Kinderporno-Gesetz

Re: Kinderporno-Gesetz

Beitragvon stine » So 28. Jun 2009, 09:12

Twilight hat geschrieben:Pädophile sind immer noch Menschen, welche, wie auch andere Spezies, Triebbefriedigung benötigen.
Ist das so?
Auch "normal" heterosexuelle brauchen nicht immer und überall Triebbefriedigung. Ich denke, das jeder Mensch, egal, wie veranlagt, seine Triebe kontrollieren können muss. Sonst wäre er ein Tier.

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Re: Kinderporno-Gesetz

Beitragvon Twilight » So 28. Jun 2009, 16:24

stine hat geschrieben:
Twilight hat geschrieben:Pädophile sind immer noch Menschen, welche, wie auch andere Spezies, Triebbefriedigung benötigen.
Ist das so?
Auch "normal" heterosexuelle brauchen nicht immer und überall Triebbefriedigung. Ich denke, das jeder Mensch, egal, wie veranlagt, seine Triebe kontrollieren können muss. Sonst wäre er ein Tier.
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Ach die liebe Grundsatzdiskussion... :^^:
Also mal kurz OT: Teilweise hast du recht: Niemand benötigt immer und überall die Befriedigung des Sexualtriebs. Damit hört es aber auch schon auf.
Triebbefriedigung ganz allgemein gesehen (Inklusive essen, schlafen, bewegen usw.) ist aber durchaus nötig, sonst geht das Individuum ein. Ich nehme aber mal an, dass du nur den Sexualtrieb meinst. Dieser lässt sich nicht kontrollieren. Er ist immer da und verursacht den in seiner Intensität schwankenden Wunsch nach körperlicher Nähe, das Verlangen nach einer Partnerschaft und eben auch den Drang nach Sex in der einen oder anderen Form. Der Mensch ist ein sexuelles Tier. An dieser These hat sich sich seit Freud kaum etwas geändert. Man kann den Trieb bändigen oder umlenken. Mit Medikamenten ist es sogar möglich, ihn auf beinahe Nichtexistenz herunterzufahren, aber Kontrolle im Sinne von beliebiger An- und Abstellbarkeit ist Utopie.

Deshalb lehne ich mich jetzt auch mal ganz weit aus dem Fenster (im übertragenden Sinn) und behaupte: "Jeder, der das Zölibat abgelegt und keine gesundheitlichen Probleme hat, hat trotzdem Sex (wenn auch nur mit der eigenen Hand). Jeder von diesen, der das Gegenteil behauptet, lügt."

************
Parallel zu der ganzen Thematik fällt mir wieder etwas anderes ein: Die Bundesmutter will “Schwule” heilen
Auch hier versuchten Menschen, sich in Dinge einzumischen, von denen sie keine Ahnung haben. Interessanterweise waren die Ethik-Diskutierer bei diesem mit dem Pädophilenproblem eng verwandten Thema weit weniger gespalten. Selbst im naturalistischen Sektor der Weltanschauungen sind zwar Homosexuelle Menschen, wie jeder andere auch, Pädophile werden allerdings recht oft als Monster angesehen.
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Re: Kinderporno-Gesetz

Beitragvon stine » Mo 29. Jun 2009, 06:56

Ich glaube, dass man hier ganz konkret unterscheiden muss: Wer Kinder liebt, wird ihnen in der Regel keinen Schaden zufügen.
Wer Kindern schadet und sie missbraucht, der "liebt" sie nicht, der ist nur daran interessiert, seine eigene Ohnmacht immer und immer wieder in Macht zu verwandeln. Um nichts anderes geht es bei diesem Thema.
Es sind Machtspielchen, die mancheiner braucht, um sich sexuell oder sonstwie zu befriedigen.

Tut mir leid wenn ich das sagen muss, aber gerade beim Sex ist der Machtfaktor ein erheblicher. Das trifft auf die Homoszene genauso zu, wie auf die der Heterosexuellen.

