Julia hat geschrieben:Es wurde ja schon gesagt, aber hier nochmal, ich will darauf hinaus, dass aus "Natürlichkeit" nicht folgt, dass etwas auch richtig im Sinne von ethisch ist,
Natürlich nicht.
Aber ein natürliches Verhalten und ethisch ideales Verhalten können zusammen zu einer ethischen Bewertung führen, dass ein Verhalten trotzdem noch richtig oder zumindest nicht verwerflich ist, selbst wenn es in jeder Facette hoch-ethisch ist.
Eine Einschränkung anderer Lebewesen ist per se jetzt mal nicht hoch ethisch. Aber die Existenz eines Lebewesen (nehmen wir mal einen Menschen) alleine schränkt schon viele andere Lebewesen ein, aber man sollte trotzdem nicht Schlussfolgern, dass seine Existenz schon unethisch wäre. Abgesehen davon, würde auch sein Tod wiederum irgendwie andere Lebewesen negativ treffen, also wäre auch ein Selbstmord als Konsequenz daraus unethisch.
Es gilt also einen Kompromiss zumachen, der für sich gesehen (idealerweise) möglichst ethisch ist. Dazu gehört aber auch ein Ausleben der eigenen Bedürfnisse, denn Selbstbeschränkung ist ja auch eine Einschränkung eines Lebewesens.
Die Gewichtung dieses Kompromisses ist selbstverständlich in höchstem Maße von der "zur Zeit am Ort gültigen Ethik" abhängig.
Und es ist auch eine persönliche Auslegung, zumindest solange man sich selber darüber Gedanken macht und nicht nur Hinterherschwätzt. Und ich gebe zu mein persönlicher Kompromiss ist faul und nicht sehr konsequent: "Ein bisserl geht schon".
Julia hat geschrieben:weil das als Argument gefallen ist, auch wenn die Leute heute lieber natürliche Medikamente, Nahrungsmittel etc. nehmen, weil sie eine abergläubische Vorstellung von "Mutter Natur" haben, die schon irgendwie für ihre Kinder sorgt.
Ja ist schon toll wie manche Leute glauben dass "natürlich" gleich gesund sei und deshalb z.B. natürliche Gift für harmlos halten und mit diesen dann recht sorglos umgehen.
Julia hat geschrieben:Man kann sich zum Beispiel auch Fragen ob die Neigung zur Vergewaltigung nicht auch natürlich ist, daraus wollen wir aber sicher nicht schließen, dass es in Ordnung wäre, auch nicht, wenn die Enten das auch tun (Frauen haben darüber hinaus auch ein natürliches Interesse daran nicht vergewaltigt zu werden).
Da Affen Krieg führen dürften wir Krieg dann auch als natürlich einordnen und nicht mehr ablehnen.
Ja, da stimme ich dir voll zu
Julia hat geschrieben:Ich kenne mich jetzt mit Löwen nicht so gut aus, ich glaube aber, dass die gar keine andere Wahl haben - ich schon, ich töte auch nicht die Kinder der Exfrau meines zukünftigen Mannes. Ich denke weder die tierische noch die menschliche Natur kann uns als ethische Richtschnur dienen.
Es stellt sich wohl nicht der Frage der möglichen Wahl, sondern ob sie die (geistige) Möglichkeit der Wahl haben - du magst dies allerdings auch schon so gemeint haben. Sie haben wohl weder die geistigen Möglichkeiten und Fähigkeiten der Wahl, wie auch ihr Tun überhaupt zu hinterfragen.
Julia hat geschrieben:Nur da wo sich (bestimmte) Tiere und Menschen ähneln, in der Leidensfähigkeit zum Beispiel, sollte man diese Gemeinsamkeiten nicht unterschlagen und eine künstliche Grenze um die Menschheit ziehen, sondern die Interessen dieser Lebewesen miteinbeziehen.
Auch hier stimme ich dir zu, nur meine Frage nach der konkreten Grenze un der Begründung warum dort wird immer nur ausweichend beantwortet.