ujmp hat geschrieben:provinzler hat geschrieben: einer geradezu terroristisch ausufernde Bürokratie
Mann, seit ihr süß!
Der Zynismus und der Hohn des Menschens, der die Mehrheit hinter sich weiß. Auch das ist nicht neu.
ujmp hat geschrieben:provinzler hat geschrieben: einer geradezu terroristisch ausufernde Bürokratie
Mann, seit ihr süß!
Vollbreit hat geschrieben:Eine ausführliche Kritik hat Dir doch Nanna angeboten, aber Du hast sie weitgehend ignoriert.
Nur zu jammern, wie schlecht die Welt doch ist, wirkt auch auf mich unreif.
Außer der Subbotschaft, ich bin ganz anders, die in Internetforen aber nun mal jeder zweite drauf hat, bietest Du da nichts an.
Kannst ja noch nachlegen.
Nanna hat geschrieben:Insbesondere, und da hat Vollbreit vollkommen recht, kann Freiheit nie erreicht werden, wenn sie nicht darin beginnt, innere Freiheit und Emanzipation von den Umständen zu sein. Indem du dein Wohlbefinden und deinen emotionalen Zustand abhängig machst von der Gesellschaft, dem Staat und allen, die dir angeblich reinreden, bist du verdammt abhängig von diesen Entitäten und lässt dich von ihnen deuten. Deshalb kommst du auch nicht von ihnen los, weil du in einem Kampf gegen etwas immer über deinen Gegner definiert bist, bleibst und bleiben wirst, so lange, bis du lernst, davon abzulassen und freier darin zu werden, zu entscheiden, wann du dich zu was in Opposition stellst und wann du Fünfe einfach mal gerade sein lassen kannst.
Ken Wilber hat geschrieben:„Das Auftauchen der formal-reflexiven Basisstruktur eröffnet die Möglichkeit der D-5-Selbstentwicklung: eine hochdifferenzierte, reflexive und introspektive Selbststrukturierung. Das D-5-Selbst ist nicht mehr unreflektiert an soziale Rollen und konventionelle Moral gebunden; zum ersten Mal kann es sich auf seine eigenen individuellen Prinzipien von Vernunft und Gewissen stützen (Kohlbergs postkonventionelles, Loevingers gewissenhaft-individualistisches Selbst etc.). Zum ersten Mal kann das Selbst eine mögliche (oder hypothetische) Zukunft konzipieren (Piaget) mit ganz neuen Zielen, neuen Möglichkeiten, mit neuen Wünschen (Leben) und neuen Ängsten (Tod). Es kann mögliche Erfolge und Misserfolge abwägen auf eine Art, die es sich zuvor nicht vorstellen konnte. Es kann nachts wachliegen vor Sorge oder Begeisterung über alle seine Möglichkeiten. Es wird Philosoph, ein Träumer im besten und höchsten Sinn; ein innerlich reflexiver Spiegel, staunend über seine eigene Erkenntnis. Cogito, ergo sum.
„Identitätsneurose“ bezeichnet spezifisch alle Dinge, die beim Auftauchen dieser selbstreflexiven Struktur schiefgehen können. Ist sie stark genug um sich vom Regel/Rollen-Geist freizumachen und für ihre eigenen Gewissensprinzipien einzustehen? Kann sie, wenn nötig, den Mut fassen, nach einer eigenen Melodie zu marschieren? Wird sie es wagen, selbst zu denken? Wird sie von Angst und Depressionen erfasst angesichts ihrer eigenen Möglichkeiten? Diese Dinge – die leider von vielen Theoretikern der Objektbeziehungen auf die D-2-Dimension von Trennung und Individuation reduziert werden – bilden den Kern des D-5-Selbst und seiner Identitätspathologie. Erikson (1959, 1963) hat die vielleicht definitiven Studien über die D-5-Selbstentwicklung geschrieben („Identitiät vs. Rollenkonfusion“). Hier kann nur die Beobachtung hinzugefügt werden, dass philosophische Probleme ein integraler Bestandteil der D-5-Entwicklung sind und philosophische Erziehung ein integraler und legitimer Bestandteil der Therapie auf dieser Ebene ist.“
(Ken Wilber Das Spektrum der Entwicklung in, Wilber, Engler, Brown, Psychologie der Befreiung, Scherz Verlag 1988, S.125f)
provinzler hat geschrieben:Konfiskatorische Staatsquoten und einer geradezu terroristisch ausufernde Bürokratie sind keineswegs Grundkonstanten menschlichen Daseins.
provinzler hat geschrieben:Es gibt rohstoffarme Länder, die mit weit niedrigeren Staatsquoten (15-20%) klarkommen (Singapur), und die sicher nicht ärmer sind. Oder haben die Deutschen da ein bestimmtes Gen, dass 80% zu pathologischen Neidhammeln macht, die dem Nachbarn nciht das Wasser zur Brotsuppe gönnen und ich bin halt die Mutation, die Pech gehabt hat?
provinzler hat geschrieben:Wer die Art und Weise großer Teile seiner Mitmenschen scheiße findet, muss irgendwie krank oder unreif sein. Auch nicht neu. Selbstgerechter Zynismus. Auch das ist nicht neu.
stine hat geschrieben:Ich finde es wieder einmal hervorragend, dass ohne oder mit Glauben, am Ende die selbe Erkenntnis steht. Nichts anderes als das Obige ist mit dem "Verzeihen" im christlichen Kontext gemeint. Wer nicht "verzeihen", sprich loslassen kann, bleibt immer Opfer seiner äußeren Umstände.
stine hat geschrieben:Nach dem Motto: Ich lass mir doch von meinem Nachbarn nicht sagen, welche Laune ich heute haben muss! sollte man anfangen, so zu leben, wie man leben möchte. Das umzusetzen ist ein kleiner Schritt auf einem langen Weg.