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Re: Kinderporno-Gesetz

Beitragvon HF******* » Mo 29. Jun 2009, 13:33

Twilight hat geschrieben:… Nur ist eben Zensur absolut keine Lösung. …

Das mit dem Rechtsfreien Raum ist so zu verstehen, dass gegenwärtig im Netz viele Gesetze nicht umgesetzt werden. Zensiert ist das ja schon per Gesetz. Die Frage ist nur, wie man das umsetzt, wenn man an die Seite nicht herankommt. Der Fall, wo der Betreiber freiwillig seinen strafbaren Inhalt aus dem Netz nimmt oder wo man das mit faktischer Gewalt unterbinden kann, sind doch gar nicht Regelungsgegenstand des Gesetzes: Da braucht man dann auch nichts mehr sperren, sondern nur bei den Seiten, an die man nicht heran kommt.

Der Umstand, dass Kriminelle ihre Domain schnell ändern können, ändert doch nichts daran, dass man den Scheiß nicht stehen lassen kann, wenn man Kenntnis davon erlangt. Jeder Internetinhalt wird erst für den Anbieter und den Nutzer interessant, wenn er über längere Zeit stehen bleiben kann - auch die Suchmaschinen werfen das gegenwärtig noch nicht sofort aus.

Um mal ein anderes Beispiel zu nennen: Wenn der Staat den Aufwand in die Bekämpfung von Drogenkriminalität stecken würde, den die Kriminellen in die Vertreibung von Drogen stecken, dann gäbe es keine Drogenkriminalität. Wenn auf jeden echten Kunden ein verdeckter Ermittler käme, der die Quelle sofort hinter Schloss und Rigel bringt, würde es keinen Schwarzmarkt geben. Genau so verhält sich das auch mit Kinderpornographie - mit dem Unterschied, dass der Drogenkonsument normalerweise in irgendeiner Form an seinem Konsum Verantwortung trägt, der Handlungsbedarf ist hier also eher noch höher.

Die angebliche Zensur-Infrastruktur ist überhaupt nur ein Argument, wenn man illegale Inhalte erhalten will. Ansonsten müsste man auch sagen, dass auch Polizei eine schädliche Infrastruktur ist, weil sie auch in einer Diktatur eingesetzt werden könnte.
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Re: Kinderporno-Gesetz

Beitragvon folgsam » Mo 29. Jun 2009, 14:01

HFRudulph hat geschrieben:Genau so verhält sich das auch mit Kinderpornographie - mit dem Unterschied, dass der Drogenkonsument normalerweise in irgendeiner Form an seinem Konsum Verantwortung trägt, der Handlungsbedarf ist hier also eher noch höher.


Drogenkonsum ist also verwerflicher als Kinderpornographie? War das ein Scherz oder soll ich dich nicht mehr ernst nehmen?
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Re: Kinderporno-Gesetz

Beitragvon Aeternitas » Mo 29. Jun 2009, 14:16

HFRudolph hat geschrieben:Der Umstand, dass Kriminelle ihre Domain schnell ändern können, ändert doch nichts daran, dass man den Scheiß nicht stehen lassen kann, wenn man Kenntnis davon erlangt.


Das tut man aber wenn man anstatt zu löschen einfach ein Stoppschild Aufbaut.
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Re: Kinderporno-Gesetz

Beitragvon HF******* » Mo 29. Jun 2009, 17:53

@aeternitas: Ich wiederhole mich ja nur ungern, aber es geht nicht um die Fälle, in denen der Staat die faktische Macht besitzt, die Inhalte zu löschen, sondern um diejenigen, an die man gar nicht heran kommt, weil sie am Arsch der Welt sitzen.

