@Pinkwoolf
Unter
Exen verstehe ich den Plural der Abkürzung von Extemporale, so hieß bei uns früher die heutige Stegreifaufgabe.
pinkwoolf hat geschrieben:In einer siebten Klasse habe ich derzeit einen Kandidaten sitzen – der braucht gar nichts zu sagen. Es reichen schon seine Körperhaltung und sein ausdrucksvolles Grinsen, dass die ganze Klasse alles, was du da vorne machst, absolut Scheiße findet. Kürzlich war er ein paar Wochen krank, und die Klasse verhielt sich wie jede andere, wenn nicht besser. Jetzt ist er wieder da ....
Der Knabe ist übrigens intelligent. Vielleicht wird er einmal Minister. Jedoch wird so mancher Mitschüler das Klassenziel nicht erreichen, weil der Herr Minister das Lernen zur Untugend erklärt hat.
Und ich Arsch verschwende an keinen Mitschüler so viel Aufmerksamkeit wie an ihn.
Wie du und Ostfriese sehe auch ich, dass viel Energie darin verpufft, dass Kinder eher ihren Mitschülern, als dem Lehrer den notwendigen Respekt zollen. Früher hatten wir gemeinsam vor dem Lehrer Respekt und schimpften auf dem Pausenhof über ihn und den geforderten Stoff. Heute kann jeder in der Klasse tun was er will, es gibt KEINE fruchtenden Sanktionen.
Außerdem ist Blödsein Kult geworden. Wenn sich eine ganze Generation von Jugendlichen im "Erkan und Stefan Jargon" unterhalten und "ey-bist-blöd-ey" sogar auf dem Pausenhof im Gymnasium zur Parole geworden ist, dann braucht es nicht zu wundern, wenn Schule für die paar Wenigen, die es wissen möchten zum Martyrium geworden ist.
Ich bin der Meinung, dass die Chancengleichheit, die heute zur Pflicht geworden, der Grund dafür ist, dass viele Kinder sich nicht in dem Schulzweig wiederfinden, auf den sie eigentlich gehörten. Ich weiß natürlich, dass ich mit meiner Sicht der Dinge immer wieder auf erhebliche Gegenwehr, gerade bei jenen Eltern stoße, deren Kinder sich mit Ach und Krach auf dem Gymnasium halten können, aber trotzdem behaupte ich, dass die Gleichmacherei niemandem hilft, weder den guten Schülern noch den schlechten und schon gar nicht den Lehrern.
Wenn ein Lehrer mit 32 Schülern in der Klasse das Spektrum von wenig begabt bis hochbegabt abdecken soll, dann ist das in der Regel nicht schaffbar. Wären die Kinder nach Begabung zusammen, dann könnte man wesentlich besser auf sie eingehen. Ein Schulsystem, das ab der vierten Klasse trennt und vorgibt, dass dies jetzt die Entscheidung fürs Leben wäre, schadet der ganzen Bevölkerung und missachtet die unterschiedlichen Begabungen seiner Kinder.
Solange aber nur mehr und mehr der übergeordnete Wasserkopf in den Kultusministerien anschwillt und seine theoretischen Spielchen aufbaut und betreibt, aber für Lehrer keine Planstelle mehr einräumt, solange wird es keine Beruhigung in den Schulen geben.
Die Meinung erfahrener Lehrer ist leider gar nicht mehr gefragt. Ich kann zwar gut verstehen, wenn ein Lehrer aufgibt und nach dem Motto "friss oder stirb" unterrichtet, aber die Kinder, die einem unter- oder überforderten Klassenverpester zum Opfer fallen, tun mir trotzdem leid. Und es wird in Deutschland solange keine Lösung geben, solange Bildung umsonst zu haben ist. Was nichts kostet, ist nichts wert.
Leider.
LG stine