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Zum Inidzierungsantrag des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend über das Buch „Wo bitte geht´s zu Gott? Fragte das kleine Ferkel“ von Michael Schmidt-Salomon und Helge Nyncke
Sehr geehrte Damen und Herren,
es ist eine Sache, wenn einem ein Buch nicht gefällt und wenn man seine eigenen Kinder religiös erziehen möchte. Eine andere Sache ist es, ein Buch zu indizieren und durch das damit verbundene Werbeverbot ein Buch abzuwerten und den Verkauf in einer verbotsähnlichen Weise zu behindern.
Es ist nicht zutreffend, dass die Religionen Christentum, Islam und Judentum verächtlich gemacht oder gar der Lächerlichkeit preisgegeben würden:
1. Es ist kein „Verächtlich machen“, eine Person unfreundlich und mit wütenden Gesichtszügen darzustellen. Das gilt erst recht, wenn es sich um eine situationsbedingte Reaktion in einer Geschichte handelt. Auch der „Rabbi“ wird in diesem Zusammenhang nicht grundsätzlich wütend dargestellt, sondern eben nur in dieser besonderen Situation.
2. Die Deutung, der Rabbi würde dem Vertreter des christlichen Glaubens die Schriftrolle auf den Mund drücken und ihn zu ersticken drohen, ist eine bizarre Verkennung der Darstellung, die kein Kind jemals so wahrnehmen würde: Jedem Betrachter drängt sich auch aufgrund der sonstigen Details des Bildes der Eindruck eins Handgemenges auf, ja eines versehentlichen Übereinanderstürzens der Personen. Handelt es sich doch bei der Schriftrolle sogar um eine heilige Schrift des Rabbis selbst, die dieser gerade bewahren will. Es scheint dem antragstellenden Ministerium die Phantasie durchgegangen zu sein, als es hier einen Verdacht vorsätzlicher Handlung unterstellte. Auch dass die jüdische Religionsgemeinschaft beabsichtige, eine andere Religionsgemeinschaft zu vernichten oder ihre Religion mit Gewalt durchsetzen wolle, ist weder dem Text noch den Bildern zu entnehmen. Der Vorwurf hat so wenig mit dem Buch zu tun, dass man sich fragt, ob den Mitarbeiter des Ministeriums das richtige Buch vorlag.
3. Der Charakter des Buches ist grundsätzlich aus erkenntnistheoretischen Gründen des Naturalismus gegen die Religionen als solche gerichtet – keineswegs nur speziell gegen das Judentum – welche die übernatürliche Gestalt einer Gottheit als wahr hinstellen, ohne dass dies vom naturalistischen Standpunkt aus haltbar wäre. Eben dieser Kritikpunkt zieht sich als roter Faden durch das Buch. Nur bei grober Verkennung dieses Umstandes kann man annehmen, dass sich das Buch gegen eine spezielle Religion oder sogar „Volksgruppe“ (?) richte.
4. Das Buch ist daher geeignet, die erkenntnistheoretisch-kritische, selbständige Denkweise zu Fördern. Es demonstriert auch für Kinder eingänglich, dass niemand deshalb ein besserer Mensch sein muss, weil er ein Vertreter der Religion ist. Gerade auch unter dem Gesichtspunkt gehäuften Auftretens von Kindesmissbrauch in der katholischen Kirche ist eine grundsätzlich kritische Haltung auch bei Kindern in jeder Hinsicht wünschenswert.
5. Es wird als unzulässig angesehen, Kinder auch auf die negativen Darstellungen der jeweiligen Religion hinzuweisen: Es ist jedoch nicht grundsätzlich die Aufgabe von Kinderliteratur, die Kinder von jedweden negativen Umständen der Welt abzuschotten, sondern vielmehr Aufgabe sie auf das reale Leben vorzubereiten, wie dies etwa Märchen auf sehr viel drastischere und blutigere Weise tun. Insofern wäre selbst in einer Fabel die Darstellung von Wasserleichen für Kinder vielleicht etwas hart gewesen, auch wenn der Tod ansich durchaus darstellbar sein muss und eine solche Darstellung den in der Bibel als von der Gottheit verursachten Sintflut durchaus näher gekommen wäre. Die Darstellung der Sintflut haben sich nicht die Autoren ausgedacht, diese ist vielmehr unmittelbar in der Bibel enthalten, es kann schon aus diesem Grunde der Hinweis auf die Sintflut kein Herabwerten der Religion sein. Wenn die Sintflut aber Kindern thematisch nicht zugemutet werden kann, dann sollte sich der Ausschuss zunächst mit der Bibel selbst befassen, in der diese Passagen stehen. Dies betrifft nicht nur die Sintflut, sondern zahlreiche menschenverachtende Passagen, etwa über das dort für legitim erachtete Halten von Sklaven, Aufruf zu Folter und Mord (zahlreiche Vorschriften, nach denen gesteinigt werden soll, Hexen solle man nicht am Leben lassen, Aufklärer wünsche man sich mit einem Mühlstein um den Hals ins Meer etc.), von Tierquälerei ganz abgesehen (Steinigen von Kühen!…), die ihrerseits geeignet sind, Kinder und Jugendliche sozial-ethisch zu desorientieren.
6. Es dürfte als selbstverständlich angenommen werden, dass sich diejenigen Mitglieder des Ausschusses als solche freiwillig jeder Äußerung über das Buch enthalten, die als Vertreter der jeweils im Buch kritisierten Religionen in den Ausschuss entstandt wurden. Eine sachgerechte Mitwirkung kann wegen Befangenheit nicht erwatet werden.
Der Verfasser dieses Briefes sieht sich als Teil der Brights Bewegung.
Die Brights sind Menschen mit einem naturalistischen Weltbild, frei von mytischen und übernatürlichen Elementen.
http://www.Brights-Hamburg.deMit freundlichen Grüßen