@folgsam: Habe mich missverständlich ausgedrückt, das „hier“ sollte sich auf die Kinderpornographie beziehen, also das eigentliche Thema des Beitrags. Eine Mitverantwortung des Drogenkonsumenten kann ja schlecht ein Anlass für einen erhöhten Handlungsbedarf sein…
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Re: Kinderporno-Gesetz

Beitragvon Twilight » Mo 29. Jun 2009, 22:09

HFRudolph hat geschrieben:nur bei den Seiten, an die man nicht heran kommt


http://ak-zensur.de/2009/06/bka-dienstweg.html
Krogmann zufolge können solche Seiten bei Hosting-Anbietern im Ausland nicht gelöscht werden, weil das BKA entsprechende Hinweise zunächst auf dem internationalen Dienstweg an die ausländischen Polizeibehörden weiterleitet, anstatt direkt die Provider zu benachrichtigen. Hiermit wolle das BKA Rücksicht auf die Befindlichkeiten ausländischer Behörden nehmen.

Tja... wenn man es nicht mal ernsthaft versucht. :(

Und was das kleine Wörtchen "nur" angeht:
http://www.presseportal.de/pm/66749/142 ... t_anzeiger
Der CDU-Bundestagsabgeordnete und baden-württembergische CDU-Generalsekretär Thomas Strobl will über die Sperrung kinderpornografischer Seiten im Internet hinausgehen und hat auch die Sperrung von Killerspielen ins Gespräch gebracht.

und:
http://netzpolitik.org/2009/dieter-wief ... nsur-geht/
“Ich halte es für richtig, sich erstmal nur mit dem Thema Kinderpornografie zu befassen, damit die öffentliche Debatte nicht in eine Schieflage gerät”

Ich traue den Berichten der Axel-Springer-Klopapierdruckerei nicht, deshalb sehe ich mal das Zitat von Dieter Wiefelspütz als nichtig an, nachdem dieser es heftig dementierte. Zu dem Zitat von Wolfgang Bosbach konnte ich leider keinen Widerspruch finden.
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Re: Kinderporno-Gesetz

Beitragvon Aeternitas » Mo 29. Jun 2009, 22:52

Die wollen nicht einfach Killerspiele verbieten, sondern alles was damit zu tun hat, zum Beispiel Seiten auf denen man sich die Trailer zu solchen ansehen kann oder solche Kaufen kann. Außerdem das selbe von bestimmten Filmen.
Afaik haben die sogar vor Youtube sowie Amazon England zu blocken.
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Re: Kinderporno-Gesetz

Beitragvon stine » Di 30. Jun 2009, 07:04

Irgendwie war es klar, dass einmal eine Zensur kommen musste. Man kann nicht in den Viedeoläden und Spielotheken eine 16er Beschränkung einhalten wollen, wenn im Internet der freie Zugang gewährt wird. Das widerspräche dem Gesetz.
Leider ist es halt so, dass die Selbstbeschränkung eine menschliche Schwäche zu sein scheint. Konsumiert wird, was angeboten wird!
Offensichtlich sind die Zugriffe auf Seiten mit haarsträubendem Inhalt immens hoch und die Jugend will vor sich selbst beschützt sein. Internet ist leider nicht NUR gut.

Es ist wie mit der Wurst: Alles kommt rein, bis der Gesetzgeber sagt, was richtigerweise drin sein darf.
Leider!

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Re: Kinderporno-Gesetz

Beitragvon HF******* » Di 30. Jun 2009, 09:29

Es geht in diesem Thread nicht um Killerspiele.

@Twilight: Verstehe ich Dich richtig, dass Du gegen eine Sperre von Kinderpornoseiten bist, Du also dafür eintrittst, dass Kinderpornoseiten frei zugänglich sind, weil Du es gerne hättest, dass die Polizei in Honolulu sich den Wünschen der Bundesregierung beugt und die Seiten löscht? Wann soll das Deiner Meinung nach eintreten, in 100 Jahren oder in 200 Jahren oder sollen wir gleich die Welt wieder kolonialisieren, damit die auch eine Polizei bekommen, die wieder richtig arbeitet? Du kannst doch schon die Polizei in Ungarn in der Pfeife rauchen und die gehören immerhin zur EU.

