Hallo Elf,
ich muß dir mal ein großes Lob aussprechen, dass du den Beruf des Altenpflegers gewählt hast.
Ich habe das letzte halbe Jahr, meines Vaters wegen, fast ausschließlich in Krankenhäusern, deren Intensivstationen und am Ende in einem Pflegeheim verbracht und mit ansehen müssen, wie er immer weniger geworden ist. Abgemagert bis auf die Knochen und unfähig noch alleine zu stehen, hat man ihn angezogen und an den Tisch im Aufenthaltsraum gesetzt, wo er zusammen mit den anderen, ganz unterschiedlich Erkrankten oder "nur" Alten dasaß, schweigend und traurig.
Mir selbst brach es das Herz, mit ansehen zu müssen, wie ein ehemals starker Mann so enden muß und ich konnte ihm nicht helfen, nur dabeisein.
Mein Vater ist trotz Famile immer ein Einzelgänger geblieben und ich glaube nicht, dass er sehr interessiert war, die eigene Unzulänglichkeit auch bei anderen zu sehen. Der Respekt, den Alte und Kranke verdienen, ist mE nicht standartisierbar, weil wir zuwenig darüber wissen, wie jemand gelebt hat und was er noch zu empfinden in der Lage ist.
Du tust sicher recht darin, die von dir erwähnte Frau auch mal im Bett liegen zu lassen und ihr einfach ein wenig Vertrauen entgegen zu bringen und ein paar gute Worte. Nicht jeder mag bis kurz vor seinem Tod noch wissen, wie es anderen im Sterben geht. Am Ende ist jeder mit sich alleine.
Wer im Glauben stirbt, hat vielleicht noch einen letzten Vorteil. Aber wer weiß das schon.
LG stine