Nanna hat geschrieben:Man kann über bestimmte Formen der Organisation und des Zusammenlebens sprechen, kann Änderungen an konkreten Konventionen verlangen, aber auf der fundamentalen Ebene wird es keine Abschaffung von Gruppen und Hierarchien geben (meiner persönlichen Meinung nach wäre das auch überhaupt nicht wünschenswert, aber das ist meine spezifische Sicht), und insofern läuft ein Dauergejammer darüber irgendwann zusammen mit anderen Ungerechtigkeiten des Lebens (warum muss ich sterben? warum habe ich diese und jenen Eltern? warum bin ich nicht reich/schön/andersfarbig/andersgeschlechtlich/in anderen historischen Umständen geboren? warum bin ich krank und der Nachbar nicht?) schon auf die selbstmitleidige Schiene hinaus. Die ewige Anklage an die Gesellschaft, das Universum, etc. weil man mit der Gesamtsituation unzufrieden ist, ist meines Erachtens schon das eigene Problem.
Nanna hat geschrieben:Ich finde, es gehört dazu, auch in der Lage zu sein, einfach mal "C’est la vie!" sagen zu können, ohne deshalb alles Gegebene automatisch gut oder richtig zu finden.
Nanna hat geschrieben:Nein, das ist nicht die Definition von Totalitarismus.
Irritieren dich meine Versuche, dir ein Angebot zur Selbstreflexion zu geben, wirklich derart, dass du als einzigen Ausweg siehst, noch mehr fürchterliche Begriffe in einen Satz zu quetschen, um es dem bösen Staat wenigstens verbal mal so richtig zu zeigen?
Vollbreit hat geschrieben:Dann lass uns doch über Sinn, Unsinn und Herleitung voon Konventionen reden, ist doch eh das Metathema der beiden Threads hier und sicher ergiebig.
Vielleicht ist es dann doch nicht sooo einfach (obwohl ich dieser Konvention weitgehend zustimmen würde), denn die Frage nach der Zulässigkeit von Konventionen ist eben selbst wieder eine Konvention und man findet im Grunde keinen objektivierbaren ersten Punkt, bei dem man das Spiel beginnen lassen kann. Sei es bei der Frage, wem warum was zusteht, oder wer wie mit wem verkehren sollte.provinzler hat geschrieben:Dabei ist das relativ einfach. Konventionen sind solange zulässig, solange sie auf der freiwilligen Vereinbarung aller Beteiligten beruht und die grundlegenden Rechte des Individuums unberührt lassen (u.a. also auch beispielsweise auf die Anwendung von Gewaltmaßnahmen verzichtet wird und Dritte durch eine Vereinbarung nicht geschädigt werden).
Man muss nicht allen Konventionen zustimmen, also nicht jeder.provinzler hat geschrieben:Staat verletzt aber fast immer diese Grundsätze. Hier werden regelmäßig Vereinbarungen oder Konventionen oder Übereinkünfte von bestimmten Gruppen dafür verwendet, Dritte, die nicht zugestimmt haben systematisch schlechter zu stellen.
Warum drehst Du denn gleich so durch? Ich finde den Wunsch im Wald zu wohnen recht nachvollziehbar und manche Ärgernisse ärgern mich auch, aber Nichtschwimmer finanzieren auch Schwimmbäder mit und Nichtleser Bibliotheken, dafür ist man ja Teil einer Solidargemeinschaft. Nicht dass ich das immer alles verstehe und super finde, aber mal sorum gefragt: Wenn hier alles so fürchterlich ist, wo ist es denn dann gut?provinzler hat geschrieben:Hierbei bedient man sich des hinterhältigen rhetorischen Tricks, dass aus der puren Existenz und Anwesenheit eine fiktive Zustimmung zu den Entscheidungsmechanismen unterstellt wird. Selbst wenn ich mir im bayrischen Wald ein Stück Land kaufe, und mich dort als Einsiedler nur von wild wachsenden Beeren ernähre, bin ich sicher, dass das die GEZ nicht abhalten wird, das als Haushalt zu definieren und mich zu drangsalieren. Noch wahrscheinlicher wird man mich allerdings pathologisieren, entmündigen und zwangspsychatrieren, weil mein Verhalten "nicht normal" ist.
Nanna hat geschrieben:Weder wird der Staat dir alles hinterhertragen, noch wird er dich in Ruhe lassen und dasselbe gilt für die Gesellschaft.