Du widersprichst Dir doch selbst. Wenn Du gegen die Verbreitung (und damit die Erstellung) von Kinderpornos bist, dann kannst Du schlecht einen ersten Schritt in die richtige Richtung rundweg ablehnen, wo bleibt ein realistischer Alternativvorschlag? Mit dem utopistischen Gesetz der Linkspartei kannst Du keine Politik betreiben. Die nörgeln ohnehin gegen alles, was irgendwie konstruktiv ist.
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Re: Kinderporno-Gesetz

Beitragvon pinkwoolf » Di 30. Jun 2009, 15:23

Twilight hat geschrieben:
Der CDU-Bundestagsabgeordnete und baden-württembergische CDU-Generalsekretär Thomas Strobl will über die Sperrung kinderpornografischer Seiten im Internet hinausgehen und hat auch die Sperrung von Killerspielen ins Gespräch gebracht.

Bei Killerspielen handelt es sich eben um dieses: Spiele.

Kinderpornographie würde ich nicht unter diesem Stichwort einordnen, obwohl ich nicht bezweifle, dass Pädophile die ganze Sache als Kinderspiel betrachten.

Herr Strobl kann mir ebenso gestohlen bleiben wie die Kinderpornographie.
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Re: Kinderporno-Gesetz

Beitragvon smalonius » Di 30. Jun 2009, 17:36

Twilight hat geschrieben:Parallel zu der ganzen Thematik fällt mir wieder etwas anderes ein: Die Bundesmutter will “Schwule” heilen
Auch hier versuchten Menschen, sich in Dinge einzumischen, von denen sie keine Ahnung haben.
Es ist schon erstaunlich, mit welcher Unverschämtheit die Politik heutzutage versucht, der Bevölkerung ein X für ein U zu verkaufen.

Das beginnt dabei, daß die versprochenen Klimaschutzziele mit den geplanten Maßnahmen nicht erreicht werden können.
Dann erzählt man den Leuten, daß man Streumunition verbieten will und das Oslo-Abkommen unterstützt, während man hinterrücks das Abkommen aufweicht und Sonderregelungen verlangt, die deutschen Waffenproduzenten zugute kommen. (Ich werd das mal in einem eigenen Thread behandeln.)
Es endet damit, daß man den Wählern etwas von Internetsperre für Kinderporno erzählt.

Hier noch die versprochenen Screenshots. So einfach kann man die "Sperre" umgehen. Wer als Abgeordneter für so einen Schwachsinn stimmt, vergeudet nicht nur meine Steuergelder, er hat auch noch einen gewaltigen Sprung in der Schüssel. :kopfwand:

Normale Einstellung, Sperre wirksam:

DNS_vorher.gif


Geänderte Einstellung, Sperre für'n Arsch

DNS_nachher.gif



Hier übrigens die Antwort der Bundesregierung auf eine kleine Anfrage der FDP.
http://blog.odem.org/2009/06/11/2009-06 ... perren.pdf

Frage: In welchen Ländern steht Kinderpornographie bislang nicht unter Strafe?

Antwort: Dazu liegen der Bundesregierung keine gesicherten Kenntnisse im Sinne rechtsvergleichender Studien vor. [...]

Frage: Wie viele Server [...] stehen in Ländern, in denen Kinderpornographie nicht unter Strafe steht?

Antwort: [...] [Die Bundesregierung] hat keine Informationen über Serverstandorte in solchen Ländern.[...]

Frage: Auf welche Datengrundage stützt sich die Bundesregierung bei der Einschätzung des kommerziellen Marktes für Kinderpornographie in Deutschland?

Antwort: die Bundesregierung verfügt über keine detaillierte Einschätzung des kommerziellen Marktes für Kinderporngraphie in Deutschland. [...]


