Pro & Contra: Banken

Re: Pro & Contra: Banken

Beitragvon webe » Mi 26. Jun 2013, 23:51

ich bin versucht, provinzler auch Ludwigs Erhardt ´s Soziale Marktwirtschaft als sozialistische Spielwiese zuunterstellen. Wir hätten auf jener Basis uns weiterbewegen sollen, dann wäre auch Schröders Agenda uns erspart geblieben.
Eine Gleichschaltung Aller, wie es manche politische Utopien einforderten, ist mehrheitlich- und dieses ist gut so-nicht durchsetzbar, somit wird es immer unterschiedliche Einkommen und Vermögensverhältnisse geben.
Nur die Unterschichten- arbeitswillig, aber arbeitslos; Alleinerzeihende, Behinderte ua.-sollten ihr menschenwürdiges Einkommen und Grundrente beziehen können.
Ein Verdienst ohne staatliche Subventionen für untere Einkommensbezieher und Rentner.

Bei den Spitzeneinkommen und Vermögensbesitzer sollte eine entsprechende Besteuerung erfolgen und eine Begrenzung der Einkommenhöhe und des Besitztums, denn ab einem gewissen Grad muss man sich bestimmte Steueroasen und Angestelltenausbeutung Eigen machen.

Richtig wäre, dass Jeder unabhängig seines Standes und Berufes in die sozialen Versicherungen des öffentlichen Rechtes anteilmässig sich einbringen müsste: Gesetzliche Krankenkassen und Rentenversichrungen, Pflegeversicherung.

Banken, Energie- und Wasserversorgungen gehören ins Gemeingut, also gemeinnützig, überführt.
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Re: Pro & Contra: Banken

Beitragvon provinzler » Do 27. Jun 2013, 05:57

webe hat geschrieben:ich bin versucht, provinzler auch Ludwigs Erhardt ´s Soziale Marktwirtschaft als sozialistische Spielwiese zuunterstellen. Wir hätten auf jener Basis uns weiterbewegen sollen, dann wäre auch Schröders Agenda uns erspart geblieben.



Wenn du Ludwig Erhard mal im Original gelesen hättest, würdest du feststellen, dass die Reformen Schröders ganz im Sinne Erhards gewesen wären. Erhards Ansatz war, dass die Marktwirtschaft an sich eigentlich schon ziemlich sozial ist, weil sie den breiten Wohlstand hebt. Ich zitiere hier nur mal einige Stellen Stellen aus "Wohlstand für alle", stellvertretend für Erhards Denken (Link zum frei verfügbaren PDF am Ende):

Beispielsweise Thema Sozial"versicherung:

"Darum widerspricht es
zum Beispiel der marktwirtschaftlichen Ordnung, die private
Initiative, Selbstvorsorge und Eigenverantwortung
auch dann auszuschalten, wenn das Einzelindividuum materiell
durchaus in der Lage ist, solche Tugenden in weitem
Umfang zu üben. Wirtschaftliche Freiheit und totaler
Versicherungszwang vertragen sich denn auch wie Feuer
und Wasser.
(S. 247)"

In einem System Erhardscher Provenienz müsste jemand wie ich nicht das Ponzischema namens Rentenversicherung mit erheblichen Einkommensanteilen bedienen.

"Wo aber sollen wir hinkommen und wie
wollen wir den Fortschritt aufrechterhalten, wenn wir
uns immer mehr in eine Form des Zusammenlebens von
Menschen begeben, in der niemand mehr die Verantwortung
für sich selbst zu übernehmen bereit ist und jedermann
Sicherheit im Kollektiv gewinnen möchte. Ich habe diese
Flucht vor der Eigenverantwortung drastisch genug gekennzeichnet,
wenn ich sagte, daß, falls diese Sucht weiter
um sich greift, wir in eine gesellschaftliche Ordnung schlittern,
in der jeder die Hand in der Tasche des anderen hat." (S.248)

Ludwig Erhard schrieb das vor dem Hintergrund einer offiziellen Staatsquote, die bei etwa drei Fünfteln des heutigen Werts lagen und einem weit geringeren Level an indirekter "Steuerung". Heute leben wir in der Welt, die Erhard hier malt.

