Nanna hat geschrieben:Gandalf hat geschrieben:In der Wissenschaft gibt es klipp und klare Vorgehensweisen: z.B. Stelle ich eine Versuchsanordnung auf, in der ein Experiment abäuft.
Wie genau macht man das, wenn man Goethes Urfaust oder den Einfluss der Gettysburg-Adress auf spätere politische Haltungen oder die moralische Gebotenheit einer Handlung ansieht?
Ganz einfach man nimmt zunächst einzelne Teile der 'Handlung' heraus. Z.B. (auf die üblichen sexuellen Verwicklungen gehe ich mal nicht ein) was passiert, wenn jemand konkret betrügt, oder gewaltsam raubt. Stellt das nach, bzw. untersucht das. Dann betrachtet man das Ganze in einem komplexeren Zusammenhang, bzw. stellt ein Schauspiel nach. Was findet man? Nur 'konkrete Handlungen' beeinflussen das Universum, bzw. lassen sich zur Fragestellugn an das Universum verwenden. Dh. die ganzen verschwurbelten ideolgien, die sich manche ausgedacht haben und die tausend evon Bücher die manche drüber geschriebne haben, um Mord, Raub, Betrug an anderen Menschen ideolgisch rechtfertigen sollen - kann man grün anstreichen und den Hasen geben. Sie zählen nicht bei der Fragestellung! Zwischenmenschlich gilt. Raub bleibt Raub, Betrug bliebt Betrug. Das Universum wird (imho) keine andere Antwort geben, auch wenn jemand die konkrete Betrugshandlung noch so sehr in heheren Worten zu verstecken versucht.. Er wird wohl nur ein große Schar Gläubiger Jünger ("Gutmenschen") finden, - die dann gemeinsam mit ihm menschliche Katastrophen anrichten. Leider.
Nanna hat geschrieben:Das ist jetzt reichlich künstlich gesagt, weil das jeder tut, auch die Planwirtschaft (in der wir, um das gleich gesagt zu haben, meines Erachtens nicht leben). Der Unterschied ist lediglich, dass in einer kleinteiligeren Wirtschaftsform die Einheiten, die negative Reaktionen auf ihre Handlungen erhalten, kleiner sind und damit einzeln scheitern und nicht kollektiv.
Korrekt!
Libertäre wissen das sie nicht alles wissen können, daher ist das Scheitern von Individuen druchaus tragisch - aber leider nicht zu vermeiden. Das Universum ist nun mal so wie es ist. Gottspieler werden daran nichts ändern können, außer bei dem Versuch "gottgleich" alles planen und individulles Scheitern verhindern zu wollen, - ultimative Katastrophen anrichten. Wir nehmen Menschen so wie sie sind (gut und böse) - und nicht wie sie gemäß einer Ideologie sein sollen. (bzw. Menschen gemäß dieser Ideologie anzupassen)
Nanna hat geschrieben: die in den kleinen scheiternden Einheiten verbrannt werden (aber die sind dann halt selbst schuld).
..wenn sie selbst an ihrem Schiksal Schuld sind - wieso sollte jemand anders dann die Schuld zugewiesen bekommen? "Was muss ein anderer verbrochen haben- das man ihm die Schuld zuweisen kann, wenn er (kausal) keine Schuld an dem Scheitern des Einen trägt? Wer entscheidet in dieser Welt, wer Schuld hat?
Aber mal konkret: Wenn jemand in dieser Welt etwas erreichen will und nach Wohlstand hungert und ihn ein anderer daran hindert zu diesem zu kommen, dann ist natürlich derjenige daran Schuld der das verhindert und nicht derjenige, der daran gehindert wird. Untersuchen wir mal, wer die "Wohlstandsverhinderer" sind - wer also die Schuld am materiellen Elend von Menschen trägt?
Nanna hat geschrieben:Trial and Error ist dein ganzes Geheimnis?
Kurz und knapp: ja!!
Es ist aber nicht (nur) "mein Geheimnis", sondern auch das "Geheimnis" der
- wissenschftlichen Erkenntnisgewinnung mittels Falsifikation
- Entdeckung von Naturgesetzen mittels Mustererkennung
Dazu gleich ein Seitenhieb auf die Konstruktivisten: Ein Naturgesetz mittels Mustern zu erkennen kann niemals zu einer 100% gültigen Aussage führen! Wenn Konstruktivisten nun meinen ein Gesetz dadurch kosntruiert zu haben, in dem sie eine gewisse Musterhäufigkeit unter einm Begriff zusammenfassen und ihn benennen und dann im Umkehrschluss alles andere als "gesetzeswidrig ausschließen, - geht das gründlich fehl! Der klassische Denkfehler der Konstruktivisten: Wenn man 1.000 mal mit einem fest montierten Gewehr auf ein fest montiertes Ziel schießt - dann heisst das NICHT das der 1.001 te Schuss ebenfalls in's Ziel trifft! Es gibt immer nur gewisse velässliche Wahrscheinlichkeiten, die man als Gesetzmäßigkeiten betrachten und im Alltag erfolgreich einsetzen kann. Es macht manchmal (wohl meistens) auch Sinn von "Gesetzen" zu sprechen, wenn man nicht jedesmal wieder probieren will. Aber man darf eines nicht: Sich 100%ig darauf verlassen, das die Welt so konstruiert ist, das bei der nächsten "Anfrage" der universelle Wirklichkeitssimulator namens Universum wieder so antworten wird.
