stine hat geschrieben:Was man unter Werte anpassen überhaupt versteht, das müsst ihr mir mal erklären.
Ich habe das Gefühl, dass du etwas grundlegendes nicht verstehst. Alle Werte befinden sich ständig in einem Wandel. Wenn die Gesellschaft wie so oft einen Werteverfall kritisieren, dann ist es letztendlich ein Wertewandel. Und es gehen keine Werte verloren. Es ändert sich aber die Bedeutung der Werte in ihrer Gewichtung. Und das ist von Generation zu Generation unterschiedlich. Einen großen Einfluss auf die Werte hat u.a. das Wirtschaftssystem. So versteht man unter Besitz und/oder Eigentum etwas anderes in einem Kommunistischen Land, und wenn dann aus dem Land ein marktwirtschaftliches wird, dann müssen viele Menschen lernen anders zu denken, auch in ihren Wertevorstellungen ändert sich da viel. So etwas scheinst du noch nicht mitgemacht zu haben. Die älteren Ossis dürften dir da etwas um eine Erfahrung vorraus haben.
Ein Sklave hat vielleicht nicht in jedem Fall das Recht auf körperliche Unversehrtheit und er hat auch deutlich weniger Rechte und wir im Falle des Falles härter bestraft als sein Herr. Die Gleichheit vor dem Gesetz ist eine Erfindung der Neuzeit, vielleicht auch eine Neuentdeckung. Was für uns so selbstverständlich ist und universell zu sein scheint ist einfach nur aus der Gesellschaft heraus entstanden und könnte auch anders sein.
Im Kommunismus und Faschismus werden Menschen enteignet. Da gibt es nicht so ein Eigentumsrecht. Für uns sind es Unrechtssysteme, aber auch nur deshalb weil wir mit der Brille unseres Systems darauf schauen. Unser jeweiliges System macht uns blind für andere Werte, und unser Umfeld und unser Gedankengut usw. Weil in unser globalisierten Welt so viele Wertesysteme aufeinander prallen, ist deshalb Toleranz ein moderner Geschätzer Wert. Aber das muss auch erstmal bei den Menschen ankommen.
Es gibt Nachbarschaftskämpfe, wo das Recht auf Eigentum unterschiedlich definiert wird. Wer so wie du @stine glaubt, dass Werte universell sind und sich nicht ändern hat damit ein Tor offen zum Fundamentalismus, einem unbewusstem Denk-Egoismus, zu glauben, dass die eigenen Werte auch für andere gelten müssen, das wäre wünschenswert, ist aber nicht immer möglich.
Es ist eigentlich schon ein Armutszeugnis, wenn man nicht begreift, dass man sich an Werte anpassen muss, aber nur ggf.