Mit anderen Worten: man hat keine Ahnung, beschließt aber munter Gesetze.

Darüberhinaus wird berichtet, die Bundesregierung habe eine Sperrliste der Dänen erhalten. Auf die Frage, wieviele dieser Angebote bereits geschlossen wurden, verweist die Bundesregierung auf die zuständigen Bundesländer. Auf die Frage nach den Standorten dieser Angebote heißt es:

79 - Niederlande
27 - Rußland
15 - Tschechien
14 - Großbritannien
Du hast keine ausreichende Berechtigung, um die Dateianhänge dieses Beitrags anzusehen.
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Re: Kinderporno-Gesetz

Beitragvon pinkwoolf » Di 30. Jun 2009, 19:13

smalonius hat geschrieben:
Frage: In welchen Ländern steht Kinderpornographie bislang nicht unter Strafe?

Antwort: Dazu liegen der Bundesregierung keine gesicherten Kenntnisse im Sinne rechtsvergleichender Studien vor. [...]

Frage: Wie viele Server [...] stehen in Ländern, in denen Kinderpornographie nicht unter Strafe steht?

Antwort: [...] [Die Bundesregierung] hat keine Informationen über Serverstandorte in solchen Ländern.[...]

Mit anderen Worten:

Diese ausländischen moralischen Nullnummern tun sowieso, was sie wollen.
Also lassen wir sie auch tun, was sie wollen.

Wozu gesetzlich festschreiben, was sich sowieso nicht 100 %ig durchsetzen lässt? Wie z.B. die Gesetzgebung gegen Mord?
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Re: Kinderporno-Gesetz

Beitragvon Twilight » Di 30. Jun 2009, 19:27

HFRudolph hat geschrieben:@Twilight: Verstehe ich Dich richtig, dass Du gegen eine Sperre von Kinderpornoseiten bist, Du also dafür eintrittst, dass Kinderpornoseiten frei zugänglich sind, weil Du es gerne hättest, dass die Polizei in Honolulu sich den Wünschen der Bundesregierung beugt und die Seiten löscht? Wann soll das Deiner Meinung nach eintreten, in 100 Jahren oder in 200 Jahren oder sollen wir gleich die Welt wieder kolonialisieren, damit die auch eine Polizei bekommen, die wieder richtig arbeitet? Du kannst doch schon die Polizei in Ungarn in der Pfeife rauchen und die gehören immerhin zur EU.

Du widersprichst Dir doch selbst. Wenn Du gegen die Verbreitung (und damit die Erstellung) von Kinderpornos bist, dann kannst Du schlecht einen ersten Schritt in die richtige Richtung rundweg ablehnen, wo bleibt ein realistischer Alternativvorschlag? Mit dem utopistischen Gesetz der Linkspartei kannst Du keine Politik betreiben. Die nörgeln ohnehin gegen alles, was irgendwie konstruktiv ist.


Also erstens mal bin ich NICHT für frei verfügbare Kinderpornografie.
Weil aber das Motto "Löschen statt Sperren" etwas widersprüchlich zu sein scheint, hier noch einmal meine Sorge in Kürze:

KP ist beinahe weltweit illegal. Trotzdem stehen Server, die entsprechendes Material hosten in den Ländern, die vorgeben, am heftigsten dagegen vorzugehen (was möglicherweise auch stimmt). Dazu gehören viele Länder West- und Mitteleuropas und die USA. Dort überall ist es MÖGLICH, KPs zu löschen.