Erhard setzt aber noch einen drauf:

"Dieser Drang und Hang ist mehr als alles andere geeignet, die echten menschlichen
Tugenden: Verantwortungsfreudigkeit, Nächstenund
Menschenliebe, das Verlangen nach Bewährung, die
Bereitschaft zur Selbstvorsorge und noch vieles Gute mehr
allmählich aber sicher absterben zu lassen – und am Ende
steht vielleicht nicht die klassenlose, wohl aber die seelenlos
mechanisierte Gesellschaft." (S. 248/249)

Eine Welt in der Urteilsvermögen und Gewissen durch behördliche Vorschriften und Richtlinien ersetzt werden. Und jeder der nicht zufrieden ist, beschwert sich beim Staat, dass er ihm nicht genug in die Tasche steckt. So kommt mir die politische Diskussion heute allerdings manchmal vor.

Zum Thema Umlageverfahren (das Erhard politisch bekämpfte) hat er auch was zu sagen:

"Wer sich nicht scheut, die anstehende Problematik hart
und klar zu Ende zu denken, wird schnell die Illusion des
Sicherheitsbedürfnisses erkennen. Ebensowenig wie ein Volk
mehr verzehren kann, als es als Volk an Werten geschaffen
hat, sowenig kann auch der einzelne mehr an echter Sicherheit
erringen, als wir uns im ganzen durch Leistung Sicherheit
erworben haben. Diese Grundwahrheit wird auch nicht
durch Verschleierungsversuche mittels kollektiver Umlegeverfahren
aus der Welt geschafft. Ja, gerade dieses gewiß
sozial gemeinte Umlegeverfahren muß mit einem sehr
hohen Preis bezahlt werden. Das Streben nämlich, den einzelnen
Menschen von zu viel staatlichem Einfluß und zu
viel Abhängigkeit zu befreien, wird dadurch zunichte gemacht;
die Bindung an das Kollektiv wird immer stärker.
Die vermeintliche Sicherheit, die dem Individuum vom
Staate oder von irgendeinem anderen Kollektiv gewährt
wird, muß es sich selbst teuer erkaufen. Der solcherart
Schutzsuchende muß also zuerst einmal bar bezahlen" (S.250)

Und er schiebt noch hinterher:

"Es ist auch ein Irrtum zu glauben, daß der Weg zum
Versorgungsstaat erst dann beschritten wäre, wenn die
kollektive Sicherheit ganz oder teilweise vom Staat aus
allgemeinen Steuermitteln gewährt werden würde. Ebensowenig
kann man diesen Gefahren dadurch entrinnen, daß
man einen totalen Versicherungszwang setzt, die Leistungen
aber aus Beitragsumlagen finanziert."(S.250)

Und am Ende dieser Entwicklung steht nach Erhard der "soziale Untertan" (grandiose Wortschöpfung wie ich finde).

Ich will dir aber nicht vorenthalten, was Erhard unter einem guten Staatsbürger versteht:

"Das mir vorschwebende Ideal
beruht auf der Stärke, daß der einzelne sagen kann: „Ich
will mich aus eigener Kraft bewähren, ich will das Risiko
des Lebens selbst tragen, will für mein Schicksal selbst verantwortlich
sein. Sorge du, Staat, dafür, daß ich dazu in
der Lage bin.“(S.251)

„Kümmere du, Staat, dich nicht um meine
Angelegenheiten, sondern gib mir so viel Freiheit und laß
mir von dem Ertrag meiner Arbeit so viel, daß ich meine
Existenz, mein Schicksal und dasjenige meiner Familie
selbst zu gestalten in der Lage bin.“ (S.252)

Überflüssig zu erwähnen, wie Erhard wohl manche Teile heute grassierenden Unfugs kommentieren würde.

