Zappa hat geschrieben:Gandalf hat geschrieben:Wolltest Du etwa sagen, das wir in in der BRD oder gar Euroland jemals einen "selbstregulierenden Markt" hatten?
Das wollte ich natürlich nicht sagen, der Mär, das ein solcher überhaupt existieren könne, hängst ja lediglich Du an. Wir hatten aber in der Tat einen weitgehend deregulierten Finanzmarkt, der uns nun leider, leider um die Ohren fliegt.
Fängt das schon wieder an!
Ein für alle mal:
Ich hänge der "Ideologie eines selbstregulierdenden Marktes" genauso wenig an, wie ich der Ideologie einer "selbstregulierenden Evolution" anhänge. Beides sind nur eine Art "Findungssysteme", die auf Herausforderungen der Wirklichkeit selbstreflexiv und höchst effektiv reagieren! Sie wurden nicht von Menschen "erdacht" (wie z.B. eine Ideologie), sondern "gefunden". Das manche Menschen in die Evolution oder in das Marktgeschehen ein Ziel, eine Richtung oder eine Ideologie 'hineininterpretieren', - hat nichts mit der Tatsache zu tun, das es Evolution (=Diversifikation und Selektion) und '(Aus-)TAUSCH' (= Marktgeschehen = Diversifikation und Selektion (also "Findung") von verwertbarer Information) - in der Natur gibt!? Diese "Findung" kann man schon im Tierverhalten beobachten: Tauschende Raben.
http://www.wissenschaft.de/wissenschaft ... 14180.html - Und ist letzlich das, das die Evolution antreibt.
Das ist doch "Wahnsinn": Du behauptest letztlich nichts anderes, als das ein selbstregulierendes natürliches Ökosystem nur auf Grund einer Ideologie besteht, - und diese Ideologie, da es nunmal nach Deiner Meinung eine (schädliche) Ideologie ist, -
'reguliert werden muß'! (genau diesem 'konstruktivistischen Rationalismus' gründen doch jedwede fehlgeleiteten sozialistische Ideologien!)
Die Evolution und der "freie Markt" (Das Treffen von Angebot und Nachfrage) sind Begriffe für emergente Vorgänge in der Natur, die von Menschen (vor)gefunden wurden. Was Menschen für einen "Sinn" hineininterpretiert sehen wollen, - ist was anderes. Unbestritten machen jedoch mehr oder weniger bewusst 'gelenkte ("sinnvolle") Eingriffe' in unserer Gesellschaft letztlich das aus, was wir "Kultur" nennen. (Ohne auch hier eine Wertung abgeben zu wollen!). Außer Frage dürfte jedoch stehen, dass wir uns niemals 'zu weit' aus der Natur hinausregulierfen können, ohne uns selber und unsere Kultur in Frage zu stellen!? - Es sei denn wir beabsichtigen in voller Konsequenz 'Gott zu spielen'. Aber acuh hier wieder: Können wir die dazu nötigen vollständigen Informationen erlangen?)
Demgegenüber:
Gesteuerte Evolution = Züchtung, gezielter Eingriff in das Verhältnis zwischen natürlichen Geschlechtspartner (mit Vor - und Nachteilen für Mensch, Natur und Gesellschaft)
Regulierter Markt = gezielter Eingriff in das Verhältnis von natürlichen Vertragspartnern (mit Vor- und Nachteilen für Mensch, Gesellschaft und Natur)
NATÜRLICH hat auch eine "nicht gesteuerte Evolution" / ein "nicht regulierter Markt" genauso '(subjektive!) Vor- und Nachteile für Mensch, Natur und Gesellschaft'. Nur ein Narr würde was anderes behaupten. die Frage ist nur: Wie kann ich das wie erkennen, was (immer subjektiv!) schlimmer/besser ist: Eine Steuerung oder eine Aufhebung dieser?
Lösung: Ich kann das NICHT! - Da ich niemals - schon gar nicht theoretisch - vollständige Information über das Universum erlangen kann, muss sich das "Produkt" immer wieder der Wirklichkeit aussetzen. (= der universelle Quantencomputer). Dabei ist es durchaus möglich, das es über lange Zeiträume Entwicklungen gibt, die sich im 'Nachhinein' als evolutionäre Sackgassen herausstellen.
