden konnte ist auch nicht reif für das Postkonventionelle Stadium und schon gar nicht kann die Stufe 6 damit irgendwann erreicht werden.
Ja, Stufe 6 ist nicht der völlige Verzicht auf konventionelle Moral, sondern die reife Fähigkeit der konventionellen Moral zu entsprechen und in begründeten Ausnahmefällen, selbstbestimmt die Verantwortung zu übernehmen und mit den Konventionen zu brechen.

stine hat geschrieben:Es bleiben bei den Intellektuellen das Querdenkertum und bei der großen Masse die "l-m-a-A-Mentalität".
Wenn es nicht querulatorisches Querdenkertum ist, dass erst mal aus Prinzip gegen den Mainstream ist, in der falschen Ansicht, der Mainstream läge grundsätzlich daneben oder sei zu verachten.
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Re: Gleichheitssucht und Freiheitsangst

Beitragvon Nanna » So 16. Mär 2014, 14:24

provinzler hat geschrieben:Man muss den großen Bruder nur besser lieben. Dann ist das Leben viel einfacher und angenehmer. Das ist ungefähr so als würde man jemand der sich angesichts einer aggressiven schwer alkoholisierten Meute unwohl fühlt, den Rat zu gebe sich halt auch zuzudröhnen, dann sei das alles nicht so schlimm.

Nein, das ist nicht so, weder ungefähr noch präzise. Aber es klingt natürlich gut.

Das Leben wird übrigens auch in der Fundamentalopposition viel einfacher und angenehmer, weil alles so schön konstrastiert.

Gandalf hat geschrieben:Du hast bislang immer behauptet das gesellschaftliche Phänomene lediglich 'Konstrukte' seien (also intellektuele "dop-down" -Produkte) - wähend ich derjenige 'war und bin' - der "botom-up" argumentiert!?

Wer sagt denn so was? Ein soziales Konstrukt ist kein Produkt intellektueller Überlegungen. Du verwechselst da einige Sachen ziemlich grundlegend, vielleicht, weil du Beißreflexe gegenüber dem Wort "sozial" hast und das immer gleich in eine marxistische Schiene presst, um die es hier nicht geht. Deine Freiheitskonzeption ist übrigens auch ein soziales Konstrukt, überhaupt jede Abstraktion ist eines, wobei wir im engeren Sinne normalerweise vor allem auf normative Aussagen abzielen, wenn wir von sozialen Konstrukten sprechen.

Soziale Konstrukte entstehen selbstverständlich ebenfalls bottom-up, sogar hautpsächlich, nämlich indem (alle) Menschen bestimmte Denkweisen, Praktiken und Konventionen entwickeln und ihnen folgen. Natürlich spielen auch top-down-Prozesse eine Rolle, aber das ist in einer Welt, die unter anderem auch sozial hierarchisch organisiert ist, völlig normal und erwartbar. Daran ist nichts verwunderlich oder skandalös.

Gandalf hat geschrieben:Und nichts anderes habe ich oben getan: Ich kritsiere entsprechen kritsch rationaler Vorgehensweise das Pseudowissenschaftler "Gruppen erfinden" um leistungslos an das Geld der Steuerzahler zu gelangen. ..Du antwortest nun entsprechend meiner (Gegen-) These, das Gruppen sich (natürlich) "bilden"!? ..was soll ich blos davon halten?

Scherzkeks. Aber genauer lesen hätte geholfen: Ich habe geschrieben, dass Menschen Gruppen bilden, also als Akteure handeln - nicht, dass Gruppen von selbst entstehen. Ob Menschen das jetzt tun, weil sie biologisch dazu determiniert sind oder weil es ihnen eine soziale Gewohnheit geworden ist, wäre aber an diesem Punkt ohnehin von zweitrangiger Bedeutung, weil in beiden Fällen nicht mit einem baldigen Ende des Gruppen- (und Hierarchien-)bildens zu rechnen wäre.