Und bevor wieder irgendjemand anfängt, was von "Solidarität" zu sabbern:

"Darüber hinaus wäre es für unser gesellschaftspolitisches
Leben höchst bedenklich, wenn selbst solche Staatsbürger
in eine befohlene Zwangsversicherung einbezogen werden
würden, von denen kraft ihrer Stellung und Funktion füglich
erwartet werden darf, daß sie aus eigener Kraft und
Leistung bestehen wollen." (S.254)

Auch weiters sind Erhards Gedanken hochaktuell:

"In jedem Falle sind schwerste Bedenken gegen alle Versuche
geltend zu machen, die selbständigen Erwerbstätigen
in die Kollektivsicherung einzubeziehen. Die Bereitschaft
zu freier und eigenverantwortlicher Bewältigung der Lebensrisiken
ist notwendige Voraussetzung des Selbständigseins
in einer freiheitlichen Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung.
Selbständigkeit in der Marktwirtschaft bedeutet,
aus eigenem Antrieb und eigener Verantwortung heraus
eine unabhängige Erwerbstätigkeit auszuüben und damit
zugleich Träger unternehmerischer oder geistiger Initiative
zu sein. Den Selbständigen steht einerseits die Wahrnehmung
der in der wirtschaftlichen Entwicklung liegenden
Chancen offen, was andererseits aber auch zur Folge haben
muß, daß sie die damit verbundenen wirtschaftlichen Risiken
zu tragen bereit sind."(S.255)

Eine solche Einbeziehung findet in D ja grade schrittweise statt zu Zwecken der Insolvenzverschleppung und ist in Österreich schon längst Realität.

Was der währungspolitische Falke Erhard zur wachsweich-Währung Euro zu sagen hätte, brauche ich wohl auch nicht zu sagen.

Zum Abschluss lasse ich ihn (sozusagen als Ansage für die Zukunft) noch zum Thema Inflation zu Wort kommen:

"Die Inflation kommt nicht über uns als ein Fluch oder
als ein tragisches Geschick; sie wird immer durch eine
leichtfertige oder sogar verbrecherische Politik hervorgerufen." (S.259).

Kurz gesagt, die Erhardsche soziale Marktwirtschaft ist etwas gänzlich andres, als es die Interpretation von gewissenlosen FUnktionären und Politikern, sowie hirntoten Anhängern der verschiedenen Schattierungen der Raub- und Mordideologie Sozialismus heute weismachen wollen.

Erhard musste um seine Ideen damals unter andrem gegen eine SPD kämpfen, die statt der Freiheit für die Bürger lieber das nationalsozialistische Modell der Unterdrückung und der Unfreiheit, in wirtschaftlicher Hinsicht (und in der Folge damit zwangsläufig auch in jeglicher Hinsicht) beibehalten wollte. Mit Unterstützung der Amerikaner gelang es Erhard das Unheil gute 15 Jahre hinauszuschieben und die Wählerbestechung im Rahmen zu halten und damit die Grundlage für unseren heutigen Wohlstand zu legen, bevor die Regierung Brandt die alten Konzepte der Nationalsozialisten endgültig wieder aus der Schublade holte, statt sie in den Mülleimer der Geschichte zu entsorgen.


P.S.: Hier noch der versprochene Link zur Erkenntnis, in der Hoffnung, dass viele ihn nutzen mögen: http://www.ludwig-erhard-stiftung.de/fi ... r_alle.pdf
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Re: Pro & Contra: Banken

Beitragvon Zappa » Do 27. Jun 2013, 17:32

provinzler hat geschrieben: Und bevor wieder irgendjemand anfängt, was von "Solidarität" zu sabbern:


"Die Tatsache, daß die in Arbeit Stehenden in weitem
Umfang die Verpflichtung übernehmen, für die nicht mehr
Erwerbstätigen Sorge zu tragen, und die Rentenversicherung
sie auch noch an der steigenden Produktivität der
Volkswirtschaft teilhaben läßt, kennzeichnet die Aufgeschlossenheit
unserer Sozialpolitik und deren Fundierung
auf dem Grundsatz einer die Generationen verbindenden
Solidarität." Ludwig Erhard


a.a.O. S. 366 :lachtot:
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Re: Pro & Contra: Banken

Beitragvon webe » Do 27. Jun 2013, 21:52

Man sollte Sagen und Schreiben dürfen:

G.Schröder und L.Erhadt sind zwei Welten, die Erstere hat das Hirn im Hosenlatz, die Letztere hat meine Achtung und sie hat ihr Denkapperat im Kopf, wie es biologisch richtig ist!