Nanna hat geschrieben:Was genau an (post)konstruktivistischer Literatur hast du denn so gelesen? Klingt nämlich nicht so wirklich vertraut, was du da behauptest.
Siehst Du - das meinte ich, wenn ich sage, man kann sich einiges "Geschwurbel" sparen, wenn man 'per Handlung' das Universum abfrägt

Nanna hat geschrieben:Die Fragen, die wir also an deinen Quantencomputer stellen, sind also immer schon durch unbewusste Übernahme gesellschaftlicher Vorurteile und kulturelle Vorprägungen beeinflusst. Sich dessen bewusst zu sein, ändert das eigene Verhalten bereits und ist für alles Emanzipatorische, was ja auch dein erklärtes Ziel ist, absolut notwendig.
Ist es nicht. Siehe oben: Betrug bleibt Betrug, Diebstahl bleibt Diebstahl - egal ob mit gesellschaftlichen Vorurteilen begangen oder emanzipatorischen. Zumindest sind Erstere wesentlich älter und in der Evolution wohl bereits vor dem auftreten des Menschen als "Handlungen" in der Evolution 'durchprobiert' worden. Würde mich schon sehr wunder, wenn das "trial and error"- Ergebnis des Universums unter Deiner Anfrage etwas anderes liefern würde.
Nanna hat geschrieben:Hätte mich auch gewundert, wenn es für die dezentrale Ordnung keine Ausnahmen gegeben hätte.
Ja, das hat System

Nanna hat geschrieben:Das bedeutet, dass wir als Menschen ein gerüttelt Maß an Gestaltungsmöglichkeit über unsere Gesellschaft haben - dies übrigens um so mehr, je produktiver die Gesellschaft wird (und Produktion ist mit einer effizienten Marktwirtschaft verbunden, nur ist diese halt ein Mittel zum Zweck, gegenüber dem ich keinerlei emotionale Sentimentalität empfinde; dasselbe gilt für den Staat).
Achtung: Produktivität ist nicht gleich Rentabilität! (Ich sage das nur weil das bei Sozialisten systematisch gleich gesetzt wird und daraus eklatante Fehlschlüsse entstehen, wenn es um 'notwendige Handlungen' geht)
Nanna hat geschrieben:Im Rahmen dieser Beschränkungen sind wir frei, uns als die Gesellschaft zu organisieren, die wir sein wollen - nicht die, die uns ein ominöser Quantencomputer nach dem trial-and-error-Prinzip aufträgt, zu sein.
..? der "universelle Wirklichkeitsimulator namens Universum" trägt uns gar nicht auf, wei wir zu sein haben!? Er beantwortet nur Fragen. U.a auch nach Leben und Tod. Du musst nicht leben wollen! Allerdings, wenn Du leben willst, dann ist es sinnvoll, sich mancher Antworten zu erinnern, die er das letzte mal gegeben hat.
Nanna hat geschrieben:. Aber es müssen eben genug (im Idealfall eigentlich alle) Beteiligte zustimmen, schließlich brauchen Verhaltensrichtlinien auch Akzeptanz. Übrigens schließt dies auch ein, Solidarität gegenüber den Schwachen zu zeigen, und da das Kollektiv, in dem wir leben, für reine Nachbarschafts- und Großfamilienhilfe viel zu komplex, widersprüchlich und nicht selten reichlich kontraintuitiv geworden ist, brauchen wir auch da eine gemeinschaftlich organisierte Hilfe.
Auch diese Frage lässt sich an den universellen QC stellen! Und ich denke es gab schon Antworten darauf, auf die man zurückgreifen kann....
Nanna hat geschrieben:Insofern gehört der Staat dazu, aus ganz pragmatischen Erwägungen, nicht wegen Erlösungs- oder Reinigungsfantasien oder sonstiger emotionaler Schwärmerei, die ich empfinden würde.
Es git viele Arten von Staaten: Vater? Nanny? Zentral? Sozial? ... - oder Minimal (unter "schärfster Beobachtung")?