Nun sind in diesen verschiedenen Ländern auch verschiedene andere Inhalte illegal. In Deutschland fällt mir dazu nationalsozialistisches Material ohne Unterrichtscharakter ein. Mit deutschen Gesetzen kann man keine Löschung von ausländischen Servern erzwingen. Dass solches also das nächstes Zensierungsziel darstellen könnte, ist naheliegend. Soweit gibt es noch keinen Verlust, den ich betrauern würde. Aber:
Die Hemmschwelle, unerwünschte Inhalte zu zensieren, wäre bereits gesunken. Danach wären Seiten an der Reihe, auf denen kritische Äußerungen über diese Vorgehensweise auftauchen. Auf Wikileaks sind zum Beispiel einige Sperrlisten aufgetaucht, was extrem unerwünscht ist, da diese geheim oder zumindest als geheim eingestuft sind. Die nächste Stufe sind Blogs, welche auf diese Listen verlinken und Blogs welche auf Blogs verlinken, welche auf diese Listen verlinken.

Wo ist die Grenze, bei der ernsthaft die Meinungsfreiheit verletzt wird?

Die einzig sinnvolle Möglichkeit ist, dass sich Herren Netzwächter mal ans Telefon oder E-Mail-Terminal bemühen und mit den Betreibern der ausländischen Server in Kontakt treten. Das wäre auch im Interesse der Betreiber selbst. Aber wie dem Bericht, den ich weiter oben verlinkt habe, zu entnehmen ist, steht da ein mächtig dickes Pferd von Amtsschimmel mitten im Weg. Und dies ist ein Problem, welches ganz allgemein mal angegangen werden könnte. Dann klappts auch mit den Nachbarn. Und wozu ist Diplomatie und das Entsenden von Botschaftern gut, wenn nicht, um eben so etwas zu klären?
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Re: Kinderporno-Gesetz

Beitragvon pinkwoolf » Di 30. Jun 2009, 20:12

Twilight hat geschrieben: Und wozu ist Diplomatie und das Entsenden von Botschaftern gut, wenn nicht, um eben so etwas zu klären?

Da könnte ich gar nicht mehr zustimmen.

Nur leider klappt es mit der Klärung nicht so recht. Da kann man sich die Zunge fusselig reden:

Wenn Gott in seiner Weisheit in seinem Buch geschrieben hat, dass man in religiösen Zweifelsfällen besser auf die Humanität pfeift ...

ach, ich habe keine Lust, die uralten Argumente neu aufzulegen.
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Re: Kinderporno-Gesetz

Beitragvon der_riese » Mi 26. Aug 2009, 23:38

Da bei mir beim Wort "Zensur" reflexartig alle Warnleuchten durchglühen, habe ich die Diskussion von Anfang an verfolgt und natürlich auch hier aufmerksam mitgelesen und komme zu dem Schluss, dass ich zu 100% gegen dieses Gesetz bin.

Ich sehe das so:
Kinderpornographie ist in Deutschland bereits illegal, in jeglicher Form. Das ist auch die Stelle, wo der Vergleich mit dem Gesetz gegen Mord ganz massiv hinkt, wie ja schon richtig bemerkt wurde. Es ist bereits vorhanden und seine Einhaltung wird auch, so erlaube ich mir zu erhoffen, strikt kontrolliert.

Was hier als zusätzliches Gesetz beschlossen wurde, ist ein riesen Nepp, nicht mehr.

Wer kommt denn überhaupt mit KP-Seiten im Netz in Berührung?
Ich kann mir nur zwei Arten von Menschen vorstellen:
- Diejenigen, die zufällig (wahrscheinlich "normale" Pornographie suchend) darauf stoßen und
- diejenigen, die sie suchen.

Erstere hätten einfach verschämt weg geclickt. Sie hätten die Seite melden können, hätten sich dann aber verdächtig gemacht - Anschauen ist ja immerhin strafbar. Mir persönlich wäre das auch zu riskant.
Was ändert hier das neue Gesetz? - Rein gar nichts.
Den Opfern wird in diesem Fall nicht im Geringsten geholfen, die Pornoindustrie durch diese versehentlichen Klicks sicher nicht unterstützt. Die finanzieren sich doch bestimmt über Abonnements und nicht über Werbung, da würden sich ja Agenturen und Werbekunden strafbar machen.
Na gut, vielleicht nicht "rein gar nichts", der versehentliche Besucher wird ja immerhin durch das Stoppschild vor dem Anblick bewahrt.
Ein toller Erfolg.

