Gernot Back hat geschrieben:... desintegrative und unemanzipatorische Herdprämien statt Kindergartenförderung ausspricht.
Also Gernot, habe grade mal wieder etwas Zeit, deshalb an der Stelle, die mir sehr wichtig ist etwas genauer zu meiner Einstellung.
Ich weiß, dass das Leben, welches wir uns gewählt haben uns nach und nach merkbar verändert, über viele Jahre gesehen, rückblickend, können wir also oft auch sagen, ich bin nicht mehr der selbe, wie vor 20 Jahren. Was mich betrifft so stimmt das insofern, als dass ich über
desintegrative, unemanzipatorische Herdprämien heute etwas anders denke, als noch früher, was bei dir vielleicht gerade andersherum ist, wie sovieles sonst auch noch.
Es muss Sprachförderung für nichtdeutsche Kinder ab dem Kleinkinderalter geben, ob das nur in Ganztagesunterbringungen möglich ist, müsste noch geklärt werden. Auch eine sonstig integrative und versorgende Einrichtung für Kinder von Anderssprachigen, sozial Hilfebedürftigen, Wohlstandverwahrlosten, Alleinerziehenden oder einfach nur von jenen, die gezwungen sind, ihre Einkünfte aus dem Einkommen beider Elternteile zu erwirtschaften ist von Notwendigkeit.
Nun gibt es aber, man höre und staune, auch immer noch Bürger, die ein Lebensmodell für gut und richtig erachten, welches vorsieht, zusammenzuhalten, etwas weniger in die Tasche zu bekommen, dafür aber die Kinder in eigener Regie zu betreuen und bestmöglich zu versorgen. Es gibt Frauen, die sich, zur Mutter geworden, für ein paar Jahre vom Gelderwerb zurückziehen und in der Erziehung ihrer Kinder eine Aufgabe sehen, die sie nur ungern anderen, vielleicht sogar weniger gebildeten Zeitgenossen anvertrauen würden. Frauen (Männer), die für vernünftiges Essen sorgen, die Kinder in vernünftige Kleidung stecken, den Umgang ihrer Kinder beobachten, die Bildung ihrer Kinder begleiten, Gesundheitsvorsorge und Betreuung ihrer Familie im Krankheitsfalle übernehmen, Ordnung zu Hause halten, die Einkäufe erledigen, Reparaturen anleiern und überwachen, die Finanzen im Griff haben und sogar noch das Auto in die Werkstatt bringen, um sich dafür vom Oberhausl aus der Werkstatt einen schrägen Blick einzufangen, der keinen Zweifel daran lässt, was er von solcher laienhaften Fehlerbeschreibung hält. Das einzige, was diese Frauen (Männer) für ihre Arbeit bekommen ist die Nettomehreinnahme aus dem Ehegattensplitting, ansonsten keinerlei Rentenanspruch und keinerlei gesellschafliche Anerkennung.
Wenn nun Erziehungseinrichtungen für umsonst angeboten werden sollen, dann ist es nur gerecht, wenn alternativ über einen Obulus für die Selbsterzieher nachgedacht wird. Gerechter wäre allerdings die Aufnahme der gesamten Erziehungszeiten in die Rentenversicherung. Dass diese Gelder allerdings nicht immer an die richtigen Adressen gezahlt werden, ist auch klar. Ich denke dabei an Familien, in denen die Kinder verwahrlosen, die aber doch lieber die Prämie in Anspruch nehmen werden, als die Kinder in die kostenlose Betreuungs- und Erziehungseinrichtung zu stecken. Um das zu verhindern, ist es jedoch falsch, allen Familien etwas vorzuenthalten.
Das gilt ausnahmslos für sämtliche Staatshilfen; Missbrauch ist leider nicht zu verhindern.
Das Wort
Herdprämie alleine ist schon eine Frechheit. So etwas kann nur erfinden, wer entweder sehr jung und ehrgeizig oder ein alter Ignorant ist. Das Vorurteil, dass total verblödet, wer zu Hause den Kümmerer spielt, kann ich so nicht gelten lassen, denn genau das Gegenteil ist der Fall: Die Vielseitigkeit schafft Wissen und menschliche Erfahrung und prägen den Kümmerer, machen ihn zur Mitte des familiären Bereichs und unabkömmlich. Wer diese Vielseitigkeit bezahlen müsste, sollte gut verdienen.
Warum propagiert Politik das nicht? Weil die Arbeit des Houskeepers in eigener Regie keine Steuern in die Kassen bringt, sondern Steuermindereinnahmen bedeutet in Form des Ehegattensplittings. Eine Erzieherin, eine Putzfrau, eine Haushälterin und eine Privatsekretärin wären da für den Staat lukrativer.
Warum keine gesellschaftliche Anerkennung? Weil wir uns inzwischen nur noch über Bildung identifizieren. Das alte Spiel vom Sein und Haben. War es früher das große Auto vor der Türe, so ist es heute das Studium, was uns vom Pleps unterscheidet. Bildung als Statussymbol. Vor dem Bekenntnis der Hausfrauenrolle sollte daher immer der Hinweis auf das vorausgegangene Studium zB für Sozialwissenschaften

stehen. Das abverlangt wenigstens noch Mitleid für den Zuhause arbeitenden, weil er seine sonst so sichere Karriere abschreiben musste.
LG stine