Gandalf hat geschrieben:(Und "Abwertungen" sind ja immer relativ zum Wertenden zu betrachten. Für mich es z.B. schon eine Abwertung der Wissenschaft, wenn sich Genderisten als wissenschaftlich bezeichnen indem sie "2^6" Geschlechter konstruieren. Ich werd einfach das Gefühl nicht los, das Gendertanten heute diejenigen sind, die sich in den 80 er Jahren mit dem lesen von Akashachroniken beschäftigt und mit Engeln und Gnomen gesprochen haben. In diesem Sinne ist die "Hex nicht dead" - sondern sie hat das Ouija-Hexenbrett mit dem bullshitbingo des Genderwahns vertausch :clairvoyance: )

Ah ja. :ka:
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Re: Gleichheitssucht und Freiheitsangst

Beitragvon provinzler » So 16. Mär 2014, 14:44

Nanna hat geschrieben:
provinzler hat geschrieben:Man muss den großen Bruder nur besser lieben. Dann ist das Leben viel einfacher und angenehmer. Das ist ungefähr so als würde man jemand der sich angesichts einer aggressiven schwer alkoholisierten Meute unwohl fühlt, den Rat zu gebe sich halt auch zuzudröhnen, dann sei das alles nicht so schlimm.

Nein, das ist nicht so, weder ungefähr noch präzise. Aber es klingt natürlich gut.

Natürlich ist das genau das. Finds doch einfach mal gut und mach mit. Das ist dein Tenor...
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Re: Gleichheitssucht und Freiheitsangst

Beitragvon Nanna » So 16. Mär 2014, 17:42

Du haderst meines Erachtens derart grundsätzlich mit Grundkonstanten des menschlichen Daseins (prophylaktisch für Gandalf: ist hier völlig egal, ob die auf Konvention oder kosmologischer Notwendigkeit beruhen), dass ich nicht sehen kann, wie du selbst in der Theorie jemals auf einen grünen Zweig kommen wolltest. Die Art radikaler Selbstbestimmung, die dir vorschwebt, ist meines Erachtens schon strukturell für ein soziales Wesen, das in zig kontingente Prozesse und soziale Geflechte und Abhängigkeiten eingebunden ist, völlig unmöglich, von der realen Erreichbarkeit eines solchen Zustands mal noch gar nicht zu sprechen.

Es wird dir immer so gehen, dein ganzes Leben lang, dass Andere Dinge für dich entscheiden oder du beeinflusst wirst, weil deine Präferenzen, gar deine Existenz, von Anderen nicht berücksichtigt wurden. Ich glaube, dass es zur persönlichen Entwicklung dazu gehört, die Tatsache zu akzeptieren, dass man dem ausgesetzt ist. Wenn du annimmst, dass ich damit sage, dass du das begrüßen sollst (was ich nicht tue!), offenbarst du ein Alles-oder-Nichts-Denken, in dem es nur radikale Zustimmung und radikale Ablehnung geben kann. Das empfinde ich, bei allem Respekt, ehrlich gesagt als unreif.

Es wäre schön, wenn jeder in der Lage wäre, bei jeder seiner Handlungen die Grenzen anderer Menschen vollumfänglich mitzubedenken und das eigene Handeln in einem objektiven Sinne darauf abstimmen könnte, keine Grenzen zu verletzen. Dem steht allerdings entgegen, dass selbst bei vollständiger Information eine solche Problemstellung mathematisch höchstwahrscheinlich nicht lösbar wäre, ganz zu schweigen von Echtzeitentscheidungen mit unvollständigem Wissen und mitunter unklaren Zielvorgaben, wie es im Prinzip 100% der menschlichen Entscheidungen sind. Ungeachtet dieses strukturellen Problems bringen nur ganz wenige Menschen die grundsätzliche intellektuelle und kognitive Begabung mit, diese Dynamiken zumindest abstrakt zu durchdenken, aber selbst von denen ist jeder überfordert, das dauerhaft und in jeder Situation aufrechtzuerhalten.