Die zweite Gruppe ist natürlich viel interessanter.
Aber die finden ihr Material nicht mit Google. Ich finde es vollkommen unverständlich, dass darüber niemand nachdenkt - vor Allem seitens der Politiker. Ich bin zwar kein Fachmann wenn's um das Internet geht und habe auch keine Erfahrung bei der KP-Beschaffung, aber ich bin mir sicher, dass jeder einzelne Konsument solchen Materials sich ein gewisses Know-How angeeignet hat. Und wie smalonius* ja (unfreiwillig) demonstriert hat, findet sich dieses Know-How, sollte es wider Erwarten fehlen, sogar in vollkommen themenfremden Foren und ist binnen Sekunden zu erlernen. Für diese Besucher ist das Stoppschild bestenfalls eine kleine Belästigung. Im schlimmsten Falle jedoch finden sie nach kurzer Zeit irgendwo im Netz, vermutlich im Bittorrent-Netzwerk o.ä., eine Blacklist und werden, dank des neuen Gesetzes, auf noch mehr Seiten geführt. So finden neue Seiten neue Abnehmer und die Industrie wird unterstützt. Na herzlichen Dank.
Selbst wenn das nie passiert, ich bin fest davon überzeugt, dass ein Großeil (ich schätze mal um die 98%) der KP-Nutzer die Sperren umgehen werden.

Was man aber, ganz unabhängig von der Thematik "Kinderpornos", im Vorbeigehen durchgesetzt hat, ist eine erste Zensurmaßnahme im Netz. Na ja, vielmehr eine weitere Zensurmaßnahme, denn es bestehen ja bereits Gesetze, die bestimmte Inhalte zensieren. So weicht man Stück für Stück das Zensurverbot auf. Ich will gar nicht fragen, was als nächstes kommt, das klingt so abgedroschen. Aber verwehren kann ich mich der Frage auch nicht.

Die Kosten-Nutzen-Rechnung ist für mich simpel und Eindeutig:

+ Der Schutz der Pietätgefühle einiger, weniger "Irrläufer"
+ Die verschwindend geringe Chance, ein paar wenige Konsumenten vom Konsum abzuhalten
+ Die noch viel geringere Chance, der Industrie ein klein wenig zu schaden
+ Ein wenig positive PR für diejenigen, die sich das Gesetz auf die Fahnen schreiben

-vs-

- Die m.E. nicht geringe Chance, die Industrie noch anzukurbeln
- Ein weiteres Stück Zensur
- Damit einhergehend die weitere Herabsetzung der Empfindlichkeit des Wahlvolkes gegenüber Zensur
- Eine Stärkung der hierfür nötigen Infrastruktur, wenn auch nicht deren Einrichtung
- Die Ablenkung vom eigentlichen Problem: Der mangelnden internationalen Zusammenarbeit
- Die Verschwendung von Steuergeldern und Arbeitskraft bei der Planung und Implementierung einer wirkungslosen Maßnahme


Ich sehe da ein eklatantes Ungewicht, auch wenn ich sicher noch einige Punkte übersehen habe.

Prädikat: Unsinnig.


*@ smalonius
Das soll kein Angriff sein, ich bin dir vielmehr dankbar, dass ich jetzt endlich weiß, was ein DNS-Server ist. Ich war immer zu faul, mich damit zu beschäftigen. Danke für die hervorrangende Erklärung der technischen Seite.
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Re: Kinderporno-Gesetz

Beitragvon Nanna » Do 27. Aug 2009, 00:13

Ich habe mich an der Petition gegen das Gesetz beteiligt und von daher dürfte meine Meinung zum Thema klar sein.

