@Nanna
Ich möchte gerne den thread unter dem Thema "wer bin ich, was soll ich tun" weiterführen. Daß die überragende geistesgeschichtliche Bedeutung des Trinitätskonzeptes für den theologischen Personenbegriff einen Naturalisten überraschen, ja erschüttern kann, verwundert mich nicht.
Die damit konkurrierende Sichtweise von Person, die dem Naturalismus zugrunde liegt, ist es die, daß es sich bei einer Person um eine einzelne, isolierte Entität handelt. Diese Entitäten erschaffen sich durch Monolog: Alles, was eine Person ist, schafft sie letztendlich im Rahmen ihrer Möglichkeiten ausschließlich aus sich selbst. Die Naturwissenschaften haben diese Möglichkeiten mit der genetischen Anlage des Menschen identifiziert. Damit ich ich zu mir sagen kann, braucht es eigentlich keinen anderen. Jeder ist schon einzigartig aufgrund seines Genoms. Der Andere selbst ist nicht konstituierend für meine Persönlichkeit. Natürlich kann und werde ich von anderen Leuten geprägt werden, dann verändert sich meine Persönlichkeit im Rahmen ihrer Möglichkeiten. Aber gäbe es nur mich allein, wäre ich auch ich.
Es ist genau dieser letzte Satz, dieses naturalistische Credo, der aus christlicher Perspektive nicht wahr ist. Ich bin nur ich, weil es andere gibt. Allein wäre ich nicht. Um mich als Person zu erschaffen und zu erhalten, muss ich mit anderen in Dialog treten. Das Wort der anderen und mein Wort ist kein nachträglicher Luxus, sondern der Anfang von mir selbst. Am Anfang war das Wort ....
Warum jemand ethisch handeln solle, erschließt sich aus der ersten, der Monologtheorie der Persönlichkeit nicht so sehr aus einem inhärenten Sinn, der dem Menschen nach christlicher Perspektive eingepflanzt ist, sondern zugespitzt aus einer Ethik der Schadensvermeidung oder Schadensbegrenzung. "Was du nicht willst, was man dir tut...".
Aus der Dialogtheorie folgt dagegen, daß ethisches Verhalten in der Persönlichkeit des Menschen selbst angelegt ist: "Es gibt dich gar nicht, wenn du den anderen nicht als freien Dialogpartner anstrebst."