ABER: Es gibt Ausnahmen. Ich kann z.B. Wissen, dass das Universum, die Zeit und die Lichtgeschwindigkeit (Übertragungsgeschwindigkeit der Informationssignale) endlich sind. (was die Möglichkeit einer digitalen Berechnung der Wirklichkeit einschränkt, bzw. verunmöglicht) Demgegenüber stehen mathematische Funktionen die ohne weiteres "unendliches" implizieren. - Diese kommen in Wirklichkeit aber nicht vor , da sie stets in die Katastrophe führen würden. Da das Universum jedoch stabil ist, ist davon auszugehen, das diese "Unendlichkeiten" durch Selbstregulation "normiert" werden (wie z.B. die Kernexplosion in der Sonne) Die Natur hatte also in den vergangen Äonen stets die richtige Antwort darauf: Da Blasen immer platzen und dies durch nichts zu verhindern ist, kann sich die Natur / das Individuum nur 'möglichst optimal' darauf einzustellen versuchen. Diversifikation eben. Und die ist nur möglich, wenn man sie lässt.
Zappa hat geschrieben:Gandalf hat geschrieben:Die Selbstregulationskräfte des Marktes hatten schon immer unter (Sozial-)Politikern zu leiden, die mit Subventionen Stimmen gekauft haben.
Und nachdem sich nun die Banker erfolgreich die Politiker gekauft haben, haben deine tollen Selbstregulationskräfte ja gezeigt, was sie so zu leisten im Stande sind.
Klar - weil wir ja (lt Mises, Hayek, siehe oben) kein (selbstregulierendes, werthaltiges) "freies Marktgeld" haben, sondern 'ungedecktes staatliches Zwangs(papier-)geld',
das einer künstlichen Regulierung (Aufsicht) bedarf, um zu funktionieren. Schafft man die Aufsicht ab und verbietet gleichzeitig Insolvenzen, fliegt einem die 'deregulierte Exponentialfunktion' um die Ohren.
Zappa hat geschrieben:Du willst jetzt nicht die Herstellung der Droge "ständiges Wirtschaftswachstum" und deren Unvereinbarkeit mit der Kenntnis von Exponentialfunktionen und dem gesunden Menschenverstand ernsthaft den (Sozial)Politikern unterstellen, oder? Da guck mal lieber bei den Wirtschaftswissenschaftlern nach!
... ? Wo ist da die Logik? Wo siehst Du Selbstregulierung am Werk, wenn Poliker von Bänkern anstatt von Lobbyisten des Sozialsystems gekauft oder vereinnahmt werden? Ich habe bereits an anderer Stelle darauf hingewiesen, das zwischen Bänker (des Scheingeldsystems) und Sozialpolitikern oftmals eine 'natürliche Allianz' besteht: Nur durch Vermehrung der Schulden entsteht in einem Schuldgeldsystem (noch mehr) Geld, das sich prima umverteilen und an dem sich prima verdienen lässt. (Nimmt man den Adel und seine 'connections' hinzu, dann erhält man genau die Interessengruppe, die sich regelmäßig auf den "Bilderberger-Konferenzen" trifft)
Zappa hat geschrieben:Beim "Wer" werden wir uns sicher schnell einig, beim "Warum" aber nicht. Du behauptest, dass die Politiker Schuld an all dem hätten, weil ein unregulierter Markt - deiner Weltanschauung gemäß - ja gefälligst perfekt zu funktionieren habe und deshalb jede Inperfektion qua Definitionen nicht dem Markt zugerechnet werden darf. Ich behaupte, diese Sicht auf die Dinge ist naiv und ideologisch verblendet.
Hier
verwechseltst Du ganz offen wieder
'selbstreguliert' mit 'unreguliert' (und auf Deine penetranten Unterstellungen einer Ideologie gehe ich nicht mehr ein, da nun offensichtlich ist das aus Sicht 'Deiner ' Ideologie (eines philosophischen konstruktivistischen Rationalismus) im Universum 'per Ideologie' entstanden 'sein muss', da diese Ideologie nur durch sich selbst Bestand haben kann)
Ich behaupte nur, das ein 'selbstregulierender Markt' einen durch ideologisch begründete Interventionen regulierten Markt in seiner Effizienz überlegen ist. Jede weitere Intervention, die die Probleme einer anderen Intervention beheben soll, erhöht nur die Ineffizienz. Ich sage nichts anderes, als das es sinnvoller ist, die Ursache der Ineffizienz anzugehen, anstatt gegen (regelmäßig ideologisch begründete) ineffiziente Interventionen zu intervenieren (und diese Intervention gegen die Intervention als "Markthilfe" gegen einen ineffizienten zu verkaufen). "Meine Ideologie" ist es also die Ideologie (möglichst) rauszuhalten!
Zappa hat geschrieben:Blasen entstehen in deregulierten, d.i. freien Märkten von ganz alleine.
(Wieder wechselst Du begrifflich, zwischen dereguliert und selbstreguliert, - so wie es Dir gerade in den Kram zu passen scheint.)