Was ich hier nicht ganz nachvollziehen kann, ist, dass der Threadtitel "Kinderporno-Gesetz" heißt. Das impliziert ein Gesetz gegen Kinderpornographie, was aber überhaupt nicht der Fall ist. Hier geht es um ein Gesetz FÜR Internetsperren. Mit der Verwendung des Begriffs Kinderporno-Gesetz sollte man sehr vorsichtig sein, man spielt damit genau den Leuten in die Hände, die es so aussehen lassen wollen, als ginge es hier vorrangig um Kinderpornographie (tut es nicht, sonst würden wir über effektive Präventionsmaßnahmen oder eine härtere Strafverfolgung sprechen und nicht über den Versuch, Symptome zu wahlkampftauglich verschleiern).

Ich nehme mal an, die Argumente, dass es weder einen kommerziellen Markt im Internet für Kinderpronographie, noch eine nennenswerte Anzahl an einschlägigen Seiten in Ländern ohne rechtlichen Zugriff der BRD gibt (liegt ganz einfach daran, dass in Ländern mit schlechter justizieller Infrastruktur auch eine schlechte Internet-Infrastruktur vorherrscht, d.h. lahme Server), sind schon genannt worden. Für den geringen Rest an Seiten ist eine Sperrung zwar prinzipiell sinnvoll, aber praktisch und vor allem, da der Staat bei Grundrechten keine Güterabwägung durchführen darf, ist es unverhältnismäßig.
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Re: Kinderporno-Gesetz

Beitragvon Mark » Do 27. Aug 2009, 11:25

Und was machen wir mit den kinderpornographischen Killerspielen ?

Zensur ist prinzipiell unethisch, scheissegal was man zensiert. Wem das nicht einleuchtet dem muss man eben langwierig auf die Sprünge helfen, aber es kann nicht angehen, daß erwachsene Menschen behaupten "gute" Argumente für eine Zensur zu haben, was in sich widersprüchlich ist. Zensur ist totalitär und gefährlich. Das hat man zu kapieren wenn man sich als "erwachsen" bezeichnen möchte !
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Re: Kinderporno-Gesetz

Beitragvon Nanna » Do 27. Aug 2009, 11:48

Die Meinungsfreiheit hat Grenzen, die zur Führung eines Staatswesens durchaus notwendig sind. Von mir aus kann man das als unethisch sehen, das ist vielleicht nicht so falsch, aber Staatsräson ist nicht immer ethisch und ich bezweifle, dass man in Machtfragen immer ethische Perfektion erreichen kann (die Unterdrückung von Kinderpornografie ist, wenn man es mal unterkühlt betrachtet, auch eine Machtfrage). Bei vielen Fragen nimmt man kleinere Kollateralschäden hin, wenn ein als höher eingestuftes Ziel dadurch erreicht wird, nur ist das im vorliegenden Fall eben jenseits aller Verhältnis- und Zweckmäßigkeit. Zudem ist anzumerken, dass der Zensurbegriff eigentlich nur politische Meinungsäußerungen betrifft, also auf Beschränkungen der Isonomie angewandt wird, nicht jedoch auf kriminelle Handlungen. Mir braucht keiner zu erzählen, dass die Unterdrückung von Kinderpronographie sein Recht auf politische Meinungsäußerung beschränkt, denn er kann nach wie vor völlig straffrei für die Freigabe von Kinderpornographie plädieren, was die zugehörige politische Meinungsäußerung wäre und die wird nicht zensiert. Die Gefahr des Internetsperrengesetz besteht ja auch eher darin, dass dieses "Werkzeug" mit der Zeit missbraucht wird, so wie in anderen europäischen Ländern geschehen, z.B. in Finnland, wo dann plötzlich der konservativen Regierung nicht genehme Internetseiten über Abtreibung verschwanden, die mit Kinderpornographie rein gar nichts zu tun hatten.
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