Vollbreit hat geschrieben:Man muss nicht allen Konventionen zustimmen, also nicht jeder.
Vollbreit hat geschrieben: aber Nichtschwimmer finanzieren auch Schwimmbäder mit und Nichtleser Bibliotheken, dafür ist man ja Teil einer Solidargemeinschaft. Nicht dass ich das immer alles verstehe und super finde, aber mal sorum gefragt: Wenn hier alles so fürchterlich ist, wo ist es denn dann gut?
provinzler hat geschrieben:stine hat geschrieben:Nach dem Motto: Ich lass mir doch von meinem Nachbarn nicht sagen, welche Laune ich heute haben muss! sollte man anfangen, so zu leben, wie man leben möchte. Das umzusetzen ist ein kleiner Schritt auf einem langen Weg.
Was aber im Umkehrschluss nicht bedeutet, dass es die angemaßten ungerechtfertigen Übergriffen und Ansprüchen auch nur im geringsten rechtfertigt. Dass unsere Gesellschaft neidgetriebene angemaßte Ansprüche auch noch organisiert per Gewaltanwendung eintreibt und von mir dabei auch noch strafbewehrt verlangt(!), dass ich diese Übergriffe und Ansprüche als "gerecht" anerkenne (siehe beispielsweise die im Steuerstrafrecht geforderte "Reue" etwa für die Wirksamkeit eine Selbstanzeige). Das ist genau die Definition von Totalitarismus.
provinzler hat geschrieben:Tja mit der Argumentation, wäre es auch völlig unangebracht, sich gegen Kriegstreiber, Folter oder ähnliches zur Wehr zu setzen. Denn auch die gibt es seit die Menschheit existiert.
provinzler hat geschrieben:Mit meinem eigenen Leben komme ich so im Großen und Ganzen ganz gut klar. Aber wenn jemand versucht ungerechtfertigte Ansprüche gegen mich oder andre gewaltsam zu exekutieren, dann werde ich sauer.
provinzler hat geschrieben:Und noch angepisster werde ich, wenn das dann noch moralisch verbrämt wird, und das Ganze mit moralischen Anschuldigungen garniert und mich noch mit einem "selber schuld" verhöhnt. Ich kann diese Lügen schlichtweg nicht mehr hören...
provinzler hat geschrieben:Nanna hat geschrieben:Ich finde, es gehört dazu, auch in der Lage zu sein, einfach mal "C’est la vie!" sagen zu können, ohne deshalb alles Gegebene automatisch gut oder richtig zu finden.
Ja, der schöne Satz: "Akzeptiers einfach, weil das ist halt so/machen alle so", der immer dann kommt, wenn die Aufforderung kommt ungerechtfertigte Ansprüche gewaltsam zu exekutieren doch zu begründen und rechtzufertigen, und zwar ohne Berufung auf Dogmatik. Mit deiner Logik könnte eine religiöse Mehrheit dich als Ketzer aufhängen, weil das in der Gesellschaft dann nun mal so Konvention ist. Würdest du dann auf dem Weg zu Galgen, auch noch "C'est la vie" sagen?
provinzler hat geschrieben:Klar und wenn die Meute mal wieder besonders geil drauf ist, fremde Völker zu überfallen oder Minderheiten zu vergasen, wird man mich zwingen mitzumachen oder zu sterben (gut die Freiheit zum Suizid hab ich noch als Desertions-Alternative. Soll ich mich dafür auch noch bei den kriegsgeilen Arschlöchern bedanken?). Ich persönlich werde davon wohl zum Glück verschont bleiben, weil Greise nicht so versessen auf Schützengräben sind. Was aber nichts daran ändert, dass die Arschlöcher sich derart "Rechte" weiterhin vorbehalten.
provinzler hat geschrieben:Vollbreit hat geschrieben:Dann lass uns doch über Sinn, Unsinn und Herleitung voon Konventionen reden, ist doch eh das Metathema der beiden Threads hier und sicher ergiebig.
Dabei ist das relativ einfach. Konventionen sind solange zulässig, solange sie auf der freiwilligen Vereinbarung aller Beteiligten beruht und die grundlegenden Rechte des Individuums unberührt lassen (u.a. also auch beispielsweise auf die Anwendung von Gewaltmaßnahmen verzichtet wird und Dritte durch eine Vereinbarung nicht geschädigt werden).
provinzler hat geschrieben:Selbst wenn ich mir im bayrischen Wald ein Stück Land kaufe, und mich dort als Einsiedler nur von wild wachsenden Beeren ernähre, bin ich sicher, dass das die GEZ nicht abhalten wird, das als Haushalt zu definieren und mich zu drangsalieren. Noch wahrscheinlicher wird man mich allerdings pathologisieren, entmündigen und zwangspsychatrieren, weil mein Verhalten "nicht normal" ist.
Hatte ich doch so geschrieben. War das so undeutlich formuliert?Nanna hat geschrieben: (Ergänzung zu stine: beim Vergeben geht es nicht um den Anderen, der einem etwas angetan hat, zu befreien, sondern darum, sich selbst von der Last der ewigen Beschäftigung mit dem Geschehenen frei zu machen).
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