-Herr Schröder ist kein Politiker und das ihm die Partei zähneknirschend zu seinem Willen unterwarf, war der grösste Fehler wo sie sich im Nachkriegsdeutschland geleistet hat.
3 Ehen entkräftigen schon manchen Mann und verwirren ihn zuweilen; bevor er seine Partnerin erkannt hat, stand schon eine Trennung bevor. Daher glaube ich, dass er sogar mit seinem Spiegelbild Probleme hat, es ihn befremdet.
Sein schneller und vorbereiteter Abgang vom Kanzlertum zu Putins Gasimperium ist bezeicchnet und lässt jede politische Ehrlichkeit ins Abseits rücken.

Daher bitte kein Vergleich mit Ludwig; obwohl er nie in meiner politischen Richtung vor Anker lag! Aber trotzdem meine Hochachtung an den Zigarrenpaffer!
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Re: Pro & Contra: Banken

Beitragvon provinzler » Fr 28. Jun 2013, 07:32

Zappa hat geschrieben:
provinzler hat geschrieben: Und bevor wieder irgendjemand anfängt, was von "Solidarität" zu sabbern:


"Die Tatsache, daß die in Arbeit Stehenden in weitem
Umfang die Verpflichtung übernehmen, für die nicht mehr
Erwerbstätigen Sorge zu tragen, und die Rentenversicherung
sie auch noch an der steigenden Produktivität der
Volkswirtschaft teilhaben läßt, kennzeichnet die Aufgeschlossenheit
unserer Sozialpolitik und deren Fundierung
auf dem Grundsatz einer die Generationen verbindenden
Solidarität." Ludwig Erhard


a.a.O. S. 366 :lachtot:


Er macht aber an andrer Stelle klar, dass es hier konkret um diejenige Generation geht, die durch den Krieg keinerlei Möglichkeiten hatte, selbst vorzusorgen, diese zu versorgende Generation mithin eine historische Ausnahmestellung hätte.
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Re: Pro & Contra: Banken

Beitragvon Zappa » Fr 28. Jun 2013, 16:30

Erhard ist wesentlich u.a. von Röpke beeinflusst; hier spielen Werte wie Solidarität, Gemeinschaft, Tugend, Humanismus etc. durchaus eine große Rolle. Ein Vulgärliberalismus lässt sich durch Bezug auf diese Denkschule mit Sicherheit nicht begründen. Darauf wollte ich hinaus ...
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Re: Pro & Contra: Banken

Beitragvon provinzler » Sa 29. Jun 2013, 07:20

Zappa hat geschrieben:Erhard ist wesentlich u.a. von Röpke beeinflusst; hier spielen Werte wie Solidarität, Gemeinschaft, Tugend, Humanismus etc. durchaus eine große Rolle. Ein Vulgärliberalismus lässt sich durch Bezug auf diese Denkschule mit Sicherheit nicht begründen. Darauf wollte ich hinaus ...

Allerdings erst recht nicht der Semi- bis Dreiviertelsozialismus den wir heute haben.
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Re: Pro & Contra: Banken

Beitragvon Zappa » Sa 29. Jun 2013, 07:40

provinzler hat geschrieben:
Zappa hat geschrieben:Erhard ist wesentlich u.a. von Röpke beeinflusst; hier spielen Werte wie Solidarität, Gemeinschaft, Tugend, Humanismus etc. durchaus eine große Rolle. Ein Vulgärliberalismus lässt sich durch Bezug auf diese Denkschule mit Sicherheit nicht begründen. Darauf wollte ich hinaus ...

Allerdings erst recht nicht der Semi- bis Dreiviertelsozialismus den wir heute haben.


Aber auf einen Viertel- bis Halbsozialismus könnte man sich ggf. einigen :mg:

Im Ernst: Das Thema interessiert mich, ich mache mal in Bälde einen Thread dazu auf (Du darfst mir auch gerne zuvorkommen).
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Re: Pro & Contra: Banken

Beitragvon provinzler » Sa 29. Jun 2013, 18:00

Zappa hat geschrieben:
Aber auf einen Viertel- bis Halbsozialismus könnte man sich ggf. einigen :mg:

Wenn du den Zahlen des satirisc...pardon statistischen Bundesamtes so unbesehen Glauben schenkst. :mg:
Kann mich an eine Radiosendung mit einem von deren Chefsatiri..verflixt nochmal -statistiker, der erzählte, die Inflationszahlen, glaube ihm nicht mal seine Frau (die nach seinen Angaben gewissenhaft Haushaltsbuch führt). :lachtot:
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