Das streitet doch niemand ab!? Klar würde eine "Diamantenblase" enstehen, wenn es plötzlich Diamanten vom Himmel regnen würde. Entscheidend ist doch, - wie die Wirtschaftssubjekte darauf reagieren (können)! Lässt man - gemäß der natürlichen Regulation die 'Blase umgehend platzen' -werden Diamanten schlagartig billiger und Schmuckgeschäfte und - Händler können pleite gehen, - oder man man versucht interventionistisch die Diamanten vom Markt zu kaufen, um die "Arbeitsplätze und Gewinne der Diamenthändler" zu retten (Dank fleissiger Lobbyarbeit der selbigen) Die Blase würde also dann nicht mehr im Markt sein, sondern bei demjenigen der interveniert (und notwendige Anpassung der Arbeitplätze und Produktivität würden fehlgeleitet, da der Diamanthändler weiterhin Azubis ausbildet, anstatt dass z.B. Arbeitsplätze bei den Raumausstattern entstehen (die Diamanten z.B. an die Wand tapezieren)
Welche Blase wäre aber für die Volkswirtschaft insgesamt und auf Dauer das größere/kleinere Übel? Zur Erinnerung: Die Bundesrepublik hätte sich ohne weiteres ein 'Spaceshuttle-Programm' leisten können, mit dem Geld und den Ressourcen, das jahrzehntelang ind en Ruhrpott geflossen sind (und in dem u.a. auch die Ursache im Bedarf nach "türkischen Gastarbeitern" gelegen hat)
Zappa hat geschrieben:Nur eine Regulierung kann eine Überhitzung und Blasenbildung auf Dauer verhindern, das lernen wir grade.
So ein Unfug! Eine Blase lässt sich NIE verhindern. Blasenbildungen sind ein Teil der Natur, genauso wie Regen Überschwemmungen, - Leben und Tod. Blasenbildung per Intervention von vorne herein zu verhindern, entspricht dem Beschluss, per Dekret den Tod verbieten zu wollen. Das einzige was man lernen wird, das sich das nicht verbieten lässt! - Schuld daran ist dann aber nicht der Tod, sondern unfähige Experten, die den Menschen an so einen Unsinn glauben machen wollen: Die Lobby der Nichtleister, Bänker und Sozialpolitiker - Voodoo - Priester eben.
Zappa hat geschrieben:Das aktuelle Problem ist: Wie lassen wir aus der riesigen Schulden-Vermögen-Blase so elegant die Luft raus, dass die Kollateralschäden für Oma-ihr-klein-Häuschen möglich gering sind. Man kann alternativ natürlich auch marktradikalen Ideen anhängen und sich über einen hübschen Crash mit den entsprechenden menschlichen Kollateralschäden intensiv freuen ("wenigstens hab ich Recht gehabt").
Ja das ist die große Frage: Gelingt dieser Plan? Kann man einen Frosch kochen, ohne das er es merkt? Kann man den Tod überlisten? Regelmäßig endeten diese Experimente in Totalitarismus und Krieg, - denn 'keiner' dieser Experimentatoren gab je zu und wird je zugeben, dass sein Plan schlecht war, sondern immer die Schuld bei den Menschen finden, die seinen "perfekten Plan" schlecht umgesetzt haben. Sozialismus eben: Wenn der Patient stirbt, liegt es also nicht am Plan des allwissenden Politbüros, sondern am unwilligen und unfähigen Pflegepersonal, das mit der Umsetzung betraut war. Hängt sie auf!
Zappa hat geschrieben:Noch einmal: Es gibt keinen selbstregulierenden Markt, vor allem keinen Finanzmarkt. Oligopol- und Monopolbildung, Intransparenz, die Asymmetrie von Informationen (Insidergeschäfte) und die erdrückende Einflussnahme der Finanzoligarchie (Schulden - Produktivitätszuwachs = Vermögen!!!!) auf die Politiker (Bestechung, Beratung, Einkaufen, Finanzierung des amerikanischen Wahlkampfes und damit des Präsidentenamtes, etc. ... ), führt zwangsläufig zu wiederkehrenden Krisen im System. Wenn man das Ganze noch hübsch hebelt, werden die Krisen häufiger und dramatischer.
Noch einmal: Es gibt in der Natur (erfolgreiche) selbstreflexive Systeme, genauso wie es in der Natur Katastrophen, Krisen, Unfälle und Schicksalsschläge gibt. Das 'per Plan' aus der Welt schaffen zu wollen schafft erst die großen (monokulturellen) Katastrophen, die in einem selbstreflexiven diversifierenden Regelkreis niemals hätten so groß werden können!