Nicht nur, aber auch aus diesem Grund wenden Menschen sich ja Vor- und Fürsprechern (Autoritätspersonen) zu, die die Realität für sie deuten und einen Rahmen anbieten, den sie verstehen können, deshalb machen sie es sich in Gruppen bequem, geben sich Regressionen hin (Gruppenbesäufnis), akzeptieren unperfekte Abläufe und Normen, die allein durch ihr Etabliertsein schon attraktiver als permanente Neuverhandlungen sind (Erinnerung: Irgendeine Regel ist häufig besser als keine Regel), usw. Das ist etwas, was man verstehen und akzeptieren können sollte, nicht in jedem Detail und jeder Ausformung, aber doch grundsätzlich: Dass eine Gesellschaft Traditionen, Rituale, Projektionsflächen, öffentliche Figuren, institutionalisierte Entscheidungswege, weiche und harte Ordnungsstrukturen, Ausgleichsmechanismen etc. braucht. Und guess what: Dabei kommt halt nicht immer das raus, was du oder Hans aus München oder Sandra aus Bochum wollen.

Man kann über bestimmte Formen der Organisation und des Zusammenlebens sprechen, kann Änderungen an konkreten Konventionen verlangen, aber auf der fundamentalen Ebene wird es keine Abschaffung von Gruppen und Hierarchien geben (meiner persönlichen Meinung nach wäre das auch überhaupt nicht wünschenswert, aber das ist meine spezifische Sicht), und insofern läuft ein Dauergejammer darüber irgendwann zusammen mit anderen Ungerechtigkeiten des Lebens (warum muss ich sterben? warum habe ich diese und jenen Eltern? warum bin ich nicht reich/schön/andersfarbig/andersgeschlechtlich/in anderen historischen Umständen geboren? warum bin ich krank und der Nachbar nicht?) schon auf die selbstmitleidige Schiene hinaus. Die ewige Anklage an die Gesellschaft, das Universum, etc. weil man mit der Gesamtsituation unzufrieden ist, ist meines Erachtens schon das eigene Problem.

Insbesondere, und da hat Vollbreit vollkommen recht, kann Freiheit nie erreicht werden, wenn sie nicht darin beginnt, innere Freiheit und Emanzipation von den Umständen zu sein. Indem du dein Wohlbefinden und deinen emotionalen Zustand abhängig machst von der Gesellschaft, dem Staat und allen, die dir angeblich reinreden, bist du verdammt abhängig von diesen Entitäten und lässt dich von ihnen deuten. Deshalb kommst du auch nicht von ihnen los, weil du in einem Kampf gegen etwas immer über deinen Gegner definiert bist, bleibst und bleiben wirst, so lange, bis du lernst, davon abzulassen und freier darin zu werden, zu entscheiden, wann du dich zu was in Opposition stellst und wann du Fünfe einfach mal gerade sein lassen kannst.

Ich finde, es gehört dazu, auch in der Lage zu sein, einfach mal "C’est la vie!" sagen zu können, ohne deshalb alles Gegebene automatisch gut oder richtig zu finden.
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Re: Gleichheitssucht und Freiheitsangst

Beitragvon provinzler » So 16. Mär 2014, 21:05

Nanna hat geschrieben:Du haderst meines Erachtens derart grundsätzlich mit Grundkonstanten des menschlichen Daseins

Konfiskatorische Staatsquoten und einer geradezu terroristisch ausufernde Bürokratie sind keineswegs Grundkonstanten menschlichen Daseins. Es gibt rohstoffarme Länder, die mit weit niedrigeren Staatsquoten (15-20%) klarkommen (Singapur), und die sicher nicht ärmer sind. Oder haben die Deutschen da ein bestimmtes Gen, dass 80% zu pathologischen Neidhammeln macht, die dem Nachbarn nciht das Wasser zur Brotsuppe gönnen und ich bin halt die Mutation, die Pech gehabt hat?
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Re: Gleichheitssucht und Freiheitsangst

Beitragvon ujmp » So 16. Mär 2014, 21:46

provinzler hat geschrieben: einer geradezu terroristisch ausufernde Bürokratie

:dielaughing: Mann, seit ihr süß!
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